Charlie Chaplin wird geliebt, weil er das ewige Kind ist – das erwachsene Kind ohne jede Spur von Würde. Es fällt auf wieviel seines Humors darauf beruht, der Würde der Männer mit hohen Hüten einen Dämpfer zu versetzen. Übrigens ist es interessant, daß den Kindern in Summerhill Charlie gleichgültig ist, ob das aber auf ihrer neuen Einstellung zur Würde beruht, kann ich nicht sagen. (A.S. Neill: The Problem Teacher London, Herbert Jenkins Limited, 1939, S. 88)
Neill schrieb das Ende der 1930er Jahre. Heute in der anti-autoritären Gesellschaft geht es uns ähnlich wie den Summerhill-Kindern damals: niemand, buchstäblich niemand, kann mehr über Charlie Chaplin lachen. Seine Komik funktionierte nur in der autoritären Gesellschaft. Wir lachen heute über Mr. Bean! Was ist der Unterschied zwischen beiden?
Charlie Chaplin war ein Kind des 19. Jahrhunderts. Die Menschen nahmen sich noch selbst ernst; lachten nicht über sich selbst. Worüber sie lachten war die Umkehr der Machtverhältnisse, d.h. daß der geborene Verlierer „der Würde der Männer mit hohen Hüten einen Dämpfer versetzt“. Es ist ein Humor der subversiven Umkehr („ein Kleinkind pafft an einer Havannazigarre, ein dicker Unternehmer saugt am Schnuller“), der nur in einer autoritären Gesellschaft funktioniert, weil er den Druck nimmt.
Dem Gesunden ist dieser „karnevalistische“ Humor, der letztendlich doch dem Erhalt der Klassengesellschaft dient, ziemlich gleichgültig, da er grundsätzlich nur über einen einzigen Aspekt lachen kann, nämlich wenn sich das Lebendige mechanisch verhält. Dem Ungepanzerten erscheint alles Gepanzerte als grotesk und schlichtweg zum Lachen.
Erst recht gleichgültig ist dem Gesunden aber der Humor eines Mr. Bean, der das Mechanische vertritt, das sich mechanisch verhält. Mr. Bean ist ein Kind der Zeit nach etwa 1960, entsprechend spricht aus seinem Humor die Selbstverachtung: ein Trottel benimmt sich wie ein Trottel. Die antiautoritäre Gesellschaft identifiziert sich politisch korrekt mit dem Mechanischen.
Die Gleichgültigkeit des Gesunden gegenüber dem „Humor“ des Gepanzerten beschreibt Neill im Zusammenhang mit den Theaterbesuchen von Summerhill-Kindern. Das Publikum platzt vor Lachen, Frauen gackern hysterisch, wenn Schenkel, Büstenhalter, Unterhosen und dergleichen oder irgendwas im Zusammenhang mit den Ausscheidungsfunktionen erwähnt wird. Bei den Summerhill-Kindern verzieht sich keine Miene.
Schlagwörter: Charlie Chaplin, Humor, Lachen, Mr. Bean, Summerhill, Witzigkeit kennt keine Grenzen
9. Juli 2017 um 07:24 |
Reich war ja auch stolz, dass nie jemand von ihm einen schmutzigen Witz gehört hatte.
11. August 2017 um 10:43 |
Die Unfähigkeit Sarkasmus zu verstehen bzw. richtig einzuordnen:
http://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_81863342/cnn-feuert-kommentator-nach-sieg-heil-.html
Die grenzenlose Verdummung dre Massen durch Politcal Correctness und Gutmenschentum. Dumm, dümmer, Grün.
11. August 2017 um 12:08 |
Habe ich mal erwähnt, dass gegen mich ermittelt wurde (eingestellt), weil ich – genervt von der an den einfachen Wünschen von Schülern vorbeiorganisierten Nachmittagsgestaltung – an einer Schule zu einer Kollegin sagte „Ich mach hier bald einen Amoklauf“?
11. August 2017 um 12:13 |
Nein,
Übrigens gehört das nicht nur zur Kontaktlosigkeit (okular) und zur mangelnden Gefühlsdifferenzierung (thorakal), sondern auch zur mangelnden Sprachdifferenzierung (oral). Beispielsweise versteht kaum jemand den Unterschied zwischen: „Ich wach über ihm.“ und „Ich wache über ihn.“