Sage dich vom Bösen los!

Neil Garrett (University College London) et al. haben an Versuchspersonen die sprichwörtlich „schiefe Bahn“ verifiziert, auf die man gerät, wenn man einmal mit dem Lügen angefangen hat.

Bei wiederholtem eigennützigen Lügen verringert sich im Laufe der Zeit die Reaktion unseres Gefühlszentrums. Das instinktive Unwohlsein beim Lügen schwindet immer mehr. Das wiederum senkt allmählich die Hemmschwelle auch gegenüber größerer Unehrlichkeit – wir stumpfen ab.

Das Fehlverhalten, etwa Plagiate, führt zu einem Unwohlsein, das aber bei weiteren Verfehlungen immer schwächer wird. Was sich dabei im „Emotionszentrum des Gehirns“, der Amygdala, abspielt, wurde mit Hilfe der funktionalen Magnetresonanztomografie (fMRT) untersucht. Mit jedem weiteren kleinen Betrug wurde die anfangs heftige Reaktion der Amygdala schwächer. „Die Ergebnisse dieses Experiments bestätigen damit den Eindruck, daß ständiges Lügen zu einer Art moralischen Abstumpfung führt – und sie erklären, warum dies so ist.“

Der ungepanzerte Organismus ist wahrhaftig, d.h. der bioenergetische Kern und die soziale Fassade sind unmittelbar miteinander verbunden. Es besteht ein unmittelbarer Kontakt. Entsprechend führen Lügen zu einem Kontaktverlust. Bei gepanzerten Menschen konsolidiert das Lügen die Panzerung und die damit einhergehende Kontaktlosigkeit weiter. Deshalb sind hohe moralische Standards aus bioenergetischer Sicht so wichtig: sie erhalten die emotionale Lebendigkeit.

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5 Antworten to “Sage dich vom Bösen los!”

  1. Avatar von Claus Claus Says:

    Dazu passt, dass die ganze Palette von allgemeinem Täuschen bis hin zum Lügen gegenwärtig die Politik prägt. Und das ist übrigens nicht einmal im Sinne eines gemäßigten politischen Liberalismus! Vgl. John Rawls („Theory of Justice“):
    „All citizens should have the means to be informed about political issues. They should be in a position to assess how proposals affect their well-being and which policies advance their conception of the public good“ (S. 198).
    Das ist fast banal. Die Verstöße dagegen sind zu undurchschaubar, als dass sie hinreichend wahrgenommen werden.

  2. Avatar von Claus Claus Says:

    Dass Lügen vorteilhaft und in best. Situationen normal und OK sein kann, ist trivial. Der Punkt ist, ob das in demokratischer Politik OK ist. Und noch wichtiger: von Seiten der Exekutive.

  3. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Wer behauotet, daß er nie gelogen hat, der lügt. Man kann alles, wirklich alles vergeben, solange sich die Menschen des Unrechts bewußt sind und es bedauern. Oder wie Jesus sagte: jede Sünde kann vergeben werden, nur nicht die wider den Heiligen Geist.

    Sage dich vom Bösen los!

  4. Avatar von Claus Claus Says:

    Der Eindruck, dass die Öffentlichkeit von Lüge geprägt ist, beschäftigt mich sehr. Es kann kaum um Lügen im engsten Sinne gehen, wie auch Bolz im von Robert kürzlich verlinkten Fernsehgespräch betont.
    Eine ‚Verlogenheit‘ bemerke ich, wenn ich den Eindruck habe, dass Flüchtlianten ein ehrliches Gespräch vermeiden und durch Kochen, Backen und Kuchenessen zu ersetzen suchen; wenn Deutsche kulturübergreifend Feste feiern wollen. Ist es die Palette vom Um-den-heißen-Brei-Herumreden über das Verschweigen bis hin zum Lügen (z.B. was persönliche Migrationsgründe betrifft), was irgendwie Öffentlichkeit ‚durchwirkt‘?

  5. Avatar von Thomas Thomas Says:

    Psychologin und Neurobiologin Dr. Valeria Petkova u.a. darüber, wie die Amygdala heute von der elitären emotionalen Pest manipuliert wird, um die Menschen zu beherrschen.

    https://apolut.net/m-pathie-valeria-petkova-2/

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