Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 116)

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Man kann den Nerv der Zeit treffen. Jahrtausende wurden Milliarden von Menschenseelen von dem absurdesten und geistlosesten Müll in Beschlag genommen. Warum sollte die Alternative zu den beiden Grundideologien (Mechanismus und Mystizismus) die Menschen nicht weit mehr motivieren? Reichs Sexpol, d.h. das Bewußtmachen, daß niemand mit seinen natürlichen sexuellen Antrieben allein dasteht, das Über-Ich einen also angelogen hat, und man gemeinsam gegen die Unterdrückung vorgehen kann, war ein erster Schritt. Wobei Reich noch nicht ahnte, wie tief das Unnatürliche und die Unterdrückung in jedem Einzelnen selbst verankert ist und deshalb jede „Befreiungsbewegung“ sehr schnell ins Gegenteil kippen kann. Man betrachte nur, was heute „sexuelle Befreiung“ bedeutet: möglicherweise Pubertätsblocker und chirurgische Kastration.

Soll man also gar nichts tun, weil alles viel zu gefährlich ist? Um was es wirklich ging war stets: glaubt man wirklich an das Dreischichtenmodell, also an den Kern und hat deshalb Vertrauen („Glaube“) – oder ist man in Wirklichkeit Freudianer = Schopenhauerianer, d.h. Pessimist und „Bedenkenträger“. Wenn man das Dreischichtenmodell zu Grundlage macht, wird man niemals an der sekundären Schicht (Freuds „Unbewußtem“) verzweifeln und zum Reaktionär werden, weil man immer den bioenergetischen Kern vor Augen hat, der mit jedem Neugeborenen von Neuem und in absoluter Perfektion vor einem steht! Man wird aber auch nie in wilden Optimismus verfallen, eben weil man sich der sekundären Schicht stets bewußt ist. Man wird aber vor allem stets mit der oberflächlichen Schicht anfangen, d.h. Aufklärung betreiben. „Auf-Klärung“ bedeutet hier von oben nach unten, von der Oberfläche in die Tiefe der intrinsischen Logik dessen zu folgen, was uns als gesellschaftliche und individuelle Irrationalität entgegentritt.

Teil davon ist das LSR-Projekt, war doch die „Widerstandsanalyse“ explizit immer das Modell nach dem Bernd Laska vorgegangen ist. Selbst in Stirners Hauptwerk selbst finden sich dazu Ansätze, wenn Stirner versucht die „Weltgeschichte des Einzigen“ zu rekonstruieren, d.h. von der Oberfläche (etwa heutiges Christentum) zum Kern („Christus“ und wofür er wirklich steht) vorzudringen. Die Menschen müssen lernen, daß sie in der Falle stecken und wie diese Falle konstruiert ist und welche Gefahren lauern, wenn man die Falle verlassen will – und sich dabei nicht immer tiefer in der Falle verfangen will.

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5 Antworten to “Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 116)”

  1. Peter Nasselstein Says:

    American College of Orgonomy

    A Different Kind of Psychiatry Podcast

    To Sleep, Perchance to Dream:

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    We invite you to listen to the next episode of our A Different Kind of Psychiatry Podcast „To Sleep, Perchance to Dream: A Conversation with Dr. Crist.“ This episode features a discussion with Peter A. Crist, M.D. about sleep. Dr. Crist talks with Dr. Burritt about the latest research, outlines a way to look at sleep functionally, and gives examples from literature, his practice and his own life about how sleep is so often ignored and yet vital to human functioning.

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    American College of Orgonomy

    aco@orgonomy.org

    http://www.orgonomy.org

    http://www.adifferentkindofpsychiatry.com

  2. Peter Töpfer Says:

    „… der mit jedem Neugeborenen von Neuem und in absoluter Perfektion vor einem steht!“ – Bei mir jedenfalls war das nicht so: Ich hatte mein Trauma schon vor der Geburt weg: ungewollt und abgelehnt. Einzelfall?

    • Peter Nasselstein Says:

      Soweit ich das überblicke, hat in dieser Hinsicht Laska genauso argumentiert wie ich. Dabei geht es natürlich um eine „grundsätzliche“ Aussage. Seit Reich wissen wir alle, daß auch pränatale Schädigungen gibt. Das ändert aber nichts am Grundsatz. Ähnlich wie es natürlich Deutsche gibt, auch wenn man irgendwelche absonderlichen Grenzfälle gibt: „Ist das auch ein Deutscher?“ „Ähhh.“ Sie gehen letztendlich im Deutschtum auf. Genauso auch Neugeborene: jedes hätte die Chance sich trotz Widrigkeiten frei zu entwickeln. Ein Fenster des „perfekten Ungepanzerttums“, das sich mit zunehmendem Alter schließt.

      • Peter Töpfer Says:

        Das sehe ich – leider – anders, und zwar aus jahrzehntelanger intensivster Erfahrung von – wie Sie es nennen würden – Orgontherapie heraus (ich nenne es Tiefenwahrheit). Es ist also bei mir keine Theorie oder Philosophie. Eine „pränatale Schädigung ändert [sehr wohl was] am Grundsatz“. „Jedes Neugeborene hätte die Chance, sich trotz Widrigkeiten frei zu entwickeln“ – nicht nur „hätte“, sondern in den allermeisten Fällen hat es nicht diese Chance. Es gibt dieses „Fenster des ‚perfekten Ungepanzerttums‘“, ja. – Ich habe eine tiefe Vision davon entwickelt und schon immer davon gehabt. Aber in der Realität habe ich nicht ansatzweise ein „ungepanzertes Leben“ geführt, obwohl ich sehr früh damit begonnen habe, das Fenster zu öffnen zu versuchen. Durch das Fenster zu schauen, ist das eine, durch dieses hindurchzusteigen etwas anderes.
        Ich kann den „Grundsatz“, daß „jedes Neugeborene von Neuem und in absoluter Perfektion vor einem steht“, so also nicht gelten lassen, aber das liegt wahrscheinlich an der Tiefe meiner Traumata. Anderen mag es – ich hoffe es für sie! – anders ergangen sein.
        Meine Skepsis bezieht sich aber zurecht auf das „jedes“, weil ich ganz bestimmt eine Ausnahme von diesem „Grundsatz“ bin.

        • Peter Nasselstein Says:

          Ich, als Beispiel, bin Wunsch-, Sonntagskind und alles mögliche, aber nun wirklich alles andere als „gesund“. Andere sind unter einem schlechten Stern geboren, durch die Hölle gegangen – und weitaus gesünder als ich. Wirklich verstehen tut das niemand. Trotzdem gibt es eine Ebene, auf der Laska mit seiner Aussage recht hat, daß „der Organismus des Neugeborenen als objektive Vorgabe des Menschseins“ zu betrachten ist.

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