Deutschland und die Emotionelle Pest (Teil 6)

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gab es in Europa nur wenige Staaten, die demokratisch regiert wurden, insbesondere natürlich die ursprünglichen Alliierten Frankreich und England. Ansonsten war der Kontrast zwischen Hitler und den Regierungschefs anderer Länder nicht derartig groß, wie uns das heute erscheinen mag. Man denke nur an Stalin, Mussolini, Franco, Dollfuß, Pavelić, Antonescu usw. Die Demokratie war in der Defensive, denn selbst in England (die Mosley-Faschisten) und Frankreich (Action française) hatte der Faschismus reale Chancen an die Macht zu kommen, d.h. beinahe wären auch sie den Weg Deutschlands gegangen.

Selbst was Amerika betrifft, hatte die Roosevelt-Administration mit ihrem New Deal eindeutig faschistische Züge. Damals wurden genau jene Institutionen geschaffen bzw. bekamen erst richtig Macht, die Reich zum Verhängnis werden sollten.

Kompliziert wird das ganze dadurch, daß praktisch alle diese Regime vom „Volkswillen“ getragen wurden, insbesondere aber das Hitler-Regime, was nicht zuletzt durch die Saarabstimmung 1935 evident wurde. Und man denke doch auch bitte daran, wie ungeheuerlich es doch ist, daß ausgerechnet Frankreich wenige Jahre nach dem Krieg mit de Gaulle ein Präsidialregime einführte, das eher die Karikatur einer parlamentarischen Demokratie darstellt! Und vor dem Krieg orientierte sich Hitler ausgerechnet an dem denkbar „undeutschen“ Zentralismus Frankreichs!

Wie Teil 3 angeschnitten, richten sich große Nationen nach ihren (vermeintlich objektiven) geostrategischen Interessen. Was dabei stets hineinspielt und unzählige Menschenleben fordert, ist ein Faktor, den die Historiker stets übersehen: die Emotionelle Pest. Beispielsweise hatte Europa nach der vollkommenen Einkesselung durch den Islam keine andere Wahl, als weite Schiffsexkursionen zu unternehmen und neue Handelsruten aufzutun. Aber nichts zwang sie, nun ihrerseits Reiche zu zerstören und ganze Völker zu versklaven. Da diese selbst auf Handel erpicht waren, war das Vorgehen der Europäer letztendlich sogar für sie selbst kontraproduktiv. In der Auseinandersetzung mit den Mohammedanern hatten sie, insbesondere die Spanier, aber nichts anderes gelernt als „Mord, Todschlag und Brandschatzen“.

Ähnliches läßt sich über Deutschland sagen, das als „Mittelmacht“ mit vielen Nachbarn (das Land mit den meisten Nachbarn überhaupt) ungeschützt mitten in Europa liegt. Die Emotionelle Pest brachte Deutschland dazu, nach preußischer Militärtradition (die auf die Kreuzzüge, d.h. den Deutschritterorden zurückgeht) wild um sich zu schlagen und die Nachbarn einzuschüchtern, statt einfach nur die logische Schlußfolgerung aus der prekären Lage zu ziehen und sich mit den umgebenden Völkern und Staaten anzufreunden, also genau das zu tun, was Europa-Enthusiasten wie Helmut Kohl als Lehre aus den beiden Weltkriegen angestrebt haben. (Daß die EUdSSR selbst ein Vehikel der Emotionellen Pest ist, steht auf einem ganz anderen Blatt!) Die umliegenden Länder, außer dem seit Richelieu isolationistischen Frankreich, waren ohnehin von deutscher Kultur durchdrungen und fast jeder konnte Deutsch verstehen, manchmal sogar sprechen. Die beiden Weltkriege, in denen sich Deutschland „befreien“ wollte (weiß Gott wovon!), haben das alles nachhaltig zerstört. Seit der Zeit der Hanse ist die deutsche Mission Kultur und friedlicher Handel, nicht preußisches Tschingderassabum!

Was die Kolonisation in Übersee betrifft: immerhin war sie nicht immer so schlecht für die indigenen Völker, wie es aus politisch und moralisch korrekter Warte heute gerne dargestellt wird – selbst vom Standpunkt der viel beschworenen „Menschenrechte“ her nicht. Indien zum Beispiel entwickelte sich technologisch, ökonomisch und von der Infrastruktur her viel schneller, als es dies ohne die Briten getan hätte. Daß es Anschluß an das britische Rechtssystem fand, war ein großer Fortschritt im Vergleich zu dem landesüblichen reaktionären und inhärent rassistischen Kastensystem mit seinen Witwenverbrennungen und seinem mörderischen Obskurantismus. In Afrika setzten die Europäer dem mohammedanischen Sklavenhandel ein Ende, der Abermillionen Menschenleben gekostet hat. Queen Victoria war eine entschiedene Abolitionistin und verbot die Sklavenhaltung im Britischen Empire. Selbst Mussolinis Abessinien-Krieg ließ sich damit rechtfertigen, daß dort mit der übelste Sklavenhandel ganz Afrikas herrschte. Gut möglich, daß die Europäer die Schwarzafrikaner vor der endgültigen Ausrottung durch die Araber bewahrt haben! Die Negersklaven der Araber wurden kastriert, was nur die wenigsten überlebten, entsprechend astronomisch war der Bedarf nach immer neuen Schwarzafrikanern. (Der Leser sollte sich einmal fragen, warum es in der arabischen Welt trotz jahrhundertelanger Sklaverei nur ganz vereinzelt Schwarze gibt!)

Ja, und selbst Hitlers kolonialistischer Feldzug gegen die Sowjetunion war, was etwa die Ukraine betrifft, in vieler Hinsicht eine Befreiung – sie wurde von der unter dem Stalinistischen Terror leidenden Bevölkerung jedenfalls subjektiv so wahrgenommen. Zahllose Erlebnisberichte deutscher Soldaten beweisen das. Die ukrainischen Frauen und Männer, die die vorstoßenden deutschen Verbände enthusiastisch am Wegesrand mit den traditionellen Gastgebergeschenken Brot und Salz begrüßten und segneten, konnten nicht ahnen, daß Hitler ein Modju und geisteskrank war und es ihm um die Unterwerfung und weitgehende „Ausmerzung“ der „Sklavenvölker“ ging. Die Überlebenden sollten, so Hitlers Plan, schließlich ein Leben wie die schwarzen Sklaven in den Südstaaten der USA fristen: sie sollten ungebildet bleiben und, verdummt durch den christlichen Aberglauben und dessen pazifistische Botschaft, den deutschen Herrenmenschen die Stiefel lecken.

Auch finde ich es interessant, daß Historiker dazu neigen, über bestimmte Figuren der Geschichte deutlich milder zu urteilen, je mehr Jahre verstrichen sind, seitdem sie auf Erden wandelten. Was Hitler betrifft, so stimmen alle darin überein, daß er ein „unbeschreiblich böser Teufel“ war. Die gleichen Menschen bewundern jedoch pestilente Charaktere wie Julius Caesar, Napoleon Bonaparte, General Sherman, Cecil Rhodes, Ho Chi Minh, Che Guevara oder Leo Trotzki – obwohl diese nicht minder menschenverachtend waren und handelten als Hitler. Trotzki hing sogar wilden Zukunftsphantasien über einen rassisch überlegenen sowjetischen Übermenschen an!

Und wen kümmert es heute noch, daß Frankreichs Glorie auf Massenmord beruht? Nach der Französischen Revolution (die jedes Jahr von französischen Schülern voller Pathos gefeiert wird), haben die sozialistischen „Jakobiner“ (die Gestapo bzw. der KGB der damaligen Zeit) über 40 000 Menschen während des sogenannten „großen Terrors“ ermordet; die meisten Opfer wurden gefoltert und dann guillotiniert.

Zur „ruhmreichen Geschichte“ Frankreichs gehören brutale Pogrome gegen religiöse und ethnische Minderheiten; Massaker wie die Bartholomäus-Nacht vom 23. auf den 24. August 1572. Trotzdem ist Frankreich wahrscheinlich die stolzeste und die nationalistischste Nation auf Erden, vielleicht sogar mehr als die Briten. Der französische Staat stand immer für Ruhm und Prunk. Selbst neutrale Historiker sagen, daß die öffentliche Inthronisierung des Sozialisten Mitterrand 1981 die pathetischste, prätentiöseste und teuerste Demonstration von Staatsmacht war, die die westliche Welt je gesehen hat (und dabei selbst Hitlers „Wagnerianische Inszenierung“ übertraf). Heute wissen wir, daß Mitterand, ein Veteran des Vichy-Regimes, dem Pétain einen Orden verliehen hatte, ein korrupter Schaumschläger war, der es liebte, sich mit Kriminellen zu umgeben.

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7 Antworten to “Deutschland und die Emotionelle Pest (Teil 6)”

  1. Avatar von Pierre34 Pierre34 Says:

    Die Demokratie war in der Defensive, denn selbst in England (die Mosley-Faschisten) und Frankreich (Action française) hatte der Faschismus reale Chancen an die Macht zu kommen, d.h. beinahe wären auch sie den Weg Deutschlands gegangen.

    Manch einer meint heute, angesichts des rapiden kulturellen Niedergangs Europas, damit sei Europas letzte Chance zur Selbstbehauptung vertan worden.
    Reich sah das um 1940 nicht so: man dürfe sich „weder auf die Seite Hitlers noch auf die der parlamentarischen Demokratie stellen“, auch wenn man Hitler „gegenüber den Demokratien im Rahmen der heutigen Politik absolut recht geben“ müsse.

  2. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Wo findet sich diese Stelle bei Reich?

    • Avatar von Pierre34 Pierre34 Says:

      Die natürliche Organisation der Arbeit in der Arbeitsdemokratie, Oslo, Jan. 1939, S. 19

    • Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

      Ganz herzlichen Dank!!

      Reich schrieb:

      Ist die bürgerliche Demokratie gegen die faschistische Flut zu vertreten? Denken wir uns einmal, daß wir sagen könnten, was wir wirklich fühlen. Man sollte also etwa nach dem „Münchener Frieden“ für die „Demokratie“ auftreten. Das geht nicht! Zunächst hat Hitler den Mut, den die Demokratie-Führer nicht haben. Und zweitens hat er – wohlgemerkt: im Rahmen der politischen Schweinereien, die sich seit Versailles sich in Europa abspielten, eine der deutschen Gesellschaft gestellte Aufgabe erfüllt: Er hat den Versailler Vertrag vernichtet. Schon vor ihm wollte man das Gleiche. So die Kommunisten, die Sozialdemokraten und alle anderen. Keinem gelang es. Hitler gelang es. Ist ihm das zum Vorwurf zu machen? Nein! Haben doch gerade die Demokratien das Selbstbestimmungsrecht proklamiert. Daß der Faschismus dieses Selbstbestimmungsrecht im eigenen Lager nicht zubilligt, die demokratischen Parolen jedoch weidlich ausnützt, wo es ihm nützt, ist eine andere Sache, die wieder nur durch den Gesamtrahmen des politischen Betruges zu begreifen ist, in dem sich das weltliche Geschehen abspielt. Das ist sofort daran zu erkennen, daß derselbe Hitler, der für den Gedanken der Selbstbestimmung der Sudetendeutschen kämpfte, ganz anders reagieren würde, wenn man ihm vorschlüge, in Deutschland eine Abstimmung über Krieg und Frieden durchzuführen. Was hätte Mussolini zu einer Abstimmung in Südtirol und Abessinien gesagt? Doch solche selbstverständlichen Gegenvorschläge zu machen, hatte kein einziger demokratischer Politiker den Mut. Wie wäre es denn auch, wenn plötzlich die hunderte Millionen fremdnationaler Völkerschaften, die das englische Reich umfaßt, ebenfalls sich das Recht der Selbstbestimmung nehmen wollten. Man sieht, eine sachliche Argumentation über Begriffe wie „Selbstbestimmung“ etc. ist im Rahmen dessen, was sich heute Politik nennt, vollkommen sinn- und zwecklos. Mehr: um den Schluß, den wir ziehen, völlig zu verstehen und sich eigen machen zu können, muß man unerläßlicher Weise Hitler gegenüber den Demokratien, nochmal betont: im Rahmen der heutigen Politik, absolut Recht geben.

      Doch wir stehen nicht und wollen nicht stehen innerhalb dieses Rahmens! Außerhalb seiner Grenzen, also vom Standpunkt des lebendigen, zur Freiheit strebenden revolutionären Lebens, darf man sich weder auf die Seite Hitlers noch auf die der parlamentarischen Demokratie stellen. Die Frage ist nicht „entweder“ – „oder“, sondern: was soll an die Stelle der politischen Schweinerei treten?

  3. Avatar von Matthias Matthias Says:

    Jüngst beim Lesen der Kaukasischen Aufzeichnungen von Ernst Jünger traf ich auf mehrere bemerkenswerte Stellen, hier eine:

    Dann Abstieg, während dessen Häußler über eine Erschießung von Partisanen berichtete. Ich hörte den Dolmetsch hinter uns lachen und sah ihn daraufhin genauer an. Es schien mir an ihm auch schon das Pergamentene der Haut, die Starre des Blickes sichtbar, die ich an jenen wahrzunehmen glaube, die solchem Blutvergießen zustreben. Die automatische Gewohnheit des Tötens bringt physiognomisch die gleichen Verheerungen zustande wie die automatisch geübte Sexualität.

    Der Verfasser der unglaublichen Stahlgewitter und der enthemmten ’stählernen‘ Schrift „Der Kampf als inneres Erlebnis“ berichtet von der Ostfront und der zunehmend sich brutalisierenden Lage der Truppe. Jünger ist sicherlich randseitig bis protofaschistisch gewesen, und später sicher auch ein Mechano-Mystizist ‚edelster‘ Sorte (oder erlesenster, wie er selber vieleicht geschrieben hätte), dennoch war Mitterand ein Besucher von Jünger. Er hat sich auch mit Anderen unterhalten – den damaligen Spiegel zum Beispiel, ohne etwas mit ihm gemein zu haben – und man hielt ihn für einen übriggebliebenen Eisernen, ums milde zu sagen. Doch ist mir Ernst Jünger eine der wesentlichsten Menschen der damaligen Zeit, weil sich in ihm und mit ihm ein ganz wesentlicher Teil von uns Deutschen verlaufen hat, verrannt hat, und vielleicht dank ihm, der sich zeitlebens bemühte, den Tonus auch im selbstgewollten Nichts zu halten, nicht den Verstand oder besser die Haltung verloren hat. Böll hat interessantes über ihn geschrieben: http://www.godenholm.de/3.Ebene/text/das%20meiste%20ist%20mir%20fremd%20geblieben.html

    Dennoch wurde Jünger in den Kanon der Palisades aufgenommen.
    Hellsichtig und verblendet zugleich ist eine manchmal zutreffende Bezeichnung Jüngers, und trotzdem/deswegen sagt man, das 20. Jhd. ist, was Deutsche angeht, ohne Jünger-Lektüre nicht zu verstehen. Er ist hier bekannt, ich weiß, wer ihn noch nicht kennt, Lesen.

    Hier auch mal Jünger in Aktion bei der Betrachtung von Fragwürdigkeiten und seine Rezeption:
    http://www.godenholm.de/3.Ebene/text/islam.html

    • Avatar von Matthias Matthias Says:

      Je mehr ich von Ernst Jünger lese, desto unsuspekter erscheint er mir (Strahlungen, Siebzig verweht). Unangenehme Beschreibungen der mechanistischen Welt des Technikers bis hin zu katastrophalen Aussichten kommen des Öfteren vor. Immer wieder aufschlußreich, zu erfahren, wie Andere Menschen als Wilhelm Reich die Welt der Maschinen wahrnehmen. Auch wenn Jünger häufig Ausflucht in mythische Bilder vornimmt. Die durch Medien anerzogene Skepsis kann man sich bei Jünger auch gut wieder ablesen – also ablegen. Dies hier dient nur zur Berichtigung des vorher geschriebenen Kommentars. Irgendwie repariert Jünger bei mir Einiges, wenn der Ausdruck erlaubt ist. Ihn zu lesen, tut mir gut. Linke nennen das dann vielleicht subtil kodierte politische Inhalte, die Jünger beim Leser einschleust, und merken selber nicht, daß sie sie selber hineinlesen. Jede Annäherung an substantielles Empfinden ist ihnen suspekt, aber man fällt immer weniger darauf hinein. Danke nochmal für ihren Eintrag „Wie funktioniert linkes Denken?“.

  4. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Der Pharma-Modju ist der größte Massenmörder aller Zeiten!

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