Nietzsche zufolge konstituiert sich alles Leben durch Perspektiv- und Horizontbildung. Die Schaffung eines „Lebensraumes“ durch den „Willen zur Macht“ = Willen zur Beständigung = Ewige Wiederkehr des gleichen Zustandes = „Sein“. Leben ist die Formung einer Perspektive, ob nun organisch oder geistig. In diesem Sinne beruht, nach Nietzsche, das Leben auf einem Grundirrtum, nämlich dem, daß es im „dionysischen“ Fluß der Zeit etwas „apollinisch“ Beharrendes gäbe. Alles, was existieren will, müsse sich mit einer „perspektivischen Sphäre“ umgeben. Das Prinzip der Individuation, ob es sich nun im biologischen Organismus oder in unserer Gedankenwelt mit ihren Hoffnungen und dem Empfinden der Individualität zeigt, ist nichts weiter als ein lebensnotwendiger Schein – die Illusion des Seins, wo es nur den ewigen Wechsel von Werden und Vergehen gibt. Genauso wie das biologische Leben eine Struktur braucht, benötigt auch jede Form von bewußtem Leben eine geistige Struktur, um nicht im Fluß der Zeit auseinandergerissen zu werden. Es ist wie das Öffnen der Bauchhöhle: die inneren Organe fallen aus dem orgonotischen System heraus und der Mensch vergeht.
Leben ist Werten = Werte bestimmen = Urteilen = Ur-Teilen = etwas aus dem undifferenzierten Chaos herausheben. Nietzsche: „Wenn wir von Werten reden, reden wir unter der Inspiration, unter der Optik des Lebens: das Leben selbst zwingt uns Werte anzusetzen, das Leben selbst wertet durch uns, wenn wir Werte ansetzen…“ (Götzendämmerung, Moral als Widernatur, A [Aphorismus] 5).
Das Leben ist natürlich das Orgon, nicht als „Sein“, als metaphysische Substanz, sondern als Potential für scheinbar „Seiendes“, so wie Reich es in Die kosmische Überlagerung am Beispiel der Formation von Lebensformen aus der primordialen Bewegung des Orgons dargestellt hat (Die kosmische Überlagerung, Frankfurt 1997, S. 40-68).
Es gibt kein „Sein“, da alles nur in der Zeit (nicht) „ist“. Um aber überhaupt existieren zu können, müssen wir „Sein“ simulieren, indem „ganz unten“ die Zelle so tut, als „wäre“ sie (in Wirklichkeit unterliegen aber auch ihre Strukturen dem ständigen Fluß, dem sie früher oder später ganz nachgeben müssen) und indem „ganz oben“ der Mensch sich ein Weltbild errichtet, in dessen Bezugssystem er „sein“ kann. Alles ist Schein, aber, und das ist Nietzsches Punkt, es kommt darauf an, ob es ein dem Leben dienender Schein (z.B. das animistische Weltbild von Ureinwohnern) oder ob es ein dem Leben schadender Schein ist (z.B. der Glauben an Engel und Teufel). Auch das Kind braucht für seine gesunde Entwicklung etwas, woran es glauben kann – es kommt nur darauf an, ihm einen lebenspositiven Schein zu vermitteln. Nietzsche sprach nicht von der Abschaffung aller Werte, sondern von der Umwertung aller Werte (vgl. auch Jerome Edens Auseinandersetzung mit Nietzsche und Reich in The Value of Values, Eden 1980).
Auf den ersten Blick hat die Orgonomie an sich wenig mit Werten gemein, denn die erinnern an das Über-Ich und damit an die Panzerung. Doch man kann ein „Wertesystem“ auch als notwendige orgonotische Struktur betrachten, so wie z.B. Muschelgehäuse lebensnotwendig sind. Ohne die starre Muschelschale kein pulsierendes Muschelfleisch! Die lebenswichtige, ja das Leben erst konstituierende Membran des ursprünglichsten orgonotischen Systems, des Bions, entspricht den Hüllen von Zellen mit ihren Rezeptoren, dem unterschiedlichen Aussehen der Tierarten, bis hin zur „Corporate Identity“ in der Wirtschaft und den Persönlichkeiten von Menschen.

Genauso wie sich aus dem Fluß des Orgons orgonotische Systeme herausbilden, indem sie eine Membran formen, muß auf geistiger Ebene der Mensch „perspektivische“ Glaubenssysteme entwerfen, um „sein“ zu können. Zerstört man z.B. das Weltbild von genitalen Naturvölkern durch die Zivilisation, gehen die betreffenden Völker zugrunde, da die Grundlage ihres „Seins“ unter ihnen weggezogen wurde. Kinder werden neurotisch, wenn sie einerseits ziemlich frei erzogen werden, andererseits aber keine Werte, keinen Glauben vermittelt bekommen. Nimmt man einem Menschen seinen Glauben, stirbt er, was den mörderischen Haß der Gläubigen gegen die Aufklärer erklärt. Es geht buchstäblich um Leben oder Tod. Es gibt so etwas wie „moralischen Krebs“: Menschen mit Werten haben etwas Dynamisches an sich, während anarchische Menschen in ihrer Eigenheit verharren, „sitzen bleiben“, wie Reich es nannte, nicht vom Willen nach vorne getrieben werden, d.h. auch im Prägenitalen hängenbleiben.
Aus diesem Grunde glaubte Nietzsche, daß der Tod Gottes den Untergang der Menschheit bedeuten würde, wenn der Mensch sich nicht selbst Werte setzte. Aber der heutige Mensch sei zu schwach zu glauben („wie Jakob mit einem Gott zu ringen“) oder Werte zu „setzen“ – und einfach nur ein verächtliches unendlich perverses, dekadentes in seiner heillosen Entartung dem sicheren Untergang geweihtes Nichts, dessen „Emanzipation“ gleichbedeutend mit dem Weg in den Tod ist. Wer kennt nicht den typischen Jugendlichen, der an nichts glaubt, mit seinem leeren Blick – er braucht nicht erst Selbstmord begehen – er ist schon tot! Deshalb sind sinnstiftende religiöse und kulturelle Aktivitäten genauso lebensnotwendig wie die Arbeit.
Schlagwörter: Corporate Identity, ewige Wiederkehr, Nietzsche, Schein, Sein, Werte, Wille zur Macht
8. Juli 2025 um 08:56 |
July 8, 2025
Dear friends and followers of the work of the late Dr. James DeMeo,
I will once again be doing a live presentation via Zoom for the Free Energy Special Interest Group (FESIG) tomorrow – Wednesday – July 9, 2025 at 130pm EST (1030am Pacific and 630pm UK time). The talk is called Tools to Rethink the Universe Part I: The Orgone Energy. (This is the talk originally scheduled for July 2nd.)
My previous and more informal talk for the group was on Wilhelm Reich and James DeMeo, with a brief introduction on the orgone energy and armoring:
This time I will go deeper and into more detail on the orgone, Reich’s scientific thought method and approach, the implications for science generally, insight into the relationship between science and spirituality, and finally on the reality of the “cosmic ether,” i.e., the orgone energy continuum itself.
I hope it to be both enjoyable and thought-provoking.
If you are unable to catch the live presentation, it will be recorded and then posted to YouTube a few weeks later. Here is the link to the live presentation on Wednesday:
https://truevisionofpeace.com/sendemail-138thFesig.html
(Just click on „Zoom Meeting Link“.)
Hope to see you there!
Tom DiFerdinando
President, Orgone Biophysical Research Lab
Orgone Biophysical Research Lab | PO Box 1148 | Ashland, OR 97520 US
8. Juli 2025 um 09:11 |
Das, was Reich unter „Rockefeller und Moskau“ zusammengefaßt hat: die Koalition von Schwarzem und Rotem Faschismus, die ihn ermordet und die Orgonomie zerstört hat: