Das Gandalf-Syndrom

Gandalf ist eine große, neurotische Graueule. Er wurde von Kindesbeinen an von Menschen großgezogen und genießt Vollpension, wird gefüttert und gepflegt. Nichts kann den gefiederten Agoraphobiker aus seinem kleinen Backsteinschuppen in die freie Wildbahn herausbringen, vor der er eine Heidenangst hat. Er wird ewig Gefangener seiner eigenen Ängstlichkeit, seiner Bequemlichkeit und der vermeintlichen „Tierliebe“ seiner „Herrchen“ bleiben. Aus einem herrlichen Raubvogel ist eine bedauerliche Kreatur geworden. Sie braucht nie wieder hungern und frieren, ist keinen Feinden ausgesetzt, ist befreit von Sexualität und Rivalenkämpfen. Die bioenergetische Dynamik habe ich bereits an anderer Stelle beschrieben.

Das ist der Zustand, den der Sozialist, der „Sozialliberale“ und der Kommunist für jeden Menschen erträumt. Jedenfalls erträumen sie ein Leben, in dem niemand mehr von materiellen Sorgen und Rivalität bedrängt wird, sondern alle im „Volksheim“ leben. Die Menschen könnten dann ihre „wahren Bedürfnisse“ erkennen und ihre „wahre Natur“ entfalten. Resultat wird etwas sein, was man im Zoo und bei Haustieren beobachten kann – das Gandalf-Syndrom.

Was wird nicht alles in die Waagschale geworfen, um den Kapitalismus, diese „freie Wildbahn“ des Menschen, zu diskreditieren! Es ist offensichtlich, daß er Wohlstand schafft, wie kein anderes Gesellschaftssystem vor ihm. Um ihn trotzdem grundsätzlich infrage stellen zu können, wird das Wirtschaftssystem in seinem Kern angegriffen – vollkommen unabhängig von seinen Erfolgen: „Alles hat seinen Preis, aber nichts hat einen Wert!“ Das gibt sich zwar das Gewand einer „wissenschaftlichen Theorie“ (im Marxismus ist etwa von „Tauschwert“ die Rede), aber letztendlich läuft es auf die Aussage hinaus: „An [diesem Gegenstand] klebt Blut!!“ Das Blut der „Ausgebeuteten“ in der Dritten Welt, der Werktätigen, der durch die Umweltverschmutzung geschädigten, etc.

Tatsächlich ist das eine mystische Aussage. Ich schaue jetzt auf eine Plastikflasche mit „Vielzweckkleber“ der Firma „tesa“, die auf meinem Schreibtisch steht. Nichts, aber auch rein gar nichts, ändert sich an diesem Gegenstand, wenn er anstatt von mittelmäßig bezahlten Arbeitern in Ungarn von Kindersklaven in Indien hergestellt oder wie auch immer sonst hergestellt wurde. Ich brauche Kleber und der Preis bildete sich nach Angebot und Nachfrage, nicht weil der Ware irgendeine feinmaterielle Substanz anhaftet, die aus ihr etwas anderes macht als einen Gegenstand mit Gebrauchswert.

Was wird hier mit Theorien über den „Warenfetisch“ konstruiert? Es ist eine böse Welt da draußen und egal, was immer ist: Du machst dich schuldig, weil du nichts gegen dieses böse System unternimmst oder gar von ihm profitierst!

Welch ein lebensfeindlicher Irrsinn das ganze ist, sieht man daran, daß manche Menschen nicht etwa stolz darauf sind Hemden aus Bangladesch zu tragen (sie unterstützen dadurch eine aufstrebende Nation!), sondern sich ganz im Gegenteil schämen, weil sie von „Ausbeutung“ profitieren. Funktion dieser Gesinnung ist es, uns alle (einschließlich der Bangladeschis) sozusagen in „Gandalfs Backsteinschuppen“ zu halten: die Welt da draußen ist böse und gefährlich.

Der zweite, und heute immer mehr in den Vordergrund tretende, „grundsätzliche Einwand“ gegen den Kapitalismus betrifft das, was den Kapitalismus erst möglich macht: das Geld im allgemeinen und Kredit und Zins im besonderen.

Nach diesem Einwand macht sich, wer immer sich im Kapitalismus engagiert, d.h. einen Kredit aufnimmt oder vergibt, eines ungeheuerlichen Verbrechens schuldig, weil er teilhat an der unausweichlichen Zerstörung sämtlicher menschlicher und natürlicher Ressourcen. Das Argument lautet auf das Wesentliche reduziert wie folgt: „Hätte vor 2000 Jahren Josef nur einen einzigen Cent mit einem minimalen Zins angelegt, wäre der Gewinn, den heute seine Nachkommen einheimsen könnten, nur in mehreren Weltkugeln aus purem Gold darstellbar.“ Oder mit anderen Worten: Um mit der Finanzwirtschaft mit ihrem exponentiellen Wachstum Schritt halten zu können, muß die Realwirtschaft verzweifelt, und zum unausweichlichen Scheitern verurteilt, versuchen Schritt zu halten, d.h. versuchen Zins und Zinseszins zu bedienen, und dabei Mensch und Natur erbarmungslos ausbeuten.

Das klingt mathematisch zwingend, ist jedoch offensichtlicher Unsinn, denn es gibt keinen risikolosen Zins. In der wirklichen Welt, kann der imaginäre Nachfahre Josefs froh sein, wenn er nach 2000 Jahren überhaupt einen Cent erhält. Ein Euro wäre schon ein Weihnachtswunder!

Nichts zeigt besser als die Griechenlandkrise, wie vorsichtig die Anleger des berühmten „Josefpfennigs“ hätten agieren müssen. Die Finanzwirtschaft kann sich nur dann verselbständigen und es kann nur dann zu einem exponentiellen Wachstum kommen, wenn im Rahmen einer Keynesianischen Politik der Staat und die Notenbanken die besagten Anleger immer wieder von neuem retten. Das wird natürlich stets aus „sozialen“ Gründen getan, etwa um „General Motors und Detroit“ zu retten.

Letztendlich kommt hier auch nichts anderes als das Gandalf-Syndrom zum Ausdruck: Die parasitären Superreichen und die parasitäre Unterschicht können weiter im geschützten „Backsteinschuppen“ hausen, während für den produktiven Teil der Bevölkerung die Bedingungen dermaßen unerträglich werden, daß sie ebenfalls in den „Backsteinschuppen“ drängen. Am Ende steht der Kommunismus.

Kapitalismuskritiker, egal ob sie Marx oder Gesell auf ihre Fahnen geschrieben haben, sind nichts anderes als Rote Faschisten (oder zumindest die nützlichen Idioten von Roten Faschisten).

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19 Antworten to “Das Gandalf-Syndrom”

  1. Avatar von Robert (Berlin) Robert (Berlin) Says:

    Was ich bei dieser irrealen grobschlächtigen Beschreibung nicht ganz verstehe: die ACO Mediziner leiden doch auch keinen Hunger, haben eine warme Wohnung und einen guten Verdienst. Warum also der Hass auf ausgesonderte Menschen, die chancenlos sind?

    Zitat:
    „In den folgenden Jahren habe ich dann über 2.500 – in Worten: zweitausendfünfhundert – Bewerbungen geschrieben. Von Seiten des Staates (Hartz-IV-Verteilorganisation) wurde ich sehr unterstützt: zwei Aufforderungen zu einem Bewerbungsgespräch (ein Mal suchte man einen Technischen Zeichner – denn ich hatte ja vor über 45 Jahren den Beruf einmal gelernt –, die zweite Aufforderung betraf jemanden zum Einscannen von historischen Fotos für die Lichtbildstelle des Kreises, da hatte ich mich wohl zu erfreut gezeigt). Ansonsten »vom Amt« sehr monoton: Sie müssen sich mehr um eine Stelle kümmern! Ja, Vorstellungsgespräche hatte ich auch, ganze acht Stück. “

    http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/udo-ulfkotte/fachkraeftemangel-nimm-was-du-kriegen-kannst-und-nach-mir-die-sintflut.html

    • Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

      Solche Berichte sind vollkommen sinnlos, denn ich möchte nicht seine Bewerbungen sehen. Gut möglich, daß er (unbewußt) alles so gestaltet, daß er von vornherein keine Chance hat. Statistiken (denen zufolge er die Erde küssen sollte, daß er in Deutschland lebt!) sind auch keine bessere Alternative, da „Arbeitslosigkeit“ ein schwammiger Begriff ist und man pro Ausstellung ein ganzes Buch mitliefern müßte, um die Graphen richtig interpretieren zu können.

      Jeder hat sein Beispiel, seine Statistik.

    • Avatar von O. O. Says:

      Nehmen wir an, jemand sei Mediziner und arbeitslos geworden, das passiert zwar nicht so oft, aber ist möglich. Jetzt kommt er nicht gleich auf die Beine, hat keine Rücklagen oder ihn unterstützende Familie, und braucht Wohngeld, weil er schon auf Hartz IV Niveau lebt. Da bekommt er 2-3 Monate Wohngeld und dann heißt es er solle vom Brenzlauer Berg nach Hellersdorf umziehen, da bekäme er eine günstigere Wohnung mit weniger Quadratmeter und müsse kein Wohngeld beantragen. Gesagt getan, er wohnt in Hellersdorf, Lichtenberg oder Mahrzahn (Ost-Berlin), sein Selbstwertgefühl leidet, aber er will sich bewerben in Kliniken, die Mediziner suchen.
      Wird er eine Stelle finden, wenn er seine jetzige Wohnanschrift bekannt gibt? Die Antwort ist einfach: Nein.
      Wird er, selbst wenn er zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, die Stelle bekommen (nach ca. 1,5 Jahren ALGII)? Er könnte der einzige Bewerber sein, kein Arbeitgeber würde ihn haben wollen. Für einen neuen Anzug fehlte es ihm an Geld, also bewirbt er sich in etwas älteren Klamotten. Seine Unsicherheit und sein Wille unbedingt diese Stelle haben zu wollen, lassen ihn wenig attraktiv erscheinen. Eine Absage ist sicher. Die Stelle bleibt lieber unbesetzt.

      Dieses Beispiel ist noch nicht mal besonders konstruiert. Es muss auch nicht erwähnt werden, dass er sich nur Bewerbungen im Umland leisten kann und westliche Arbeitgeber nicht wird aufsuchen können (die ihn auch nicht nehmen), da die Fahrtkosten bis dorthin nicht, sondern nur bis zu einer Grenze vom Amt übernommen werden, er also drauf zahlen würde, dafür aber kein Geld hat. Einen Umzug könnte er sich auch nicht leisten … noch eine Kaution usw.
      Also ohne finanzielle Reserven wird auch er nicht mehr aus dem Ghetto rauskommen und kann sich mit Cindy aus Mahrzahn anfreunden. ;(

      • Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

        Mich bekümmert eher derjenige, der aus kleinen Verhältnissen sich was erarbeitet hat, dem es aber durch die konfiskatorische Einkommenssteuer unmöglich gemacht wird, wirklich etwas aufzubauen. Man fäßt sich an den Kopf, was man ständig alles zu blechen hat. Nicht nur Steuern, sondern auch um sinnlose Vorgaben irgendwelcher lebensfremder Gesetze zu erfüllen. Alles natürlich immer zum Besten der Menschen.

  2. Avatar von Marco Marco Says:

    Ha, mein Lieblingsbereich, wo Reichs Forschungsrichtung und Begriffe mit der aktuellen Situation unglaublich gut zusammenpassen:

    Der zweite, und heute immer mehr in den Vordergrund tretende, „grundsätzliche Einwand“ gegen den Kapitalismus betrifft das, was den Kapitalismus erst möglich macht: das Geld im allgemeinen und Kredit und Zins im besonderen.

    Ja, und die Auflösung? Das ist nicht fertiggedacht.
    Es stimmt schon: Der sog. Kapitalismus ist NICHT böse oder schuld. Auch nicht die ach so gierigen Banker, Manager, oder der „unmenschliche“ anti-religiösen (Wucherer) Zins und Zinseszinsen, auch nicht die Zionisten (wie ich letztens bei einem Gespräch hörte) oder irgendeine der anderen Säue, die anonsten noch durchs Dorf bemüht werden.
    Es gibt keinen äußeren „Feind“, sondern nur das eigene Unverständnis, das eigene Nichtaufgeklärt-sein und Hockenbleiben ohne weiterzudenken.

    Vielmehr stimmt: Wir haben überhaupt keinen Kapitalismus, der nach meinem Verständnis nämlich SOFORT mit Arbeitsdemokratie übereinstimmt, sobald ein paar Grundeinsichten durchgedrungen sind und die Sache auf einem festen Fundament steht: auf dem richtigen Verständnis von Geld. Für Lust ist dann immer noch Zeit, ja, sie wird dadurch sogar erst freigesetzt.

    Das sogenannte Geld, das wir heute haben, ist der ultimative bereits installierte rote Faschismus, ein reines Fantasieprodukt, Freiheitskrämerei für Arbeitsunwillige.

    Man muß sich zuerst eines klarmachen: Es gibt überhaupt kein GELD – als eine eigenständige Sache, die dann auch noch den Waren und Leistungen irgendwie gegenüberstände. Es gibt überhaupt nur Produkte und Leistungen, also Arbeit und Tausch davon. Wenn sich eine Ware besonders gut zum Tauschen eignet, wird sie von selbst universales Tauschmittel (Warengeld, z.B. früher Salz, Gewürze, wertvolle Stoffe oder eben seit ewig Gold und Silber), also „Geld“, ohne jede Einwirkung, ohne jede Vorgabe von irgendeinem Übervater, religiösen Führer oder Vater Staat.

    Aber soetwas Perverses, wie wir heute haben: aus dem Nichts „geschöpftes“ Geld und noch schlimmer: „Geldpolitik“. Das muß sich erstmal einer ausdenken und durchbringen. Eingeführt von durchblickenden Machthabern (Münzrecht) und später weiterentwickelt von Bänkern zur eigenen Befähigung, Geld aus dem Nichts zu erzeugen mittels Kredit und dessen Zinsen. Diese Zinsen werden dann mittels Steuern über ein staatlich installiertes Zwangssystem bedient. Um nicht zu murren, wird das Volk wie im Artikel schon beschrieben, durch soziale Wohltaten bestochen (ebenfalls auf Pump und derart als Zinslast an die Nachkommen weitergereicht) und der eigentliche Ursprung von sog. „Geld“ vernebelt. So bleiben alle im Wohnheim hocken: Die Megareichen, wie die „dummen“ Arbeitenden. Das ist heute die Funktion des Staates. Der dient nur noch zum Ruhighalten als Aufsicht im betreuten Wohnheim.
    Der Staat, die gesamte Politik und Medienproduktion ist einzig darauf ausgerichtet, diese Grundeinsicht zu verdecken und das System juristisch, gesetzgebend und durch Machtausübung installiert zu halten. Der Staat ist zum einen Geisel des unausgesprochenen, unverstandenen Geldwesens, zum anderen auch Ursprung. Geld der Zentralbanken kommt nur durch Staatsschulden zustande, also eine Verbürgung der Arbeitskraft (und zukünftige Steuerlast) der Bürger. Also ein Kartell aus Lügen, Staat und Zentralbank erschaffen gemeinsam eine sich selbst in den Schwanz beißende Schlange, toller Begriff auch: Teufelskreis.

    Anders herum: Wer selbst nicht arbeiten und produktiv sein will, weil ihm das zu schwer ist, der erfindet am besten so ein schlau ausgedachtes Betrugssystem wie das heutige sog. „Geld“ und macht alle anderen zu Teilhabern, die das System mittragen und am Laufen halten. Da die Charakterstruktur der meisten eben die des Sich-Einfügens statt des Selberstehens ist, werden daraus dann eben alle diese Berufspolitiker, Richter, Banker, Funktionäre, ja selbst Therapeuten und alle anderen die selbst nichts Produktives hervorbringen, sondern nur die Massenneurosen auf die eine oder andere Weise verwalten. Alles Herumgesuche, was einen selbst, resp. die Menschen befreien würde, sei es spirituell oder psychologisch oder politisch, ist einfach zu kurz gegriffen, in die eigene Innenwelt abgeglitten und am Punkt vorbeigeschaut. Es geht meiner Ansicht nach momentan als erstes darum, einen einzigen Sachverhalt zu verstehen: Was ist Geld und was ist es nicht. Dann kann man überhaupt erst anfangen zu verstehen, was abläuft, und dann auf einer soliden Basis stehend weitersehen.

    • Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

      Ich selbst schwanke seit vielleicht 20 Jahren zwischen der Geldtheorie von Rothbard (verkürzt „Geld = Gold“) und von Bethmann (verkürzt „Geld = Schulden“). Gemeinsam ist beiden Theorien, daß immer die Gefahr besteht, daß sich das Geld von seiner, wenn man so will „materiellen“ Grundlage löst, d.h. das ganze zu einem betrügerischen Pyramidenspiel entartet.

      • Avatar von Marco Marco Says:

        Das verstehe ich nicht bei einer vollen Wertdeckung. (Geld=Gold). Natürlich lassen sich auch hier wieder ungedeckte Wertpapiere ausstellen, aber nicht in diesem Ausmaß und in dem kaskadenartigen Aufbau mit Betrugsschichten über Schichten wie heute.

        Um dem noch weiter vorzugreifen: Auch das Argument, daß volle Wertdeckung nicht geht, weil wir dann eine Deflation bekommen, ist viel zu kurz gegriffen. Zuvor ein einziger Gedanke: Was hat „der Staat“ überhaupt mit dem Geld zu schaffen? Wieso ist das die zentrale Stelle, die soetwas „herausgibt“, bzw. bestimmt, was Geld sein darf und was nicht (vgl. z.B. 0% MwSt bei Gold und 7% Silber). Jetzt der darauf aufbauende Gedanke: Geld kann von jeder beliebigen Institution (Bank) herausgegeben werden. (Nochmal gegen die Deflation: Und wenn Gold nicht reicht, dann nehmen wir eben Silber, Kupfer, seltene Erden, was weiß ich.)

        D.h. es kommt dann genauso zu einem Markt auf dem unterschiedliche Geldformen konkurrieren. Und dort kann sich sicher diejenige Bank durchsetzen, die am stabilsten, transparentesten und ehrlichsten wirtschaftet, denn niemand will sein Erspartes in der Inflation verschwinden sehen. Als Begriff heißt das „Marktgeld“ oder free banking. Und das ist dann frei quasi im reichschen Sinn, nämlich frei von autoritärem, regulierendem menschlichen (und neurotischem) Eingreifen bzw. kurz: selbstregulierend.

        Ich bin weder Marktfetischist noch Anarchokapitalist, folge keiner Ideologie. Das sind einfach Einsichten, die sich meines Erachtens natürlich ergeben, sozusagen funktionell. Deswegen wäre ich auch an fundierter Kritik daran sehr interessiert. Gibt es Denkfehler, wenn ja wo?

        • Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

          Ich hätte schreiben sollen: Gemeinsam ist beiden Theorien, daß nach ihrer Einschätzung heute immer die Gefahr besteht, daß sich das Geld von seiner, wenn man so will “materiellen” Grundlage löst (Geld wird „geschöpft“ ohne wie auch immer gedeckt zu sein), d.h. das ganze zu einem betrügerischen Pyramidenspiel entartet.

          • Avatar von Marco Marco Says:

            Hm, ja schön und gut, Theorien und ihre Gefahren !!! Es ist sicher nicht möglich, ein 100% wasserdichtes System auszudenken, das nicht irgendeiner unterwandern könnte. Das ist ja genau der Witz. Keiner kann sich durch äußere Einrichtungen vor sich selbst oder anderen „schützen“. Wer vor Fehlern und Angst geschützt sein will, bebrütet ja schon den Samen des Faschismus. Genau wie in der Politik wird beim Geld das Unwesen ja gerade durch das ignorante Hocken der Massen möglich.

            Doch noch zu einem System: Ein interessanter Versuch ist noch das völlig dezentrale Bitcoin. Das erfordert ein ganz anderes Denken, nämlich in Netzen statt in Hierarchien. In dem System kann schon allein technisch keiner mehr Geld einfach „schöpfen“. Insbesondere gibt es keine Aufspaltung in Banknoten + Reserve. D.h. die gibt es nur innerhalb einzelner Diensteanbieter und evtl. Banken. Doch wenn hier (genauso auch bei free banking) ein solcher Marktteilnehmer pleite geht, dann sind nur dessen Kunden betroffen, aber keine ganzen Staaten und Kontinente.

  3. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Hier wird die General Motors-Sauerei erklärt:

  4. Avatar von Stefan Wehmeier Stefan Wehmeier Says:

    Geld, Politik und Religion

    Das Geld ist die grundlegendste zwischenmenschliche Beziehung in einer arbeitsteiligen Zivilisation, und der Geldkreislauf der Volkswirtschaft ist so lebenswichtig wie der Blutkreislauf des Menschen. Der Zusammenbruch des Geldkreislaufs (Liquiditätsfalle) bedeutet das Ende der Zivilisation.

    Damit das „Geld, wie es (noch) ist“ in Bewegung (im Umlauf) bleibt, werden heute zwei Mechanismen eingesetzt, die aber beide in ihrer Wirkung destruktiv sind und jede Volkswirtschaft mit mathematischer Präzision zerstören: das „Zuckerbrot“ der Liquiditätsverzichtsprämie (Urzins) und die „Peitsche“ der schleichenden Inflation.

    Für den Zinsgeldverleih muss der Urzins bezahlt werden, was zur systemischen Ungerechtigkeit der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz (Privatkapitalismus) führt; und die schleichende Inflation ist erforderlich, um die als „Frieden“ bezeichnete Zeitspanne von einem Krieg bis zum nächsten zu verlängern.

    Wer „Spitzenpolitiker“ in einer Zinsgeld-Ökonomie (zivilisatorisches Mittelalter) spielen will, darf diese Zusammenhänge auf gar keinen Fall wissen; und wer ein von der „hohen Politik“ anerkannter „Wirtschaftsexperte“ sein will, darf auf gar keinen Fall wissen, was Geld ist:

    Geld, Geldmengen und Geldillusionen

    Damit das „Geld, wie es sein soll“ vom arbeitenden Volk gar nicht erst angedacht wird und somit die Marktwirtschaft unverständlich und auf jeden Fall kapitalistisch bleibt, sodass „Spitzenpolitiker“, „Wirtschaftsexperten“ und andere sinnfreie Existenzen weiterhin gut beschäftigt sind, gibt es bis heute die Religion (selektive geistige Blindheit gegenüber makroökonomischen Konstruktionsfehlern):

    Der Zins – Mythos und Wahrheit

  5. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Hier hat jemand geschrieben, was ich gerne schreiben würde (gerne schreiben könnte):

    http://www.pi-news.net/2012/12/unrechtsstaat-deutschland/

  6. Avatar von Sebastian Sebastian Says:

    Wie entsteht Geld?
    Was ist ökonomisch das Wesentliche an einem schuldrechtlichen Kreditvertrag?
    Wie wird ein Kredit gebucht?
    Was ist der Unterschied zwischen einem Kredit und einer Leihe?
    Was sind die ökonomischen Auswirkungen der Eigenschaften eines Kredites?
    Wie wird Vermögen in Form von Geldforderungen gebucht?
    Was sind die ökonomischen Auswirkungen von Geldsparwünschen?
    Was ist Eigentum? Worin unterscheiden sich Eigentum und Besitz?
    Gibt es Schuldrecht bzw. Recht im Allgemeinen in Gesellschaften ohne organisierten, zentralen Erzwingungsstab (= in staatenlosen Gesellschaften)?

    Nach einer Pädagogik-Arbeit am Anfang meines Studiums, habe ich mich gefragt, warum alle Versuche soziale Probleme zu lösen scheitern. Ich kannte Reich noch nicht und wollte daher als erstes wissen, warum sich immer so viel um Geld dreht. Meine Fächerwahl fiel somit neben Pädagogik auf Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Rechtsphilosophie. Ich bin der Meinung, wenn man die obigen Fragen wahrheitsgetreu beantworten kann, sich also von Denkverboten und Vorurteilenut so gut es charakterlich geht frei macht und die theoretischen Aussagen immer an der Realität überprüft, sich jedes reflexartige, ideologische links-rechts-Denken („Der Markt ist schuld!“, „Die Politiker sind schuld!“) erübrigt. Weder Marx, noch Gesell, noch moralistische Zinskritik, noch Wohlstandskritik sind zur Beantwortung der Fragen von Interesse.

    Ausgangspunkt unseres Streites war der Unterschied zwischen Reichs ökonomischer Haltung und der von Konia und Harman. Mein Argument ist, dass Reich das Entscheidende erkannte und ich das bei Konia/Harman nicht finde. Der Streit geht letztlich darum, ob es eine Wirtschaft „als solche“ gibt, die Produktion und Leistung anbietet und zu der dann Geld „als solches“ tritt, das die „Tauschvorgänge“ innerhalb der Wirtschaft erleichtert. Oder wird gewirtschaftet, nachdem es Verschuldung gibt? Dann ist das Wirtschaften nicht „als solches“ in der Welt, sondern es ist immer nur das Erfüllen von vorangegangenen Verschuldungsakten. Wenn man nicht seine Augen vor der Realität verschließt (ethnologische und historische Wirtschaftsforschung), ist zweiteres der Fall. Es geht also nur sekundär um Bedürfnisbefriedigung, primär wird gewirtschaftet, weil man Verträge erfüllen muss. Die Dynamik des Systems entsteht dadurch, dass aufgrund von Zins und Geldsparwünschen stets zu wenig Geld im System vorhanden ist, Kredite aber zum Fälligkeitstermin bedient werden müssen. Unternehmen und Konsumenten werden demnach durch permanente Angst vor Illiquidität bzw. Überschuldung angetrieben.

    Angst ist damit die Triebfeder der Ökonomie. Wer einen Kredit nicht erfüllen kann, haftet mit seinem Eigentum. Alles grundsätzlich anders als in einer genitalen Gesellschaft wie bei den Trobriandern, bei denen reziprok gegeben und genommen wird, es keinen Fälligkeitstermin gibt und nicht in Eigentum vollstreckt wird. Angst ist hier nicht die Triebfeder.

  7. Avatar von Dolphin Dolphin Says:

    Wenn wir schon bei der Bibel sind (Josefsjahr):
    Was ist mit dem Jubeljahr, dem biblisches Erlassjahr alle 50 Jahre?
    So ganz läßt sich die Zinseszinsproblematik vielleicht doch nicht leugnen?
    Meiner Erfahrung nach gibt es immer viele Aspekte an einer Sache, von denen die meisten durchaus eine Bedeutung haben. Die meisten Menschen können immer nur einen (oder einen Teil) davon sehen. Auch ist der Mensch (leider) dazu angelegt, „Position zu beziehen“

  8. Avatar von davidmoerike David Says:

    PN hat gesagt:

    Mich bekümmert eher derjenige, der aus kleinen Verhältnissen sich was erarbeitet hat, dem es aber durch die konfiskatorische Einkommenssteuer unmöglich gemacht wird, wirklich etwas aufzubauen.

    Und der andere:

    der angeblich arbeiten will aber nicht darf?

    weil man – aus den von O. geschilderten Gründen – die Stelle lieber unbesetzt lässt?

    der arbeiten will aber für den nur abhängige Arbeit in Frage kommt, weil er – betreffend unternehmerische, selbständige Tätigkeit – gar nicht weiß, wie das geht?

    Also wie das „wirklich etwas aufzubauen“ überhaupt geht?

    … bei dem jene unternehmerische Fähigkeit, jene kreative Energie die laut Muhammad Yunus in jedem Menschen – und immer – wie die Sonnenenergie – vorhanden ist, eben verschüttet, oder nicht vorhanden ist?

    Individuelle Lösung für ihn?

    Eine Therapie wie sie beim ACO praktiziert wird?

    und gesamtgesellschaftliche Lösung?

    eine vollständige Deregulierung des Arbeitsmarktes?

    Wie kann die durchgeführt werden in einer Weise, dass nicht die vielen Firmen, Sub-Firmen, Leiharbeits-Firmen noch mehr die Menschen ausbeuten können, sondern dass tatsächlich die Mittellosen, die Dekapitalisierten diesen Zustand des Dekapitalisiert-Seins durch Arbeit beenden können?

    Wie kann das gehen, in dem Deutschland, in dem wir leben?

    In dem vorherrschend die Mentalität: einmal gescheitert, immer gescheitert ist?

    Wie Walter Wüllenweber und Andreas von Bechtolsheim http://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_von_Bechtolsheim sinngemäß sagen?

    • Avatar von O. O. Says:

      Für uns in Deutschland (und wohl auch anderswo) gilt das hoffnungsvolle Arbeitslebensmotto „einmal gescheitert, wieder gescheitert und diesmal besser gescheitert“.

  9. Avatar von davidmoerike David Says:

    Heise zufolge http://www.heise.de/tp/artikel/44/44599/1.html sagt der IWF, dass Wirtschaftswachstum alternativlos sei.

    Anders formuliert Wachstum ins Unendliche.

    Somit ist das jetzige Wirtschaftssystem, wie vielleicht auch der Zinseszins, ein Ponzi-System oder Schneeball-System!

    Wie indirekt auch Roland Baader sagt, falls ich ihn richtig verstanden habe.

    Habe mich darüber ausgelassen in:

    http://davidmoerike.de/blog/2015/04/08/der-zinseszins-ist-ein-ponzi-system

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