Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Das Verschwinden der Psychiatrie” und folgende

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Das Verschwinden der Psychiatrie“ und folgende

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14 Antworten to “Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Das Verschwinden der Psychiatrie” und folgende”

  1. Avatar von Robert (Berlin) Robert (Berlin) Says:

    Reich war ja auch zu der Fraktion in der Psychoanalyse gehörig, die gegen Laienanalytiker (wie Theodor Reik) waren und sich immer für eine medizinische Professionalität ausgesprochen haben. Dass sich heutzutage Psychopharmaka und Sozialpädagogen wunderbar in der Billigmedizin ergänzen, steht auf einem anderen Blatt.

  2. Avatar von O. O. Says:

    Es sei angemerkt, dass eine kleine interne Studie zu einem sozialpädagogischen Angebot der ambulanten Hilfen Eltern teilnehmender Kinder einer Sozialen Gruppe mit einem standardisierten Fragebogen zu psychiatrischen Auffälligkeiten befragt hat. Die Skalenwerte ergaben zu Anfang der Hilfe Werte im Bereiche psychiatrischer Störungen, die nach der Hilfe auf ein normales Maß reduziert werden konnten.
    Dies sollte für die Wirksamkeit der angewandten sozialpädagogischen Methode sprechen. Vielmehr werden hier kostengünstig Kinder „therapiert“, und Kinder, die eine sozialpädagogische Hilfe nötig hätten, erhalten keine Hilfe mehr, das sie nicht auffällig genug waren. Das kann man nicht verallgemeinern, ist aber als Trend zu sehen.

  3. Avatar von O. O. Says:

    Die Bettenzahlen in Psychiatrien wurden erheblich reduziert und Langezeitpatienten wurden vermieden zu gunsten kürzerer Liegezeiten. Die Psychiatrien für Langzeitpatienten wurden aufgelöst, stattdessen greift eher ein normales Krankenhauskonzept mit möglichst geringer staionärer Aufenthaltszeit. Die Patienten werden auf Medikamente eingestellt und in dieser Zeit beobachtet udn dann schnellstmöglich wieder „stabil“ entlassen. Andere Wohnprojekte geführt mit pädagogischen Peronsal nehmen dann gelegentlich die aus der Klinik entlassenen Patienten auf, wo sich und ihren Alltag in 6 bis 12 Monaten stabilisieren können. Medikamente müssen meist weiterhin genommen werden.
    Parallel dazu übernehmen psychosomatische Abteilungen (auf Kasse) und Reha-Kliniken (zu Lasten der Rentenversicherungen) arbeitsunfähig gewordene Arbeitnehmer und versuchen diese in 6 Wochen oder 3 Monaten wieder arbeitsfähig zu machen. Hier werden die klassischen psychiatrischen Angebote (Musik-, Kunst-, Bewegungs-, Einzel- und Gruppentherapie) konzentriert häufig auch neben Psychopharmaka angeboten.
    Für die psychotischen Schübe mit Kontrollverlust über das emotionale Erleben wird es weiterhin psychiatrische Abteilungen geben. Auch Psychiater in Praxen werden weiterhin Medikamente verschreiben, jedoch kaum Gespräche führen können, die einer Therapie nahekommen, da dies nicht ausreichend honoriert wird. Der Rest der psychischen Störungsbilder geht an „psychologische Psychotherapeuten“ (Verhaltenstherapeuten/ Psychoanalytiker), die den Ansturm von Patienten nicht mehr bewältigen können, da die Wartelisten über ein halbes Jahr schon voll sind.

    Möchte man diese Entwicklung bewerten, dann scheinen wir zu Freuds Zeiten zurückgekehrt zu sein, wo man (mangels Kenntnis) sich auf Symptome beschränkte und diese zu „heilen“ versuchte. Evidenz-basierte Therapieprogramme sollen bei entsprechenden Symptombildern Hilfe versprechen.

    In diesem Angebot spielen andere Therapierichtungen keine Rolle mehr. Sie dürfen zumindest in Deutschland aussterben.

  4. Avatar von David David Says:

    Nach meiner Kenntnis waren gerade im Studium der Psychologie – nicht dem der Medizin – Psychologie im Zweiten Studienabschnitt die Dinge enthalten, die man als Psychotherapeut können und wissen sollte. Bis zur Zeit der „1968er“ waren das psychoanalytische, später vorwiegend verhaltenstherapeutische Sachen.

    Mit dieser Veränderung kurz nach 1968 ging in Deutschland auch einher, dass der Studienplan immer voller gemacht wurde und dass die so genannte Diplom-Vorprüfung damals eingeführt wurde, wie mir jemand erzählt hat. Dadurch stieg die Studiendauer auf durchschnittlich 12 bis 14 Semester an.

    Mitte der Achtziger als auch ich für kurze Zeit Psychologiestudent war, war eine weitere Veränderung im Gang indem die klinischen, verhaltenstherapeutischen Studieninhalte im Zweiten Studienabschnitt durch mehr und mehr „Kognitives“ verdrängt wurde – also: Noch mehr Kopf!!!

    Zum Glück habe ich selber lange vor Beginn des Zweiten Studienabschnitts abgebrochen 🙂

    Der Psychiater, also Mediziner der entsprechenden Fachrichtung, wurde zunehmend zum Verabreicher von Pillen, Tropfen, und Spritzen; auch musste er – vor Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetzes – noch die Gutachten im sog. Delegationsverfahren machen, wenn jemand Analyse oder VT von der Krankenkasse bezahlt bekommen wollte.

    O. hat gesagt:

    In diesem Angebot spielen andere Therapierichtungen keine Rolle mehr. Sie dürfen zumindest in Deutschland aussterben.

    Dies wird jedoch nicht der Fall sein, wenn das System der von den Krankenkassen bezahlten Psychotherapie infolge Geldmangels zusammenbricht. Hoffen wir, dass das bald eintritt.

    Die Situation außerhalb Deutschlands ist mir weitgehend unbekannt.

  5. Avatar von David David Says:

    In:

    https://nachrichtenbrief.wordpress.com/2010/04/13/sexueller-kindesmisbrauch/#comment-2702

    hatte ich auf die Autobiografie von Hamed Abdel-Samad hingewiesen – siehe auch:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Hamed_Abdel-Samad

    Auch er erlebte die Psychiatrie wie sie ist – mit Medikamenten und dem Forschen nach traumatischen kindlichen Erfahrungen – in seinem Fall mittels Hypnose – eher als Vergewaltigung; tatsächlich geholfen hat ihm offenbar eher seine zweite Frau, wie auch das Niederschreiben und Veröffentlichen seiner Lebensgeschichte in besagtem Buch.

  6. Avatar von David David Says:

    O. hat gesagt:

    Der Rest der psychischen Störungsbilder geht an „psychologische Psychotherapeuten“ (Verhaltenstherapeuten/ Psychoanalytiker), die den Ansturm von Patienten nicht mehr bewältigen können, da die Wartelisten über ein halbes Jahr schon voll sind.

    Wartelisten?

    Gibt es in meiner Stadt nicht. In meiner Stadt sind die Psychotherapeuten dermaßen übermäßig gefragt, dass sie eine Warteliste erst gar nicht führen!

    Man muss also alle, es sind ungefähr dreßig, einzeln antelefonieren, um zu erfahren, ob es einen Therapieplatz gibt oder demnächst geben wird.

  7. Avatar von David David Says:

    Ein teilweise satirisch-kritisches, teilweise auch ernsthaftes Buch zur Psychiatrie ist:

    Lütz, Manfred: Irre! Wir behandeln die Falschen – Unser Problem sind die Normalen, Gütersloh, Gütersloher Verlagshaus, 2009, ISBN: 978-3-579-06879-4

  8. Avatar von David David Says:

    Lütz schreibt auch über EMDR – Eye Movement Desensitization and Reprocessing

    http://de.wikipedia.org/wiki/Eye_Movement_Desensitization_and_Reprocessing

    Thema Posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS) – es heißt:

    … Und so ist eine Vielzahl von therapeutischen Methoden hilfreich. Neben spezieller Psychotherapie und Psychopharmakotherapie gibt es auch eine merkwürdige Methode, genannt EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing).

    Es hat sich nämlich per Zufall gezeigt, dass schnelle Augenbewegungen zur Besserung vor allem dieser Störung helfen. Da steht dann ein gut ausgebildeter Psychiater vor einem Patienten, bewegt seinen Zeigefinger hin und her, und der Patient folgt dem mit den Augen. Wer eine solche Szene unerklärt von außen sehen würde, dem käme wohl der bekannte Satz in den Sinn, dass wir Psychiater uns von unseren Patienten nur durch den Kittel unterscheiden.

    Nun fragen Sie mich bitte nicht, warum das so gut wirkt. Sie brauchen auch keinen anderen zu fragen, denn man weiß es schlicht nicht. Da die Psychiatrie, wie die ganze Medizin, aber eine praktische Wissenschaft ist, wenden wir jede nachgewiesenermaßen wirksame Methode an. Und die Wirksamkeit von EMDR ist in vielen Studien belegt.

    Zitat Ende.

    Für die Studenten der Orgonomie ist es, wie ich meine, relativ einfach einzusehen, warum die Methode wirkt: Sie hat Ähnlichkeit mit der Methode, mit welcher Wilhelm Reich das Okulare Segment behandelt.

    Gegenstand jetziger und künftiger Forschung sollte sein: wo wirkt die Methode nicht ganz so gut wie bei PTBS, und warum? Bei welchen Störungen wirkt sie überhaupt nicht?

    • Avatar von David David Says:

      Hiermit zusammen passt auch die Hypothese von Dr. Clancy McKenzie http://drmckenzie.com dass Schizophrenie ein spezielles PTSD (Posttraumatic stress disorder) sei,

      Und zwar „from infancy“ d.h Frühkindheit 1. oder 2. Lebensjahr und „delayed“ d.h. mit „two trauma mechanism“.

  9. Avatar von Robert (Berlin) Robert (Berlin) Says:

    Ein SF-Hörspiel, wie sich die Zukunft mit Psychopharmaka erleben lässt

    https://www.youtube.com/watch?v=qohkWjpTJZ8

  10. Avatar von davidmoerike David Says:

    … sich genau entgegengesetzt zur einzig gangbaren, d.h. wissenschaftlichen Methodik entwickelt hat

    Jetzt fühle ich den Drang ein wenig zu übertreiben: genau entgegengesetzt.

    Wie die Polizisten im mittelalterlichen China – statt den Bürgern und Bauern – lieber den Banditen geholfen haben.

    So lässt sich der Dienst am bequemsten bis zur Pensionierung überleben.

    Genau entgegengesetzt dem, was eigentlich zu tun ist. Auch die wissenschaftliche Methodik wird entsprechend umdefiniert (angeblich ist es Positivismus im Gegensatz zur phänomenologischen Herangehensweise).

    Es ist „das Sitzen“ (sagte das nicht auch Wilhelm Reich?).

    Bequemlichkeit.

    Sicher tue ich hier vielen Psychiatern Unrecht, die sich – auch für die Patienten – engagieren wollen, soweit es das System zulässt.

    Aber nicht allen, jedenfalls nicht denen, die die gesamtgesellschaftliche bzw. gesamt-wissenschaftliche Entwicklung maßgeblich beienflussen.

    Davor im Studium eine dysfunktionale Ausbildung. Dies in Kontinentaleuropa noch schlimmer als in USA.

    Funktional ist die Medizinerausbildung schon, was die operierenden Kollegen betrifft, wie Herzfachärzte, Chirurgen uvm.

    Aber in den „eher geistigen“ Bereichen der Medizin eben nicht.

    Hinzu kommt, dass Sozialpädagogen (und früher auch Psychologen) einige durchaus relevante Dinge in ihrem Studiengang lernen.

    Auch ihr Studium ist lang und teuer, und auch sie wollen nach dem Studium in diesem Arbeitsfeld relativ hoch bezahlte Stellen haben.

  11. Avatar von claus claus Says:

    Ich verspüre wie wohl andere hier zumindest ein Unbehagen gegenüber der ständigen Betonung des Sozialen, des Umfelds, des Kommunikativen, … in psychiatrischer Praxis, der zurzeit fast ausschließlich Medikation gegenübersteht. Einen Einblick wieder in einen Versuch, durch Umfeld Gewalt in der Psychiatrie zu vermeiden, gewinnt man hier:

    http://www.srzp.de/

    Spricht etwas dagegen? Ist das ein vernünftiger Baustein oder eher eine Intellektualisierung des Verhaltens der beruflich Beteiligten?

  12. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Linkes verachtenswertes PACK!!!

  13. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Linkes verachteswertes PACK in der Demokratiesimulation:

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