Peter liest die Laska/Schmitz-Korrespondenz (Teil 14)

Wie ungeeignet und oberflächlich die (Neue) Phänomenologie ist, zeigt sich in der Beschreibung des „vitalen Antriebs“:

Der vitale Antrieb, die Achse der spürbaren leiblichen Dynamik, besteht in der antagonistischen Verschränkung der fundamentalen leiblichen Impulse Engung und Weitung, die ich in dieser Verschränkung als Spannung bzw. Schwellung bezeichne. Übergewicht der Spannung findet sich z.B. bei Angst, Schmerz, Beklommenheit, ungefähres Gleichgewicht bei körperlicher Kraftanstrengung, Übergewicht der Schwellung bei Wollust. (S. 306)

Hier gerät aus bioenergetischer Sicht soviel durcheinander, daß nichts als Wirrnis übrigbleibt. Das ganze ist vollkommen indiskutabel. „Phänomenologisch“ wäre der Orgasmus beispielsweise eine Expansion, bioenergetisch ist er jedoch das genaue Gegenteil!

Wie oberflächlich und abwegig Schmitz ist, sieht man auch daran, daß er die moderne Verwahrlosung der Sexualität als weniger gewichtig erachtet als die der – Musik (S. 315). Was er in dem betreffenden Brief über Sexualität und etwa über den Krieg schreibt, ist derartig verstiegen…:

…das heute merkwürdig starke und zunehmende Liebäugeln mit dem Sadismus. Ich bin durchaus dagegen, nach Verboten zu rufen, abgesehen von Verbrechen, wobei Menschen gegen Ihren Willen gequält werden. Ich rechne nämlich damit, daß auf diese Weise ein wichtiges Bedürfnis menschlicher Lebensgestaltung sich seinen Weg sucht. Im letzten Aufsatz meiner Sammlung „Höhlengänge“ (Berlin 1997) habe ich unter dem mir auferlegten Titel „Die ethische Bedeutung der Atombombe“ auf die Not hingewiesen, in die die Menschen durch den Entzug der Möglichkeit des Sichauslebens in der Form der Kriege geraten, weil damit eine einzigartige Chance der Integration von personaler Emanzipation und personaler Regression verlorengeht, der Vereinigung von gespannter Erregung, erschütterndem Betroffensein mit kühler Wachsamkeit und besonnenem Handeln. Diese Integration ist aber für personale Selbstbehauptung unentbehrlich, wofür das Bild des Wellenreiters steht; andernfalls droht Steuerlosigkeit oder steife Verstiegenheit. Die Menschheit braucht einen Ersatz für den Krieg, sofern dieser bei gesteigerter Zivilisation und unter dem Druck moderner Waffen nicht mehr als Leitbild taugt, und ich könnte mir denken, daß sich an dieser Stelle einmal eine Kultur des leiblichen Schmerzes herausbilden wird, nicht so, daß man wie Dutroux Leute gegen ihren Willen zu Tode quält; aber vielleicht wie bei den Indianern oder nach Wellhausen „Reste arabischen Heidentums“ oder auf andere Weise. Das Liebäugeln mit dem Sadismus bereitet vielleicht eine solche Entwicklung vor. (S. 317)

Reich, der tatsächlich durch die Hölle des Krieges gegangen ist, hat das Notwendige über solche „Analysen“ gesagt. Die von Schmitz erinnert fatal an die Freuds… Nichtig! Trotzdem, man mag es kaum glauben, ist Schmitz interessant, denn seine Phänomenologie stellt eine nicht-psychologische Herangehensweise an das Phänomen des Erlebens, des „subjektiven Erlebens“, wie man so schön sagt, dar. Die Psychologie ist nämlich mit einem „metaphysischen“ Ballast befrachtet, beispielsweise der Vorstellung, daß man „ein Gefühl hat“, d.h. ein „Ding“ ein anderes „Ding“ „produziert“.

Ein „Ding“, in diesem Fall das „Ich“, stellt sich gegen andere „Dinge“, es kann in unterschiedliche „Dinge“ (Ichs) zerfallen, etc., wobei dieses „Ding“ so ungreifbar ist, wie das sprichwörtliche „Gespenst in der Maschine“. Tatsächlich gibt es aber kein Subjekt und kein Objekt, und das Subjekt besteht vor allem nicht aus „Teilen“. Alles ist ein orgon-energetisches Kontinuum. Wir sind orgonotische Erstrahlung, die ständig zwischen Assoziation („Einheit“) und Dissoziation („Vielheit“) wechselt. Wenn dieses Hin und Her aufhört, setzt der Wahnsinn (Panzerung) ein. „Wir“ sind nichts anderes als orgonotische Erstrahlung, Assoziation und Dissoziation. Wir sind Orgonenergie und nichts anderes. Das Bewußtsein ist orgonotische Erstrahlung.

Man betrachte dazu die gesamte orgonometrische Gleichung des Kontakts: mit koexistierender Wirkung, Erstrahlung (Weitung), Anziehung (Engung), Dissoziation (Weitung) und Assoziation (Engung) auf der einen Seite und KRW (Zentrales Nervensystem) und Pulsation (Vegetatives Nervensystem) auf der anderen Seite. Was all diese Funktionen vereint, ist die „elastische Kohäsion“ der Orgonenergie mit ihrem ständigen Wechsel von Weitung und Engung. Das sind wir! Es vereint die „subjektive Welt“ und die objektive Realität. Dies wird besonders deutlich in den Dämmerungszonen des Bewußtseins, wenn wir morgens erwachen und abends einschlafen und dabei diese Vorgänge unmittelbar erleben.

Man muß Schmitz zugute halten, daß er sich mit diesem Bereich beschäftigt, der selbst von der Psychologie, erst recht aber von den restlichen Naturwissenschaften auf eine grundsätzliche Weise verfehlt wird. Sie vermitteln dem Menschen ein Bild seiner selbst, das man einfach nur als grotesk (wahnsinnig, „gepanzert“) bezeichnen kann. Das dafür keinerlei Bewußtsein oder gar Sprache existiert, macht das ganze nur noch grotesker! So absonderlich, und aus gutem Grund, uns Schmitz manchmal vorkommen mag…

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4 Antworten to “Peter liest die Laska/Schmitz-Korrespondenz (Teil 14)”

  1. Peter Nasselstein Says:
  2. Peter Nasselstein Says:

    Nach jahrelanger Unterbrechung, wird die lsr-projekt.de Seite wieder regelmäßig gepflegt. Man beachte insbesondere:

    https://lsrmaschinenraum.substack.com/p/eine-neue-administration

  3. Peter Nasselstein Says:

    Die organisierte und schwerbewaffnete emotionelle Pest:

    Voller Ernst: GOLDVERBOT kommt! (youtube.com)

  4. Peter Nasselstein Says:

    Ea über Tucson, Arizona am Beginn einer Ea-Woche:

    Alien & UFO Week – DAY 1 – The Confession (youtube.com)

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