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DER ROTE FADEN (Band 2): Vorwort
14. Februar 2023Orgonbiophysik und LSR (Teil 4)
31. Januar 2023Fakt ist und bleibt, daß Bernd Laska das Orgon als Ablenkung vom Wesentlichen bei Reich betrachtete. (Ähnlich der Egoismus bei Stirner und der Maschinenmensch bei LaMettrie.) Darauf will ich nicht, wie unter Studenten der Orgonomie üblich, mit „wissenschaftlicher Evidenz“ antworten (zumal es Laska gar nicht um Reich selbst, sondern um die vermaledeiten „Reichianer“, „Stirnerianer“ und „LaMettrieaner“ geht), sondern von dem, wie ich finde, stichhaltigsten und immer wieder gegen Laska vorgebrachten Argument gegen das LSR-Projekt ausgehen: statt auf den Punkt zu kommen, verweise Laska, kündige an, mache Andeutungen, „raune“ hinsichtlich der übergroßen Komplexität der Sache, sage nie, was er denn meine, vielmehr werde der Leser mit einem „Augenzwinkern“ auf seinen eigenen detektivischen Sinn zurückverwiesen, als gehe es um einen Kriminalroman. Das gleiche quasi „okkulte“ Geraune, daß die Philosophie von Nietzsche bis Derrida prägte!
Genau dieser Sackgasse wollte Reich entgehen, als er nach 1927 bzw. nach 1933 zunächst der Psychologie („bloßes Gerede“, „Philosophie“) durch konkreten gesellschaftlichen Aktionismus entgehen wollte und danach dem „politischen Gerede“ durch den „Einbruch ins biologische Fundament“, der schließlich in der Entdeckung des Orgons mündete. Das Orgon ist sozusagen die „greifbare materielle Substanz“ dessen, worum es Reich ging. Eine „Substanz“ die, so Reich, die Menschen zwingt, sich selbstreguliert und ungepanzert zu verhalten bzw. zu werden, wenn sie mit ihr umgehen wollen.
Mit dem Ankämpfen gegen die Entdeckung der kosmischen Orgonenergie wird unausweichlich ein allmählicher, aber höchst effektiver Prozeß einsetzen, in dem sich die starre Panzerung der Charakterstrukturen löst. Auch die härteste, gemeinste und grausamste Charakterstruktur wird sich gezwungenermaßen mit der grundlegenden Tatsache konfrontiert sehen, daß eine Lebensenergie existiert, und damit wird zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit die Verhärtung in der menschlichen Charakterstruktur aufbrechen, sie wird weicher, nachgiebiger werden, wird beginnen zu weinen, sich Sorgen zu machen, das Leben aus seinen Fesseln zu befreien, wenn auch vielleicht zunächst noch auf feindselige, mörderische Weise. Die orgonomischen Ärzte werden in diesem Lösungsprozeß wertvolle Hilfe leisten. (Die kosmische Überlagerung, S. 146)
Die Beziehungen zwischen Denkmethoden, Charakterstrukturen und sozialen Begrenzungen sind einfach, logisch. Sie erklären, woher es kommt, daß noch alle Menschen, die das Lebendige in der einen oder anderen Form erfaßten und vertraten, sich immer wieder außerhalb fanden; außerhalb der Denkgesetze, die die menschliche Gesellschaft seit Jahrtausenden lenken; weshalb sie so oft litten und zugrunde gingen. Und wo sie durchzudringen scheinen, läßt sich regelmäßig nachweisen, daß die gepanzerten Träger der mechanistisch-mystischen Zivilisation noch jedesmal das Lebendige dieser Lehre ihrer eigenartigen Eigenschaften beraubte und sie durch Verflachung oder durch „Korrektur“ wieder dem gegebenen Denkrahmen einverleibte. (…) [D]as funktionelle Denken (findet sich) außerhalb des Rahmens unserer Zivilisation, weil sich das Lebendige selbst außerhalb befindet, weil es unerforscht, unverstanden und gefürchtet ist. (Äther, Gott und Teufel, S. 10f)
Die Orgonbiophysik und das LSR-Projekt zwingen dich, die gepanzerte Gesellschaft zu verlassen, d.h. deine eigene Panzerung zu überwinden.
Orgonbiophysik und LSR (Teil 2)
26. Januar 2023Max Stirner geht es nicht um Egoismus, sondern um Einzigkeit, d.h. darum, vor allem die Kinder von jenen inneren Instanzen freizuhalten, die sie von sich selbst entfremden und es ihnen unmöglich machen situationsgerecht und rational zu denken und zu handeln. Das ist Aufklärung in Stirners Sinne, während es etwa Kant darum ging, diese inneren Instanzen, etwa „Pflicht und Gewissen“, vor dem Zugriff der Aufklärung zu schützen. Im Anschluß hat Hegel diese Okkupationsmacht des Inneren weiter ausgebaut. Daran hat Marx‘ materialistische Wende nichts geändert, sondern ganz im Gegenteil den Einzelnen vollends zu einem bloßen „Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse“ gemacht.
Woher wissen „aufgeklärte“ Intellektuelle praktisch instantan worum es bei L & S & R geht bzw. daß das gefährlich ist? Sie regen sich auf, als wenn es um ihre schiere Existenz geht! Es ist keine im eigentlichen Sinne intellektuelle Reaktion, sondern eine energetische. Wer das „Gewissen“, die „inneren Hierarchien“, das Über-Ich angreift – mit einem Wort den eigentlichen Kern der Panzerung (ihren psychologischen Sinn) – der stellt sich gegen das DOR, versucht es zu sequestrieren. Umgekehrt versucht das DOR das OR zu sequestrieren. (siehe dazu auch den morgigen Blogbeitrag!)
LSR ist dermaßen energetisch aufgeladen, daß man bei Annäherung einen elektrischen Schlag verpaßt bekommt. Und das meine ich nicht nur im übertragenen Sinne. Es geht um PHYSIKALISCHE Vorgänge, die mit psychologischen Inhalten verknüpft sind – der terrorartigen Furcht, die Menschen dazu treibt, frei pulsierende, erstrahlende Babys zu domestizieren, d.h. ihnen ein schlechtes Gewissen, ein schlechtes Körper- und Eigengefühl zu verpassen und ihnen „Werte zu vermitteln“. Dem Toten, d.h. dem Gepanzerten (DOR), ist das Lebendige (OR) unerträglich, ruft unerträgliche Sehnsüchte hervor und erinnert an verdeckte unerträgliche Schmerzen eines verpfuschten Lebens. Man nimmt Rache, folgt seinem Ressentiment – das den Gegnern von LSR tief ins Gesicht gegraben ist.
Homo normalis reagiert aus seinem DOR-Sumpft heraus niemals derartig emotional heftig mit übersteuerten Haßreaktionen auf einen Mann wie Hegel und dessen bekanntes Diktum: „Die Pädagogik ist die Kunst, die Menschen sittlich zu machen.“ Kultur ginge vor Natur und man müsse die Eigentümlichkeit des Kindes brechen:
…bestimmt sich das Recht der Eltern über die Willkür der Kinder durch den Zweck, sie in Zucht zu halten und zu erziehen. Der Zweck von Bestrafungen ist nicht die Gerechtigkeit als solche, sondern subjektiver, moralischer Natur, Abschreckung der noch in Natur befangenen Freiheit und Erhebung des Allgemeinen in ihr Bewußtsein und ihren Willen. (Grundlinien der Philosophie des Rechts)
Gegen diese „Erhebung des Allgemeinen“, d.h. gegen die Zerstörung der Eigenheit des Kindes, die Zerschlagung seiner Fähigkeit zur Selbstregulation, die Zerstörung seiner freien Pulsationsfähigkeit, die Kreuzigung seiner Lebendigkeit sind nur drei Männer aufgestanden und haben dafür einen hohen Preis bezahlt: LaMettrie, Stirner und Reich. Ihre Gegner waren Diderot, Marx und Freud, die jeweils im Namen der Aufklärung alles in ihrer Macht taten, damit alle zukünftigen Kinder von Geburt an weiterhin „vergesellschaftet“ werden und das mit immer perfideren und durchschlagenderen Methoden. Ihr letztendliches Ziel war das Ersticken jedweder Lebendigkeit, der Triumph des Todes, DOR.
Leute, beschäftigt Euch mit dem LSR-Projekt!
Handschriftliche Blätter in Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum, Reclam 1979 (undatiert)
15. Dezember 2022Die innere Dynamik der antiautoritären Gesellschaft (Teil 7)
30. März 2022Eine antiautoritäre Erziehung erzeugt beim Kind starke Ängste und fixiert infantile Züge dauerhaft. Resultat dieser „Erziehung“ sind Egoismus, Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen und Haß auf die Eltern, weil diese nie wirkliche Eltern (indogermanisch für „wachsen machen“) waren und ihre Kinder emotional vernachlässigt haben. Der dergestalt herangezogene Homo novis ist in einem Zustand biopathischer Dauerexpansion fixiert (reaktive Parasympathikotonie). Er ist „in einem katatonischen Zustand der vermeintlich guten Laune, Lockerheit und Lässigkeit gefangen.“ Sein Gefühlsleben ist sozusagen „entzündet“, d.h. von Wut und einer ständigen Irritation gekennzeichnet und geht mit impulsivem Verhalten einher. In vieler Beziehung ähnelt er den Menschen im Subproletariat, die Reich bereits 1925 in Der triebhafte Charakter beschrieben hat. Beziehungen sind grundsätzlich oberflächlich, weil diese Menschen selbst nur an ihrer Oberfläche leben. Wenn man das ganze plastisch vor Augen gestellt haben will, schalte man den Fernseher an, um sich irgendein neueres Produkt aus Hollywood anzuschauen oder höre sich die „Musik“ im Radio an.
Diese Entwicklung hat Barbara Koopman bereits Anfang der 1970er Jahre beschrieben, als das alles gerade erst angefangen hatte. Ich kann auch aus der vorher unveröffentlichten jährlichen Rede Elsworth F. Bakers als Präsident des American College of Orgonomy von 1972 zitieren (The Journal of Orgonomy. Elsworth F. Baker Commemorative Issue, February 1986, S. 65-69). In der Rede geht es um die sich damals formierende antiautoritäre Gesellschaft, die sich mittlerweile (2022) fest etabliert hat und alle Facetten unseres Lebens bestimmt. Baker beschreibt das gesellschaftliche Chaos und die antiautoritäre Erziehung und frägt:
Was erreicht der liberal mit diesem ganzen Aufruhr? Indem er daran teilhat, bekommt er durch all die Aufregung und Aktivität das Gefühl lebendig zu sein, obwohl er innerlich tot ist. Er setzt andere in Bewegung, weil er sich selbst nicht bewegen kann. Ihre Destruktivität verschafft ihm ein Ventil für den unterdrückten Haß, den er in seinem Inneren hegt. Er, der sich für den Retter der Menschheit ausgibt, ist das perfekte Beispiel für die Emotionelle Pest. Jeder, der nicht mit ihm übereinstimmt, wird als vorurteilsbeladen, als Rassist, Reaktionär und als Schwein hingestellt.
Damals waren es die radikalen Studenten, „Weather Men“, etc., heute sind es „social justice warriors“, die die Linksliberalen begeistern. Und da die Linksliberalen die Medien und die Wissenschaft und damit die sogenannte „öffentliche Meinung“ dominieren oder besser gesagt kontrollieren, schließt sich auch der konservativste Politiker diesem enthemmten Wahnsinn an. Es muß stets alles in Bewegung sein, es darf beim vermeintlichen „Fort-Schritt“ kein Innehalten geben. Man denke nur an das „Projekt Europa“! Auf jede Verzögerung wird mit hysterischen Ausbrüchen reagiert, so als wäre der „Reformstau“ buchstäblich der Stau sexueller Energie, die die Leute in den Wahnsinn treibt. „Reform“ wohin man schaut, von der Schule bis zur Bauordnung. Alles ist ständig in hektischer Aufregung – nur daß sich tatsächlich nichts ändert, außer daß alles nur noch verfahrener wird.
Die Linksliberalen sitzen in den Redaktionen, Universitätsinstituten und nicht zuletzt an Lehrerpulten, sind selbst innerlich wie tot, goutieren sich aber an der Unordnung, der chaotischen Bewegung, die sie um sich herum anstacheln mit ihren unverantwortlichen „Theorien“ und ihren Propagandalügen.
Das deutsche Fernsehen ist symptomatisch, geht es doch untergründig immer darum, die Bevölkerung, insbesondere aber Jugendliche, zu sozialem Aktivismus zu animieren. Ganz gezielt werden Heranwachsende dazu animiert, irgendwas Politisches zu machen, egal was, solange es „progressiv“ ist. Sie entschließen sich dann meist für das Thema „Klimaänderung“.
Menschen sollen sich „engagieren“, d.h. nicht etwa ihr eigenes Leben auf die Reihe kriegen, sondern sich in das Leben anderer einmischen. Andere terrorisieren! Sie sollen „Sand im Getriebe“ sein! Oder mit anderen Worten: die rationalen, arbeitsdemokratischen Kernfunktionen sollen durch irrationale, ideologische Aktivitäten ersetzt werden, die aus der sekundären Charakterschicht stammen. Der pseudoliberale Modju, etwa unsere Innenministerin, sitzt dann zuhause und genießt, wie um ihn herum die Gesellschaft kollabiert. Jeder, der sich gegen diesen organisierten Wahnsinn stemmt, wird als „Nazi“ niedergeschrien.
Eine Ergänzung zu „Lore Rubin Reich: ERINNERUNGEN AN EINE CHAOTISCHE WELT“
27. März 2020Die erwähnte schlichtweg SCHWACHSINNIGE Interpretation/Zurückweisung der Reichschen Orgasmustheorie kann man auch auf Max Stirners Anthropologie ausweiten. Der wird entgegengehalten, daß die Menschen zu „Egomanen“ werden, zu ichsüchtigen Soziopathen. Hallo! Der gesamte Ansatz Stirners beruht ja darauf, daß das „Ich“ eine Lüge ist, d.h. eine vollkommen vergesellschaftete, bzw. gesellschaftlich verformte Instanz. Ebensogut könnte man Handpuppen „Egoismus“ vorwerfen!
Es geht eben nicht um das „freie Ausleben“, denn die Menschen sind ja gar nicht frei. Um was es geht, hat Reich verdeutlicht, als er erstmals in der Menschheitsgeschichte zwischen primären und sekundären Trieben unterschieden hat. Wenn man die ersteren unterdrückt, verwandelt man sie in sekundäre Triebe. Wenn man die letzteren NICHT unterdrückt, verhindert man jede Chance, daß sich die primären Triebe jemals entfalten können.
Fast alle Menschen, insbesondere aber wirklich alle „Intellektuellen“, sind schlichtweg zu dumm, um die Sexualökonomie zu begreifen. Das hat natürlich NICHTS mit dem IQ zu tun, sondern diese Dummheit, oder besser Dumpfheit, ist unmittelbarer Ausdruck der Panzerung, insbesondere der Augenpanzerung. Diese „Menschen“, die nicht mal die allerprimitivsten Zusammenhänge durchschauen, sind gar nicht sie selbst, sondern bloße Roboter, die von der Emotionellen Pest gesteuert werden. Oder ein vielleicht passenderes Bild: es ist so, als stünden sie unter Drogen. Kein Wunder, daß sie REICH für verrückt halten und in den Orgonomen nur irre Sektierer sehen können…
Orgonomie? Kein Interesse!
23. Mai 2018Leute interessieren sich für die Orgonomie nur, wenn sie sich für sich selbst interessieren. Aber heute bringt niemand mehr Interesse für sich selbst auf! Alles geht in der sozialen Fassade auf, d.h. der Anpassung an die Umgebung. Man hat seinen „eigenen“ Style, seine „eigene“ Meinung, seinen „eigenen“ Geschmack, d.h. man geht im Kollektiv auf. Man schaue sich doch heutige Jugendliche an: es gibt sie gar nicht mehr als Individuen, es sind bloße Abziehbilder, hohl und ohne Fatum, Tiefe, Gravitas. Die gesamte Existenz einer derartig „vergesellschafteten“ Kreatur erschöpft sich im menschlichen Bereich.
Wenn es in die Tiefe geht, dann geht es allenfalls um die mittlere Schicht, d.h. die verinnerlichten gesellschaftlichen Verbote bzw. die sinnlose Rebellion gegen sie. Das Kind identifizierte sich mit der lustfeindlichen Umwelt, um nicht vernichtet zu werden. So entstand „sein“ Charakter, der nichts weiter ist als das Fremde in ihm. Dergestalt ist er sein eigener schlimmster Feind! Entsprechend ist sein „Egoismus“, seine „Selbstsucht“ nichts als eine Illusion, denn mit seinem wirklichen Selbst hat dieser Wahn nichts, aber auch rein gar nichts gemein. Er dient nicht sich selbst, sondern „Dämonen“, die ihn besetzen und besitzen. Entsprechend ist auch seine gesamte „Spiritualität“ null und nichtig.
Seinen bioenergetischern Kern, d.h. er selbst, die Orgonenergie: für den bzw. die bringt er keinen Funken Interesse auf. Und wer sich nicht für sich selbst interessiert, sondern, um mit Max Stirner zu reden, für „den Menschen“ oder irgendein anderes Hirngespinst, der interessiert sich auch nicht für die Orgonomie. Das rabbinische Judentum und der an seine Stelle tretende Humanismus, der das intellektuelle Leben in den USA dominiert, ist, um mit Reich zu reden, „ausschließlich auf den ‚menschlichen‘ Bereich beschränkt. Es ist diese Beschränkung auf rein menschliche Angelegenheiten, eine Folge der Panzerung, die dafür verantwortlich ist, daß der Mensch keinen Kontakt mit dem Universum bekam“ (Reichs Speaks of Freud). Allein schon von daher, kann die Orgonomie keinen Blumentopf gewinnen.
Die Lüge Demokratie
18. April 2017Demokratie ist nicht etwa eine Lüge, weil sie, je nachdem, die Herrschaft des tumben Pöbels ist oder, wie in den antiken „Demokratien“, die Herrschaft einer kleinen Kaste von Sklavenhaltern, sie ist eine Lüge, weil sie die Zeitachse außen vor läßt. Wir sind die Treuhänder dessen, was unsere Vorfahren teilweise unter unvorstellbaren Qualen erkämpft und erwirtschaftet haben. Ohne die Tradition, etwa in Gestalt von Erfindungen oder beispielsweise der Sprache, wären wir buchstäblich ein Nichts. Wir sind ebenso die Treuhänder dieses Erbes für die Generationen, die nach uns kommen. Ohne Vergangenheit und Zukunft macht unser Leben keinerlei Sinn. In der Demokratie, die nur den kurzfristigen Egoismus kennt, wird dies negiert. Demokratie ist demnach der ultimative Nihilismus. In der Monarchie, die sich einzig durch die Zeitachse definiert, ist das, jedenfalls vom Prinzip her, anders.
Auch sind Monarchien, genau wie die Arbeitsdemokratie, inhärent transnational. Welches Unheil nach dem Ersten Weltkrieg Präsident Wilson, ein pestilenter Charakter, mit seinem Wahn von „nationaler Unabhängigkeit“ und „Demokratie“ gebracht hat, braucht hier nicht erörtert werden.
Letztendlich geht es um die Kinder der Zukunft. Wird etwa gefragt, was uns denn das Geschehen in der Türkei, im Iran oder in Südafrika angehe, nämlich nichts, wenn das der dortige demokratische Wille der Menschen ist, kann ich nur antworten: ganz im Gegenteil – das einzige, was uns angeht, ist das Wohlergehen der Kinder der Zukunft.
Entspricht das nicht der Freiheitskrämerei der Kommunisten und Neo-Konservativen (Krypto-Trotzkisten)? Nein, denn wir haben mit dem Blick auf die Rolle der Tradition ein Bewußtsein für die charakterstrukturellen Begrenzungen dieses Konzepts.
rational/irrational bis zur Seekrankheit
21. Juli 2016Der folgende Auszug aus einem Aufsatz über „Selbstinteresse“ exemplifiziert die ganze Nichtigkeit der Philosophie. Es ist durchweg nur alles Gerede, weil die bioenergetische Verankerung fehlt:
Das Selbstinteresse für sich gebietet schon ein rationales, wenn auch noch nichtsittliches Handeln. Da der Mensch jedoch selbst Verantwortung für Leib, Leben und Wohlbefinden trägt, ist die Vernachlässigung dieser Aufgaben nicht sittlich, das Selbstinteresse, sofern es die Aufgaben übernimmt, sittlich. Nur eine (schon durch Butler und vom Standpunkt der Psychoanalyse durch E. Fromm kritisierte) falsche Gegenüberstellung von Selbstinteresse und Nächsten-Liebe oder Wohlwollen hält das Selbstinteresse für schlechthin unsittlich. Unsittlich ist es allerdings, das Selbstinteresse zum letzten Maßstab allen Handelns zu machen und es ohne Rücksicht auf die Interessen und Rechte der Mitmenschen zu verfolgen (Egoismus). Stirner behauptet, das einzig Reale sei das Ich und alles habe nur insoweit Wert, wie es dem Ich dient. Wenn alle ausschließlich ihrem Selbstinteresse folgen, kommt es in der (prinzipiell nicht vermeidbaren) Situation, daß verschiedene Individuen dieselben Mittel der Befriedigung ihrer Wünsche beanspruchen, zu einem durch keine verbindlichen Regeln begrenzten Streit, zu „einem Krieg aller gegen alle“ (Hobbes): Das zum allgemeinen Gesetz gewordene Selbstinteresse gefährdet seinen eigenen Zweck, das persönliche Glück. Die Gefährdung wird aufgehoben durch die Errichtung eines Rechtszustandes (…) (Otfried Höffe (Hrsg.): Lexikon der Ethik, München 1997, S. 261)
Dies ist alles vollkommen richtig, soweit es um sekundäre Triebe, beispielsweise die Rachsucht geht, die vom Rechtsstaat aufgefangen werden muß, damit wir nicht in einem blutigen Chaos versinken. Das ist die einzige Rechtfertigung für dieses imgrunde irrationale philosophische Geschwafel, das davon ausgeht, daß Sittlichkeit irrational in Bezug auf das Selbstinteresse ist und umgekehrt Selbstinteresse irrational in Bezug auf die Sittlichkeit. Entweder vernachlässigt man sich selbst oder die anderen. Um diese beiden der Sache angeblich intrinsischen Konflikte zu lösen, bedarf es der Vernunft, d.h. der Philosophie in Gestalt von „Lebensmaximen“ und vor allem in Gestalt des Rechts.
Tatsächlich sind aber sowohl Selbstinteresse als auch Sittlichkeit in sich rational! Im „Selbstinteresse“ und „sittlich“ zu handeln, bedeutet nämlich aus dem Kern heraus handeln, d.h. man ist im Kontakt mit sich selbst und damit mit der Umwelt: man handelt rational, d.h. in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit! Wer im Selbstinteresse handelt, wird auch sittlich handelt und wer sittlich handelt, handelt gleichzeitig auch im Selbstinteresse.
Der „Rechtszustand“, der den vermeintlichen Gegensatz von Selbstinteresse und Sittlichkeit aufheben soll, untergräbt hingegen die Rationalität. Jeder kennt aus seinem Alltag, wie das ausufernde „Recht“ ständig Orwellsche bzw. Kafkaeske Momente schafft, die es fast unmöglich machen im Kontakt zu bleiben und d.h. „sittlich“ zu handeln. Das gleiche gilt auch für irgendwelche situationsunabhängigen, abstrakten „Maximen“, etwa „Lüge nie!“, die in bestimmten Situationen für einen selbst und/oder für andere einfach nur fatale Konsequenzen zeitigen können.
Was „das Recht“ manchmal an Unsittlichkeit mit sich bringt, ist kaum zu fassen. Tatsächlich ist es eine direkte Entsprechung dessen, was es bekämpfen soll! Es soll die sekundären Triebe einschränken, die auf die Panzerung der Massenindividuen zurückgehen, ist aber selbst funktionell betrachtet „gesellschaftliche Panzerung“. Oder wie Reich es ausdrückte: die Moral erzeugt genau jene Unmoral, die sie bekämpfen will. Das ist so, weil nicht zwischen primären und sekundären Trieben unterschieden wird.
Würden die primären Triebe „herrschen“, d.h. gäbe es eine Selbststeuerung, wären die im oben zitierten Aufsatz vorgebrachten Gegensätze zwischen „Egoismus“ und „Ethik“ null und nichtig. Aber auch so ist derartiges Herumphilosophieren ein Skandal, da dieses Gedankengut die Unsittlichkeit zementiert. Oder mit anderen Worten: es ist gemeingefährliches „Geschwafel“, weil es nicht zwischen primären und sekundären Trieben unterscheidet.
Die Welt ist so ein elender Ort, weil nicht paßgenau gehandelt wird. Statt spezifisch die Emotionelle Pest zu bekämpfen, werden unterschiedslos alle Regungen des Lebendigen eingeschränkt – was selbst nichts anderes als Emotionelle Pest ist.
In der antiautoritären Gesellschaft kommt es schließlich sogar zu einer regelrechten Umkehr: die sekundären Triebe werden gefördert, während die primären Triebe bekämpft werden. Nichts anderes ist die Political Correctness! Man denke nur an die Kontrollen an Flughäfen, wo streng darauf geachtet wird, doch ja nicht die kostbaren Gefühle jener Mohammedaner zu verletzen, die das ganze erst notwendig gemacht haben, während umgekehrt die Allerunverdächtigsten geradezu demonstrativ ganz besonders gepiesakt und schikaniert werden.
Oder hier zwei selbst beobachtete Beispiele: Kinder bewerfen Enten mit Steinen, um sie zu töten, die Mutter sitzt auf der Parkbank daneben und lacht. Ein Elternpaar geht mit dem kleinen Sohn spazieren, der auf dem Weg einen Sägemehl-Pfeil für eine Schnitzeljagd mit dem Fuß wegwischt, die Eltern ignorieren es.
Sekundäre Triebe und Kontaktlosigkeit (Rücksichtslosigkeit) werden heute aus reiner Bequemlichkeit und schlichter Gleichgültigkeit nicht mehr sanktioniert, während andererseits die Kinder emotional verhungern, ihre primären Antriebe nicht befriedigt werden. Und dann wird ihnen irgendwann Moral nahegebracht und man fragt sich, warum denn diese kleinen Monster trotz des Ethik-Unterrichts, wo das oben zitierte Blablabla gelehrt wird, so grausam und rücksichtslos sind.
Als Gegenmittel wird im Namen der „Sittlichkeit“ bereits im Kindergarten gegen die „Selbstinteresse“ gekämpft, etwa indem Zärtlichkeiten zwischen Kindern unterbunden, wenn nicht sogar sanktioniert werden, so als handele es sich um „sexuelle Übergriffe“. Dabei liegt genau hier und nur hier der Schlüssel, um aller „Philosophie“ und „Ethik“ ein Ende zu bereiten:
In der kindlichen Sexualregung, in der kindlichen sinnlichen Liebesbeziehung liegt unendlich mehr Sittlichkeit, Echtheit, Kraft und Lebenswillen als in Tausenden ledernen Analysen und Thesen. Hier, in der Lebendigkeit des kindlichen Wesens, liegt die Garantie für den Aufbau einer Gesellschaft wirklich freier Menschen, nur hier. (Die sexuelle Revolution, Fischer TB, S. 260)
Wer satt ist, stiehlt nicht. Wer sexuell glücklich ist, braucht keinen „moralischen Halt“ und hat sein naturwahrstes „religiöses Erleben“. Das Leben ist so einfach wie diese Tatsachen. Es wird nur kompliziert durch die lebensängstlich gewordene menschliche Struktur. (ebd., S. 269)