Habe mir wieder über soziale Medien diverse „Reichianer“ und ähnliche Leute reingezogen. So viel Aufbruch und Hoffnung. Alles sehr „energetisch“ und „spirituell“. Für alles gibt es eine Lösung! Etwa läßt sich die Atmosphäre mit dem Cloudbuster vom DOR reinigen. Dafür gibt es detaillierte Beschreibungen. Und auch die Emotionelle Pest wird nicht vergessen. Beispielsweise soll das Geld- und Zinssystem reformiert werden.
Und ich sitze da – und das ganze geht mir dermaßen wider den Strich. Zunächst der Kult der Expansion. Alles ist easy, entspannt und voll von jenem aufgesetzten Optimismus, der so irritierend ist, weil man ihm etwa bei Krebspatienten im Endstadium begegnet. Zweitens findet sich jenes schwungvolle nach vorne Preschen, das keinerlei Substanz hat, weil es nicht aus der harten Arbeit am Kleinklein hervorgegangen ist. Das ganze ist leer und führt nirgendwo hin. Beides spiegelt paßgenau den gegenwärtigen Zustand des Kapitalismus wider.
Und schließlich fehlt der eine und alles entscheidende Aspekt, den bisher jede „Freiheitsbewegung“ geflissentlich übersehen hat. Die Freiheitsunfähigkeit der Massen, die in der Geschichte jede Expansion in einer um so heftigeren Kontraktion hat münden lassen, jedes „Vorwärts“ in einen noch schlimmeren Rückschritt. Reichs Beispiel war die Geschichte der russischen Revolution.
Schlagwörter: Bioenergetik, Freiheitsbewegungen, Geldreform, Kapitalismus, Russische Revolution, Spiritualität, Zinssystem
15. März 2017 um 06:32 |
Griesgram würde ich nicht sagen – eher Realist. Nun eine reform der Geldpolitik das braucht man nach den Kauforgien toxischer Papiere der EZB (die inzwischen UNGESETZLICH große Teile Südeuropas finanziert) nicht mehr groß debattieren. Aber lassen wir das.
Peter hat den wesentlichen Punkt angesprochen: die Unfähigkeit der Massen mit Freiheit umzugehen. Was bedeutet denn Freiheit? In erster Linie Selbstverantwortung – ohne die geht im Grunde nichts. Überhaupt gar nichts. Was sollte man machen? Oder besser gefragt, was soll die Orgonomie machen? Nicht sonderlich viel. Primär Aufklärung über die Untriebe der sogenannten Emotionalen Pest (wobei dies eher schon als eine Art Kampfbegriff verwendet wird tlw. und etwas inflationär) liefern. MMn ist es nur mehr Aufgabe der orgonomie realistisch betrachtet, dafür Sorge zu tragen das das Projekt Kinder der Zukunft nicht ad acta gelegt wird. Summerhill ist ein gutes Konzept; das einzig tragfähige in meiner Wahrnehmung. Zu mehr reicht es einfach nicht – weder personell noch wissenschaftlich noch finanziell.
Hinsichtlich wissenschaftlich wollte ich noch die Rechtfertigungsorgie von „O.“ im Eintrag „James deMeos Saharasiatheorie“ noch genauer beleuchten und tue dies gleich hier. Einwände waren ja von Lesern, dass O. eine Art Hassgefühl gegenüber deMeo hat. Dem stimme ich nicht zu. O. hat einen wunden Punkt der gesamten orgonomie angesprochen, dem bereits W.R. massiv gestört hat. Um Eingang zu finden im Wissenschaftsbetrieb, ist die Orgonomie genötigt, Beweise ihres Theorems zu erbringen. Nicht nur theoretisch sondern auch praktisch in Form von falsifizierbaren Versuchsanordnungen. Das geht aber ausgesprochen schwer, da sich orgonomische Phänomene eben funktionell und vor allem über einem längerem Zeitraum hinweg manifestieren. Für mechanistische Forscher die es gewohnt sind mit schnell verfügbaren messergebnissen zu arbeiten ein Unding. Davon abgesehen stellt die Orgonomie eine hohe Anforderung an den menschlichen Faktor (Forscher).
Sozialorgonomische-historische Abhandlungen wie die Saharasiatheorie haben es etwas leichter, da man nicht auf Versuchsanordnungen zurück greifen muss. Jedoch und das ist der springende Punkt, ist ein JEDER kleiner Fehler in der Arbeit (unsaubere Arbeitsweise; Statistiken fehlerhaft interpretiert usw.) sofort Angelpunkt vernichtender Kritiken. Damit ist die Glaubwürdigkeit nachhaltig beeinträchtigt. Darum geht es und das macht die Orgonomie (zzgl. der oben angesprochenen Problematiken) auch so leicht widerlegbar.
15. März 2017 um 09:43 |
„Für alles gibt es eine Lösung! Etwa läßt sich die Atmosphäre mit dem Cloudbuster vom DOR reinigen. Dafür gibt es detaillierte Beschreibungen. Und auch die Emotionelle Pest wird nicht vergessen. Beispielsweise soll das Geld- und Zinssystem reformiert werden.“ Ich glaube, dass dies das Kernmerkmal der linken Denke ist: Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt. Dabei wird außer Acht gelassen, dass man vieles nicht weiß (wovon man nicht weiß, dass man es nicht weiß). Aber alles klar, fangen wir an.
15. März 2017 um 12:33 |
Sie haben mehr als nur recht
Viele Grüße
A.Salat