Es gibt im Netz zwei Listen von Reichs Büchern, die sich hervorragend für das Selbststudium der Orgonomie eignen. Auf Dr. Vittorio Nicolas Heimatseite sind Reichs auf Deutsch erschienenen Werke nach dem Erscheinen der Erstausgabe geordnet angeführt. Die meisten dieser Bücher lassen sich problemlos beschaffen und die Lektüre in dieser Reihenfolge sollte ein einigermaßen klares Bild des Reichschen Werk vermitteln.
Seit Jahren angekündigt ist die Gesamtausgabe von Reichs Zeitschrift für politische Psychologie und Sexualökonomie aus den 1930er Jahren.
Eine zweite etwas systematischere Anleitung zum Selbststudium findet sich am Ende meiner Einführung zu www.orgonomie.net.
Eine dritte Buchliste, diesmal zu Reichs Biographie, möchte ich hier präsentieren. Die folgenden sieben oder acht Bücher verschaffen ein lückenloses Bild vom Tag seiner Geburt 1897 bis zum Tag seines Todes 1957.
Zunächst wären da Reichs eigene selbstkritischen und schonungslosen Erinnerungen aus seiner Kindheit, Jugend, der Kriegszeit und der Nachkriegszeit: Leidenschaft der Jugend. Eine Autobiographie. 1897-1922.
Über diese Zeit kann nur Reich selbst sinnvoll berichten, was aber sein späteres Leben betrifft, sollte man sich weitgehend von seinen Selbstinszenierungen frei machen. Den Anfang macht ein Buch über Reich zwischen 1919 und 1930: Wilhelm Reich in Wien. Psychoanalyse und Politik (Geyer-Edition, 1988) von Karl Fallend.
Leider Gottes ist das Buch vergriffen, aber vielleicht über Bibliotheken beschaffbar. Ein kleiner Trost ist Fallends Beitrag in einem auch ansonsten lesenswerten Ausstellungskatalog, der von Birgit Johler herausgegeben wurde: Wilhelm Reich Revisited. Allein schon wegen der Bilder lohnt sich die Anschaffung!
Ein Buch, das sich auf Reichs Berliner Zeit zwischen 1930 und 1933 konzentriert (aber nicht beschränkt), stammt von Andreas Peglau: Unpolitische Wissenschaft? Wilhelm Reich und die Psychoanalyse im Nationalsozialismus.
Genauso uneingeschränkt lobenswert ist ein Buch von Christine Rothländer: Karl Motesiczky 1904 – 1943. Eine biographische Rekonstruktion. Es handelt sich hier um die Biographie von Reichs „politischem Sprecher“ Karl Teschitz und bietet (u.a.!) einen hervorragenden Einblick in Reichs skandinavische Zeit zwischen 1933 und 1939. Eine Ergänzung zu dieser Untersuchung ist das Buch über Reichs Sekretarin in Oslo und anfangs auch in New York, Gertrud Gaasland: Gertrud Meyer 1914 – 2002. Ein politisches Leben im Schatten Willy Brandts (1914 – 2002).
Reichs anfängliche Zeit in Amerika zwischen 1939 und 1947 war nach außen hin ziemlich ereignislos. Wichtigste Augenzeugin dieser Zeit ist eine Frau, die Reich über ihre gute Freundin Gaasland kennen- und liebengelernt hatte: Ilse Ollendorff. Ihre Biographie Reichs, die erste überhaupt, ist noch immer lesenswert und wird es auch bleiben: Wilhelm Reich. Das Leben des großen Psychoanalytikers und Forschers Wilhelm Reich, aufgezeichnet von seiner Frau und Mitarbeiterin.
Die ereignisreiche Zeit vom Beginn der Verfolgung durch die FDA 1947 bis zu ihrem Enderfolg 1957 dokumentiert Jerome Greenfield sehr ausführlich und kompetent in seinem Buch: USA gegen Wilhelm Reich.
Keiner der Autoren beschönigt etwas, alle stehen Reich mit einer gesunden Distanz gegenüber, alle sind objektiv. Mit einigem Engagement sollten sich alle diese Bücher besorgen oder zumindest ausleihen lassen!
Schlagwörter: Biographien, Nationalsozialismus, New York, Oslo, Psychoanalyse, Wilhelm Reich, Willy Brandt
7. Oktober 2013 um 21:46 |
Eine Liste von Reich-Büchern:
http://www.amazon.de/Bibliografie-Wilhelm-Reich/lm/1TBMSS0NCD960/ref=cm_lmt_dtpa_f_1_rdssss0
8. Oktober 2013 um 00:58 |
Die ersten beiden Vorschläge, Reichs Werke (möglichst in chronischer Reihen folge und die weiteren Empfehlungen wie Baker und Eden etc. zu lesen, sowie auch seine Zeitschriften (vor allem OEB und CORE) zu lesen, halte ich für den wesentlichsten Bestandteil, der zur Orgonomie führt.
Seine biographischen Tagebücher oder prosaische Texte zu ihm hab ich selbst eher vernachlässigt und hätten mir auch die Freude an seiner Arbeit wieder genommen. Seine Person hat mich weniger interessiert oder gar fasziniert, für mich bietet er hier bei genauerer Betrachtung ein gute Vorlage für seine negativen Kritiker, ihn an dieser Stelle auseinander zu nehmen. Doch diese sind in pauschalen Beurteilungen hängen geblieben.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Zeitgenossen, die ihn persönlich kennengelernt haben, ihn abgelehnt haben und sich nur aus diesen Gründen schon von ihm UND seiner Theorie abwenden mussten; manche haben evtl. deshalb seine Theorien später abgewertet, ohne dies inhaltlich zu begründen. Nicht immer, so mutmaße ich, liegt die Ablehnung nur in einer (irrationalen) Hassreaktion begründet, die Ausdruck eines Neides auf Reichs Ausstrahlung oder seiner lebenspositiven Denkweise ist.
15. Oktober 2013 um 07:47 |
„Das soeben erschienene Buch über Reichs Sekretarin in Oslo und anfangs auch in New York, Gertrud Gaasland, ist sicherlich eine gute Ergänzung zu dieser Untersuchung (ich selbst habe noch kein Exemplar des Buches von Gertrud Lenz in Händen gehalten!):“
Einfach mal die Dissertation lesen, ist sogar umfassender (hab ich auch schon mal hier verlinkt):
http://www.zhb-flensburg.de/dissert/lenz/dissertation%20lenz%20gertrud.pdf
4. Januar 2017 um 09:28 |
„Die meisten dieser Bücher lassen sich problemlos beschaffen“
Zum Selbstbild des Progressiven gehört seine Subversivität. Damit erklärt sich ein Stück weit, dass altlinke Pädagogen sich manchmal so sicher sind, viele Bücher seien seit der Vernichtungsaktion nicht mehr erhältlich.
4. Januar 2017 um 17:00 |
„Orgone biophysics has been tested and found valid by many people over two generations now. On the other hand, orgone psychiatric treatment has never been tested by modern standars, which demand statistical studies and statistical evidence, not just the subjective opinions of patients and doctors, …“
Sämtliche orgonphysikalische Experimente sind wohl auch ganz unorgonomisch interpretiert worden. Die Annahme des Orgons wird am ehesten erst durch Zusammenhänge in verschiedenen Bereichen gestützt.
Die Psychiatrie wird um ’subjective opinions‘ kaum herumkommen, und statistische Ergebnisse beruhen gerade dort letztlich wieder auf subjektiven Einschätzungen … von Gefühlen, Empfindungen (z.B. operationalisiert auf Skalen) einerseits und sichtbaren Vorgängen andererseits – daher bezweifle ich, dass Testung „by modern standards“ hilfreich wäre.
4. Januar 2017 um 22:46 |
Experimentalergebnisse sind grundsätzlich zu interpretieren – und sei etwas statistisch noch so signifikant.
Man muss nicht Popper in allem (v.a. nicht im Falsifikationismus) folgen, um anzunehmen: Dafür, ‚eine Theorie T zu testen‘, brauche ich Testhypothesen p, die aus ihr folgen. Diese – also die Testhypothesen p – können widerlegt werden. Ist p widerlegt, dann ist auch T widerlegt.
Dabei ist T immer schon eine Interpretation von Beobachtungen. Auch das Orgon ist eine theoretische Entität (das gilt z.B. i.w.S. auch für Kaffeekannen) im Unterschied eher zu Gefühlen und Empfindungen. Das Theater um Statistik ist oft eine Art quasireligiöser Szentismus.
Leben wir stattdessen mit Ungewissheiten und umso mehr mit Erfahrungen, gerade auch in der Psychiatrie!
4. Januar 2017 um 23:24 |
Noch dazu: I.U.z. Popper darf man allerdings wohl auch annehmen, dass Theorien nicht nur widerlegt, sondern auch
bekräftigt werden können (Disput mit Carnap), und zwar graduell. Poppers Theorie hat zwar den Vorteil, auf möglichst genaue (dadurch widerlegbare) Formulierung zu drängen. Allerdings darf man auch Ähnlichkeiten zwischen theoretischen Annahmen ausmachen und muss man daher nicht alles über den Haufen werfen, wenn eine Testhypothese als widerlegt gilt. Zudem ist das Verhältnis zwischen Testhypothese und Theorie nicht immer so klar. Und zur Statistik: Wenn ich nur einmal sehe, wie sich aus Eisenteilchen Bläschen lösen und anfangen, sich wellenartig zu bewegen (als würden sie ’spielen‘) und dabei auch noch meine Augen anfangen zu kribbeln, besagt das womöglich mehr, als wenn sich hundertmal zwischen 100 und 200 Bläschen in 10 Minuten an einem Eisenfaden in Bouillon bilden. Ähnlich ist es vielleicht aussagekräftig, wenn bei einem einzigen Patienten eine Gefühlsregung nach regelmäßiger ORAC-Benutzung, Durchatmen und Gesichtsmobilisieren eintritt, die ohne ORAC-Benutzung nie eingetreten war (konstruiertes Beispiel).