Für Reich war Christus ein genitaler Charakter, der sein Anderssein innerhalb der Begriffswelt seines ererbten pharisäischen Judentums zum Ausdruck zu bringen versuchte – bzw. gar nicht anders konnte. Das Christentum entstand aus dem Versuch seiner Jünger diesen Mann irgendwie zu verstehen. Für sie war er ein Mensch, aber auf unbestimmte Weise auch etwas darüber hinaus; nach ihrem jüdisch-hellenistischen Weltbild ein „Gottmensch“. In der griechischen und orientalischen Kirche wurde dann mehr die göttliche Seite hervorgehoben, was ihn unnahbar machte, die Religion „orthodox“ erstarren ließ und ganz zu einem Machtinstrument des Staates machte.
In der römischen Kirche und im Anschluß daran in der evangelischen wurde mehr die menschliche Seite hervorgehoben. Man denke nur an all die Kruzifixe mit dem zerschundenen, erniedrigten und leidenden Heiland, – während im Osten selbst der am Kreuz hängende Jesus noch immer der souveräne Kaiser des Universums ist.
Auf beiden Seiten triumphierte dergestalt die Emotionelle Pest, indem sie den lebendigen Impuls „Christus“ zum Erstarren brachte. Wobei der Westen auch noch der gnostischen Häresie verfiel, die sozusagen das Menschliche, Allzumenschliche an Jesus wieder wettmachen sollte. Aus dem souveränen Herrscher des Universums wurde der Botschafter aus einer Lichtwelt, der die Frohe Botschaft in die absolute Finsternis trägt. Das sieht man im zentralen Satz der Theologie der Westkirche, den ich wie folgt formulieren möchte: „Ohne die Gnade Gottes sind wir alle elende, verkommene Sünder, die die Hölle und die Strafe Gottes verdienen. Jedes gute Potential, überhaupt schlichtweg alles Gute in uns kommt einzig und allein von Gott und der Kraft des Heiligen Geistes, wenn wir uns taufen lassen und unser Herz Christus schenken.“ Dieser Satz ist die Emotionelle Pest des Abendlandes: Du bist weniger als nichts, das Über-Ich ist alles.
Die im Westen triumphierende Gnosis betrachtet die Schöpfung und damit auch jedes einzelne menschliche Herz als zutiefst verfehlt und böse von Natur aus. Wir müssen innerlich ersterben, damit der Lichtbringer aus einer anderen Welt, Christus, in uns leben kann. Das zeigte sich unmittelbar in der Kindererziehung. Kinder, die in evangelikalen und fundamentalistisch katholischen Sekten aufgewachsen sind, können Geschichten aus den Abgründen der Hölle erzählen… Selbst unsere eigenen Kinder sind weniger Wert als Hundekot, wenn wir nicht Christus in sie hineinprügeln. Unsere eigenen Triebe, überhaupt alles an uns, ist des Teufels, solange nicht ganz allein Christus in uns herrscht.
Kann man sich einen schlimmeren Verrat an der „Lehre“ des vor 2000 Jahren ermordeten Christus Jesus vorstellen? In der antignostischen Orthodoxie scheint immerhin das genaue Gegenteil durch: daß die Schöpfung und damit der Mensch von Grund auf gut ist:
Die von Gott gegebene Würde wird durch das Vorhandensein der sittlichen Grundsätze in jedem Menschen bestätigt, die durch die Stimme des Gewissens erkannt werden. Darüber schreibt der heilige Apostel Paulus im Brief an die Römer: „Die Forderung des Gesetzes ist ihnen ins Herz geschrieben; ihr Gewissen legt Zeugnis davon ab, ihre Gedanken klagen sich gegenseitig an und verteidigen sich” (Röm 2, 15). Namentlich deshalb offenbaren die sittlichen Normen, die der menschlichen Natur eigen sind, wie auch die sittlichen Normen, die in der Göttlichen Offenbarung enthalten sind, den Plan Gottes mit dem Menschen und seine Bestimmung. Sie sind wegweisend für ein glückseliges Leben, das der von Gott geschaffenen Natur des Menschen würdig ist. Das größte Vorbild eines solchen Lebens hat der Welt der Herr Jesus Christus offenbart.
Unwürdig ist das Leben eines Menschen in Sünde, weil es den Menschen selbst zerstört und anderen Menschen sowie der Umwelt Schaden zufügt. Die Sünde stellt die Hierarchie der Beziehungen in der Natur des Menschen auf den Kopf. Statt daß der Geist Macht über den Leib hat, unterwirft er sich in der Sünde dem Fleisch. Der Heilige Johannes Chrysostomus verweist hierauf und sagt: „Wir haben die Ordnung verkehrt und das Böse ist so stark geworden, daß wir die Seele zwingen, den Wünschen des Fleisches zu folgen” (Gespräch 12 Homilien über Genesis). Das Leben nach den Gesetzen des Fleisches ist den Geboten Gottes zuwider und entspricht nicht den sittlichen Grundsätzen, die von Gott in die Natur des Menschen hineingelegt wurden. In den Beziehungen zu anderen Menschen handelt der Mensch unter dem Einfluß der Sünde als Egoist, der sich nur um die Befriedigung seiner Bedürfnisse auf Kosten der Nächsten kümmert. Ein solches Leben ist gefährlich für eine Person, für eine Gesellschaft und für die Umwelt, weil es die Harmonie des Seins zerstört und mit seelischen und körperlichen Leiden, Krankheiten und Hilflosigkeit gegenüber den Folgen der Zerstörung der Umwelt endet. Ontologisch führt ein sittlich unwürdiges Leben nicht zur Zerstörung der von Gott gegebenen Würde, aber es trübt sie so weit ein, daß sie kaum wahrnehmbar ist. Gerade deshalb bedarf es einer starken Willensanstrengung, um die natürliche Würde eines Schwerverbrechers oder eines Tyrannen zu sehen und erst recht, um sie anzuerkennen. (https://www.kas.de/c/document_library/get_file?uuid=5633845a-d204-d782-ad23-56ddf784c6b9&groupId=252038)
Bei allem Kampf gegen „das Fleisch und den Egoismus“, der natürlich auch die Ostkirche prägt, bleibt doch zumindest die Würde des Menschen erhalten. Ich habe das zitiert, weil man hieran sehen kann, wie aus der „Lehre Christi“ sich die frühe Kirchenlehre entwickelte und aus diesem bereits lebensfeindlichen, pestilenten Kern der gnostische Nihilismus des Westens – der schließlich im Tod Gottes mündete.
Schlagwörter: Christentum, christlicher Fundamentalismus, Christus, Egoismus, evangelische Kirche, genitaler Charakter, Gnosis, Gott, Gottmensch, Häresie, Heiliger Geist, Hellenismus, Jesus, Jesus Christus, Johannes Chrysostomus, Judentums, Katholizismus, Kirche, Kirchenlehre, Kreuz, Nihilismus, Orthodoxe Kirche, Pharisäer, römische Kirche, Theologie
24. Oktober 2023 um 08:11 |
Die Lehre von der Totalkorruption der menschlichen Natur durch die Sünde der Stammeltern ist eine Eigenlehre des Augustinus, die von der Kirche nie angenommen, aber auch als opinio stehengelassen und nicht ausdrücklich verurteilt wurde. So konnte diese Lehre die Mentalität des westlichen Christentums vergiften ( im Osten spielt Augustinus keine Rolle). Nicht zufällig berufen sich Luther (der Mensch ist ein Sündenaas), Calvin und der Jansenismus auf Augustinus. Damit in Zusammenhang besteht die in viele christliche Köpfe eingedrungene Auffassung, die Ursünde hätte im Geschlechtsverkehr zwischen Adam und Eva bestanden, was völlig schriftwidrig ist und auch nie Teil der katholischen Dogmatik war.
24. Oktober 2023 um 12:20 |
Irgendwie muß ich mich korrigieren: die linken Staatskomödianten sind tatsächlich DRECK!
Carolin Kebekus | Der Fötus in mir | 1LIVE KÖLN COMEDY-NACHT XXL 2023 – YouTube
24. Oktober 2023 um 12:26 |
Eines der besten Buchcover zum Christusmord
https://x.com/WR_Ressource/status/1713304867375398955?s=20
24. Oktober 2023 um 12:31 |
Oder besser so:
https://pbs.twimg.com/media/F8bhrn0XsAEOALZ?format=jpg&name=medium
24. Oktober 2023 um 13:00 |
Ist die Wunde in der Brust nicht auf der falschen Seite?
https://de.wikipedia.org/wiki/Seitenwunde_Christi
24. Oktober 2023 um 13:34 |
Ach darum ist Reich nicht wieder auferstanden.
24. Oktober 2023 um 18:00 |
Genau, soweit denkt halt niemand!
29. Oktober 2023 um 00:41 |
Etwas off topic, dafür aber aktuell:
Laurent Guyénot: Israels biblische Psychopathie
Die israelische Führung als Psychopathen zu bezeichnen, trägt nichts zum Verständnis bei. Wir müssen Israel als kollektiven Psychopathen sehen. Es ist für die Welt eine Frage des Überlebens. Die kollektive Psychopathie Israels ist nicht genetisch, sondern kulturell bedingt. Wenn ich eine Parallele zwischen Psychopathie und Israels Verhalten ziehe, gebe ich nicht den Juden als Individuen die Schuld. Sie sind nur in dem Maße Teil dieser kollektiven Psychopathie, wie sie sich der nationalen Ideologie unterwerfen. Jahwe bietet Israel nur zwei Wege an: die Herrschaft über andere Völker, wenn Israel sich an die Bedingungen des Bundes mit Jahwe hält, oder die Vernichtung durch dieselben Völker, wenn Israel diesen Bund bricht.
https://multipolaristen.de/multipolaristen/post-psychologie/sozial-post-psychologie/laurent-guyenot-israels-biblische-psychopathie-28-10-2023/
Als ob es Netanjahu extra heute Abend noch bestätigen wollte:
„You must remember what Amalek has done to you, says our Holy Bible“
https://t.me/GeopoliticsAndEmpire/41080
29. Oktober 2023 um 08:56 |
Was sagt Netanjahus Bruder dazu:
29. Oktober 2023 um 12:59 |
Wie sieht die Realität aus?
31. Oktober 2023 um 12:36 |
Nahostkonflikt: Westliche Dekolonialisten als nützlichen Idioten der Islamisten
Im aktuellen Nahostkrieg geht es, so sehen es vor allem Linke und Islamisten, nicht nur um einen territorialen Konflikt, sondern um den Befreiungskampf von Unterdrückten gegen ihre weißen Unterdrücker. In Israel wird dieser Kampf besonders brutal geführt, doch er findet überall im Westens statt: in den französischen Banlieues, bei Black-Lives-Matter-Protesten, auf den Straßen Berlins, in den Universitäten und Mainstreammedien.
https://frankundfrei.online/nahostkonflikt-westliche-dekolonialisten-als-nuetzlichen-idioten-der-islamisten/