Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 60)

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Während Rohrmoser Stirner zum Ahnherrn der atomistischen Revolution (die einem neuen Totalitarismus die Bahn ebnet) macht, ist für den ebenfalls Konservativen Klaus Hornung LaMettrie geradezu das Paradebeispiel eines Ahnherrn des totalitären Zeitalters, sozusagen ein Ur-Lenin:

Zuerst spielt Hortung auf Reich an („natürliche Ordnung als archimedischer Punkt“), dann auf Stirner („demiurgischer Allmächtigkeitsanspruch“), um schließlich bei LaMettrie zu landen:

Das philosophische Konstrukt der „Natürlichen Ordnung“ („Ordre Naturel“) schien einen archimedischen Punkt zur Entschleierung der Gesetze von Natur und Menschenwelt und damit auch zu ihrer vernünftigen Anwendung und Ordnung zu liefern. ([…] Jacov L. Talmon: Die Ursprünge der totalitären Demokratie, Köln und Opladen 1961, S. 15). Je mehr man sich der Französischen Revolution näherte, desto mehr verbreitete sich ein geradezu „demiurgischer Allmächtigkeitsanspruch“ (Joachim Fest: Der zerstörte Traum. Vom Ende des utopischen Zeitalters, Berlin 1991, S. 17), ein ingenieurhaftes Verständnis von Staat und Gesellschaft. Julien Lamettrie (1709-1751), Vorleser Friedrichs des Großen und dessen „Hofatheist“, wie Voltaire spottete, verstand in seinem Buch „L’Homme machine“ die Maschine als Schlüssel für die Erkenntnis auch von Mensch und Gesellschaft. (Giselher Wirsing: Schritt aus dem Nichts. Perspektiven am Ende der Revolutionen, Düsseldorf und Köln 1951, S. 91) Und die Abgeordneten der Nationalversammlung und des Konvents sahen sich als „Ingenieure der richtigen Ordnung“, mit der Aufgabe betraut, die gesellschaftlichen Verhältnisse so einzurichten, daß sie den Menschen zu einem „vernünftigen und tugendhaften“ Verhalten geradezu nötigen (Wilhelm Hennis: Motive des Bürgersinns, in ders.: Politik als praktische Wissenschaft, München 1968, S. 221)“ (Hortung: Das totalitäre Zeitalter. Bilanz des 20. Jahrhunderts, Berlin: Propyläen, 1993, S. 27).

Imgrunde haben wir hier das gleiche Mißverständnis in bezug auf L wie bei Rohrmoser in bezug auf S und bei praktisch jedem in bezug auf R. Verblüffend wie Rechts und Links stets L+S+R als den eigentlichen Kern der Sauerei dingfest machen – und das praktisch mit identischen Argumenten.

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3 Antworten to “Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 60)”

  1. Peter Nasselstein Says:

    Eine Lehrstunde, warum Kontaktlosigkeit („Augen zu und ballern“) immer mit Unmenschlichkeit einhergeht. Thmoas Gast ist der Beste!

  2. Peter Nasselstein Says:

    Wilhelm Reichs „Rede an den kleinen Mann“

    Einleitung, Produktion und Regie: Andreas Peglau
    Dauer: 50 Minuten

    Produziert im Dezember 2022 im * Hörbuch-Tonstudio Berlin
    Ton und Schnitt: Berthold Heiland
    Covergestaltung: Jan Petzold
    Klavier: Andreas Gotthilf

    https://www.wilhelm-reich-gesellschaft.de/rede-an-den-kleinen-mann/

  3. Peter Töpfer Says:

    Wir „konservativen“ LSRer und Post-68er müssen diesen Konservativen etwas entgegenstellen, wir müssen zusammenhalten, eine Kraft, irgendeine Art von Zusammenhang bilden! Das rationale Linke, das eigentlich das Ultrakonservative ist, weil es die Kinder so läßt, wie sie sind, muß eine Stimme bekommen und darf den verklemmten Rechten nicht das Feld überlassen.

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