Man meint, den Streit Liberalismus gegen Konservativismus dadurch umgehen zu können, indem man („Schluß mit der Politik!“) einfach die Lebensfeindlichkeit schlechthin bekämpft oder positiver ausgedrückt: für das Leben einsteht, egal ob es nun von rechts oder von links bedroht wird. Aber ist nicht a priori „politisch sein“ identisch mit „links sein“? Die Linken sagen doch selber immer, daß eine apolitische Haltung zu reaktionären Ansichten führt. Politik bestimmt unser Leben wie kaum etwas, wir sollen aber nicht versuchen sie zu begreifen?
Um effektiv für das Leben und gegen das Antileben eintreten zu können, muß man:
- die pestilenten Mechanismen in ihren Einzelheiten erkennen; und
- sich im konkreten Leben, jenseits nebelhafter Grundsätzlichkeit, so neurotisch wie es nun mal ist, für eine Seite in einer bestimmten Situation entscheiden. Genauso wie sich Reich immer entschieden hat.
Mit grundsätzlichen (einfachen) Überlegungen kommt man im Leben halt nicht immer weiter.
Menschen denken gemeinhin nach dem mechano-mystischen Ausschließlichkeitsprinzip, anstatt funktionell („dialektisch“) zu denken. Für sie scheint es so zu sein, daß sich:
- der Liberale als „guter Mensch“ und der Faschismus einander ausschließen. In Wirklichkeit können sie aber sehr wohl funktionell identisch sein. Etwas, was Leute nicht verstehen, die immer beklagen, Reich hätte wahllos jeden Linken als Roten Faschisten bezeichnet.
- der rigide konservative und der weiche genitale Charakter einander ausschließen. In Wirklichkeit können auch sie funktionell identisch sein, z.B. dann, wenn sie im Gegensatz zum Liberalen die Freiheit und nicht den „Frieden“ an die erste Stelle setzen.
In Die Massenpsychologie des Faschismus hat Reich drei Charakterschichten postuliert und sowohl mit soziologischem Verhalten als auch mit Gesellschaftssystemen in Zusammenhang gebracht:
- die oberflächlichste, die Fassade: das Reich der liberalen Gesinnung; soziales System: die liberale Gesellschaftsordnung;
- die perverse mittlere Schicht: faschistische Gesinnung; Gesellschaftssystem: Faschismus; und
- die tiefste, primäre Schicht: Genitalität; Arbeitsdemokratie.
Diese Einteilung ist die Grundlage für die Beurteilung der Politik in der Orgonomie.
Zur „Fassade“ ist zu sagen, daß es hier zwei Arten des Liberalismus gibt, die das Gesetz der gleichzeitigen Gegensätzlichkeit und Identität (mit der zweiten Schicht) aufzeigen:
- Der Gegensatz: der genuine Liberale, der seinen rationalen Platz in einer gesunden Gesellschaft hat, um den Konservativen in Schach zu halten, versucht ehrlich seine mittlere Schicht durch intellektuelle Abwehr unter Kontrolle zu halten. Leider Gottes ist diese Abwehr aber äußerst labil und schlägt leicht in ihr Gegenteil um. Damit haben wir:
- Die Identität: die Abwehr wird zum Diener der mittleren Schicht. In „Modju at Work in Journalism“ schreibt Reich dazu:
Das Motiv fair und rational zu erscheinen, ist nicht etwa fair und rational zu sein, sondern nur den Anschein des Fairen und Rationalen zu wahren, um auf besonders gerissene Weise zu verbergen, daß man unfair und zerstörerisch irrational ist. (Orgone Energy Bulletin, Vol. 5, March 1953)
Deshalb haut also die Orgonomie immer so „einseitig“ auf die Linke ein:
- weil der Liberalismus doch nur der Zuckerguß über einer stinkenden Eiterbeule ist;
- weil er sehr schnell nach unten in die mittlere Schicht abgleiten kann; und
- weil dies der Liberalismus auf eine unglaublich teuflische Weise tut: all die „Gutheit“ wird benutzt, um so effektiver böse sein zu können – man schaue sich nur die „Friedensoffensiven“ der Sowjetunion an!
Das erklärt, warum die Orgonomie gegen die Linke ist (jedenfalls tendenziell). Warum tendiert sie dann mehr zur Rechten?
In der obigen Reichschen Einteilung in die drei Charakterschichten fällt natürlich auf, daß dort kein Platz für das Reich des Konservativen ist. Aus persönlicher Erfahrung heraus werden die meisten den Konservativen wie folgt beschreiben:
- rigid und sexuell verklemmt;
- mystisch veranlagt (Primärprozeßdenken: Mutter = Nation, Vater = Staat); und
- autoritär.
Der erste Punkt weist darauf hin, daß eine muskuläre, anstatt einer intellektuellen Abwehr vorliegt. Der zweite Punkt auf einen verzerrten Kontakt mit dem Kern, der sich nicht nur in Religiosität zeigt, sondern auch in der Verbindung mit dem Ahnenerbe. Ist es nicht naheliegend den konservativen Charakter aus diesen Gründen zwischen die mittlere Schicht und den Kern einzuordnen? Und kommt er damit nicht der Genitalität am nächsten?
Seine Rigidität und sein Konservatismus schützt den Konservativen „nach oben“ in die mittlere Schicht abzugleiten und zum Nazi zu werden.
In der Welt, wie sie nun mal ist, müssen wir, wenn wir den Genitalen Charakter suchen, wohl vorerst mit dem Konservativen vorlieb nehmen. Das ist auch der Grund dafür, daß man faktisch die Arbeitsdemokratie mit dem Kapitalismus gleichsetzen kann. Eine entsprechende Frage von mir hat Charles Konia wie folgt beantwortet:
Der Kapitalismus ist eine Kernfunktion im ökonomischen Bereich. Die Arbeitsdemokratie ist eine Kernfunktion im tieferen, umfassenderen bio-sozialen Bereich.
Kommen wir nun, immer noch unter dem strukturellen Gesichtspunkt „tiefer-höher“, zu einer mehr therapeutischen Sichtweise:
Dazu wollen wir den liberalen Charakter mit dem Schizophrenen vergleichen, wobei aber nicht vergessen werden darf, daß es genauso viele liberale wie konservative Schizophrene gibt:
- beide können oberflächlich manchmal ziemlich gesund wirken, da sie nicht so rigid gepanzert sind wie der Zwangs- bzw. der konservative Charakter;
- beide sind unglaublich kontaktlos;
- deshalb können sie weit destruktiver sein als ihre neurotischen Pendants; und
- beide müssen zuerst neurotisch bzw. konservativ werden, bevor sie die Genitalität erreichen können.
Leider ist es dabei so, daß der so freie Schizophrene erst zum beschränkten Spießer werden muß (wie Reich es in Charakteranalyse beschreibt), während der Liberale zuerst seine angeblich fortschrittliche Haltung aufgeben muß, was ihn sicherlich auch nicht sympathischer werden läßt.
Schlagwörter: Charakteranalyse, Faschismus, Kapitalismus, Konservative, Konservativismus, Liberalismus, Linke, Politik, politisches Spektrum, Primärprozeßdenken, Rechte, Religiosität

5. Dezember 2012 um 08:52 |
Die obige Zeichnung zeigt den Faschisten im Kontakt mit dem Kern.
Soll das richtig sein?
5. Dezember 2012 um 08:57 |
Drei Schichten, der Panzer (Quadrat) in der mittleren, der Faschist mit der mittereln verbunden. Where is das Problem?
5. Dezember 2012 um 16:17 |
Für mich sieht es so aus, als wenn das Quadrat den Kern berührt (in den Mittleren) und somit berührt der Faschist den Kern, also es ist geographisch keine Entfernung vorhanden.
5. Dezember 2012 um 19:39 |
??? Es gibt drei Schickten: soziale Fassade, den bioenergetischen Kern und zwischen den beiden die Schicht der sekundären Triebe. Sekundäre Triebe entstehen, wenn primäre („Kern-„) Triebe durch die Panzerung treten. Deshalb schließt das Quadrat, das den Panzer symbolisiert, den Kern ein. Die „Ecken“, dort wo das Quadrat den inneren Kreis (= den Kern) nicht berührt, symbolisiert einen verzerrten Kernkontakt. Wir haben also vier Bereiche: das „liberale“ Spektrum, das fast ganz in der sozialen Fassade aufgeht, die roten und schwarzen Faschisten die vollkommen in der mittleren Schicht leben, die Konservativen, die sich einen verzerrten Kernkontakt erhalten haben, und schließlich die Arbeitsdemokratie, die aus dem Kern heraus wirkt.
Natürlich muß man dabei beachten, daß das alles schematisch ist – wie jedes denkbare Schema. Die Einteilungen sind Idealisierungen, genauso wie etwa die Charaktere, die Reich in der CHARAKTERANALYSE beschrieben hat, nach Reichs eigener Aussage Idealisierungen sind. Genausowenig wie es DEN Zwangscharakter wirklich gibt, gibt es DEN Konservativen. Es geht um Tendenzen, nicht um jedes einzelne, isolierte Einzelereignis.
6. Dezember 2012 um 00:36 |
Hier ein weiteres Beispiel dafür, daü in erster Linie der sozio-politische Charakter die Politik bestimmt:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/the_blue_state_suicide_pact/
Jene, denen die Obamas Steuerpläne direkt oder indirekt am meisten Schaden, haben ihn gewählt. Jene „Reichen“, die produktiv arbeiten, werden den Steuerplänen zum Opfer fallen, während die Superreichen nur lächeln können.
Hier mehr zum sozialistischen Steuerwahnsinn:
http://www.pi-news.net/2012/12/warum-zahlen-wir-eigentlich-noch-steuern/
Es ist organisierte Kriminalität, die sich einen sozialen Anstrich gegeben hat.
6. Dezember 2012 um 06:35 |
Den Konservativen „unbehandelt“ und als annäherndes Ideal hinzustellen, kommt FREUDs Position nahe. Der Faschismus und der Liberarlismus seien dann nur unerwünschte Begleiterscheinungen. Lassen wir alles beim Alten.
Doch was panzert den Menschen? Die erste Schicht, die den Kern erstickt, einmauert und nur sekundäre Impulse herausläßt – ist (in diesem Modell) der Konservative. Aber den möchte Konia schützen, schonen zum politischen Vorbild machen, „er sei nicht so schlimm“ wie ein Faschist oder Liberaler. Er ist die Ursache! Was heißt nicht so schlimm?
Ist er nicht der perverse Priester, der den 10-jährige Mädchen den Rock hochzieht, sie über das Knie legt und mit dem Zollstock auf Hintern und Muschi schlägt? Ist er nicht derjenige, der einen Menschen verrät, der einen Juden vor den Nazis versteckt und diesen von der Gestapo nach Ausschwitz bringen lässt, wo er vergast wird?
Ordnung muss eben sein und kleine Mädchen die nicht Wissen was die Ziele der Kommunion sind, muss man züchtigen, womöglich spielen sie an ihren Genitalien.
Wie wollen wir mit den Konservativen zur Arbeitsdemokratie kommen? – Das wird überhaupt nicht gehen.
6. Dezember 2012 um 10:41 |
FREUD sah sich als Liberaler alten Schlages an, heutzutage wäre er bestimmt FDPler.
7. Dezember 2012 um 19:51 |
Freuds Position war es letztlich, den Trieb zu kontrollieren (was der Konservative durch Panzerung tut) und sah eine kulturelle Sublimierung als notwendig und richtig an. Reich hingegen hat den Trieb befreien wollen (aus der Panzerung), ich würde sagen, er wollte den konservativen Panzer überwinden.
Freud war anfänglich mit seiner ersten Libidotheorie „liberal“ im Denken. Ich glaube, dass er von Politik gar nichts hielt. Mit Argwohn hat er die jungen Analytiker um Reich beäugt, die sich in Politik versucht haben. Reichs politische Ambitionen müssen ihn mehr gestört haben als die biologistische Triebtheorie.
Freud wollte wohl auch seine gesellschaftliche Anerkennung der Psychoanalyse und die hatte damals auch den Preis angepasst zu sein.
6. Dezember 2012 um 12:37 |
Zum therapeutischen Ansatz: Danke. Da erkenne ich mich als tendenzieller Schizo wieder und fühle mich bestätigt und bereichert.
(Genauer: Wenn ich den neurologischen Panzer der Nikotinsucht, meine neurotische Engstirnigkeit und süchtigen Konservatismus, jetzt noch durch ein erfülltes Liebesleben, das irgendwann demnächst hoffentlich endlich mal dauerhaft gelingt, überwinden kann, bzw. es schaffe, den Kontakt zu meiner Arbeit als Gestalter kontinuierlicher aufrecht zu erhalten, bzw. zu „ertragen“, dann bin ich dem Ziel näher. Ich hab quasi noch viel Neurose und Konservatismus vor mir. Ich wusste doch, dass dies irgendwie Sinn macht, auch wenn die anderen Dich komisch angucken.)
8. Dezember 2012 um 00:23 |
Die eine und einzige Ursache für Armut in diesem Land ist die Industrie, die von der Armut lebt:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_sozialindustrie_frisst_unsere_zukunft/
11. Dezember 2012 um 13:20 |
Die Lösung der Sozialen Frage
Staatliche Planwirtschaft und Sozialgesetzgebung … versuchen dem Kapitalismus ein freundliches Lächeln aufzuschminken, ohne indes an der monopolbedingten Ausbeutung etwas zu ändern. So entwickelt sich allmählich eine Art „Sozialkapitalismus“, ein Mittelding zwischen Privat- und Staatskapitalismus, eine Übergangserscheinung von der einen zur anderen Ausbeutungsform. Im „Sozialkapitalismus“ haben die Vertreter des Privatkapitalismus und des Pseudo-Sozialismus ihren Frieden geschlossen. Der Zins wird sozusagen staatlich garantiert und im Übrigen einer wirtschaftlichen Depression, die das ganze Kartenhaus zweifelhafter Kompromisse zusammenstürzen lassen würde, durch das Mittel der dosierten Inflation vorgebeugt.
Die im Zuge dieser Fehlentwicklung fortschreitende Monopolisierung wandelt den „Sozialkapitalismus“ allmählich zum Staatskapitalismus. An die Stelle der lediglich von einigen Monopolen verfälschten Marktwirtschaft tritt immer mehr die auf eine vollständige Monopolisierung hinzielende staatliche Befehlswirtschaft.
Privat- und Staatskapitalismus bilden also, entgegen einer weit verbreiteten Ansicht, keine Gegensätze, sondern sind trotz aller äußerlichen Unterschiede völlig gleichartig, da beide ihrem Wesen nach auf Monopolen beruhen, das heißt auf einer Einschränkung, wenn nicht gar auf dem Ausschluss der Konkurrenz. Das Ausbeutungsprinzip ist bei beiden das gleiche. Privatkapitalismus ist eine halbmonopolistische Wirtschaftsform, Staatskapitalismus eine ganzmonopolistische. An die Stelle des individuellen Kapitalisten im Privatmonopolismus tritt im Staatsmonopolismus das „solidarische Korps der Führer der herrschenden Partei“, die ein allgemeines Wirtschaftsmonopol des Staates aufgerichtet haben und mit seiner Hilfe die unterjochte Masse grenzenlos ausbeuten. Der Staat ist zugleich Machtapparat und Ausbeutungsinstrument in den Händen der Führer der herrschenden Einheitspartei.
Im Hinblick auf das Ausbeutungsprinzip besteht also zwischen Privat- und Staatskapitalismus kein Wesens-, sondern nur ein gradueller Unterschied. Hingegen besteht in der Form des wirtschaftlichen Regulierungsprinzips ein sehr wesentlicher Unterschied: Im Privatkapitalismus ist es der – durch Monopole allerdings bis zu einem gewissen Grad verfälschte – Markt, im Staatskapitalismus ist es der „Befehl von oben“. Beide Wirtschaftsformen sind Anfang und Ende ein und derselben Fehlentwicklung, deren letztes Ergebnis der Totalitarismus, die schrankenlose Staatsdespotie bildet.
Den tatsächlichen Gegenpol sowohl zum Privat- als auch zum Staatskapitalismus bildet einzig und allein die – bisher noch niemals und nirgends verwirklichte – freie Marktwirtschaft. Unter einer freien Marktwirtschaft ist eine von Monopolen freie Wirtschaft zu verstehen. Eine solche entmonopolisierte Wirtschaft ist zugleich der Idealtypus einer echten Sozialen Marktwirtschaft.
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/12/die-losung-der-sozialen-frage.html