Es wird häufig so dargestellt, daß Reich keine Kritik ertrug, sich mit Ja-Sagern umgab und paranoid war, insbesondere was die „kommunistische Verschwörung“ gegen ihn betraf. Liest man das mittlerweile posthum erschienene Material, die Erinnerungen von Myron Sharaf und Elsworth F. Baker, die nicht nur engsten Umgang mit Reich hatten, sondern zeitlebens ihre entsprechenden Erfahrungen mit Reichs übrigem Umfeld austauschen konnten (Baker behandelte sogar Familienmitglieder Reichs psychotherapeutisch!), zeigt sich ein differenzierteres Bild.
Beispielsweise konnte Reich aus rein arbeitsökonomischen und nicht zuletzt auch finanziellen Gründen unmöglich auf jeden (vermeintlich) „wissenschaftlichen“ Einwand eingehen und bei seinen Versuchen bis zum Exzeß alle Faktoren kontrollieren. Dann wäre er nämlich zeitlebens nicht über die „bioelektrischen Versuche“ hinausgekommen.
Zweitens war Reich anfangs in seiner Herangehensweise extrem liberal und „basisdemokratisch“, ohne jedwede hierarchische Grenzen. Um so schmerzhafter müssen die erwähnten (und andere) „neunmalklugen“ Einwände auf ihn gewirkt, haben, die von Leuten kamen, die definitiv nicht wichtig waren, nicht wirklich von Belang waren.
Drittens hat Reich sehr wohl Einwände zur Kenntnis genommen, wenn sie von Leuten stammten, die sich zumindest annäherungsweise auf seinem Niveau bewegten. Dies gilt insbesondere was seinen Umgang mit der Food and Drug Administration und der „roten Verschwörung“ betraf. Ein Paranoiker hätte den Einwand von Leuten wie Sharaf, Raphael und Baker, es handele sich „nur“ um eine „emotionale Verschwörung“, jedoch nicht um eine „Verschwörung“ im üblichen Sinne, zornentbrannt vom Tisch gewischt, statt zu sagen (ich paraphrasiere): „Mag sein, daß Sie recht haben!“ Kurioserweise kann man heute argumentieren, daß Reich nicht „paranoid“ genug war, da er die kommunistische Verschwörung, etwa die Rolle von Arthur Garfield Hays und Felix Frankfurter, gar nicht in ihrem ganzen Ausmaß sah (siehe Der Rote Faden).
Zusammengefaßt: Reich war kein Idiot, wie manche untergründig insinuieren!
Schlagwörter: Arthur Garfield Hays, Einwände, Felix Frankfurter, Ja-Sager, kommunistische Verschwörung, Paranoiker, Verfolgungswahn, Verschwörungen, Wilhelm Reich, Wissenschaft
16. Oktober 2018 um 18:32 |
Imagine how stoned you are by pot and ask yourself for the hundredth time why you do not understand the Murder of Christ.
17. Oktober 2018 um 01:27 |
Reich hatte Recht mit seiner „paranoia“ vor einer Verschwörung. Doch er war selbst nicht paranoid genug, sie in vollem Umfang zu erkennen, wie ich meine. Das gilt noch heute, keiner ist paranoid genug, um zu erkennen …
Wir wissen heute zwar und nehmen es immer wieder verdrängend zur Kenntnis, dass wir ständig und multibel überwacht werden, doch wir unterstellen „keine böse Absicht“ – weil wir eben nichts von der emotionellen Pest begriffen haben. „Die Guten“ – wie sie sich selbst nennen – überwachen uns und würden uns schützen …
Wir weigern uns, ihre Taten zu erkennen und nur so können sie weitermachen.