Was meinte Reich mit „kosmisch“?

Reich meinte mit „kosmisch“ das Gegenteil dessen, was heute „Wilhelm Reich Gesellschaften“ (sic!) vertreten, für die das Orgon sich auf der gleichen Ebene befindet wie „Prana“ oder „Chi“. Alles ist sehr „kosmisch“, im Sinne von nicht greifbar. Für Reich hingegen war „kosmisch“ synonym mit „materialistisch“, d.h. zum Bereich der Naturwissenschaft gehörend. Nehmen wir folgendes Zitat aus dem Jahre 1937:

Die Sexualerregung ist funktionell identisch mit bioenergetischer Aufladung der sexuellen Zonen. Die Angsterregung geht mit einer Verminderung der Oberflächenladung einher. Der Begriff „Libido“ als Maß der „psychischen Energie“ ist keine Metapher mehr, sondern betrifft energetische Vorgänge. Derart reiht sich die Sexualfunktion in das allgemeine elektrische Naturgeschehen ein. (Die bio-elektrische Untersuchung von Sexualität und Angst, S. 127)

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3 Antworten to “Was meinte Reich mit „kosmisch“?”

  1. Robert (Berlin) Says:

    Stringent ist die Beweisführung aber nicht, da das zu erwartende Zitat für kosmisch fehlt. Wieso soll Libido gleich materialistisch wie Kosmus sein? Da liegt doch Äther = Orgon näher.

  2. Claus Says:

    Posten klappt nicht, vielleicht jetzt (ich muss das immer schreiben, weil mir sonst gemeldet wird „Das haben Sie schon einmal geschrieben, oder?“):

    OK, heute würde man eher sagen: „physikalistisch“. Und dann kann man die alten Fragen genauer etwa so stellen: Ist Erleben identisch mit Physischem (worin besteht die Identität?)? Oder superveniert es über Physischem (Supervenienz als Abhängigkeitsbeziehung der Eigenschaften des einen von Eigenschaften des anderen, global oder eher nicht global)? Überblick: http://consc.net/papers/nature.html
    Ich glaube auch, dass ein historischer Vorteil Reichs darin liegt, dass er eine physikalistische Theorie anpeilt (das wurde ihm als Szientismus und Naturalismus vorgeworfen, oder?) Dass Orgon und Emotion eng zusammenhängen, kann man allerdings nur erschließen: Man hat Bedingungen, unter denen sich Phänomene einstellen, die sich (in Zusammenhang mit Phänomenen in anderen Bereichen) mit der Annahme von Orgon gut erklären lassen, oder: Phänomene/Erfahrungen sind im Kontext einer Theorie Anzeichen für Orgon. Orgon (nicht: indizierende und zu deutende Phänomene wie Strömungsgefühl, blaues Leuchten, Angst, …) ist dabei – das finden Reichianer bestimmt ganz furchtbar gepanzert – eine theoretische Entität; nicht weil es nicht real wäre, sondern weil es nicht gesehen, berührt usw. wird wie eine Tasse.

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