Ron Paul 2012

Eines der Merkwürdigkeiten der politischen Landschaft ist die persönliche Haltung auffällig vieler „Libertärer“, die den Staat in einem fast schon als anarchistisch zu bezeichnenden Umfang auf ein Kleinstmaß zurechtstutzen wollen. Die Gesellschaft soll fast ausschließlich vom Markt beherrscht werden. Dies gilt auch für harte Drogen und andere unchristliche Schrecklichkeiten, die dem Leser jetzt vielleicht einfallen. Man sollte annehmen, daß eine solche Ideologie fast ausschließlich von Atheisten und „Leuten wie Frank Zappa“ vertreten wird, tatsächlich finden sich unter den führenden Köpfen der libertären Gedankenwelt strenggläubige Christen. Man denke nur an Ron Paul in Amerika oder den Unternehmer und Autor Roland Baader hier in Deutschland. Die libertäre Denkfabrik Ludwig von Mises Institute wurde beispielsweise von dem selbst manchen Libertären zu extremen und radikalen Llewellyn H. Rockwell, Jr gegründet, – einem fundamentalistischen Katholiken.

Warum sollten ausgerechnet von der Charakterstruktur her zweifellos „Rechte“ eine Weltanschauung vertreten, bei der im Vergleich selbst Anarchisten und „Autonome“ geradezu gemäßigt wirken? Zunächst einmal trügt der Schein! Wenn man etwa auf Max Stirner verweist werden diese Libertären merkwürdig still, wenn nicht sogar aggressiv abweisend. Ihre Struktur ist von „Moral und Ethik“ geradezu gesättigt. Auch wenn sie die „Freiheit“ ständig im Munde führen, geht es ihnen in Wirklichkeit gar nicht um „freie Entfaltung“, sondern darum den Staat als Institution zu vernichten. Und dies aus dem einen Grunde, daß der Staat die Verkörperung der mechanistischen, „linken“ Lebensauffassung ist.

Dies ist ein Kampf, der bis in die Anfänge der Panzerung des Menschentiers zurückreicht. Man denke etwa an die Auseinandersetzung zwischen den Propheten und den Königen im Alten Testament, an den ständig schwelenden Konflikt zwischen der Priesterkaste und dem Pharao im alten Ägypten (Stichwort Echnaton), an die Auseinandersetzung zwischen Taoismus/Buddhismus und Konfuzianismus im alten China und die zwischen der Falun Gong und dem Staat im modernen China, an den Investiturstreit im Mittelalter oder etwa den Kirchenkampf unter Bismarck. Es war stets der Widerstreit zwischen zwei letztendlich unvereinbaren Charakterstrukturen. (Siehe dazu meine Ausführungen in Der politische Irrationalismus aus orgonomischer Sicht.)
Diese Grundstruktur der gepanzerten Gesellschaft ist dem mechano-mystischen Denken so gut wie unzugänglich, weil es nicht die bioenergetischen Grundlagen der gesellschaftlichen Prozesse sieht, sondern an der Oberfläche hängenbleibt.

Beispielsweise können extreme Vertreter der jeweiligen Strömungen in bestimmten Momenten der gesellschaftlichen Entwicklung identische Ideologien vertreten – aus diametral entgegengesetzten Gründen. Die einen sind extrem libertär mit allen (manchmal verheerenden Konsequenzen), weil sie von ihrem geradezu eschatologischen „mystischen“ Haß gegen den „mechanistischen“ Staat getrieben werden. Die anderen vertreten genauso fanatisch exakt die gleichen Ansichten, weil sie auf den Trümmern der alten Ordnung ein neues, ein gerechtes System aufbauen wollen. In diesem Sinne sind sie die konsequentesten Vertreter des „mechanistischen“ Staatsgedankens.

So rational, vernünftig, ja „funktionell“ die libertäre Idee auch wirken mag, wird sie doch scheitern. Sie wird scheitern, weil sie den bioenergetischen Zwängen einer gepanzerten Gesellschaft genauso ausgesetzt ist, wie alle anderen Ideen, denen man ihre Irrationalität sofort ansieht.

Solange nicht die Panzerung selbst angegangen wird, ist dem gesellschaftlichen Elend nicht abzuhelfen. Was tun? Ein erster Schritt wäre die um sich greifende Einsicht, daß es den Panzer überhaupt gibt!

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17 Antworten to “Ron Paul 2012”

  1. Sebastian Says:

    Wenn ich mal wieder etwas Nervtötendes anmerken darf.

    „Libertäre“ wie Baader schreiben für die Zeitschrift „eigentümlich frei“, in der das Eigentum als umfassendes Herrschaftsrecht über Sachen hochgejubelt wird als direkter Ausdruck individueller Freiheit. Diese Freiheitskrämerei muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Der Staat wird als Störenfried in dieses Recht angesehen. Das ist strunzdumm. Diese Schreiberlinge haben wirklich überhaupt keinen blassen Schimmer davon, was Eigentum ist. Erst der Staat und sein Gewaltmonopol garantiert die Rechte, die unter Eigentum iSd BGB verbürgt werden. Schuldner haften mit ihrem Eigentum, wenn sie ihre Kreditpflichten nicht erfüllen können. Der Staat vollstreckt mit seinen Gerichten. Ohne den Staat wäre ein Kreditsystem und damit das aktuelle Wirtschaftssystem schlechthin nicht denkbar. Schraubte man staatliche Eingriffe auf ein Minimum zurück, würden die Zinsen in die Höhe schießen (20 oder weit mehr Prozent). Würde der Staat nicht enteignen dürfen, würden auch die Zinsen für seine Kredite steigen. Der Staat würde auf mittlere Sicht als potentieller und sicherster Schuldner ausfallen. Ein Kollaps des Schuldgeldsystems, das auf wachsende Schulden mit exponentieller Tendenz zwangsweise angewiesen ist, wäre unmittelbare Folge.

    Genau darum gibt es Eigentum iSd BGB oder römischen Rechts auch immer erst, wenn es einen Staat gibt (das ist empirisch belegt). Der Grund für den Nebel ums Eigentum ist, dass sich mechanistische Ökonomen verweigern mit den Grundlagen des Rechts, Wirtschaftsgeschichte und Anthropologie zu befassen. Grund für die Trennung von Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftstheorie ist wiederum der Streit zwischen Politikern zweier verschiedener Lager (Österreiche Schule vs. historische Schule). Die Österreicher und nach ihr die ganze bekloppte Wirtschaftstheorie (eher Wirtschaftspolitik ohne empirische Grundlage) trennen scharf und künstlich die Disziplinen, haben ihre realittätsferne Wirtschaftstheorie über menschliches Handeln und versuchen darunter alles zu subsumieren. Sie ökonomisieren das Recht (z.B. Institutionenökonomik). Das führt dann zu teilweise grotesken Fehleinschätzungen und mystischen Blabla, wenn von Metaphern wie dem „freien Spiel der marktwirtschaftlichen Kräfte“ oder „unsichtbaren Händen“ die Rede ist.

    Aus der Uni ist mir als krassestes Beispiel mein peinlicher neoklassischer Geld- und Währungsprof. (ich habe viele Ausdrücke für ihn: Schreibtischgelehrter, Verwalter des Unwissens, sprechendes Lehrbuch, sitzende Schnarchnase) in Erinnerung, wie er krampfhaft politische Äußerungen vermeiden wollte, indem er einfach seine Sätze abbrach oder extrem wissenschaftlich mit seinem Formelsalat wirken wollte ohne die Miene zu verziehen. Die Wirtschaftspolitiker sind mit ihrer neoklassischen Synthese, bei der neoklassische und keynessche Annahmen durch den Fleischwolf gedreht und mit dem Darm des Relativismus zu wurstigen Empfehlungen je nach Gusto gemacht werden, aber auch nicht schlecht. Das vom Menschen historisch konstruierte Wirtschaftssystem mit seinen konstant auftretenden Wirtschaftskrisen wird mystisch als Naturgegebenheit und damit wider besseren Wissens als alternativlos dargestellt. Politik eben:

    „Die Politik ist ihrem Wesen nach organisierte Befriedigung biopathischer Emotionen der Parteigefolgschaft, formuliert in einem politischen Programm.
    […]
    Politik und Wahrheit widersprechen einander.
    […]
    Ihrem Wesen nach kann die Naturwissenschaft nur langsam vordringen und Seinsfragen praktisch lösen. Die gähnenden Lücken füllen die Politik und der Mystizismus mit illusionären Versprechungen von Befriedigungen aus“ (Menschen im Staat, S. 85 f.).

    Dabei sind die Lücken in der Wirtschaftswissenschaft (Eigentumsökonomik, Debitismus) schon viel enger geworden als es die Wirtschaftspolitiker in den Unis, den Forschungsinstituten und der Politik gerne wissen wollen, da ihre Existenz durch diese empirisch begründeten Theorien in Frage gestellt wird.

    Noch ein Wort zur konservativen Nähe zum bioenergetischen Kern, die hier mit amerikanischen, singenden Freiheitskrämern belegt wird: Können Sie mir erklären, warum Merkel und Sarkozy den griechischen Oberpapa sanktionieren wollen, wenn er das Volk über seine Belange abstimmen lassen will? Damit will ich nicht die Taktiererei des griechischen Lügners verteidigen, sondern nur mal fragen, wie sich ein Konservativer das konservative „demokratische“ (Un-)Verständnis erklärt. Oder sind Merkel und Sarkozy Kommunisten?

    • Peter Nasselstein Says:

      Immerhin sind Merkel und Sarkozy bei ihrem Kampf gegen die Märkte in den Wahn der Machbarkeit verfallen. Man kann die Wirtschaft nicht nach Belieben umgestalten und in historisch gewachsene Systeme eingreifen, ohne ein ungeheures Chaos anzurichten – und jeder Versuch, das Chaos zu bändigen, führt zu noch mehr Chaos. Am Ende bleibt dann nur der totalitäre Staat

      • Sebastian Says:

        Es ist kein Kampf gegen die Märkte, sondern ein Kampf für die Märkte, damit alles weiterläuft wie bisher und Europa nicht in einem ökonomischen Kollaps versinkt, in den die Weltwirtschaft mit hineingezogen wird. Erst das Nicht-Eingreifen würde zum totalitären Staat führen. In Griechenland finden die ganzen Demonstrationen nicht deshalb statt, weil eingegriffen wird, sondern weil der Staat eine zwangsverordnete Radikalkur macht und eben immer weniger eingreift.

        Auf dem Markt suchen Schuldner Schuldendeckungsmittel (Geld), die sie durch den Verkauf ihrer vorfinanzierten (kreditfinanzierten) Waren erhalten. Dazu brauchen sie verschuldungswillige und -fähige Käufer ihrer Waren. Wenn ein Schuldner aufgrund Zahlungsunfähigkeit ausfällt, passiert zweierlei:
        a. Wegfall eines potentiellen Schuldners
        b. Wegfall aller Vermögenszahlungen des Schuldners an die Gläubiger
        Wenn ein Gläubiger auf die konstanten Vermögenszahlungen angewiesen ist, weil er gleichzeitig Schuldner ist und selbst Verpflichtungen zu erfüllen hat; wenn er ferner durch den Bankrott des Schuldners leer ausgeht, dann wird auch er zahlungsunfähig. Das ist eine systembedingte Kettenreaktion, die umso wahrscheinlicher ist, desto größer die zahlungsunfähigen Schuldner sind („too big too fail“). Das, was hier passiert, wird metaphorisch „Platzen einer Blase“ oder „Reißen der Kreditkette“ genannt.

        Der Absturz ist wegen der Komplexität des Systems nicht berechenbar, sicher ist aber, dass es die Masse der Menschen in extreme Elend stürzen und zu einer Lähmung der Gesellschaft führen würde, was sie anhänglich für totalitäre Führer macht, wie es Reich beschreibt. Neoklassiker nennen das menschenverachtend und mystisch „Selbstheilungskräfte des Marktes“ ausgelöst durch „exogene Schocks“, verstanden als irrationales menschliches Handeln, was in die ordnenden Mechanismen des Marktes eingreift. Wenn der Staat nicht eingreift, sieht der Marktmechanismus (Ressourcenallokation) so aus: http://www.youtube.com/watch?v=mUYCHvoMRMo . Die neoklassischen Prognosen gehen reihenweise daneben und sie können größere Krisen nicht erklären.

        Willkommen in der Realität:

        Deutschland Gesamtverschuldung/Gesamtvermögen in % des BIP

        US-Gesamtverschuldung und BIP (aktuell)

        US-Gesamtverschuldung in % des BIP (Langzeitchart zum Vergleich mit der „Great Depression“, was die Politiker der Welt aktuell verhindern wollen)

        Schema der Funktionsweise einer Eigentumsökonomie, die wirklich NICHTS mit selbstregulierter Pulsation zu tun hat:

    • Manuel Says:

      Diese libertären Schreiberlinge haben nicht nur keinen blassen Schimmer davon, was „Eigentum“ ist, sondern auch was „Freiheit“ ist – wenn sie Freiheit als Verfügungsrecht über Eigentum definieren. Das ist tatsächlich strunzdumm – das ist so beschränkt, das es wirklich wehtut…

      • Peter Nasselstein Says:

        Friedrich von Hayek zufolge beruht Eigentum auf Moral (die sich in den Rechtssystemen niederschlägt). Diese Moral war kein Resultat der Vernunft, sondern es überlebten jene Gruppen, die moralischen Prinzipien folgten (unabhängig davon, ob sie sie verstanden). Die davon „freien“ gingen zugrunde. Jene, die der Tradition folgten überlebten. Die Moral schütze vor allem das Eigentum (meinetwegen: „konstituiert Eigentum“) und machte dergestalt erst den Fortschritt möglich und verschaffte Freiräume. Man brauchte nicht alles und jedes ständig bewachen, weil man darauf vertrauen konnte, daß sich die Mitmenschen „moralisch“ verhielten, d.h. sich nicht alles aneigneten, was ihnen nicht gehörte. Im Moment beobachten wir den generellen Zerfall der Moral, beispielsweise in der extrem pestilenten „Occupy-Bewegung“, die nach „Freiheit“ schreit, aber in logischer Konsequenz extreme Unfreiheit (Sozialismus) mit sich bringen wird.

        • O. Says:

          Das Auflösen von Moral, Tradition und die Zerstörung von Mitttelstandsunternehmen, die Aufkündigung von Arbeitnehmerschutz zur Leiharbeitergesellschaft, zu Wegwerfarbeitern (Japan) oder Kurz- und Dumpinglohn (unter 3 €/ Std. in Germanien) ist nicht das Produkt der Occupy-Bewegung, sondern letztere protestieren gerade dagegen. Sie zu „attackieren“ kann ich nicht nachvollziehen, da sie keine politische Partei sind, sondern wie die meisten hier, die Verlierer der letzten 20 Jahre „Markt/Planwirtschaft“ (oder was das auch immer für ein System sein soll).
          In unserem Wirtschaftssystem/ Arbeitsmarkt gibt es keine Moral mehr. Wenn du nicht mehr funktionierst und ausgebrannt bist, wirst du wegeworfen und der nächste kommt an deinen Platz, bis der aufgeben muss und ausgebrannt ist. Und selbstverständlich arbeitet jeder für 2 Leute und bekommt aber nur ein Minimalgehalt. Das ist die reale Moral und „Freiheit“ (Sklaverei), die uns hier (nicht im Blog) verkauft wird. Wer meint heute noch Geld zu haben, darf sich schon daran gewöhnen, morgen keines mehr zu haben. Und dies nicht wegen Occupy-Irgendwas, sondern weil zu wenig occupiert haben.
          Wenn dieser gesellschaftliche Prozess ignoriert wird (mit Polizeigewalt niedergeknüppelt oder -geschossen) und das Potential nicht genutzt wird, was soll dann kommen?

          Als Reich-Kenner wissen wir genau was kommt: Bücherverbrennung, nur von der chemischen Industrie „akzeptierte Therapien“ sind erwünscht, Ausgrenzung aus der APA und gerichtliche Verfolgung. Tod im Gefängnis.
          Doch vermutlich kommt es viel schlimmer als man denkt.

          Elsworth Baker hat in seiner Doku „Eleven years with Reich“ das sehr schön beschrieben. Ich hoffe, das kommt bald als Buch heraus. (s. JO Vol 9/2 1976 bis 1983 in 16 Folgen)

          Von daher sind die Erzählungen „behind the szene“ damals wie heute noch wichtig (z. B. über die deutsche Entwicklung der O.) mit Nennung der Personen. Dies ist sicherlich nicht objektiv, sondern subjektiv erlebt und wahrgenommen, aber die Geschichte wiederholt sich dennoch allzuoft.

          • Peter Nasselstein Says:

            Ron Paul würde ein Großteil dessen unterschreiben, was Du hier schreibst!

          • O. Says:

            Das Baker (leider schon 1986 verstorben) konservativ und antikommunistisch – ganz im Sinne des Kalten Krieges eingestellt war und auch durchaus mit der eurpäischen damals konservativen Haltung identisch zu sehen ist, muss nicht extra erwähnt werden. So schätz ich ihn aus seinem Schreiben von 1977 ein. Sein „Einwand“ und seine Haltung gegen das Libertäre beginnt meines Erachtens (1977 beschrieben über die Jahre mit Reich also aus den Lehren um 1947) als der Rechtsanwalt RA dazu riet nichts gegen die „linken“ Angriffe (Schmierartikel) zu unternehmen. Diese Haltung des RA hält er für eine „libertäre Haltung“, die Reich entscheidend geschwächt und in die ausweglose Lage versetzte, wie sich die Dinge dann entwickelten. Die kommunistische Hetzkampagnie gegen Reich wurde jedoch nur allzugerne von wie ich meine konservativen Kräften (Rockefeller etc. APA) genutzt, um WR loszuwerden.

            Die Haltung des Anwaltes ist eine typische juritisch diplomatische Haltung, die Juristen untereineander pflegen und am Interesse ihrer Klienten vorbei agieren, sie ist keine „lbertäre“ Haltung an sich, im politischen Sinne, sondern nur deskriptiv.

            Nun gehe ich davon aus, dass der Anwalt selbst eher konservativ war und hier sein „Dümmliches“ dazu gab, hier zögerlich sich zu verhalten, wo eine dicke Breitseite hätte vor Gericht versucht werden müssen.

            Für Anwälte gilt prinzipiell, dass man ihnen vorgeben muss, was zu tun ist und nicht dass man ihnen folgen sollte, weil sonst eben kaum was rauskommt.

            Baker war durch diese Fehlentscheidung des RA
            und den Folgen nachhaltig geschockt und entwickelt darauf hin seine Theorie von den politischen Charakteren, der Konia und andere folgten.

            Vielleicht macht das Sinn? Dies würde aber als Schluss bedeuten, dass „libertär“ nicht politisch definiert werden soll/kann, sondern eben nur deskripitiv, wie auch Reich Charakterneurosen eben Be-/ Umschreibungen sind.

    • Peter Nasselstein Says:

      Eigentum wird durch den Staat nicht etwa gesichert, sondern gefährdet und zwar durch zwei Mechanismen: erstens durch alle möglichen Einschränkungen des Nutzungsrechts und natürlich durch willkürliche Besteuerung („Enteignung“) und zweitens durch den vermeintlichen „Schutz“ des Eigentums. Man nehme etwa die mohammedanische Welt, wo drakonische Strafen für Eigentumsvergehen verhängt werden: nicht etwa trotzdem, sondern deshalb ist dort das Eigentum extrem ungeschützt. Niemand läßt beispielsweise seine Herde nachts auf dem Feld. Das ist so, weil durch diesen aufgesetzten „Schutz“, der einzig effiziente Schutz des Eigentums, nämlich die persönliche Moral der Gesellschaftsglieder ausgehebelt wird.

      Eine derartige Moral kann nicht aufoktroyiert werden, sondern muß über die Generationen hinweg organisch wachsen. Im Moment sehen wir, wie die Moral von Jahrgang zu Jahrgang immer mehr verfällt („antiautoritäre Gesellschaft“). Und genau das und nichts anderes ist die eigentliche Ursache der gegenwärtigen weltweiten Krise. Viele Konservative spüren das instinktiv und machen „die sinkende Moral“ verantwortlich. Aber auch die Linken sprechen von fast nichts anderem als „Moral“ – die „Mächtigen“ sollen „moralischer“ werden. Die ersteren wollen entsprechend die „Kirche“ (die Moral) stärken, die letzteren den Staat, der für „Gerechtigkeit“ (Moral) sorgen soll – Moral soll aufoktroyiert werden, wodurch die Moral jedoch zerstört wird (siehe oben).

      Linke sind Idioten, während Konservative nur dafür sorgen können, daß nicht alles endgültig den Bach runtergeht. Reich hat dem ein drittes Konzept entgegengehalten: die Selbstregulation.

      • O. Says:

        Konservative sorgen gerade dafür, dass alles den Bach runter geht, da bedarf es keiner Linken. In der Occupy-„bewegung“ (das muss man noch nicht überbewerten) sehe ich eher die (einzige u. letzte) Chance auf eine Selbstregulation, jedoch nicht unter staatlicher Gewaltandrohung.
        Die Moraldiskussion und das signalisierte „Entgegenkommen“ einiger Multi-Millionäre wäre die Strategie von gestern gewesen. Heute muss mehr passieren: Die selbstregulativen Kräfte müssen in Gang kommen. Kompetenzen sind gefragt. Und das in Zeiten, wo alles den Bach runtergeht.

        Die jetzigen Chefetagen haben versagt und können ihren Platz räumen und müssen bspw. durch Studententeams oder Mitarbeiter mit sozialen und ökonomischen Kompetenzen ersetzt werden. Es gibt keine Abfindungen (das bekommen die meisten Arbeiternehmer auch nicht), keine Boni, sondern ein Einfrieren der Konten, bis die Angemessenheit geprüft wurde. Vielleicht kann man so etwas Arbeitsdemokratie vor Ort und dezentral umsetzen.

      • Peter Nasselstein Says:

        Das ist mir eine zu idealistische Auffassung von Selbstregulation. Nur ein (ziemlich zynisches) Extrembeispiel: Martin van Creveld beschreibt in KAMPFKRAFT, daß die Wehrmacht so kampfstark war, weil im Unterschied zur amerikanischen Armee die unteren Führer bis hin zum einfachen Soldaten im Rahmen der befohlenen Aufgabe weitgehende Entscheidungsbefugnisse hatte und sozusagen „selbstregulatorisch“ kämpfen konnten.

        Ein weniger zynisches Beispiel ist die Arbeitsdemokratie, die immer funktioniert, egal wie verpanzert die Gesellschaft auch immer ist. Selbst im sozialistischen Totalitarismus bildet sich immer ein informelles System aus, das alle Charakteristika einer Arbeitsdemokratie hat. Das Lebendige ist zäh.

  2. O. Says:

    In den letzten Jahren stellt sich mehr die Frage, ob Tradition noch vermittelt werden soll. „Demokratie“ ist für mich überflüssig zu vermittlen, weil es von den Erwachsenen an Schulen/ Politikern in Bildung nicht vorgelebt wird und nur eine Worthülse ist, mit denen die Kinder schnell in Konflikt geraten, wenn sie demokratische Mitbestimmung einfordern. Und schließlich durchschauen sie die Heuchelei zum Teil, fragen sich aber was ist das für ein Unfug hier. Ähnlich verhält es sich mit Traditionen: Wozu? Auf der Straße u. teilweise auch in den Schulen werden keine Traditionen gelebt, sondern etwas, worauf die Erwachsenen keinen Bezug zu haben scheinen. Sie verstehen nicht, womit die Kinder es zu tun haben, wenn sie nicht wach durch die Welt laufen. Die Konfrontation mit der Gewalt unter Kindern und Jugendlichen.
    Mit Traditionen müsste man sich wieder mit den Kindern – allen – befassen. Geld für Pädagogen (nicht Lehrer) und Schulsozialarbeiter ist gefragt. – Aber, das wird erst gehört, wenn alle Kinder in den Brunnen gefallen sind.

    • Frank56 Says:

      Ich denke, „Demokratie“ ist ein Kuckucksei in unserer Gesellschaft, welches jeder großfüttert ohne dessen Bedeutung zu verstehen, ja sogar noch in dieser Gesellschaftsform einen Hauch von Freiheit suggeriert! Demokratie ist immer Diktatur des einen Teils über den anderen, weil es keinen Ausschluß gibt! Aber das verwerfliche ist, und das hat kaum einer im Auge, dass die Geldschöpfung außerhalb jeder demokratischen Entscheidung liegt, und deshalb baut sich eine westlich demokratische Gesellschaft immer auf Betrug auf!

  3. Peter Nasselstein Says:

  4. Peter Nasselstein Says:

    Sarah Palin sieht es richtig: die Großkapitalisten von Wall Street und die Occupy-Leute stehen auf der gleichen Seite – sie wollen Geld, das andere Leute erarbeitet haben.

    http://thehill.com/blogs/blog-briefing-room/news/191811-palin-slams-entitled-occupy-wall-street-protesters

    • Frank56 Says:

      Seit wann entsteht denn Geld bei der Arbeit? Geld entsteht durch einen Buchungssatz der Banker, als Schuld. Und das „Geld“, was nicht geschöpft wird (Zinsen), wollen die Banker zurückhaben, obwohl es nicht existiert! Das heißt Raub von Arbeitsleistung und Privatvermögen. Der Ursprung der Occupy in US war die Abschaffung des bestehenden Bankensystems, welches auf vorsätzlichem Raub beruht!

  5. Robert (Berlin) Says:

    Ron Paul übernimmt die Führung bei den Republikanern

    http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2011/12/ron-paul-ubernimmt-die-fuhrung-bei-den.html

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