Posts Tagged ‘Masturbation’

Das Aufkommen des Psychopathen (Teil 4)

21. April 2021

von Dr. med. Dr. phil. Barbara G. Koopman

Grundlegend für dieses Konzept ist die Akzeptanz eines Sexuallebens für Kinder auf altersgerechtem Niveau. Reich glaubte, dass Kindern zu erlauben, ihre sexuelle Energie mit Gleichaltrigen zu entladen, den ödipalen Wunsch von seiner libidinösen Aufladung befreien würde. Mit der Dekathexisa des Wunsches gäbe es keine Notwendigkeit, ihn zu unterdrücken. Selbstredend hat Reich niemals sexuelle Aktivitäten zwischen Kindern und Erwachsenen, inzestuöses Ausleben, elterliche Masturbation von Kindern oder die lüsterne Förderung sexueller Aktivitäten von Kindern durch Erwachsene befürwortet. Vielmehr beinhaltete sein Konzept die Nichteinmischung sowie den Schutz von gleichaltrigen sexuellen Äußerungen als Teil der natürlichen Lebensfunktionen von Kindern. So sollte es Kindern erlaubt sein, in ihrer Privatsphäre zu masturbieren, sich zu umarmen oder sich gegenseitig sexuell zu erkunden. Sie sollten keinen Geschlechtsverkehr oder Nacktheit bei Erwachsenen erleben, da ihnen die energetische Fähigkeit fehlt, diese zu tolerieren. Aber wenn sie zufällig darauf stoßen, sollte kein Aufheben gemacht werden. Wichtig war hier vor allem eine unterstützende, nicht pornografische Haltung der Eltern. Sexuelle Angelegenheiten sollten mit Feingefühl (nicht Prüderie), ernsthaft (nicht scherzhaft) und vor allem mit Verantwortungsbewusstsein behandelt werden.

Vor diesem Hintergrund wird Reichs Konzept der Selbstregulation, die an die Stelle der sexuellen Unterdrückung tritt, verständlicher.

Säuglinge werden auf Wunsch gestillt. Routinemäßige Beschneidung ist tabu. Kinder sollen essen dürfen, was sie wollen und sich selbst auf die Toilette setzen, wenn sie dazu bereit sind. Das Grundbedürfnis nach liebevollem Umgang soll gestillt werden, nicht aber die unüberlegte Befriedigung jeder Laune. Kindern soll beigebracht werden, die Rechte anderer zu respektieren, Maßnahmen für ihre eigene Sicherheit zu ergreifen und Freiheit mit Verantwortung zu verbinden.

All das steht in scharfem Kontrast zu dem harten Regime, das der Jugend durch sexuelle Unterdrückung auferlegt wird, angefangen von planmäßigen Fütterungen, strikten Toilettengängen und Masturbationsverboten bis hin zum absoluten Tabu für sexuelle Aktivitäten in der Kindheit und Jugend. Das Endprodukt kann nur ein schuldbeladener, unsicherer, triebgehemmter Neurotiker sein.

Anmerkungen des Übersetzers

a In der Psychoanalyse ist Dekathexis der Rückzug der Besetzung von einer Idee oder einem Triebobjekt.

[Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Charles Konia.
Journal of Orgonomy, Jahrgang 7 (1973), Nr. 1, S. 40-58.
Übersetzt von Robert Hase]

ZUKUNFTSKINDER: 5. Säuglingspflege und Kindererziehung, e. Die genitale Selbstbefriedigung

10. März 2018

Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:

ZUKUNFTSKINDER:

5. Säuglingspflege und Kindererziehung, e. Die genitale Selbstbefriedigung

Über die genitale Selbstbefriedigung der KINDER DER ZUKUNFT

6. März 2018

Das Kapitel „Über die Onanie im Kindesalter“, so jedenfalls die ursprüngliche Überschrift des 1927 verfaßten Aufsatzes, der 1928 in der Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik erschienen ist, wurde 1950 im Orgone Energy Bulletin in amerikanischer Übersetzung erneut veröffentlicht. Mit einem Vorwort („Editorial note“), einer einzigen Korrektur im Text (im ersten Satz des Aufsatzes wurde „Analysanden“ in „Patienten“ umgeändert) und drei zusätzlichen Fußnoten. 1983 wurden in Children of the Future zwar die Fußnoten übernommen und die besagte Korrektur, aber nicht das Vorwort. Auf welchem Planeten in diesem Universum würde ein Herausgeber es wagen sowas zu unterschlagen und nicht mal auf die Veröffentlichung im Orgone Energy Bulletin hinzuweisen? Übrigens hat sich Reich etwas dabei gedacht, als er dort dem Aufsatz den Titel gab: „About Genital Self-satisfaction in Children“!

Was steht im unterschlagenen sehr langen Vorwort? Der wissenschaftliche Fortschritt sei sehr langsam, was sich nicht zuletzt bei der Haltung zur Genitalität des Kleinkindes zeigte. In den USA hätte es um das Jahr 1945 eine abrupte Wende zum Besseren gegeben. Reich verweist in diesem Zusammenhang auf seine Veröffentlichungen in den USA seit 1942 und auf seinen Aufsatz von 1928, in dem erstmals in der Geschichte von Medizin, Psychiatrie und Psychologie die kleinkindliche genitale Sexualitat nicht nur toleriert, sondern bejaht und das Kind darin bestärkt wurde: das FEHLEN von kleinkindlicher genitaler Selbstbefriedigung stelle eine pathologische Abnormität da, das FEHLEN von kleinkindlicher genitaler Selbstbefriedigung sei prognostisch negativ zu bewerten, was die zukünftige seelische Gesundheit betrifft. Bis zu Reichs Auftreten wurde die infantile Genitalität als pathologisch, unmoralisch, sündhaft, böse, schlecht und gesundheitsschädlich betrachtet. Reichs dazu konträre in der Weltgeschichte erstmalige Auffassung brauchte danach 20 Jahre, um sich in der Öffentlichkeit durchzusetzen. Mit anderen Worten: Reich stellt seinen Aufsatz in den wissenschafts- und gesellschaftsgeschichtlichen Zusammenhang.

Im Buch folgt auf den Aufsatz von 1928 das „Gespräch mit einer vernünftigen Mutter“ von 1936, das sich ebenfalls um die kindliche Selbstbefriedigung dreht. Warum 2018 der Übersetzer von Kinder der Zukunft ein „Interview“, das ausschließlich aus gesprochenem Wort besteht, jeweils von neuem in Anführungszeichen setzt, die kennzeichnen sollen, daß es sich um gesprochenes Wort handelt, gehört zu den Absurditäten dieser Ausgabe.

Weitere Absurditäten: Das Interview erschien 1936 erstmals in der Zeitschrift für politische Psychologie und Sexualökonomie. Hier ist es der Wortwechsel zwischen „Mutter“ und „Arzt“. Raphael und Higgins haben das 1983, wie ich finde sehr unpassend, in „Mutter“ und „Reich“ abgewandelt. Das Buch ist doch schließlich von Wilhelm Reich… Ich meine, was ist denn das für ein Stil! Und vor allem: niemand hat das Recht am Reichschen Text auch nur ein Komma zu ändern! Auch der Text selbst wurde verändert, beispielsweise wurde aus „Mutter: Das Kind ist nicht so gleichmäßig ruhig…“ (1936) der Satz „Mutter: Meine Tochter ist nicht so gleichmäßig ruhig…“ (1983). Oder etwa: „Das Kind entwickelt nun zunächst nicht etwa die Lust am Zurückhalten, sondern Angst vor dem Herauslassen des Kotes.“ So lautet der Text im Original und in Kinder der Zukunft (S. 145f), doch in Children of the Future haben Higgins und Raphael beim Komma aus eigener Machtvollkommenheit hinzugefügt „as psychoanalysts claim“. Das ist eine Verbesserung des Textes, der so klarer und unmißverständlicher wird, aber… Wenn Herausgeber in den Texten ihrer verstorbenen Autoren herum schmieren… – das ist geradezu Urkundenfälschung.

Das Ende des Interviews, so wie es in Zeitschrift für politische Psychologie und Sexualökonomie abgedruckt ist, lautet: „Auf Wiedersehen!“ In Children of the Future und Kinder der Zukunft wurde das einfach gestrichen! Wenn man das Gespräch liest, hat dieses „Auf Wiedersehen!“ eine Funktion, denn es ist von weiteren möglichen Treffen die Rede. Mal abgesehen, daß man nicht im Reichschen Text einfach so Passagen streichen kann!

Den Vogel abgeschossen hat aber folgende unerklärliche Abfolge. Im Original von 1936 lautet der Satz:

Sie dürfen doch nicht eine Liebesaffäre des Kindes deshalb als unernst oder harmlos hinstellen, weil das Kind gleichzeitig Genitalangst hat.

In der Übersetzung von 1983 wurde „oder harmlos“ gestrichen…

You should not treat the child’s love affair as trivial, just because she is troubled by genital anxiety.

…um dann 2018 auf mir unerklärliche Weise zurückzukehren:

Sie sollten eine Liebesaffäre eines Kindes nicht deshalb als unernst oder harmlos hinstellen, weil das Kind gleichzeitig Genitalangst hat.

Eine Rückübersetzung kann es ja nicht sein, denn wie soll aus „as trivial“ wieder exakt „unernst oder harmlos“ werden? Eine Übernahme des Originals von 1936 kann es aber auch nicht sein, denn es wäre nicht nachvollziehbar, wie dann aus „Sie dürfen…“ ein „Sie sollten…“ hätte werden können. Mir wird unheimlich!

Der unsensible Peter über das deutschsprachige CHILDREN OF THE FUTURE

15. Februar 2018

Wir haben es geschafft und sind endlich beim Material in Kinder der Zukunft, das auf deutsch verfaßt und (bis auf „Mißhandlungen von Kindern“) auch ursprünglich auf deutsch veröffentlicht wurde: S. 127-195.

Da hätten wir erst mal das „Kapitel“ mit der Überschrift „Mißhandlungen von Kindern“. Eine Rückübersetzung! Warum mir das deutsche Manuskript vorliegt, dem Übersetzer aber nicht… Ich begreife es nicht! Übrigens ist das deutsche Originalmauskript überschrieben mit „Mißhandlung [kein Plural!] von Säuglingen“, was die amerikanische Übersetzung auch korrekt widergibt („infants“). Warum daraus in der deutschen Ausgabe „Kinder“ wurden…

Danach folgt „Über kindliche Masturbation“, ein „Kapitel“ über das ich mich bereits geäußert habe. Der deutsche Urtext ist für jeden, der schon mal eine Universitätsbibliothek von innen gesehen hat, zugänglich: trotzdem eine Rückübersetzung! Das war mir bei der Lektüre gar nicht aufgefallen, was glatt als Lob an den Übersetzer betrachtet werden könnte;-)

„Ein Gespräch mit einer sensiblen Mutter“: In diesem „Interview“ geht es um Sexualerziehung und daß man genitale Freiheit nicht von prägenitalen Fixierungen trennen kann. Alles sehr gut und lesenswert. Halt Reich. Ich frage mich nur, was die Herausgeber der deutschen Ausgabe geritten hat, die Überschrift der amerikanischen Originalausgabe („A Conversation with a Sensible Mother“) rückzuübersetzen in „Gespräch mit einer sensiblen Mutter“. Was soll sowas?! DIE DEUTSCHE ÜBERSETZUNG VON „SENSIBLE“ LAUTET „VERNÜNFTIG“, sonst würde da nämlich „sensitive mother“ stehen. – Ich will es nicht glauben und überprüfe es jetzt nochmals: der gesamte Text dieses „Kapitels“ ist nicht mit dem deutschen Original aus der Zeitschrift für politisch Psychologie und Sexualökonomie identisch.

Bei der Ankündigung von Kinder der Zukunft war ich ganz aus dem Häuschen, weil bald das deutsche Original der revidierten Fassung von Reichs Der sexuelle Kampf der Jugend allgemein zugänglich würde… Bei der Lektüre stelle ich heute fest: RÜCKÜBERSETZUNG. Das bedeutet, daß die WRIT, also Miss Higgins, es nicht für nötig befunden hat, dem Übersetzer eine Kopie des deutschen Originalmanuskripts zuzusenden. Aber selbst ohne dieses Manuskript: ganze Abschnitte, wie etwa „Enthaltsamkeit und Arbeitsleistung“ und „Zur Frage der Homosexualität“, hätte der Übersetzer aus der extrem leicht zugänglichen Veröffentlichung von 1932 mit nur kleinen Änderungen übernehmen können.

Beim Durchblättern dieses letzten „Kapitels“ bin ich auf eine erläuternde Fußnote des Übersetzers gestoßen (S. 171), wo aus Julius Wagner-Jauregg tatsächlich ein „Dr. (sic!) Wagner-Lauregg“ wurde! Ja, der bis heute weltberühmte Nobelpreisträger Wagner-Jauregg war ein Doktor, aber kein Mensch schreibt beispielsweise „Dr. Freud“, „Dr. Einstein“ oder „Dr. Hans Hass“ und erstrecht nicht „Dr. Wagner-Jauregg“! Ich könnte mich jedesmal vor Wut in der Auslegeware verbeißen, wenn mal wieder irgendein „Reichianer“ von „Dr. Reich“ schreibt!

By the way: Woher der amerikanische Übersetzer und mit ihm der deutsche Rückübersetzer (S. 172) im Zusammenhang mit der Syphilis-Erkrankung den Verweis auf „penicillin (or other antibiotics if the person is penicillin-sensitive)“ haben, ist mir rätselhaft, denn diese Stelle findet sich nicht im revidierten Originalmanuskript, d.h. der Vorlage der amerikanischen Übersetzung. Wie auch, denn wenn ich mich nicht ganz irre, stammt dieses Manuskript aus dem Jahre 1938… Die Stelle macht nur Sinn, wenn sie 1945 oder doch eher Jahre später von Reich verfaßt worden wäre, was abwegig ist. In meinen Augen ist es schlichtweg ausgeschlossen, daß sie von Reich stammt! Wie ist sie dann in dieses, ähhh, „Buch von Wilhelm Reich“ geraten?

ZUKUNFTSKINDER: 3. Die Entstehung des „Nein“, a. Die Emotionelle Pest im Angriff auf den Urquell des Lebens

6. Februar 2018

Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:

ZUKUNFTSKINDER:

3. Die Entstehung des „Nein“, a. Die Emotionelle Pest im Angriff auf den Urquell des Lebens

Peters Lektüre von KINDER DER ZUKUNFT (Teil 3)

7. Januar 2018

Was mich wirklich geärgert hat, und das schon 1983 bei der amerikanischen Originalausgabe von Kinder der Zukunft, ist eine sehr fragwürdige Fußnote von Wilhelm Reich (sic!) zu dem Kapitel „Über kindliche Masturbation“ aus dem Jahre 1928. Dort heißt es im Zusammenhang mit der sexuellen Entwicklung von Mädchen: „Allerdings könnte es angebracht sein, die Aufmerksamkeit kleiner Mädchen auf ihre Vagina zu lenken.“ Was für ein Unsinn, der in der deutschen Ausgabe sogar noch verschärft wird, weil es hier, im Gegensatz zur amerikanischen Originalausgabe, wahrheitswidrig heißt, diese Fußnote stamme aus dem Jahre 1949!

Der Orgonomin (nicht „Orgonomistin“) Louisa Lance war 1984 diese Fußnote aufgestoßen, wobei sie sie kurioserweise doch tatsächlich den Herausgebern Higgins und Raphael zuschrieb, derartig abwegig kam ihr offensichtlich die Fußnote vor. Lance: „Wenn die biologische Entwicklung ohne Panzerung stattfindet, ist dies nicht notwendig, da die in die Genitalien investierte Energie die Vagina zu einem Bereich von natürlichem Interesse und Neugier macht“ (Louisa Lance: „Children of the Future“, Offshoots of Orgonomy, No. 8, Spring 1984). In der deutschen Ausgabe sieht es jetzt so aus, daß Reich diese Selbstverständlichkeit 1949 nicht gewußt hätte und Eltern (gar „Erzieher“!) aus dieser reifen Position heraus dazu auffordert, kleine Mädchen, die nur von irgendwelchen äußeren Hautfalten wissen, auf ihre Vagina als Lustquelle hinzuweisen. Wirklich in jeder Beziehung gruselig, insbesondere angesichts der heutigen übergriffigen „Sexualerziehung“, die durchweg nichts anderes ist als sexueller Kindesmißbrauch.

Nochmal: Wenn die biologische Entwicklung ohne Panzerung stattfindet, ist es nicht notwendig, die Aufmerksamkeit kleiner Mädchen auf ihre Vagina zu lenken, da die in die Genitalien investierte Energie von ganz allein die Vagina zu einem Bereich von natürlichem Interesse und Neugier macht. Wenn aber die Entwicklung mit Panzerung, also neurotisch verläuft, kann das Lenken der Aufmerksamkeit auf die Vagina, vom Mädchen nur auf verheerende Weise als übergriffig empfunden werden, d.h. die psychosexuelle Entwicklung nur noch zusätzlich stören. Wie soll sich denn bitte dieses Aufmerksam machen praktisch vollziehen? Und es würde ja wohl durch genau jene neurotischen Personen erfolgen, die durch ihre sexualablehnende Grundeinstellung die Panzerung beim Mädchen erst hervorgerufen haben. – Wie ich es auch wende: die betreffende Fußnote macht orgonomisch keinen Sinn! Wie kontaktlos kann man eigentlich sein?!

Kann mir irgendjemand erzählen, warum es unser verpeiltes Herausgeber-Pärchen nicht für nötig befand, darauf hinzuweisen, daß Reich selbst 1950 eine Übersetzung des betreffenden Artikels von 1928 im Orgone Energy Bulletin veröffentlicht hat?! („About Genital Self-satisfaction in Children (1927)“, Orgone Energy Bulletin, Vol. 2(2), April 1950, S. 63-67). Dort ist also explizit nicht von „Masturbation“ oder „Onanie“ die Rede, abwertende Begriffe, sondern von GENITALER SELBSTBEFRIEDIGUNG. Aber Reichs Expertise scheint ja irgendwie keine Rolle mehr zu spielen… Warum wurde Reichs Einleitung aus dem Jahre 1950 weggelassen, die diesen Aufsatz in den bio-historischen Kontext stellt? Weil dieses Vorwort unser Pärchen bei der Vorspiegelung eines Buches mit dem Titel „Kinder der Zukunft“ gestört hätte? Wie das Buch jetzt ist, stehen Reichs orgonomische Aussagen über die „Kinder der Zukunft“ auf der gleichen Ebene wie seine psychoanalytischen Texte, insbesondere jene fatale Fußnote.

Wichser!

3. Juli 2017

In vieler Hinsicht steht es um die Sexualökonomie der Massen heute weitaus schlechter als zu Reichs Zeiten. Damals war die Wahrheit durch die sexualfeindliche Moral nur verdeckt. Heute wird die Wahrheit durch die Political Correctness explizit angegriffen, etwa was die Rolle eines normalen Geschlechtslebens für die Leistungsfähigkeit betrifft oder die Homosexualität als Ersatzkontakt.

Ein Professor J. Dueck in William J. Robinsons Essayband Sexual Truths versus Sexual Lies, Misconceptions and Exaggerations, der 1932 in New Jersey herauskam, über sexuelle Abstinenz bei Männern und Frauen:

Studenten, auch wenn sie gut vorbereitet sind, gehen in ihre Prüfungen mit viel Angst und Beklemmung. Studenten, die normalen Geschlechtsverkehr haben, sind in guter Verfassung und auch die dümmsten unter ihnen zeigen im Verlaufe der Prüfungen ein erstaunliches Maß an Selbstvertrauen. Diese Art von Männern sind erfolgreich, die Unbefriedigten und diejenigen, die der Selbstbefleckung frönen, scheitern…“ (z.n. Max Hodann: History of Modern Morals, S. 248)

A.S. Neill 1936:

Das Fortfallen des Schuldgefühls ist es, das Summerhill, wie der Zweifler sagen würde, „sicher“ macht. Dies Freisein von Schuld ist es, das die Schule seit sechzehn Jahren ohne das geringste Anzeichen von Homosexualität hat bestehenlassen. Vor ein paar Jahren hat ein Junge aus einer Volksschule versucht, Sodomie einzuführen, blieb aber erfolglos und war aufs höchste überrascht und beunruhigt, als er entdeckte, daß die ganze Schule von seiner Absicht wußte. Das Wegfallen der Homosexualität ist von größter Wichtigkeit. Das bringt mich auf den Gedanken, daß Homosexualität nichts ist als Onanieren mit einem Zweiten, man teilt dadurch die Schuld und erleichtert sich die eigene Bürde. Wenn aber Onanieren gar nicht als Schuld angesehen wird, kommt der Gedanke, die Schuld zu teilen, gar nicht auf. Die Wurzel der ganzen sexuellen Frage ist die Onanie. Wenn diese nicht von Schuldgefühlen belastet ist, geht das Kind ganz natürlich zu gegebener Zeit zur Heterosexualität über. (Selbstverwaltung in der Schule, S. 28)

Die Orgasmustheorie ist tot, weil es den Menschen nicht mehr gibt

29. Juni 2017

In seiner Orgasmustheorie ist Reich ein Kind des 19.Jahrhunderts, das gefesselt war vom Problem der psycho-physiologischen Folgen der „Samenverschwendung“, die zur Gehirn- und Rückenmarksschwindsucht und zur „Neurasthenie“ (Freud) führt – sie entspricht so Reichs „orgastischen Impotenz“.

In der antiautoritären Gesellschaft ist für die Orgasmustheorie kein Platz mehr, da sich der Mensch grundlegend anders empfindet: nicht mehr als „Haushalt“ mit Zufuhr und Abfuhr, nicht als „Dampfkessel“ mit einem Ventil, nicht als „Blase“, die platzen kann, etc., sondern infolge von Genetik („Code“, „Programmierung“), Robotik und Digitalisierung als „Hardware“, auf der „Software“ abgespielt wird. „Sex findet im Kopf statt.“ Wir sind vollkommen andere Lebewesen, eine komplett andere Spezies. Ja, den Menschen selbst gibt es nicht mehr. Der Transhumanismus holt nur physisch nach, was „metaphysisch“ längst eingetreten ist!

Tantra (1996/1997)

10. Dezember 2016

Bücherlogo

Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:

Tantra (1996/1997)

 

 

O. 2011: Ein sehr klar und bestens formulierter Beitrag. Er trifft den Kern des Gegensatzes zwischen den zwei sexual-energetischen Ansätzen. Nun beide Richtungen sind letztlich eine Quälerei – Psychotherapie ist kein Vergnügen und das, was wie pures sexuelles Vergnügen in Form von Tantra aussieht, womöglich mit einer schönen Frau, ist nicht nur sexuelle Triebunterdrückung, sondern zugleich Gehirnwäsche mit dem Ziel Körper und Geist (in diesem Fall kann man davon sprechen) zu formen. Energetische Aufladung als Machtinstrument für mystisch-religiöse Zwecke und zur Bildung von Abhängigkeiten mit Suchtcharakter.
Was hier unerwähnt bleibt, ist, dass die Reichzene mit ihrer socalled „Ogrontherapie“ (etc.) nicht anderes macht!!!
Energetisches Wissen kann immer wieder missbraucht werden zur Bildung faschistoider Strukturen. Dies wird natürlich nicht bewußt, so doch wissentlich angewandt und konzipiert. Wer hierfür blind ist, dem ist nicht zu helfen. Ohne ein vernünftige Psychotherapie – ich wage nicht mehr von Orgontherapie zu sprechen – ist eine faschistische Orgontherapie a la östlicher „Energetik“ vorprogrammiert. Und diese Form der „deutschen Orgonomie“ ist leichter zu ertragen, als sich mit den Schmerzen seiner Psyche in einer Körpertherapie auseinanderzusetzen.
Deswegen ist man noch lange kein „Reichianer“, weil man sich einen Orgonakkumulator baut und da reinsetzt, oder weil man Eva Reichs Methode benutzt, um andere von der „Reichlehre“ zu überzeugen. Man ist noch derselbe Faschist, der man vorher strukturell war. Nur dass hier keine Rassenideologie verbreitet wird, sondern Reichs Dogma „orgastischer Puslation“ zum Kriterium für die Heilslehre genommen wird.
So wird aus einem kleinen privaten esoterischen Interesse eine faschistische Interpretation und Okkupation der Orgonomie. PN hat den Mut dies hier in den vielen Artikeln zu diskutieren. Und die Vermischung von blauen, roten und braunen Faschismus zerstört jeden Ansatz Reichs Gesellschaftskritik zu einer erkenntnistheoretischen und strukturellen Veränderung werden zu lassen. Es macht keinen Unterschied, ob Reich bildlich gekreuzigt wird, seine Bücher verbrannt werden oder ob man Reich auf diese Weise vertritt und in den blauen Himmel der lebensenergetischen Forschung lobt, wo die Engelchen fliegen.

Klaus: „Meditation führt zur Panzerung des okularen Segments und zur Zerstörung des Orgonenergie-Feldes.“
Solche Aussagen interessieren mich sehr; ich kenne regelmäßig Meditierende, die mir tatsächlich irgendwie so vorkommen, und eigene Versuche z. B. mit Stille-ChiGong erweckten bei mir den Eindruck einer merkwürdigen Einkapselung des Energiegefühls in einzelne ‚Bahnen‘, was einerseits für eine Weile konzentrationsfördernd sein konnte, sich andererseits aber unangenehm künstlich und verengt anfühlte. Doch gibt es Erfahrungen – etwa aus therapeutischer Praxis -, die diese Annahme in Bezug auf das okulare Segment und das Orgonfeld genauer stützen?

Peter 2011: Ich verweise etwa auf http://www.w-reich.de/nelson.html
Noch etwas:

Yoga, meditation, and mind control are processes of relaxed concentration that slow down the autonomic functions (breathing, heart, etc.) whereby the intuitive and telepathic processes are tapped. Demonstrably, they work, despite the mystical trappings usually associated with them; but, for most, they lessen contact with their direct organ perceptions. This was as true for me when I took courses in mind control and meditation, as it was for some of my classmates. Yet, when these orgonotic senses are used spontaneously and naturally, they have no side effects. Dr. Elsworth Baker says he habitually uses this kind of contact in treating patients, but he doesn’t hold his breath or slow down his heartbeat. When I, on rare occasions, have spontaneously had telepathic and intuitive experiences, they have not been accompanied by any detectable changes in other functions. This is not conclusive, but it is fairly good circumstantial evidence that mind control, meditation, and yoga are artificial, forced ways of achieving what is natural to the unarmored. The deliberate efforts to attain orgonotic sensory perceptin tend to fail or are at least miniscule in their results compared to the great effort put into them, probably because they are an effort to force an orgonotic function, and that doesn’t work any better than does trying to force love or human contact – they are purely spontaneous events that occur from the free flow of energy. (Loi Wyvell: „Orgone and You“ Offshoots of Orgonomy No. 1, S. 19f)

Tzindaro 2016: While in India, I visited a Reichian Ashram where the guru had a copy of Reich’s function Of The Orgasm on his bookshelf. He told me he thinks he is the only married guru in India. He said this is because his own teacher had a stroke at the age of 75 and after meditating on it, told his students he thought it had happened to him because of pent-up pressure from more than 50 years of sexual abstinence, so he advised his students to marry.

Denis Roller 2012: Ja, es gibt sie noch, die echten Vampirjäger, Exorzisten und-Männer. Nehmt euch in Acht ihr Spassemacken. Wir fackeln nicht lange…

Klaus: „Liste von „Erleuchteten“, die an somatischen Biopathien, insbesondere Krebs, verreckt sind“
Darüber wüsste ich gerne mehr!
Warum ‚Erleuchtung‘ überhaupt erstrebenswert sei, wird auch nie gesagt.

Klaus: Etwa so stelle ich mir das vor: http://blog.stuttgarter-zeitung.de/licht/2011/03/15/erleuchtungsram/

Robert: Der einzige Heilige in Hamburg-Altona

O.: Wer bei Reich bis jetzt die Erleuchtung des Orgasmus gefunden haben mag, wird hier fündig:
Nein jetzt kommt nicht Fischers Seite, sondern die hier:
http://www.advaita-tantra.de/wordpress/

Robert: Hier mal was zum Thema Körpertherapie bei Amazon läuft
http://www.amazon.de/gp/bestsellers/books/557528/ref=pd_zg_hrsr_b_1_5_last

Robert 2014: OSHO: Jenseits der Grenzen des Verstandes. Das Märchen von der Psychologie
Wilhelm Reich, ein Tantra-Meister unserer Zeit
Der deutsche Psychologe Wilhelm Reich stieß auf ein paar innere Geheimnisse der Bioenergetik, und er wandte sie auch in der Behandlung seiner Patienten an. Aber man warf ihm vor, er sei anti-sozial; er wurde eingesperrt und für verrückt erklärt. Was war es, woran Reich gearbeitet hat und woran ist er gescheitert ? … Wilhelm Reich fing an, mit der menschlichen Energie zu arbeiten. Und natürlich, wenn du mit der menschlichen Energie arbeitest, dann stößt du unweigerlich auf die Quelle von allem – und das ist die sexuelle Energie … Und im Gefängnis müssen sie ihn ungeheuer gequält haben. Er war kein Mann, der so leicht zerbricht; er war ein ausgeglichener Mensch, und diejenigen, die ihn kannten, haben bezeugt, dass es nur wenige gibt, die so stark, so in sich gefestigt und mit beiden Beinen auf der Erde sind, wie er es tat – aber im Gefängnis wurde er verrückt. Ich habe den Verdacht, dass man ihn mit Absicht in den Wahnsinn getrieben hat … Ich nenne Wilhelm Reich einen modernen Tantra-Meister, obwohl er selbst sich dessen nicht bewusst war. … Wilhelm Reich wird eine Renaissance erleben, denn was er getan hat, war absolut wissenschaftlich. … Er gehört zu uns. Ich gebe ihm nachträglich Sannyas.
http://h0rusfalke.wordpress.com/bernd-senf-uber-wilhelm-reich-die-bildung-des-charakterpanzers-in-der-kindheit/

Der sexuelle Kampf der heutigen Jugend

25. Oktober 2016

Die Probleme, mit denen Wilhelm Reich während der 1920er und 30er Jahre in Österreich und Deutschland im „Kulturkampf“ konfrontiert war, unterscheiden sich im Grunde kaum von denen, mit denen sich seine Schüler noch heute in den USA auseinandersetzen müssen. Es werden jedenfalls noch immer die gleichen Dinge diskutiert.

90 Jahre später dreht sich in den USA die „liberale” schulische Sexualaufklärung darum, die Jugendlichen vor den verheerenden körperlichen, seelischen und auch geistigen Folgen von sexuellen Aktivitäten zu bewahren. Es wird ihnen vollständige sexuelle Abstinenz nahegelegt.

Die beiden Soziologen Bill McCarthy und Eric Grodsky konnten aufgrund landesweiter Erhebungen zeigen, daß es zwar eine Korrelation zwischen schulischen Problemen und sexuellen Aktivitäten außerhalb liebevoller Partnerschaften gibt, jedoch kaum ein Unterschied zwischen den schulischen Leistungen von Abstinenzlern und jenen Schülern festzustellen ist, die eine liebevolle sexuelle Partnerschaft leben.

McCarthy und Grodsky:

Insgesamt zeigen unsere Ergebnisse, daß die Schädlichkeit, die allgemein jugendlichem Geschlechtsverkehr zugeschrieben wird, größtenteils in nicht-romantischen Zusammenhängen auftritt. Diese Ergebnisse stellen die Richtigkeit von Programmen zur sexuellen Aufklärung in Frage, die jugendlichen Sex mit jeder Menge von negativen Folgen verbinden.

Offenbar geradezu revolutionäre Forschungsergebnisse für die USA Anfang des 21. Jahrhunderts. Genauso revolutionär wie die „überraschende“ Erfahrung, die Colorado gemacht hat: die Geburtenhäufigkeit bei jungen Frauen zwischen 15 und 19 fiel innerhalb von fünf Jahren um sage und schreibe 40 Prozent, als kostenlose bzw. verbilligte Verhütungsmittel an die entsprechende Klientel mit geringem Einkommen verteilt wurden. Die einzige Alternative, nämlich die „Erziehung zur Abstinenz“, führt nachweislich zu keiner Abstinenz, sondern allenfalls zu einem schlechten Körpergefühl und mehr Verantwortungslosigkeit.