Was mich wirklich geärgert hat, und das schon 1983 bei der amerikanischen Originalausgabe von Kinder der Zukunft, ist eine sehr fragwürdige Fußnote von Wilhelm Reich (sic!) zu dem Kapitel „Über kindliche Masturbation“ aus dem Jahre 1928. Dort heißt es im Zusammenhang mit der sexuellen Entwicklung von Mädchen: „Allerdings könnte es angebracht sein, die Aufmerksamkeit kleiner Mädchen auf ihre Vagina zu lenken.“ Was für ein Unsinn, der in der deutschen Ausgabe sogar noch verschärft wird, weil es hier, im Gegensatz zur amerikanischen Originalausgabe, wahrheitswidrig heißt, diese Fußnote stamme aus dem Jahre 1949!
Der Orgonomin (nicht „Orgonomistin“) Louisa Lance war 1984 diese Fußnote aufgestoßen, wobei sie sie kurioserweise doch tatsächlich den Herausgebern Higgins und Raphael zuschrieb, derartig abwegig kam ihr offensichtlich die Fußnote vor. Lance: „Wenn die biologische Entwicklung ohne Panzerung stattfindet, ist dies nicht notwendig, da die in die Genitalien investierte Energie die Vagina zu einem Bereich von natürlichem Interesse und Neugier macht“ (Louisa Lance: „Children of the Future“, Offshoots of Orgonomy, No. 8, Spring 1984). In der deutschen Ausgabe sieht es jetzt so aus, daß Reich diese Selbstverständlichkeit 1949 nicht gewußt hätte und Eltern (gar „Erzieher“!) aus dieser reifen Position heraus dazu auffordert, kleine Mädchen, die nur von irgendwelchen äußeren Hautfalten wissen, auf ihre Vagina als Lustquelle hinzuweisen. Wirklich in jeder Beziehung gruselig, insbesondere angesichts der heutigen übergriffigen „Sexualerziehung“, die durchweg nichts anderes ist als sexueller Kindesmißbrauch.
Nochmal: Wenn die biologische Entwicklung ohne Panzerung stattfindet, ist es nicht notwendig, die Aufmerksamkeit kleiner Mädchen auf ihre Vagina zu lenken, da die in die Genitalien investierte Energie von ganz allein die Vagina zu einem Bereich von natürlichem Interesse und Neugier macht. Wenn aber die Entwicklung mit Panzerung, also neurotisch verläuft, kann das Lenken der Aufmerksamkeit auf die Vagina, vom Mädchen nur auf verheerende Weise als übergriffig empfunden werden, d.h. die psychosexuelle Entwicklung nur noch zusätzlich stören. Wie soll sich denn bitte dieses Aufmerksam machen praktisch vollziehen? Und es würde ja wohl durch genau jene neurotischen Personen erfolgen, die durch ihre sexualablehnende Grundeinstellung die Panzerung beim Mädchen erst hervorgerufen haben. – Wie ich es auch wende: die betreffende Fußnote macht orgonomisch keinen Sinn! Wie kontaktlos kann man eigentlich sein?!
Kann mir irgendjemand erzählen, warum es unser verpeiltes Herausgeber-Pärchen nicht für nötig befand, darauf hinzuweisen, daß Reich selbst 1950 eine Übersetzung des betreffenden Artikels von 1928 im Orgone Energy Bulletin veröffentlicht hat?! („About Genital Self-satisfaction in Children (1927)“, Orgone Energy Bulletin, Vol. 2(2), April 1950, S. 63-67). Dort ist also explizit nicht von „Masturbation“ oder „Onanie“ die Rede, abwertende Begriffe, sondern von GENITALER SELBSTBEFRIEDIGUNG. Aber Reichs Expertise scheint ja irgendwie keine Rolle mehr zu spielen… Warum wurde Reichs Einleitung aus dem Jahre 1950 weggelassen, die diesen Aufsatz in den bio-historischen Kontext stellt? Weil dieses Vorwort unser Pärchen bei der Vorspiegelung eines Buches mit dem Titel „Kinder der Zukunft“ gestört hätte? Wie das Buch jetzt ist, stehen Reichs orgonomische Aussagen über die „Kinder der Zukunft“ auf der gleichen Ebene wie seine psychoanalytischen Texte, insbesondere jene fatale Fußnote.
Schlagwörter: Eltern, Erzieher, Genitalien, Kinder der Zukunft, kleine Mädchen, Lustquelle, Masturbation, Onanie, psychosexuelle Entwicklung, Selbstbefriedigung, Sexualentwicklung, Sexualerziehung, sexuelle Entwicklung, sexueller Kindesmißbrauch, Vagina
7. Januar 2018 um 05:58 |
Und wenn mir jetzt noch jemand den Unterschied zwischen Onanie/Masturbation und Genitaler Selbstbefriedigung erklärt….
Teilweise ergeht sich in der sogenannten Orgonomie ja vieles in Begriffsschwurbeleien.
7. Januar 2018 um 10:52 |
Was soll das?! Es ist der gleiche Unterschied wie zischn Ficken, Geschlechtsakt auf der einen Seite und GENITALER ÜBERLAGERUNG auf der anderen Seite!
7. Januar 2018 um 11:09 |
OK, „Selbstbefriedigung“ ist im Deutschen ein feststehender Begriff, im Amerikanischen ist es „self-gratification“ nicht. Diese neuen Wörter waren für Reich wichtig, um die negativen Emotionen aus der Diskussion rauszunehmen.
8. Januar 2018 um 19:41 |
Alles klar. Aber das spricht ja einen Teil des Problems an; wie soll sich ein unbedarfter Leser in diesem Wust zurecht finden. Dies hätte eine Richtschnur für die Herausgeber sein sollen.
8. Januar 2018 um 20:07 |
Wo man hinschaut Konfusion. Die Bände mit den Briefen und Tagebuchauszügen sind editorisch ein Witz! Unendschuldbar. Reichs Interview (Reich Speaks of Freud) wurde mit Fußnoten vollgeschissen. Niemand macht so etwas. Was für eine Respektlosigkeit Reich gegenüber! Kann man sowas bei Freud vorstellen?! Bei KINDER DER ZUKUNFT ein Mangel an Fußnoten. Wieder: eine Frechheit. Oder CHARAKTERANALYSE: in der amerikanischen Ausgabe haben Raphael und Higgins das Kapitel aus über die Emozionelle Pest aus dem Buch rausgerissen und dann als letztes Kapitel hinten drangebachst. Das solle Reichs Entwicklung besser widerspiegeln, so als wenn Reich ein Idiot war. der nicht wußte, wie man Bücher schreibt. Das Kapitel gehört organisch zum Masochismus-Kapitel, zumal beide Reichs Weg in die Soziologie markieren, danach kommt dann der Weg in die Biophysik. – Ich könnte so den Abend fortfahren. Denn keiner sagt etwas, weil man nicht von Orgonon ausgesperrt werden will, ins Archiv will, der „Sache nicht schaden“ will, die Gräben nicht vertiefen will – und die Leute würden ja an sich so eine gute Arbeit machen.
Es gibt Standards bei der Herausgabe wissenschaftlicher Literatur. Punkt!
7. Januar 2018 um 10:01 |
Aha, und was soll denn GENITALE SELBSTBEFRIEDIGUNG anderes sein als Onanie oder Masturbation? Für mich ist das eindeutig das Gleiche.
Zumindest habe ich herauslesen können, daß Sie gegen solche geistig-seelischen-geistlichen Vergewaltigungen wie Frühsexualisierung sind.
Gestern habe ich einen scheinheiligen Vortrag im Deutschland-Kultur Radio über Sex im Internet und neue Sex-Roboter gehört. Ich habe nur einige Sätze gehört, dann bin ich aus dem Auto ausgestiegen und ich wollte das auch nicht hören. Es wurde sogar gesagt, daß es Roboter-Sex-Kinder geben soll. Auch über Sex-Videos auf YouTube wurde gesprochen. Der RadioSender wird von LinksGrünen betrieben.
Meine Erfahrung ist jene, daß solche Informationsverbreitungen grundsätzlich nicht zur Eindämmung von solchen Sachen nützen, sondern zur Werbung, denn es gibt genug dafür positiv empfängliche Leute. Die sind dankbar wenn sie neue Anregungen hören.
Der PX Franziskus hat gestern bei der Predigt folgendes gesagt. Wörtliches Zitat:
„.. Anders gesagt, um Jesus zu finden, muss man die Angst, sich selbst einzubringen, hinter sich lassen, ebenso die Befriedigung, sein Ziel schon erreicht zu haben, und die Bequemlichkeit, nichts mehr vom Leben zu fordern. Man muss etwas wagen, einfach um
einem Kind zu begegnen. Doch es lohnt sich über alle Maßen, denn wenn wir dieses Kind finden, seine Zärtlichkeit und Liebe entdecken, dann finden wir uns selbst.“
Das Zitat hat extra einen größeren Vorlauf um den Kontext zu haben. Aber mich wühlt dieser Text sehr auf. Kinder mag ich sehr. Vor allem mag ich bei den Kindern ihre Quirligkeit, Lebensfreude, Offenheit, Neugierde, Lebendigkeit und deren anscheinende unerschöpfliche Energie. Ich käme niemals auf die Idee, Kinder mit den Attributen Zärtlichkeit und Liebe in Verbindung bringen. Auch nicht bei einem Jesus Kind.
Ein kleiner Säugling sogar, der braucht natürliche, liebevolle Zuwendung und Aufmerksamkeit, man muß sich ständig um das kleine Neugeborene kümmern und ich als Vater oder Mutter streichle das kleine Menschen-Kind natürlich auch mal. Ganz normal halt. Vorsichtig, behutsam, aufmerksam, liebevoll. Aber völlig anders natürlich als dies zwischen zwei geschlechtsreifen Menschen im Speziellen gemacht wird.
Mich ekelt vor diesen Leuten in den Tempeln, egal welcher Art.
Eine sexuelle Entartung eines Menschen hat für den Menschen katastrophale Folgen. Der äußere Mensch, also der materielle, irdische Mensch wird auf jeden Fall viele Probleme erleben müssen. Der innere, also der nicht materiellen Menschen wird erheblich tiefere Probleme erleben müssen. Diese nicht-materiellen Probleme sind wie radioaktive Atomstrahlung. Man sieht es nicht, man riecht es nicht, man schmeckt es nicht. Aber die Probleme kommen. Gravierende Probleme die nicht so einfach zu beheben sein werden.
Es ist interessant, welche Ursprünge die Ermutigungen zur sexuellen Entartung haben. Diese Ursprünge finden wir meistens dort, wo mit egoistischen und bösartigen Absichten Okkultismus betrieben wird. Am Anfang sind die Absichten egoistischer Natur, da man sich etwas auf eine Art und Weise aneignen will, wozu man kein Recht hat. Diese Leute reden gerne vom Recht des Stärkeren, das ist bei denen immer wichtig, das Recht des Stärkeren. Später kommt dann die Bosheit dazu die aus der inneren, unsichtbaren Verstümmelung und der daraus folgenden Schmerzen und aus einer tiefen Verzweiflung wegen immer mehr verloren gehender Lebenskräfte herauskommt.
Die meisten Menschen glauben das sowieso nicht. Das ist auch verständlich, da man ihnen ständig Wissenschaftler und beglaubigte Experten in den Medien vor die Nase setzt, die genau die Aufgabe haben, den Menschen ein Weltbild zu erklären, bei dem die Menschen nur noch diesen Experten Glauben und dann natürlich alles von diesen Experten als einzige Wahrheit annehmen. Schließlich vertreten diese Experten das reine, klare, bewiesene Licht der Wissenschaft.
So hat man in den 70er Jahren den Menschen eingetrichtert, Masturbation sei sehr gesund.
Meine eigene Erfahrung und Forschung zeigt jedoch, daß falsch gelebte Sexualität, also die sexuelle Entartung zu enorm vielfältigen Problemen führt und den Menschen tatsächlich und unbedingt in seiner höheren Entwicklung einschränkt, behindert und nahezu stoppt oder sogar zurückwirft.
Es ist ja auch auffällig, daß es seit ich mich selbst zurückerinnern kann, kein gutes und wertvolle Angebot gibt, die höhere Entwicklung des Menschen zu fördern und zu begünstigen. Ganz das Gegenteil ist eingetreten. Das Esoterik-Angebot ist eine einzige scheußliche Abfall-Grube.
Bei Freud und vor allem Reich hat mich schon immer diese Fixierung auf den Orgasmus gestört. Freud wollte später von seiner frühen Arbeit nichts mehr wissen.
Reich hat diese Ansicht von der Panzerung entwickelt.
Ich persönlich finde dieses Modellbild nicht gut gelungen.
In dem Weltbild, das ich vertrete, besteht alles Sein aus einer Bündelung und Inneinanderwirbelung von „Energie-Fäden“. Ein Mensch ist also nichts anderes als ein sehr komplexes „Energie-Käuel“. Das was wir als Körper hier sehen, ist nur eine bestimmte Aggregatserscheinung dieses „Energie-Gespinstes“. Entsprechend hat jeder Gedanke, jedes Wort und jede Tat einen unbedingten Einfluß auf die Anordnung dieser „Energie-Fäden“. Ein böses Wort führt dazu, daß es zu einer ungesunden Verdichtung, einer Verkrampfung oder zu einem Abriss dieser „Energie-Fäden“ kommen muß. Dadurch werden verschiedene Energieströme gestört, blockiert oder sogar zerstört.
Wir nehmen das in der Regel als Verhaltensauffälligkeiten oder als Krankheit wahr. Wären wir gesund, so können wir viel mehr wahrnehmen.
Wir leben heute in einer Zeit, in der wirklich fast alles völlig falsch gelebt wird. Wir sind an unser aktuelles Leben gewöhnt und handeln meistens völlig unbewußt oder unterbewußt. Wir leben in einem völlig verkrampften System und sind selbst total verkrampft. Wir sind alles andere als freie Menschen. Und eine AfD z.B. kann diese Freiheit die ich meine auch nicht bringen. Und irgendeine der bekannten Tempel-Organisationen in meinen Augen auch nicht. Und auf einen Messias zu hoffen ist auch Blödsinn. Gar am allerdümmsten und am allergemeinsten ist es, einem Gott Opfer zu bringen um von den eigenen Sünden erlöst zu werden.
7. Januar 2018 um 16:31 |
„Wirklich in jeder Beziehung gruselig, insbesondere angesichts der heutigen übergriffigen „Sexualerziehung“, die durchweg nichts anderes ist als sexueller Kindesmißbrauch.“
Es ist immer unsinnig, ältere Zeiten aus heutiger Sicht zu beurteilen.
Bei unserer Missbrauchshysterie (die es durch Wildwasser, Zartbitter etc. durchaus gab und gibt) ist es zweifelhaft, ob wir überhaupt die damalige Passage richtig einordnen können.
Reichs Intention war, bei gepanzerten Kindern die sexuelle Abfuhr zu gewährleisten – in kindgemäßer Form. Der heutige Denkfehler nach 30 Jahren Moralkampagnen ist, dass perverse Erwachsene dies bestimmen oder ausnutzen würden. Was ja auch der Fall war, nur ahnte und wusste es damals niemand (es kam ja auch zu Zeiten Reichs in seinem engeren Kreis vor).
Die automatische Kopplung von kindgerechter Sexualerziehung und sexuellem Missbrauch durch perverse Erwachsenen muss also in unserem -heutigen- Denken aufgehoben werden.
7. Januar 2018 um 16:47 |
Du hast recht. Das fatale an dem Konzept dieses Buches, ein Konzept, das Raphael/Higgins zu verantworten haben, ist, daß hir die Ebenen vermischt werden: die „zeitlose“ orgonomische Ebene und die „Geschichte der Orgonomie“.
Durch sein, von Raohael und Higgins unterdrücktes, Vorwort von 1950 wird klar, worum es Reich bei der Veröffenzlichung ging: erstmals in der Menschheitsgeschichte wurde 1928 ausgesprochn, daß nicht die kindliche Masturbation, sondern ihr FEHLEN eine Krankheitserscheinung ist. Die ausgeführten Einzelheit sind sekundär, eben Geschichte der Orgonomie. In dem Buch sieht es so aus, als wenn dieser Aufsatz in seiner Gesamtheit Orgonomie wäre, sozusagen „1949“ wäre. Die Orgonomie steht außerhaln aller Paradigmen, sozusagen „außerhalb der Geschichte“!
7. Januar 2018 um 23:28 |
Hier ein Philosophie-Kanal, der in den letzten Tagen WR vorliest:
https://www.youtube.com/user/PhilosophieDirekt1/videos
16. Januar 2018 um 18:16 |
Die Einführung des Übersetzers, Dr. Salat ins Thema:
Klicke, um auf Wilhelm-Reich-Eine-kurze-Einfuehrung.pdf zuzugreifen
16. Januar 2018 um 20:24 |
Warum übersetzt man das überhaupt?
Diejenigen, die es interessiert, können es gleich auf Englisch lesen. Das ist bei Sachbüchern selten ein Problem und erspart Ärger.
15. Februar 2018 um 05:01 |
[…] folgt „Über kindliche Masturbation“, ein „Kapitel“ über das ich mich bereits geäußert habe. Der deutsche Urtext ist für jeden, der schon mal eine Universitätsbibliothek von innen gesehen […]