CHRONIK DER ORGONOMIE 1940-1957

3. November 1957

Peter Nasselstein: CHRONIK DER ORGONOMIE 1940-1957

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Ein dauerhafter Dissident

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NIE WIEDER FASCHISMUS, NIE WIEDER KRIEG!

Deutschland und die Emotionelle Pest (Teil 26)

27. Dezember 2025

Der technische und wissenschaftliche Fortschritt des Kaiserreichs hat dazu beigetragen, daß Deutschland in vielen Branchen, wie etwa in der chemischen Industrie, weltweit führend war. Beispielsweise war weltweit so gut wie jeder Gartenzaun mit deutscher Farbe angestrichen. Wenn man sich die Liste der Nobelpreisträger ansieht, gingen in dieser Zeit etwa 30-40% aller Nobelpreise für Medizin und in den Naturwissenschaften an Deutsche oder Österreicher. Deutsch war die internationale Wissenschaftssprache. Siehe z.B. den „X. Internationalen Medizinischen Kongreß in Berlin 1890 mit dem späteren Nobelpreisträger Robert Koch als Eröffnungsredner, zu dem sage und schreibe 5.600 Ärzte aus der ganzen Welt angereist kamen.

Ich schließe Österreich ein, da die meisten Österreicher sich deutsch fühlten und deutsch dachten und bestrebt waren sich mit Deutschland zu vereinen. Wilhelm Reich („Wilhelm Reich“) selbst war ein gutes und anschauliches Beispiel für das, worüber ich spreche. Obwohl er im äußersten Südosten der österreichisch-ungarischen Monarchie aufwuchs, identifizierte sich seine Familie vollständig mit dem deutschen Kaiserreich und seiner Kultur. Soweit ich weiß, gibt es keine Anhaltspunkte für die Annahme, Reich habe Deutschland und Österreich/Ungarn als „böse imperialistische Kriegstreiber“ eingeschätzt, im Gegensatz zu gutartigen „nicht-imperialistischen westlichen Demokratien“. Wie ich schon an anderer Stelle zitierte, schrieb er noch 1939 an seine „sexualökonomischen Anhänger“, daß es ihm egal sei, ob der britische oder der deutsche Imperialismus den kommenden Krieg gewinnen werde.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf zwei Bücher verweisen:

In ihrem Buch Der Krieg, der nicht enden durfte haben die beiden schottischen Historiker Jim Macgregor und Gerry Docherty in jahrzehntelanger Recherchearbeit auf beiden Seiten des Atlantiks Dokumente und Memoiren eingesehen, Reden vor dem amerikanischen Kongreß und dem britischen Parlament herangezogen, sowie führende internationale Zeitungen und andere Quellen der damaligen Zeit ausgewertet. Kapitel um Kapitel legen sie stichhaltige Beweise dafür vor, daß im Ersten Weltkrieg das Kriegsende vorsätzlich und unnötigerweise hinausgezögert wurde, um den wahren Strippenziehern hinter den Kulissen unglaubliche Gewinne zu sichern, während Millionen Soldaten auf den Schlachtfeldern ihr Leben ließen und die Bevölkerung Armut und Elend erdulden mußte. (Wer denkt da heutzutage nicht an Merz und seine Freunde in London und Paris…)

Die genaueren Zusammenhänge macht das Buch von Thomas Jung und Friedrich Georg, 1918 – Die Tore zur Hölle, deutlich:

Der „Große Krieg“ war ein kommerzieller, inszenierter Krieg mit dem Ziel, das Kaiserreich als führende und moderne Wissenschafts- und Wirtschaftsmacht zu zerstören. Frankreich und England waren bei US-Banken und Investoren hochverschuldet. Im Falle eines deutschen Sieges oder eines Ausgleichsfriedens drohte ihnen der Bankrott. Die USA traten in den Weltkrieg ein, um ihre milliardenschweren Investitionen in England und Frankreich zu retten.

Neben der hochprofessionellen deutschen Handelsflotte wurden die hohe Wirksamkeit und Qualität deutscher Fabriken immer mehr zu einer echten Bedrohung für die britische, amerikanische und französische Vorherrschaft auf dem Weltmarkt. Deutschland war ein starker Wettbewerber geworden, weil die Produkte Deutschlands für hohe Qualität und vernünftige Preise standen. Großbritannien, die USA und Frankreich waren deshalb neidisch und nervös. Sie hatten ein natürliches Interesse daran, Deutschland wieder klein zu machen. Es war ein umfassender Weltkrieg der Ausbeuter gegen die Arbeiterklasse! So sah Reich die Angelegenheit, bis er angesichts der Entwicklung in der Sowjetunion erkannte, daß es auf tieferer Ebene um die Auseinandersetzung zwischen Emotioneller Pest und Arbeitsdemokratie ging.

Aber zurück zu Reichs Österreich: Ergebnis des Kriegsendes, wie es von Präsident Wilson inszeniert wurde, war die totale Zersplitterung der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie, die lange Zeit ein stabiler Staat war, in dem viele kleine Ethnien friedlich unter einem Dach zusammenleben konnten. Imperialismus? Kann man mir eine einzige österreichisch-ungarische Kolonie in Übersee nennen? (Über die Adria hatte die k.u.k.-Monarchie durchaus Zugang zu den Ozeanen.) Bei dieser Gelegenheit sei auch an das Osmanische Reich erinnert, das England und Frankreich (bis auf Kleinasien) unter sich aufteilten und damit für einen Bürgerkrieg im Nahen Osten sorgten, der nunmehr über mehr als ein Jahrhundert anhält. Ohne diese beiden blutrünstigen imperialistischen Verbrecherstaaten hätten der deutsche Kaiser und der osmanische Sultan in Palästina über kurz oder lang ein deutschsprachiges (bzw. jiddischsprachiges) Protektorat eingerichtet, wo Juden konfliktfrei hätten siedeln können! Sozusagen das „Hongkong“ des Osmanischen Reiches mit Deutschland als Schutzmacht.

Nachdem die Entente Österreich-Ungarn von der Landkarte gelöscht hatte, konstruierte sie willkürlich eine Vielzahl künstlicher Mini-Staaten. Das Ergebnis waren viele Jahrzehnte Kriege und Bürgerkriege. Selbst der jugoslawische Bürgerkrieg kann als späte Folge des Auseinanderbrechens des alten österreichisch-ungarischen Reiches angesehen werden. Es wird gern vergessen, daß der „Weltkrieg im Osten“ sich zwischen 1912 (1. Balkankrieg) und 1923 (die Befriedung der sowjetischen Westgrenze) hinzog, was mit Pogromen und der Bildung nationaler Minderheiten einherging, von denen ein erneutes Konfliktpotential ausging (siehe Wlodzimierz Borodziej und Maciej Górny: Der vergessene Weltkrieg: Europas Osten 1912-1923).

Orgonometrie in der Diskussion (Teil 1)

26. Dezember 2025

Jonas schrieb 2014:

Ich möchte nur mal zwischenzeitlich Danke sagen für die m.E. UNBESCHREIBLICH WICHTIGE Arbeit, die Du in der Orgonometrie-Reihe leistest – auch wenn dazu in der Regel wenig kommentiert wird.

Ich bin immer wieder beeindruckt!

Sebastian:

Ich kann das gar nicht beurteilen, aber finde alleine die Bemühung hervorragend und möchte mich daher anschließen.

Oliver Gerlach:

Auch ich möchte mich hier unbedingt anschliessen. Neben der unglaublich umfassenden „Chronik der Orgonomie“ stellen „Orgonometrie 1 + 2“ die m.M. nach tiefgehendste zeitgenössische orgonomische Literatur dar!

Robert (Berlin) hat hinsichtlich „Orgonometrie (Teil 1): Kapitel II.1.d.“ eine Frage:

Mir wird aus dem Ganzen nicht ganz klar, was mit Sensation gemeint wird (hier mal als Kitzeln gesehen) und warum diese als Gegensatz zur Emotion steht.

Darauf meine Antwort:

Emotion sind „aufwallende“ Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Liebe, etc. Sensationen entsprechen dem, was man hört, ertastet, sieht, etc. Man denke nur an den religiösen Glauben: die einen lieben Gott und fürchten Gott, die anderen „wollen erst sehen“.

Claus:

Dafür gibt es ja einen guten Grund: Dafür, dass es das-und-das tatsächlich gibt, sprechen eher ‚Sensationen‘, zum Beispiel Anblicke (je nachdem, wie theoretisch die betreffende Sache ist, mehr oder weniger direkt oder eher über gedeutete Anzeichen). Gefühle kann man hingegen auch gegenüber Nichtexistentem haben (wohl jedenfalls dann, wenn man es für existent hält).

Einschub 2025: Schöne Illustrationen von Emotion und Sensation ist die bildende Kunst und die Musik. In der klassischen Malerei ging es vor allem um das Hervorrufen von Emotionen. Von der Tendenz her angefangen mit dem Impressionismus und dann radikal in der sowohl abstrakten als auch hyperrealistischen Kunst des 20 Jahrhunderts geht es praktisch nur noch um Sensationen. Man starrt stundenlang eine Rauhfasertapete an und ist fasziniert. Ähnliches ereignete sich in der Musik. Die Klassik und frühe Romantik war kaum etwas anderes als „vertonte Emotion“, was sich dann im Laufe der Zeit zu einer reinen Geräuschkulisse verflüchtigte. Selbst im Jazz und in den verschiedenen Bereichen der Populärmusik gab es ähnliche Entwicklungen. Man nehme etwa Miles Davis‘ Album In a Silent Way von 1969, wo es weniger um Melodie und den Spannungsbogen geht, sondern um die „Atmosphäre“, die erzeugt wird und um die „Textur“ – buchstäblich die besagte „Rauhfasertapete“!

Themenwechsel. Sebastian schrieb 2015:

Ähm, ich muss mal etwas loswerden. „Bei Anwesenheit von Panzer […].“Das ist einfach grausam zu lesen. Bin ich schon öfter drüber gestolpert. Warum nicht Panzerung?

Meine Antwort:

Ganz heikles Thema. Früher habe ich wie selbstverständlich immer von „Panzerung“ gesprochen. Doch jetzt, wo ich mich intensiv mit Konia beschäftigt habe: der hat meistens „Panzer“ geschrieben („armor“ statt „armoring“), was in mir einige Panik hervorrief. Reich selbst schreibt, wenn ich das jetzt richtig überblicke, meistens von „Panzerung“, ab und zu aber auch von „Panzer“. Etwa hier in der Charakteranalyse, wo er grammatikalisch richtig schreibt:

„Der Bewegungsausdruck des vierten Segments ist im Falle des Fehlens eines chronischen Panzers der der ‚Gefühlsbewegtheit‘ (…). Im Falle der Panzerung ist der Ausdruck der der ‚Unbewegtheit‘ oder ‚Unberührtheit‘“ (KiWi, S. 493).

Robert (Berlin) geht auf die Reich-Marx-Frage ein:

Man muss den Marxismus und Reichs entsprechende „Sexpol-Beiträge“ von der Arbeitsdemokratie her verstehen. Das erstere, der „Reichianische“ Ansatz, ist bloßes Sektierertum, in dem die zufällige, bzw. durch die Zeitläufe bestimmte Entwicklung eines einzelnen Mannes zum Maßstab wird, mit dem man eine ganze Wissenschaft verstehen will. Tatsächlich wichtig ist aber nur die Entdeckung der Arbeitsdemokratie, von der aus entschieden werden kann, was an Reichs frühen Theorien von mehr als historischem Interesse ist.

Ähnlich bei Giordano Bruno. Heute interessiert uns überhaupt nicht mehr, mit welchen Philosophen er sich damals auseinandersetzte, sondern das er das geozentrische Weltbild überwand.

Angeregt durch ein zufällig gesehenes Photo bin ich grundsätzlich geworden:

Worum es in der Orgonomie geht auf einem Photo: der schmutzig-braune DOR-Panzer des Planeten und darüber das frische Orgon, wie von Reich in CONTACT WITH SPACE beschrieben.

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O.

Der Begriff Orgontechnik wird meines Erachtens ausschließlich von Leuten benutzt, die keinerlei Ahnung von Orgonomie haben, aber ORACs bauen von ungewisser Zusammensetzung und dies als den „originalsten“ verkaufen. Weiterhin subsummieren sie irgendwelche Dorbuster-Konstruktion und dergleichen mehr.

Hier wird sich ausschließlich auf den Orgonmotor bezogen. Alternativ wäre und damit abgrenzend zum Sprachvandalismus der Orgonesoterik der neue Begriff „Orgonmotortechnik“ einzuführen.

Peter:

Danke, ich weiß Deinen Einwand zu würdigen, aber ich lasse mir doch nicht von „Reichianern“ und Esoterikern meinen Sprachgebrauch diktieren!

Es geht um Vogelschwärme:

Manuel:

Man beachte das Flugmuster der Bienen ab ca. 4:10:

Sebastian und ich verwiesen jeweils auf ein Video mit Vogelschwärmen. Diese Videos existieren nicht mehr im Netz, daher dies:

Peter Töpfer (Teil 15)

25. Dezember 2025

Bezeichnend ist, wie er mit Laskas beiden zentralen Beiträgen umgeht: dem „Über-Ich“ (siehe etwa Tiefenwahrheit, S. 444) und der „Jahrtausendentdeckung“. Wenn Laska von der Erweiterung der bisher rein kognitiven Aufklärung ins Affektive sprach, meinte er die Berücksichtigung des „Über-Ich“. Schlichtweg sprachlos macht es uns, wenn Töpfer diesen „Laska’schen Kernsatz“ („Erweiterung der Aufklärung ins Affektive“) so hinstellt, als sei es Laska um die existentialistischen Seelennöte eines Peter Töpfers gegangen (Vgl. S. 203). Über das Über-Ich selbst schreibt Töpfer:

Das frühere „Über-Ich“ – bei Laska so ultra-prominent, ob nun „rational“ oder „irrational“ – wandelt sich entsprechend auch in die direkt präsenten, nach und nach deutlicher werdenden, von mir verinnerlichten und leider mich beherrschenden konkreten „Stimmen“. Aus Über-Ich wurde „die böse Stimme“, die mich in verzweifelte Verwirrung treibt. (S. 193)

Tatsächlich war bei Laska der Begriff „Über-Ich“ nur eine Notlösung, um etwas zu vermitteln, für das es in der Sprache der Philosophen keine Entsprechung gibt. Reichs Begriff „Panzerung“ konnte er nicht nehmen, da dieser zu sehr mit der Orgonomie verbunden und für seine „Paraphilosophie“ nicht abstrakt genug war. Gleichzeitig war ihm natürlich bewußt, daß „Über-Ich“ etwas weitaus Umfassenderes ist als bloßes „Stimmenhören“. Zumal das letztere mehr in den Bereich der klinischen Psychiatrie gehört… (Wie übrigens auch das „schwache Ich“, von dem bei Töpfer dauernd die Rede ist!)

Aber Töpfer setzt bei seiner Zerstörung des Laska‘schen Lebenswerks noch eins drauf. Zunächst zitiert er die „Jahrtausendentdeckung“ Reichs, wie Laska sie 1976 formulierte: „Die moralische Regulierung des Trieblebens schafft gerade das, was sie bändigen zu können vorgibt: das asoziale Triebleben.“ Töpfer führt dazu aus, daß ihn, Töpfer, diese Fragestellung überhaupt nicht interessiere! Und er stellt die schier unglaublich deplazierte Frage: „Hat Laska ein Problem damit, als asozial gelten zu können?“ Ihm, Töpfer, hingegen sei es gleichgültig, ob seine Gefühle sozial seien. Und überhaupt: was schert es Töpfer, ob wir Menschen primär „tugendhaft“ seien! Eine Diskussion darüber sei sinnlos und er persönlich versuche sich nur durchs Leben zu lavieren, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Und dann weiter: „Eine Gefahr besteht hier aber nur bezüglich des köstlichen, durch und durch liberalen Sondergesetz-Paragraphen 130 StGB, wo man zwar nicht asozial werden kann, sondern sich nur die Zunge verbrennt und bis zu fünf Jahre in den Knast wandert wegen Verstoßes gegen die Wahrheit.“ Es geht hier um Volksverhetzung und Holocaustleugnung.

Hier haben wir es mit dem „Heiligen“ unserer Tage zu tun. Unsere Waschlappenstirneristen sehen überall das Heilige, nur dort nicht, wo es ins Auge springt und ins echte Leben eingreift. Jetzt sagen sie zu ihrer Verteidigung: Uns geht es ja nur um das innere Heilige, das „Jenseits in uns“. Während das äußere, politisch-juristische Heilige ein ganzes Land moralisch in die Knie zwingt, bleiben sie ganz gelassen im Lehnstuhl ihrer Bücherstube sitzen. Der Eigner hat natürlich gar nichts mit Politik zu tun, nein, natürlich nicht. Wir sind für das höhere Heilige zuständig, das richtige, das „Heilige in uns“, nicht für ein solch niederes Interesse, nicht mehr Phantastillarden an Israel zahlen zu müssen. (S. 196)

Bei Töpfer reduziert sich die Jahrtausendentdeckung, Laskas Kernsatz (Über-Ich) und der Stirnersche Eigner, auf den bei Laska wirklich alles hinauslief, auf – Töpfer… Wirklich, das gesamte LSR-Projekt „postphilosophisch“ in die Tonne getreten und das dann als „Weiterentwicklung“ verkauft!

Die ganze Ungeheuerlichkeit kulminiert in folgendem Absatz:

Es verwundert etwas, die scharfzüngig-schonungslosen, ultraradikal-nihilistischen Kritiker des „Heiligen“ mucksmäuschenstill zu sehen, wenn es – abgesehen von meinem, d.h. positiv-autonomen Heiligen – um das heutige, negativ-heteronome Heilige geht: alles, was mit den Juden zu tun hat. Sie trauen sich vor lauter Angst oder Ehrfurcht nicht einmal, das Heiligtum in den Mund zu nehmen und das Wort „Jude“ auszusprechen. Warum wohl hat La Mettrie „Täuschungsmanöver veranstaltet, die schon vielen Schriftstellern zum Schutz vor unseren Juden und ihren Synoden gedient haben“? Warum wohl hat er sich vor dem ultimativen Vorwurf, ein „Erzfeind der Gesellschaft“ zu sein, nur weil er ein Problem für die Juden darstellte, verteidigt? Ja, glaubt Ihr denn im Ernst, daß damals weniger Angst vor den Juden geherrscht hat? Aber La Mettrie hat sie beim Namen genannt (und niemand sollte sich L-Fan nennen, der nicht diesen Mut aufbringt) – vielleicht war das sein Todesurteil. (S. 201)

Aaaarrrggghhhh! Der notorische Ironiker LaMettrie hat hier mit einem neutestamentlichen Sujet gespielt aus Angst vor seinen CHRISTLICHEN und pseudo-aufklärerischen Verfolgern, die ihn aus dem erzkatholischen Frankreich, dem liberalen Niederlanden vertrieben und sogar an Friedrichs angeblich aufklärerischen Hof bedrängten. Die Juden waren so ungefähr die letzten, vor denen LaMettrie Angst haben mußte. Man greift sich an den Kopf, weniger wegen der Verpeiltheit, sondern weil, wie am Anfang unserer Beschäftigung mit Tiefenwahrheit konstatiert, Laska und sein Projekt geradezu systematisch zwischen Holocaustleugnung und Pädophilie aufgehängt wird. Dingen, mit denen LSR nichts, aber auch rein gar NICHTS zu tun hat. Ich glaub, es hackt!

Von Reichs Modell der drei Schichten (Fassade, sekundäre Schicht, primärer Kern) will Töpfer nichts wissen: „[d]ieses theoretische, anthropologische, physikalisch sein sollende, aber eigentlich doch moralphilosophische Modell“ (S. 283).

(…) jetzt kommt die Krönung der reich‘schen Korruptheit und die moralische Katastrophe: Reich wußte, daß seine ganze Fummelei am Körper samt gleichzeitiger verbaler Destruktion zu nichts – außer Schaden – führte: Er hat nicht nur einmal gesagt: „Ein verwachsener Baum wird schwerlich wieder gerade. Was wirklich zählt, ist die Vorsorge.“ (S. 284)

Neurosenprävention, die Essenz von Reichs Lebenswerk kommentiert Töpfer mit „Bullshit!“ Sein gesamtes Buch ist ein vor schneidendem Haß und Verachtung fast berstender Rundumschlag gegen L + S + R und – L.

Der ganze Wahnsinn der Töpferschen Pestilenz hat System: LaMettrie ging es um die „Remords“, d.h. das umfassende Gefühl des Bedauerns, das schon in den Kindern implementiert wird. Töpfer reduziert das „phänomenologisch“ auf die Stimme seiner Mutter, die in ihm wiederhallt. Stirner weitete die LaMettrie’sche Erkenntnis auf die alles umfassende Bewußtmachung der „Ent-Eignung“ aus. Töpfer verwässert das auf einen kruden Existentialismus, der irgendwo zwischen Kierkegaard und Heidegger angesiedelt ist und der bei exakt niemandem aneckt. Reich hat dann Stirners Erkenntnis durch die Unterscheidung von primären und sekundären Trieben konkretisiert. Töpfer sieht darin einen Rückfall in den Moralismus. Laska erkannte, daß jedes dieser drei Elemente, L, S und R, zu einer umfassenden „Dreieinigkeit“ gehört, die die Grundlage einer fundamental neuen Kultur nicht nur sein kann, sondern absolut alternativlos sein muß. Töpfer zerstört das alles mit einer Wut und Verzweiflung, die tief blicken läßt: Kindersex und Holocaust müssen dazu herhalten! GOTT!!!

Arbeitsdemokratische Weihnachten

24. Dezember 2025

Reich zufolge ist

Arbeitsdemokratie (…) der naturwüchsige Prozeß der Liebe, der Arbeit und des Wissens, der die Wirtschaft, das gesellschaftliche und kulturelle Leben des Menschen regierte, regiert und regieren wird (…). Arbeitsdemokratie ist die Summe aller natürlich gewachsenen, sich natürlich entwickelnden und organisch die rationalen zwischenmenschlichen Beziehungen regierenden Lebensfunktionen. (Die Massenpsychologie des Faschismus, Fisch TB, S. 276f)

Entsprechend ist „lebensnotwendige Arbeit“, oder besser „gesellschaftlich lebensnotwendige Arbeit“, nicht etwas, was man intellektuell definieren kann. Man könnte sich beispielsweise darüber streiten, daß wir doch von Wasser, Brot und Vitamintabletten leben könnten und den Rest als „nichtlebensnotwendig“ abtun. Rotfaschistische Gesellschaftsingenieure a la Pol Pot denken so. Solche Leute könnten auch argumentieren, daß Sexualität nicht „lebensnotwendig“ ist und deshalb auf den Zweck der Fortpflanzung beschränkt werden sollte!

Lebensnotwendige Arbeit ist eine Funktion des bioenergetischen Kerns. Beispielsweise sind Feste wie Weihnachten lebensnotwendig, weil sie die Menschen zusammenführen, insbesondere die Familien. Der ansonsten nur quantitative Fluß der Zeit wird „strukturiert“, d.h. es gibt eine qualitative Entwicklung und damit Sinnhaftigkeit, statt einem „ewigen Trott“. Es ist selbstevident, daß man solche Feste nicht künstlich erschaffen kann, sondern daß sie aus der Tradition erwachsen sein müssen, d.h. sich mit Sinn sozusagen aufgeladen haben müssen.

Weihnachten und vollkommen „sinnlose“ Dinge wie der Weihnachtsbaum sind ein Beispiel für lebensnotwendige Arbeit. Das Gefühl der Geborgenheit und des Wunderbaren in der dunkelsten Zeit des Jahres ist insbesondere für kleine Kinder lebensnotwendig! Was sie hingegen heutzutage an Geschenken bekommen, ist meist vollkommen überflüssig und eine Funktion der sozialen Fassade, teilweise Ausdruck der sekundären Schicht, wenn man beispielsweise an sadistische Videospiele denkt.

Was jeweils gemeint ist, kann man nicht intellektuell oder etwa „mit Strichlisten“ eruieren, sondern es ist eine Sache des unmittelbaren orgonotischen Kontakts.

arbeitsweihe

Die Spaltung der Partei Die Linke in Ost und West (Teil 2)

23. Dezember 2025

Warum ist im Osten die AfD so stark, im Westen aber eher schwach?

Der Mensch ist keine Maschine. Menschen, die im Sozialismus der „DDR“ aufgewachsen sind, können „kapitalistischer“ sein, als jeder Wessi, wie ich persönlich immer wieder gesehen habe. Knallhart im Geschäftsleben und im Beruf, extrem geschäftstüchtig. Gleichzeitig findet man aber auch Leute, die brave Stammwähler der SED („Die Linke“) geblieben sind, der „DDR“ nostalgisch nachtrauern und die alten „sozialistischen Werte“ hochhalten. Es ist so ähnlich, wie in der individuellen Panzerstruktur: die einen wuchsen in einer asozialen Alkoholikerfamilie auf, wurden vernachlässigt und mißhandelt, und werden doch zu gesunden, praktisch ungepanzerten Erwachsenen, während die anderen unter denkbar besten Voraussetzungen rührend umhegt in einer intakten Familie aufgewachsen sind, vielleicht sogar in einer orgonomisch orientierten, und doch zu neurotischen Wracks werden. Da der Mensch keine Maschine ist, ist seine Entwicklung unvorhersehbar.

Der Mensch ist eine Maschine! Das kann man in Labors von psychologischen Instituten nachweisen, wo sich etwa messen läßt, daß Männer durch zwei richtig angeordnete Punkte und einen vertikalen kurzen Strich auf einem weißen Blatt Papier sexuell erregt werden. Wir reagieren auf primitivste Schlüsselreize genauso wie Insekten oder Amöben. Nichts anderes als Biomaschinen! Entsprechend sind wir fast beliebig manipulierbar. Beispielsweise wurden wir im Westen seit 60 Jahren im Sinne des pestilenten Charakters Herbert Marcuses flächendeckend beeinflußt und das seit den ersten Stunden unseres Lebens (Schule, Universität, Kultur, Werbung, „Wissenschaft“, Politik, Alltagsästhetik, Medien). Der Kult der Minderheiten und des Perversen und vor allem alles Außereuropäischen, die Gängelung der Sprache und eine generelle Umwertung aller Werte der autoritären Gesellschaft, Multikulti und Gendermainstreaming. In einem solchen Umfeld, d.h. unter Biorobotern, die derartig programmiert wurden, kann es passieren, daß Leute einen Weihnachtsamrkt besuchen, der zu einem Hochsicherheitstrakt wurde, und trotzdem nicht auf die Idee verfallen, die AfD zu wählen. Im Westen gehen der Selbsthaß, die Selbstverachtung und Selbstekel bis zur Selbstvernichtung:

Anders sah es in der „DDR“ aus. Hier haben die kommunistischen Verschwörer alles getan, damit der zersetzende Dreck eines Herbert Marcuse nicht über die Mauer schwappte. Es wurde alles getan, daß die Menschen sich mit dem Staat, der Nation, dem Volk identifizierten, die Sprache wurde (im Rahmen der kommunistischen Ideologie) funktionsfähig gehalten und generell der Dekadenz Paroli geboten. (Ähnliches läßt sich über Rußlanddeutsche sagen.) Dergestalt haben wir die paradoxe Situation, daß unter den Kommunisten mehr konservativ strukturierte Menschen aufgewachsen sind, während im freien Westen das rote Gesindel, zu einem Gutteil KINDERFICKER, die Freiheit hatte, jene Seelenkrüppel heranzuzüchten, Pack, die letzte Mischpoke, das heute Die Grünen und eine zwielichtige Organisation wie die SPD in die Parlamente wählt.

Eine Ironie der Geschichte, daß nun ausgerechnet die ehemaligen Bürger der „DDR“ die einzige Kraft sind, die unser Vaterland noch retten können!

Da der Mensch keine Maschine ist, kann man sein Verhalten unmöglich genau voraussagen, aber immerhin gelingt das mit den Verhaltenstendenzen der überwiegenden Mehrheit von größeren Gruppen. Das ist der Bereich der Charakterologie. Mit hoher Wahrscheinlichkeit zeitigen die und die Erziehungsarten die und die Charaktere, wie von Wilhelm Reich und Elsworth F. Baker beschrieben.

Hier die klassische Aufstellung des soziopolitischen Spektrums nach Elsworth F. Baker:

Während sich auf der rechten Seite des Spektrums seit Baker nichts geändert hat, sehen die Orgonomen die linke Seite heute etwas anders. Der Sozialist hat mit dem pseudoliberalen „modernen Liberalen“ sozusagen den Platz getauscht. Der Sozialist träumt von „wirklicher Gerechtigkeit“, d.h. das abstrakte Versprechen des Liberalismus nach „Freiheit“ soll auch gesellschaftlich durchgesetzt werden. Die wirtschaftlichen Ursachen der Ungleichheit sollen bekämpft und damit erst die materiellen Voraussetzungen für die Freiheit geschaffen werden. Das ist klassisches sozialdemokratisches Gedankengut. Der pseudoliberale „moderne Liberale“ ist hingegen alles andere als nur ein „konsequenter Liberaler“, sondern der Todfeind jeden Liberalismus. Er ist die Verkörperung der extrem illiberalen „political correctness“, sozusagen die bildungsbürgerliche Variante des mörderischen Kommunisten. Er geht über Leichen. Wenn es seinen Zielen entgegenkommt, sollen die Massen ruhig leiden, hungern und verrecken!

Gehen wir von der Mitte nach rechts:

Da haben wir zunächst den Konservativen, wie er uns beispielsweise im größten deutschen politischen Blog, Politically Incorrect, entgegentritt.

Extrem Konservatives findet sich auf nationalistisch-völkischen Seiten, etwa von Burschenschaften.

Reaktionäres findet sich etwa bei fundamentalistischen Katholiken, nichts als moralinsaurer Haß.

Wie es aussieht, wenn der pure Obskurantismus bei „deutschen Patrioten“ durchbricht zeigt sich bei Neoheiden und „Reichsdeutschen“.

Reich hat das alles in seiner Massenpsychologie des Faschismus eingehend analysiert.

Nun von der Mitte nach links:

Ein ehrlicher, konsequenter klassischer Liberalismus findet sich auf Die Achse des Guten.

Typisch für diese Denkungsart ist ein Faible für das urbane Leben, den „Kosmopolitismus“ und ein Hang zu einer mechanistischen Lebensanschauung („Skeptizismus“).

Den Weg weiter nach links brauchen wir hier nicht zu verfolgen, weil heutzutage praktisch alle Medien und alle Parteien eine sozialistische Gesinnung vertreten. Die Volksparteien sind durch und durch sozialistisch geprägt. Die sogenannten „Grünen“ und Die Linke sind nichts weiter als Emotionelle Pest links vom Sozialismus. Ich werde mich hüten, diesen apokalyptischen Abschaum hier auch noch zu verlinken!

Die von Baker eingeführte Betrachtungsweise wird zweifelhaft, weil sie offensichtlich nur für die einigermaßen stabile autoritäre Gesellschaft vor den 1960er Jahren gilt. (Baker formulierte seine sozio-politischen Gedanken Anfang der 1960er Jahre.) Mit dem Zerfall hin zu einer antiautoritären Gesellschaft kam es zu absurden Verwerfungen, die das Konzept eines „sozio-politischen Spektrums“ scheinbar ad absurdum führen. Man denke nur einmal an die Grünen, wo man anfangs nicht so recht wußte, ob nun Heinrich Himmler oder Stalin auferstehen würden.

Ich kann mich sehr gut an eine der ersten Sendungen mit „Ekel Alfred“ und seinem linken Schwiegersohn erinnern, wo der „Nazi“ Alfred erzreaktionäre ökologische Thesen vertrat und gegen die Kernkraft wetterte, während sein fortschrittsoptimistischer sozialdemokratischer Schwiegersohn souverän die moderne Lebensmittelindustrie, Atomkraftwerke, etc. als Garant des Fortschritts pries und gegen den reaktionären Wurzelsepp Alfred verteidigte. Das neo-Leninistische Konzept Herbert Marcuses hat es fertiggebracht, diese zwar gepanzerte, aber immerhin vorhersehbare Welt zu kippen. Da der technische Fortschritt nicht mehr gegen, sondern im Widerspruch zu Marx‘ Vorhersage für den Kapitalismus arbeite, müsse, frei nach Lenins Devise „Je schlechter, desto besser!“, das Wirtschaftsgetriebe mit „ökologischen“ Forderungen zerstört werden. Je mystischer, fortschrittsfeindlicher, von irrationalen Ängsten getriebener und „bekloppter“ die Massen werden, desto besser!

Die Spaltung der Partei Die Linke in Ost und West (Teil 1)

22. Dezember 2025

Die seit Jahrzehnten anhaltende Spannung zwischen Ost und West innerhalb der Partei Die Linke, die wie ein Damoklesschwert über der Partei hängt, Gregor Gysi sprach einst sogar von Haß, als er die Zustände in der Bundestagsfraktion beschrieb, ist ein Paradebeispiel für die bio-soziologische Charakterologie.

Grob gesagt haben wir es in den neuen Bundesländern mit einer (im übrigen hoffnungslos überalterten) Volkspartei zu tun, die aus einem sozialen Milieu hervorgegangen ist, das nach dem Krieg einem ganzen Land aufgezwungen worden war. Die „DDR“ war offiziell „realsozialistisch“, doch die Menschen, die zufällig auf dem Hoheitsgebiet der „DDR“ lebten, repräsentierten zu einem Gutteil alles andere als eine „sozialistische Charakterstruktur“. Das durchschnittliche SED-Mitglied und sogar (vielleicht sogar erst recht!) Mitglieder der Stasi waren von ihrer Charakterstruktur und den damit einhergehenden alltäglichen Wertvorstellungen vielleicht sogar eher konservativ. Ideologisch mögen sie von „der Sache“ zwar überzeugt gewesen sein und diese „Gesinnung“ auch über die Wende hinaus gerettet und ihren Kindern vermittelt haben, aber charakterstrukturell ähnelten und ähneln sie eher dem rechten SPD-Wähler (wenn es das heute überhaupt noch gibt!) und sogar dem durchschnittlichen CDU-Wähler in Westdeutschland.

Ganz anders sieht die Sache bei den Mitgliedern von Die Linke in Westdeutschland aus. Hier finden wir fast durchweg Leute, die aus rein charakterologischen Gründen zu Die Linke gefunden haben. Es sind von ihrer Charakterstruktur her Kommunisten. Hier treffen in ein und derselben Partei soziopolitische Charakterstrukturen aufeinander, die wie Materie und Antimaterie aufeinander reagieren. Die einen wurden in „sozialistische Zusammenhänge“ hineingeboren, aus denen sie sich langsam wieder lösen, die anderen wollen sich jedoch aus „bürgerlichen Zusammenhängen“ befreien und „Fundamentalopposition“ betreiben. Die einen streben letztendlich die Stärkung der bürgerlichen Demokratie an, die immer einen starken linken Flügel braucht, während die Agenda der westdeutschen Sektierer letztendlich die Zerstörung dieses „Ausbeutersystems“ ist.

Zugespitzt könnte man sagen, daß es den ersteren darum geht, die Nachwirkungen des Roten Faschismus zu bewältigen, der ihrer Charakterstruktur an sich fremd ist. Den letzteren geht es ganz im Gegenteil darum, in Befolgung ihres „charakter-strukturellen Zwangs“ ein neues rotfaschistisches System zu errichten, d.h. anderen aufzuzwingen.

Hier die Roten Faschisten Westdeutschlands von vor 15 Jahren. Eine Sozial-„Wissenschaftlerin“, eine Gymnasiallehrerin (sic!), eine promovierte Sozialarbeiterin, eine Lehrerin (sic!)… Heute dominieren sie das politische System bis weit in die CDU hinein, so daß Die Linke an sich überflüssig ist:

Deutschland und die Emotionelle Pest (Teil 25)

21. Dezember 2025

Wenden wir uns dem Versailler Diktat, dem „Geschichtsrevisionismus“ und seinen „deutschen Opfermythen“ zu:

In einer quasi offiziösen Verlautbarung heißt es über den Schandfrieden:

Der Friedensvertrag von Versailles wird in der heutigen Forschung gleichermaßen als zu hart und zu milde bewertet. Das Vertragswerk erwies sich ohne Zweifel als eine schwere Bürde für die junge deutsche Demokratie. Gleichzeitig waren die Bedingungen des Friedensvertrages aber weniger rigoros ausgefallen, als dies aufgrund der Gegebenheiten möglich gewesen wäre. Der Vertrag besaß durchaus einen Kompromißcharakter, wenn er auch nicht den deutschen, realitätsfernen Hoffnungen auf einen milden „Wilson-Frieden“ entsprach. Das Deutsche Reich konnte trotz des Vertrages seinen Status als europäische Großmacht behalten und man hätte, bei geduldigem Vorgehen, auf längere Sicht wieder eine aktive Rolle in der europäischen Politik spielen können. Die außenpolitische Bewegungsfreiheit hatte sich durch die Abdrängung Rußlands aus Mitteleuropa und durch die anhaltende Fokussierung auf innenpolitische Probleme in Rußland sogar vergrößert.

So weit, so gut, man darf aber nicht das eigentlich Perfide an diesem Vertrag vergessen: daß Deutschland seine Reparationszahlungen nur hätte leisten können, wenn es freien Zugang zum Welthandel gehabt hätte, aber genau dieser wurde Deutschland verwehrt. Das war ja auch das eigentliche Kriegsziel der Alliierten! Dieser antideutsche Grundimpetus setzt sich über den Zweiten Weltkrieg hinweg bis heute fort. So verglich Le Figaro den Vertrag von Maastricht mit dem Vertrag von Versailles:

Die Gegner von Maastricht fürchten auch, daß die Einheitswährung und die europäische Zentralbank die Überlegenheit der Mark und der Bundesbank festigen würden. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Wenn der Vertrag angewandt wird, muß Deutschland seine Geldmacht teilen, die es heute gebraucht und mißbraucht, indem es sich die Wiedervereinigung vom Ausland bezahlen läßt. „Deutschland wird zahlen“, sagte man in den zwanziger Jahren. Heute zahlt es: Maastricht, das ist der Versailler Vertrag ohne Krieg.

Es ist unmöglich über diese Verträge frei zu diskutieren, denn wir sind eingenebelt von den propagandistischen Hirngespinsten von Deutschland als „Obrigkeitsstaat“ und Hort der Barbarei („Hunnen“), gegen den es galt die Zivilisation zu retten. Das deutsche Kaiserreich war sicherlich keine Demokratie im westlichen Sinne, aber eben auch alles andere als eine Diktatur. Es hatte einen gewählten Reichstag, der den Haushalt kontrollierte, und einen Bundesrat, der die Interessen der verschiedenen Länder vertrat, aus denen sich das Reich zusammensetzte. Nur Elsaß-Lothringen wurde unmittelbar vom Kaiser regiert (in Preußen war er in Personalunion der König). Deutschland war eines der ersten Länder mit allgemeinem Wahlrecht – wenn auch ohne Frauen, obwohl es bereits 1918 das volle Frauenwahlrecht einführte, während es in England und Frankreich erst 1928 bzw. 1944 soweit war. Vor allem war das Kaiserreich aber ein Rechtsstaat. Ein armer Bauer konnte einen Herzog vor Gericht zerren. Das damals zusammengestellte „Bürgerliche Gesetzbuch“ gilt ungebrochen bis heute. Tatsächlich war, wie bereits ausgeführt, das deutsche Kaiserreich historisch der erste moderne Wohlfahrtsstaat, der mit Jahrzehnten Vorsprung Pionierarbeit für andere Staaten leistete. Bereits 1883 wurde die obligatorische Krankenversicherung für die Arbeiterklasse durch den Staat eingeführt, 1884 die Unfallversicherung, 1889 die Altersrente und die Invalidenversicherung. Auch nach heutigen Maßstäben brauchte sich Deutschland hinter keinem Land dieser Welt verstecken.

Die höchst fortschrittlichen sozialen Errungenschaften in Deutschland waren etwas, von denen die Arbeiter der viel reaktionäreren Klassengesellschaften in Frankreich, England (mit seinem „Manchester-Kapitalismus“) oder gar dem zaristischen Rußland nur träumen konnten. Verglichen mit dem herzzerreißenden Elend englischer Fabrikarbeiter im viktorianischen Zeitalter oder der extremen Armut des russischen Volkes (beide wurden von einer kleinen Gruppe von dekadenten „Herrenmenschen“, unglaublich reichen Adeligen, erbarmungslos ausgebeutet) war die soziale, wirtschaftliche und rechtliche Situation der unteren Klassen im deutschen Kaiserreich wesentlich besser.

Im Gegensatz zu Frankreich, England und Rußland hatte das Kaiserreich eine florierende Mittelschicht. Vor allem die Handwerkergilden waren mächtig, wohlorganisiert und hatten einen hohen gesellschaftlichen Rang. Sie bildeten eine expandierende Bürgergesellschaft (zwischen den Proletariern und den wohlhabenden Adligen), so daß ein fleißiger Handwerker oder Besitzer einer Manufaktur mit Adligen durchaus wirtschaftlich konkurrieren konnte. Dies war eine wirklich fortschrittliche und zutiefst „demokratische“ Entwicklung. Der Kaiser konnte keine Politik gegen die Mehrheit seines Volkes machen, zumal das Land von seiner Struktur her im krassen Gegensatz zu England (London) und Frankreich (Paris) nicht zentralistisch organisiert war.

Im Kaiserreich war die vertikale soziale Beweglichkeit viel höher als in vergleichbaren Ländern. Wenn du als Sohn eines ungelernten Arbeiters in den Docks von Liverpool geboren wurdest, war zu 99% vorgezeichnet, daß du in den unteren Klassen verbleiben wirst. Rußland war in dieser, und jeder anderen, Hinsicht das Schlimmste. Entsprechend waren die deutschen Sozialdemokraten (übrigens ganz im Geiste der fanatischen Rußland-Hasser Marx und Engels!) im Ersten Weltkrieg besonders bestrebt, gegen Rußland zu kämpfen, denn der Zarismus stand für eine äußerst reaktionäre Klassengesellschaft, die die Bedürfnisse der Bevölkerung mißachtete.

Das Kaiserreich war also (im Verhältnis zu anderen Monarchien und sogar zu einer Republik wie Frankreich) eine bemerkenswert moderne Gesellschaft. Das wurde durch die wirklich beeindruckende Entwicklung der technischen und naturwissenschaftlichen Revolution in Deutschland zwischen 1871 und 1914 verstärkt und beschleunigt. Wobei dieser Wohlstand nicht, wie in England, Frankreich, Belgien und den Niederlanden auf Jahrhunderten des Kolonialismus beruhte. Die Geschichte des deutschen Kolonialismus war auf kleine Gebiete beschränkt und dauerte gerade mal 30 Jahre an! Der gute Leumund Deutschlands ist in Afrika und der Südsee bis heute ungebrochen. Man vergleiche das mit dem britischen Imperium, das ein Drittel der Welt beherrschte… Wollen wir über all die Völkermorde, Massaker, die Ausbeutung Indiens sprechen? Fragen wir mal KI:

Schätzungen zufolge starben während der Hungersnot in Bengalen 1943-1944 zwischen 800 000 und 3 Millionen Menschen, wobei viele Historiker Winston Churchill und seiner Regierung eine Mitschuld geben, da sie eine Blockade von Nahrungsmittelhilfen aufrechterhielten, obwohl sie von der Katastrophe wußten und die Situation durch Kriegsmaßnahmen verschlimmert wurde, was zu massiver Unterernährung, Krankheiten und Tod führte, wobei Churchills rassistische Äußerungen über Inder die Debatte über seine Verantwortung weiter anheizen.

Für ihn waren sie einfach nur Ungeziefer , ähnlich den deutschen Untermenschen…

Peter Töpfer (Teil 14)

20. Dezember 2025

In Tiefenwahrheit ist ein maßgeblicher Einwand Töpfers, daß der Begriff „Schmerz“, bei Reich gar nicht vorkomme. Der Schmerz entstehe durch eine Verletzung. Der „Urschmerz“ (Janov) stamme von einem dem Säugling oder Kind zugefügtem Trauma (S. 139f).

Im Freisetzen des Urschmerzes liegt die Wiederentdeckung des klitzekleinen Eigners, hier steigt Phönix aus der Asche, hier wird das Nichts genichtet, hier beginnt die „Negation des irrationalen Über-Ichs“ und der Fremdsteuerung. (S. 468)

Nun, der Schmerz ist im Gegensatz zur kontraktilen Emotion Angst „nur“ eine kontraktile Sensation. Reich setzt sich in Der Krebs eingehend mit ihm auseinander im Zusammenhang mit den „ziehenden“ Krebsschmerzen. Daß so viele Psychologen und Laien, die „psychotherapeutische“ Systeme entwickeln (nichts leichter als das!), sich derartig auf den Schmerz kaprizieren, hat mit ihrer fast durchweg linken („liberalen“) Charakterstruktur zu tun, die auf der Überführung von Emotionen in Sensationen beruht. Das ist einer ihrer hauptsächlichen Abwehrmechanismen. Als schlagendes Beispiel betrachte man eine beliebige Sitzung der Töpferschen „Tiefenwahrheit“: jede aufkommende Emotion wird in Schmerz überführt. Die „Verschmerzung“ ist das Ziel.

Charakteristisch ist auch, wie Töpfer derartiges Aufdecken von Abwehrmechanismen vom Tisch wischt. Imgrunde ist das der gesamte Inhalt seines sehr dicken Wälzers:

Um von der Sinnlosigkeit des analpsycholytischen Geschwätzes abzulenken, versteckt [Freud] die ausbleibenden, gar nicht entstehen könnenden Erfolge in Witzischkeit, und wendet dafür eine Technik an, die er in seinem (…) Buch Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten erklärt hat: die Unifizierung. (…) Im so hergestellten beißenden Sarkasmus wird die Einsicht des Mißerfolgs [der Psychoanalyse] ertränkt: Durch das Kleinmachen der anderen macht er sich zwar nicht groß, rettet sich und seine erfolglose Methode aber. Jetzt kann er weiterhin zynisch Patienten annehmen und diese sinnlos „behandeln“ – entgegen seines eigentlich besseren Wissens und gegen riesige Honorare. Reich macht das (…) genauso, hat aber dafür wenigstens einen absolut triftigen Zweck – einen „höheren und heiligen“, würde Stirner sagen –: Geld für den Krieg gegen die Außerirdischen zu generieren. (S. 132)

Reichs Charakteranalyse sei zwar der richtige Ansatz gewesen, da er in die Tiefe ging, aber dabei sei er „wohl in ein zu heißes Fahrwasser geraten und hatte darauf den Rückzug bzw. die Flucht in den Mechanismus und das kosmische Ingenieurswesen angetreten“ (S. 135). Reich sei „durch und durch Mechanist“ gewesen (S. 172).

Reich und seine Schüler waren nicht an den erlebten Existenzen, sondern am Zirkulieren einer Energie interessiert, und schauten nach, wo die Energie am freien Zirkulieren gehindert wird. Dort müsse sie wieder freigelegt, von Blockierungen befreit und zum Fließen gebracht werden. (S. 173)

Doch dieser Vorwurf des Mechanismus ist pure Projektion Töpfers, was deutlich wird, wenn er unmittelbar fortfährt, daß vielmehr „das Subjekt als Existenz“ (nicht etwa „die Existenz des Subjekts“!) im Mittelpunkt stehen müsse. Explizit geht es ihm um – Erlösung (vgl. S. 201f)!

Dazu muß ich wieder weiter ausholen: Bei Mechanisten wie Elon Musk, der uns am liebsten einen Computer-Chip ins Gehirn pflanzen würde und von Kolonien im sterilen Weltraum träumt, also die Verkörperung des technizistischen Alptraums, ist es so, als sei das Kontinuum zwischen Gefühlen und Gedanken unterbrochen. Sie sind wie blind, was all die nonverbalen Signale und verbalen Zweideutigkeiten betrifft, die durchschnittliche Menschen ständig austauschen, so daß diese Normalmenschen in einem Gefühlsgewebe gefangen sind. Mechanisten wie Musk sind frei davon und gehen durch dieses enge soziale Gespinst wie durch ein Vakuum, so als existiere es gar nicht. Aber ohne ein „Du“ gibt es kein „Ich“! Was bleibt ist die Leere eines Autisten wie Musk.

Töpfer geriert sich als das exakte Gegenteil eines Mechanisten, ist aber im alles beherrschenden Mechanomystizismus nicht mehr als der mystische, d.h. sozusagen „nach innen gerichtete“ Gegenpart. Er will sich mittels der Praxis der „Tiefenwahrheit“ nicht über die Welt orientieren, in der er leben muß, sondern: „Für mich ist Philosophie nur Nachdenken und Nachsinnen über mich und meine Lage“ (S. 188). Ich, ich, ich! Es geht um den Rückzug in sich selbst und die eigenen Befindlichkeiten. So als würde sich ein wirkliches „Ich“ für sich selbst interessieren! Im Gegensatz zum Mechanisten haßt er zwar „die Maschine“, aber im Grunde lebt auch er in einem Vakuum – und hat entsprechend nur abgrundtiefe Verachtung für „Körpertherapie- und Orgonfreaks“ und „Orgon-Spinner“ übrig.

Töpfer bringt es sogar fertig, in Bezug auf dessen Begriff „Eigner“ von Stirners „theoretischer Ur-Sünde“ zu sprechen (S. 195), denn in der Tiefenwahrheit gäbe es nur noch das unmittelbare Ich. Als Agnostiker spielt auch Stirners Problemstellung der „Ehrfurcht“ für Töpfer keine Rolle mehr. Er ist einfach nur von seinen Eltern enttäuscht und verzweifelt traurig (S. 197f), „ich fühle mich einfach nur verzweifelt verrückt gemacht“ (S. 198). Hingegen, oder wohl genau deshalb, spielt „das Heilige“, der bei Stirner der Endgegner ist, für Töpfer „eine ausgeprägt positive Rolle: Manchmal ist es noch das Lebendigste an mir“ (S. 199). Es geht hier natürlich nicht um das heteronome, sondern um das „positiv-autonome Heilige“ (S. 201). Wir staunen, wie bei Töpfer alles einfacher und eindeutiger wird …

Und was LaMettrie betrifft: „La Mettrie ist eine sehr ‚schöne‘ und tragische, von Laska aufbereitete Erzählung und Lektüre, aber für das Programm einer Selbstermächtigung eigentlich nicht nötig“ (S. 282). Man fragt sich, was Töpfer überhaupt mit LaMettrie, Stirner, Reich und Laska zu tun hat?!

„R“ will er ja ohnehin durch „J“, wenn nicht gar „T“ ersetzen. Bleibt vielleicht Stirner, aber Töpfer ist doch eher Romantiker, dem es um „Erlösung“ geht:

Auch „Erlösung“ sehe ich überhaupt nicht negativ. Bei Laska heißt es dazu: „Diese Ausweglosigkeit [die Freiheitsunfähigkeit des Freiheitssüchtigen] sieht Stirner nur für den Wunsch nach ‚Erlösung‘, nach ‚Befreiung von oben‘, für Freiheit via Religion oder Politik: Selbstbefreiung, die egoistische ‚Empörung‘, […] ‚Befreiung von unten‘ hält er für den einzig möglichen Weg.“ – Und genau das wäre für mich eine – Erlösung. Wie soll man denn das Aufhören von Qualen sonst bezeichnen? Aber wer die Qualen nicht fühlt, der glaubt auch, sich gegen Freiheitsunfähigkeit erfolgreich „empören“ zu können. Aber hier hilft kein „Empören“ mehr. Davon hatte Stirner noch keine Ahnung. Stundenlanges tiefes Weinen und Betrauern der Freiheitsunfähigkeit hatte nichts mehr mit „Empörung“ zu tun. Wenn man damit durch war, konnte man sich nur noch von den Qualen – vorerst, halbwegs – erlöst fühlen. Erlösung kommt bei mir andauernd vor, z.B. im Video „Tod – Leben: Trauer – Abfließen – Sterben – Erlösung“. (S. 201)

W. Reichs fotografische Darstellung des Orgasmusreflexes

19. Dezember 2025

Robert Hase

Bislang war mir nicht bekannt, dass Wilhelm Reich den Orgasmusreflex bildlich darzustellen versucht hat. In seiner Broschüre Orgasmusreflex, Muskelhaltung und Körperausdruck* enthält der Bildteil jedoch ein Foto, das offenbar den Orgasmusreflex zeigen soll. Die Aufnahme ist allerdings von äußerst geringer Qualität und vermittelt kaum erkennbare Details.

Es stellt sich die Frage, weshalb Reich ein derart unscharfes und inhaltlich wenig aussagekräftiges Bild in seine Publikation aufnahm. Auf dem Foto ist ein Arm in einem hellen Hemd zu sehen; auf Höhe des Oberarms befindet sich eine Hand, vermutlich die Reichs selbst, möglicherweise aber auch die des abgebildeten Patienten. Im Oberkörper und Becken ist eine starke Schrägstellung zu erkennen, die offenbar eine Phase des Orgasmusreflexes darstellen soll. Eine eindeutige Interpretation ist jedoch nicht möglich.

Das Foto besitzt keine dokumentarische oder wissenschaftliche Beweiskraft. Dennoch scheint Reich selbst die Abbildung als bedeutsam erachtet zu haben, da er sie trotz ihrer geringen Qualität veröffentlichte. Weiteres Bild- oder Filmmaterial Reichs zum Orgasmusreflex ist mir bislang nicht bekannt.

* Reich, Wilhelm: Orgasmusreflex, Muskelhaltung und Körperausdruck. Zur Technik der charakteranalytischen Vegetotherapie. Der dialektische Materialismus in der Lebensforschung. Bericht über die Bion-Versuche. Klinische und experimentelle Berichte. Abhandlungen zur personellen Sexualökonomie Nr. 5. Sexpol-Verlag, Oslo-Kopenhagen, 1937

Email [Laskas „Kindlichkeit“] 2004

18. Dezember 2025

Email [Laskas „Kindlichkeit“] 2004