Auf dem Weg zum „Terminator“

Hans Hass und der energetische Funktionalismus handelt vor allem davon, wie Reich und Hass die Wechselwirkung von Mensch und seinen Werkzeugen zu erfassen suchten. Für beide wird das Werkzeug funktionell zu einem Teil des Körpers. Reich hat sich jedoch nur kursorisch mit diesem Thema befaßt, während Hass mehrere Bücher darüber geschrieben hat.

Die französische Forscherin Lucilla Cardinali vom Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (INSERM) in Bron und ihre Kollegen konnten experimentell nachweisem, daß das Werkzeug schon nach einigen wenigen Minuten fest in das interne Bild des Körpers integriert ist.

In ihrem Versuch ließen sie insgesamt 61 Probanden mit und ohne einen mechanischen Greifer verschiedene Aktionen ausführen. Anschließend bewegten die Versuchspersonen auch ihren „unbewaffneten“ Arm langsamer und in einem anderen Winkel als zuvor. Ein Effekt der mindestens eine Viertelstunde anhielt. Offenbar wird der Greifer ins Körperbild inkorporiert und der Arm entsprechend gesteuert. Auch spürten die Teilnehmer nach dem Benutzen des Greifers eine größere Distanz zwischen Ellenbogen und Handgelenk als vorher.

Diese Fähigkeit unserer Körperrepräsentation, sich funktionell so anzupassen, daß sie Werkzeuge eingliedert, ist unserer Ansicht nach die fundamentale Basis von komplexem Werkzeuggebrauch.

In der Massenpsychologie des Faschismus (Fischer TB, S. 296f) beschreibt Reich, wie sich der Mensch im Drang kein (sexuelles) Tier mehr sein zu müssen, derartig mit seinen Maschinen identifizierte, daß sich seine Vorstellungen über seine eigene biologische Organisation an das Modell der Maschine anlehnen. Entsprechend verlieh er den Maschinen „ein Aussehen und eine Mechanik, die tierartig sind. Die Lokomotive besitzt Augen zum Sehen und Beine zum Laufen, ein Maul zum Fressen der Kohlennahrung und Abfuhröffnungen für die Schlacken, Hebelarme und Anordnungen zur Produktion von Lauten.“

Reichs Beispiel ist altertümlich und kaum überzeugend. Da passen die neusten Entwicklungen weitaus besser zu seiner Argumentation:

David Hanson hat „Mimik-Roboter“ entwickelt, mit einem täuschend echt aussehenden menschlichen Antlitz. Hinter den „Augen“ befinden sich Kameras, Minimotoren bewegen die Gesichtsmuskeln. Hanson: „So werden die Roboter der Zukunft aussehen.“

2003 war einem Forscherteam um Peter Fromherz vom Max-Planck-Institut in München erstmals das Verschmelzen einer lebenden Gehirnzelle mit einem Computerchip gelungen. Der Chip registriert die elektrischen Impulse der Zelle, die wiederum auf die elektrischen Signale des Chips reagiert.

Wohin das ganze letztendlich führen wird, zeigt „Saya“, eine „Roboterfrau“, die in Japan testweise Kinder unterrichtet. Der nächste Schritt wäre, die Lehrinhalte direkt in die Gehirne einzuspeichern.

[youtube:http://www.youtube.com/watch?v=hGo0ZqBDLBk%5D

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10 Antworten to “Auf dem Weg zum „Terminator“”

  1. Avatar von Robert (Berlin) Robert (Berlin) Says:

    Erich Fromm hat später vom Nekrophilen Charakter geschrieben, der alles Lebendige in Totes, also auch Maschinen, umwandeln möchte. Ob er von Reich inspiriert wurde, kann angenommen werden.
    Ein anderer Punkt: die Mechanisierung der Tierzucht und -wirtschaft, die wie ein Horrorkabinett anmutet. Das wirkt sich dann auf die Menschenwelt aus!

  2. Avatar von Unbekannt Auf dem Weg zum „Terminator“ (Fortsetzung) « Nachrichtenbrief Says:

    […] Ich verweise auf meinen ersten Blogeintrag zum Thema. […]

  3. Avatar von Robert (Berlin) Robert (Berlin) Says:

    „Reichs Beispiel ist altertümlich und kaum überzeugend. Da passen die neusten Entwicklungen weitaus besser zu seiner Argumentation:“

    Zu dessen Zeit hatte er keine große Auswahl, da es außer Autos und wenigen Elektrogeräte keine vergleichbaren Maschinen gab.

  4. Avatar von davidmoerike David Says:

    Die Idee ist allerdings gar nicht neu:

    … die Lehrinhalte direkt in die Gehirne einzuspeichern.

    sie ist schon in der Sage vom „Nürnberger Trichter“.

    Ist die Sage aus dem Mittelalter?

  5. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Auf dem Weg zum Terminator:

    http://s.telegraph.co.uk/graphics/projects/the-future-is-android/index.html

  6. Avatar von Klaus Klaus Says:

    Die ästhetische Faszination der Annäherung Mensch-Maschine:

  7. Avatar von Robert (Berlin) Robert (Berlin) Says:

    Ist das die Zukunft unserer Beziehungen?

    Wenn Männer die Wahl hätten zwischen echten Frauen und weiblichen Robotern, die von echten Frauen »praktisch nicht zu unterscheiden wären«, wen würden sie wählen? Viele Männer würden den lebenden, atmenden Exemplaren vermutlich nicht den Rücken zukehren, aber wenn sich die Robotertechnologie auch künftig exponentiell weiterentwickelt, wird es bestimmt Männer (und Frauen) geben, die in Versuchung geraten, ihre echten Beziehungen vollständig aufzugeben. Dieser Tag ist bereits deutlich nähergerückt, als Sie es vielleicht für möglich halten.

    http://info.kopp-verlag.de/neue-weltbilder/lebenskunst/michael-snyder/ist-das-die-zukunft-unserer-beziehungen-.html

  8. Avatar von Klaus Klaus Says:

    Habe nun erstmals von Steampunk gehört:
    hier ein lebendes Beispiel, das sich nicht zufällig „Margaret“ nennt:

    Und hier die deutliche Selbststilisierung zur Maschine:

    Eigener Mystizismus (wobei das ein wenig zwischen Glauben und Ästhetik changiert):
    „Schon vor dem viktorianischen Zeitalter wurde der Begriff des Äthers verwendet, um bestimmte Phänomene des Lichtes und der Elektrodynamik zu erklären. Im Steampunk wird der Begriff gerne noch weiter mystifiziert und verwendet, wenn mysteriöse, unsichtbare, aber wissenschaftliche Effekte beschrieben werden sollen. So wird das Internet zum Äther-Netz,[29] der Äther transportiert feine Schwingungen, die von menschlichen Gehirnen ausgehen,[30] oder zwischen den Planeten des Sonnensystems existiert ein Äther, der von besonderen Schiffen befahren werden kann.“ (Wikipedia)

  9. Avatar von Unbekannt Die Maschinenzivilisation | Nachrichtenbrief Says:

    […] Damit ist die Ebene definiert, auf der sich das Schicksal der Menschheit in Zukunft abspielen wird: einerseits sind wir schon von Natur aus (d.h. seit ungefähr 500 000 000 Jahren!) weit enger mit toter Materie („zusätzliche Organe“, „künstliche Organe“) verzahnt, als uns die mechanistische Biologie lehrt, andererseits sind uns diese zusätzlichen Organe weit fremder, – als uns die mechanistische Biologie lehrt. Unser Verhängnis ist, daß unser Geist (unsere „Psychologie“) aus der Evolution so hervorgegangen ist, daß er sich mit dem Toten auf eine Weise identifiziert, die eines Tages das Ende der Menschheit bedeuten könnte. Ich verweise auf meinen ersten Blogeintrag zum Thema. […]

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