Kann man sich selbst therapieren? Könnte es nicht ein „Muskelrelaxans“ geben, das die Panzerung auflöst? Wie kann Orgontherapie funktionieren, wenn der Therapeut seinen Patienten während der gesamten Therapie nicht ein einziges Mal anfaßt? Wie sollen mir bloße Gespräche weiterhelfen?
Praktisch alle Fragen zur Orgontherapie lassen sich mit folgendem funktionellen Schema erklären:
Man nehme etwa eine Frau, die vollkommen übertriebene Angst vor Einbrechern hat. Der drängende Sexualtrieb wird von der verinnerlichten Moral unterdrückt und kommt stattdessen durch das Symptom (das letztendlich Ausdruck einer Vergewaltigungsphantasie ist) zum Ausdruck. Entsprechend läßt sich ausnahmslos jedes neurotische Symptom mittels des obigen Funktionsschemas erklären.
Man kann sich nicht selbst therapieren, weil die neurotische Erkrankung soziale Ursachen hat. Wir haben die triebfeindliche (heute permissive) Moral verinnerlicht und können uns entsprechend auch nur mit Hilfe anderer Menschen wieder von ihr befreien. Es geht um weit mehr als bloße Muskelverspannungen!
Die Panzerung entstand im frühen Kindesalter im Umgang mit unseren unmittelbaren Bezugspersonen, also größtenteils durch die Eltern. Das therapeutische Setting bedingt, daß wir uns zunehmend in diese Zeit zurückversetzen. Man kann sich in der Therapie gegen diesen Vorgang der „Übertragung“ gar nicht wehren. (Mehr dazu gleich!) Der neue „Elter“ (der Orgontherapeut) macht die Verinnerlichung der gesellschaftlichen lebensfeindlichen Moral rückgängig, so daß wir die Triebabwehr aufgeben können. Wir sind befreit!
Voraussetzung ist natürlich das absolute, wirklich vorbehaltlose Vertrauen in den Therapeuten. Ohne dieses ist eine Orgontherapie vollkommen sinnfrei! Und genau hier fängt das ganze Elend des sogenannten „Reichianismus“ an. Viele Patienten hintertreiben bzw. verunmöglichen nämlich eine Heilung, indem sie sich exzessiv mit den Orgontherapeuten, deren Organisationen, Ausbildung, jeweiligem „Hintergrund“, etc. beschäftigen. Unbewußt suchen sie nach „Schmutz“, der eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung verunmöglicht, damit sie in ihrer gepanzerten Existenz verharren können. Sie können in alle Ewigkeit Atmen und den Muskelpanzer bearbeiten – sie werden niemals gesunden, weil es kein menschliches Wesen gibt, das ihren Anforderungen jemals genügen wird. Sie werden nie jemanden finden, der den Knoten ihrer Existenz wieder löst!
Das obige Funktionsschema sagt auch, daß es eine von gesellschaftlichen Auseinandersetzungen isolierte, sozusagen „unpolitische“ Orgontherapie nicht geben kann. Leute, die sagen, daß Orgonomen sich auf Wissenschaft und Therapie beschränken und sich nicht als eine Art „Sozialreformer“ betätigen sollen, wissen schlichtweg nicht wovon sie reden! Panzer ist verinnerlichte Gesellschaft. Orgontherapeuten haben immer die Gesellschaft im Auge – oder sie sind gar keine Orgontherapeuten.
Schlagwörter: Übertragung, Körperpsychotherapie, Muskelrelaxans, Psychotherapie, Sexualtrieb, Sozialreformer, Therapie

22. Februar 2013 um 03:18 |
Das Vertrauen des Patienten erarbeitet man sich in den ersten Augenblicken und im Erstgespräch oder man verspielt es, wenn man nicht aufmerksam genug ist. Ein Patient mit Vertrauen sucht nicht nach „Schmutz“. Die Erwartung an „Orgontherapeuten“ ist womöglich völlig überfrachtet mit Zielvorstellungen auf komplette Heilung, das ist kontraproduktiv und ein echtes Problem. Ich glaube es ist besser sich einfach aufs Problem zu stürzen und zu schauen wie man es lindert oder anpackt. Über soziale Zusammenhänge wird man sich schnell einig, doch sie führen oft auch weg von der individuellen Not. Erst wenn der Patient wieder in der Lage ist sozial zu funktionieren, kann er die Umweltprobleme in Familie oder Beruf verändern. Gegenüber der Politik fühlen sich alle eher machtlos. Hier etwas zu bewirken, bedarf größerer Absicherung und einem intakten Selbstwertgefühl, das priviligierte Menschen mit sich bringen.
In die „Orgontherapie“ kommen doch öfters Leute mit dem „Luxusproblemchen“: „Ich möchte ein genitaler Charakter werden, sonst bin ich gesund.“ Hier fehlt mir die Introspektionsfähigkeit und das Krankheitsverständnis. Macht es Sinn mit jemandem zu arbeiten, der sich für gesund hält und keinen Leidensdruck hat?