Fakt ist und bleibt, daß Bernd Laska das Orgon als Ablenkung vom Wesentlichen bei Reich betrachtete. (Ähnlich der Egoismus bei Stirner und der Maschinenmensch bei LaMettrie.) Darauf will ich nicht, wie unter Studenten der Orgonomie üblich, mit „wissenschaftlicher Evidenz“ antworten (zumal es Laska gar nicht um Reich selbst, sondern um die vermaledeiten „Reichianer“, „Stirnerianer“ und „LaMettrieaner“ geht), sondern von dem, wie ich finde, stichhaltigsten und immer wieder gegen Laska vorgebrachten Argument gegen das LSR-Projekt ausgehen: statt auf den Punkt zu kommen, verweise Laska, kündige an, mache Andeutungen, „raune“ hinsichtlich der übergroßen Komplexität der Sache, sage nie, was er denn meine, vielmehr werde der Leser mit einem „Augenzwinkern“ auf seinen eigenen detektivischen Sinn zurückverwiesen, als gehe es um einen Kriminalroman. Das gleiche quasi „okkulte“ Geraune, daß die Philosophie von Nietzsche bis Derrida prägte!
Genau dieser Sackgasse wollte Reich entgehen, als er nach 1927 bzw. nach 1933 zunächst der Psychologie („bloßes Gerede“, „Philosophie“) durch konkreten gesellschaftlichen Aktionismus entgehen wollte und danach dem „politischen Gerede“ durch den „Einbruch ins biologische Fundament“, der schließlich in der Entdeckung des Orgons mündete. Das Orgon ist sozusagen die „greifbare materielle Substanz“ dessen, worum es Reich ging. Eine „Substanz“ die, so Reich, die Menschen zwingt, sich selbstreguliert und ungepanzert zu verhalten bzw. zu werden, wenn sie mit ihr umgehen wollen.
Mit dem Ankämpfen gegen die Entdeckung der kosmischen Orgonenergie wird unausweichlich ein allmählicher, aber höchst effektiver Prozeß einsetzen, in dem sich die starre Panzerung der Charakterstrukturen löst. Auch die härteste, gemeinste und grausamste Charakterstruktur wird sich gezwungenermaßen mit der grundlegenden Tatsache konfrontiert sehen, daß eine Lebensenergie existiert, und damit wird zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit die Verhärtung in der menschlichen Charakterstruktur aufbrechen, sie wird weicher, nachgiebiger werden, wird beginnen zu weinen, sich Sorgen zu machen, das Leben aus seinen Fesseln zu befreien, wenn auch vielleicht zunächst noch auf feindselige, mörderische Weise. Die orgonomischen Ärzte werden in diesem Lösungsprozeß wertvolle Hilfe leisten. (Die kosmische Überlagerung, S. 146)
Die Beziehungen zwischen Denkmethoden, Charakterstrukturen und sozialen Begrenzungen sind einfach, logisch. Sie erklären, woher es kommt, daß noch alle Menschen, die das Lebendige in der einen oder anderen Form erfaßten und vertraten, sich immer wieder außerhalb fanden; außerhalb der Denkgesetze, die die menschliche Gesellschaft seit Jahrtausenden lenken; weshalb sie so oft litten und zugrunde gingen. Und wo sie durchzudringen scheinen, läßt sich regelmäßig nachweisen, daß die gepanzerten Träger der mechanistisch-mystischen Zivilisation noch jedesmal das Lebendige dieser Lehre ihrer eigenartigen Eigenschaften beraubte und sie durch Verflachung oder durch „Korrektur“ wieder dem gegebenen Denkrahmen einverleibte. (…) [D]as funktionelle Denken (findet sich) außerhalb des Rahmens unserer Zivilisation, weil sich das Lebendige selbst außerhalb befindet, weil es unerforscht, unverstanden und gefürchtet ist. (Äther, Gott und Teufel, S. 10f)
Die Orgonbiophysik und das LSR-Projekt zwingen dich, die gepanzerte Gesellschaft zu verlassen, d.h. deine eigene Panzerung zu überwinden.
Schlagwörter: Charakterstrukturen, das Lebendige, Denkmethoden, Derrida, Egoismus, LaMettrie, Maschinenmensch, Nietzsche, Orgon, Philosophie, Stirner, Verhärtung, Zivilisation
31. Januar 2023 um 20:25 |
Den Vorwurf, Laska käme nicht auf den Punkt, habe ich öfters entkräftet, zuletzt hier:
http://blog.peter-toepfer.de/allgemein/radikale-aufklaerer-und-gegenaufklaerer-vereinigt-euch/
Laska kommt durchaus auf den Punkt, noch mehr, wenn er oft vom Reinhalten des Kindes vom Überich schreibt, das das Kind entfremdet und abtötet.