Deutschland und die Emotionelle Pest (Teil 5)

Das Problem der Rolle (und Schuld) Deutschlands in den beiden Weltkriegen hat für unser „Selbstverständnis als Deutsche in dieser Welt“ eine große Bedeutung. Deshalb versuche ich im Folgenden so objektiv wie möglich zu sein. Für uns Deutsche ist es wirklich schwer, objektiv über diese Angelegenheiten zu sprechen, weil sich in jeder Familie Täter und Opfer finden, so daß die meisten Deutschen gemischte und widerstreitende Empfindungen haben, die zwischen Nationalstolz und Schuldgefühlen changieren.

Auch wenn man die Werke der Fachhistoriker liest und sich dabei nicht nur auf den Mainstream beschränkt, konstatiert man verwundert, wie völlig unterschiedlich geschichtliche Ereignisse gesehen werden können. Beispielsweise war für die einen das Deutsche Reich Opfer eines erschreckenden Vernichtungswillens Englands, das ja auch tatsächlich explizit gegen Deutschland und nicht nur gegen „Hitler-Deutschland“ in den Krieg zog. (Genau wie jetzt, zu diesem Zeitpunkt explizit gegen Rußland als Nation!) Die anderen hingegen verweisen auf Deutschlands Großmachtstreben, das bereits „den guten Europäer“ Nietzsche Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg beunruhigte.

Apropos Nietzsche: Ich selbst betrachte mich durchaus als „stolzen Deutschen“, aber wie Nietzsche, der so stolz auf das biologische Erbe seiner angeblich polnischen Vorfahren war, sehe ich Deutschland in erster Linie als Kulturnation (einen Begriff, den es in anderen Sprachen gar nicht gibt!), nicht als ein „glorreiches“ staatliches Gebilde wie Frankreich und schon gar nicht als „Blutsgemeinschaft“. Wie soll die auch möglich sein, denn Deutschland ist von jeher ein Flickenteppich unterschiedlichster Stämme (was haben etwa Niederbayern und Ostfriesen groß gemeinsam?), wurde ständig von fremden Völkerschaften, darunter sogar Mongolen, überrannt, ein Drittel seiner Bevölkerung ist, anders als Nietzsche, tatsächlich „polenstämmig“, etc. „Reinrassige Germanen“ (was immer das auch sein soll!) findet man vielleicht in Norwegen, aber kaum in „Germanien“!

Die meisten unserer Väter oder (bei den Jüngeren) Großväter waren keine Freiwilligen, wurden aber oft schon im Alter von 16 oder 17 Jahren eingezogen – und das zu einer Zeit, als man erst mit 21 Jahren volljährig wurde. Und wenn sie gegen Ende des Krieges an die Front geschickt wurden, war ihr subjektives Empfinden so, daß sie ihre Heimat und ihr Volk gegenüber „ausländischen Aggressoren“ verteidigten, die nach Deutschland eindringen und das Land und seine Bewohner mit Megatonnen von Bomben zerstören. Auch hatten sie meist Familienangehörige, die im Kriegseinsatz oder an der „Heimatfront“ umgekommen waren. Ohnehin ist es für normal empfindende Menschen fast unmöglich sich vom Heimatland zu distanzieren, selbst wenn man weiß, daß man nicht unbedingt auf der „guten Seite“ steht. Wie der Engländer sagt: Right or wrong, my country! (Recht oder Unrecht, es ist mein Vaterland!). Höchstens Intellektuelle, wie etwa Hermann Hesse im Ersten Weltkrieg, können sich dem Druck der Masse entziehen. Es vom einfachen Soldaten, gar halben Kindern zu verlangen, spricht von Arroganz und Ignoranz!

Diese jungen Soldaten und ihre Kameraden waren kaum in der Lage, die historischen Entwicklungen zu überblicken, die zum Zweiten Weltkrieg geführt hatten. Sie konnten keine ausländischen Zeitungen lesen, und alles, was sie von ihren Eltern, Lehrern und Politikern über den Krieg erfahren hatten, entsprach ausschließlich der deutschen Sichtweise bzw. der Propaganda von Goebbels. Wenn sie Mitte der 1920er Jahre geboren worden waren, hatten sie bereits ihre Grundschulzeit im „Dritten Reich“ durchlaufen und waren außerdem fast ausnahmslos in der Hitler-Jugend sozialisiert worden.

Sie waren zu jung, um für die Politik der Nationalsozialisten und den Holocaust verantwortlich zu sein. Auf der anderen Seite müssen viele von ihnen auf dem Schlachtfeld junge Soldaten anderer Nationen getötet haben. (Was interessanterweise praktisch alle verneint haben, mit denen ich gesprochen habe. Offenbar hat die Wehrmacht grundsätzlich nur in die Luft geschossen…) Möglicherweise waren sie, etwa in Italien, sogar in die „Partisanenbekämpfung“ involviert. Waren demnach unsere Väter oder Großväter „Täter“? Und konnten auf der anderen Seite die amerikanischen GIs (also zu großen Teilen Bauernjungen aus dem Mittleren Westen oder Schwarze aus Alabama mit niedrigem Bildungsgrad) sicher sein, daß ihre Politiker sie richtig informiert hatten, was die deutsche Gesellschaft und die Gründe für den Ausbruch des Krieges betrifft?

Teilweise haben deutsche Soldaten im Krieg aberwitzige Dinge erlebt, wie etwa mein Vater, der auf dem Weg zur Front von der Bevölkerung des kleinen belgischen Ortes, durch den sie zogen, bejubelt wurde, so als gelte es die Belgier vor der „angloamerikanischen Soldateska“ zu schützen. Als sie dann wenig später als Gefangene dieser Angloamerikaner durch eben diesen Ort geführt wurden, wurden sie von den gleichen Leuten geschmäht und bespuckt, „Naziratten“. Ähnliches erzählte mir mein Biologielehrer über seine Zeit in der Tschechoslowakei: eben noch der von allen Tschechen umjubelte Held, doch kaum stand die Niederlage vor der Tür, wurde er zum abgrundtief gehaßten Freiwild. Wer nicht als restlos gebrochener (oder restlos verpanzerter) Mensch aus diesem Krieg heimkehrte, wurde zumindest Zyniker, der den Glauben an die Menschheit verloren hatte. In diesem Krieg triumphierte, wie jetzt auch in der Ukraine, nur eines: die Emotionelle Pest!

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5 Antworten to “Deutschland und die Emotionelle Pest (Teil 5)”

  1. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Das Land Modjus:

  2. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Modju-Land!!!

  3. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Modju zerstört die letzten Reste der Arbeitsdemokratie im Modju-Land:

  4. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Leben im linksversifften Modju-Land:

  5. Avatar von Robert (Berlin) Robert (Berlin) Says:

    Die LÜGE vom Terrorangriff auf Coventry – was man euch verschweigt!

    In diesem Video gehe ich der Frage nach, ob der deutsche Angriff auf Coventry tatsächlich ein Terrorangriff war – oder ob die Stadt ein legitimes militärisches Ziel darstellte. Anhand zahlreicher Quellen, darunter die Memoiren von Charles de Gaulle, zeige ich auf, wie Winston Churchill bewusst den Tod seiner eigenen Landsleute in Kauf nahm, um die USA in den Krieg zu ziehen.

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