Deutschland und die Emotionelle Pest (Teil 14)

Wie im 13. Teil ausgeführt, war Hitler nicht nur „Hitler“, sondern auch Reichskanzler und hat sich „im Rahmen der Schweinerei“, wie Reich sich ausgedrückt hätte, entsprechend „rational“ verhalten, genauso wie sich Stalin „rational“ verhielt, als er die Grenzen des zaristischen Rußlands wiederherstellte. Beiden kam ihre jeweilige Charakterstruktur mit ihren jeweiligen kommunistischen bzw. rassistischen Vorurteilen in die Quere.

Als Reichskanzler schaute Hitler voller Neid auf England, das, selbst wenn er es erobert hätte (was er im übrigen niemals ernsthaft vorhatte), den Krieg von den Commonwealth-Gebieten, insbesondere Kanada, aus bequem hätte fortsetzen können. Er wollte aber Großbritannien, das er als „arische Brudernation“ betrachtete, ohnehin nie zerstören, desgleichen nicht Englands ehemalige Kolonie Amerika, dessen Rassengesetzgebung und „Rassenwissenschaft“ einen Gutteil der nationalsozialistischen Ideologie und Praxis geprägt hatte. Es ist auch kein Zufall, daß während des Ostfeldzugs Hitler seinen Generälen Karl May-Bücher über den „Rassenkampf“ im Wilden Westen empfahl, sozusagen als Lektüre für seine „Rassenkämpfer“ im „Wilden Osten“.

Das ganze erklärt auch die überraschende Tatsache, daß er keinen Versuch unternommen hat, die Hunderttausende von britischen Elitesoldaten bei Dünkirchen 1940 zu vernichten, sondern er sie entkommen ließ. Neuere Aktenfunde sollen belegen, daß sich Hitler mit diesem denkbar überraschenden Befehl einfach gegenüber seinen Generälen, die bis dahin den Krieg (extrem erfolgreich!) geführt hatten, durchsetzen wollte, um nicht wie Wilhelm II. in die Ecke gedrängt zu werden. Aber ist das eine Erklärung? Hitler selbst gab später an, dies sei ein Akt der Freundschaft und des Fair Play gewesen, eine Geste dafür, daß er einen dauerhaften Frieden mit England anstrebte. Historiker sind sich einig, daß England besiegt gewesen wäre, wenn Hitler (aus welchem Motiv auch immer) sich nicht eingemischt hätte. (Überhaupt, wenn er sich nie in die Kriegsführung eingemischt hätte!)

In die gleiche Richtung geht Rudolf Hess‘ Flug nach Schottland 1941, um dort, vermeintlich im impliziten Sinne Hitlers, irgendwie Friedensverhandlungen mit der britischen Regierung in die Wege zu leiten. Diese Aktionen entsprachen Hitlers irrationaler Charakterstruktur und dem Wahnsinn seiner von ihm ausgewählten Umgebung, nicht seiner („im Rahmen der Schweinerei“) rationalen Persona als Reichskanzler.

Hitler wollte nicht die Fehler des Ersten Weltkriegs wiederholen und entsprechend ernsthaft nur im Osten eine Expansion, die ja schließlich im Ersten Weltkrieg im vollen Umfang geglückt war, aber auch das war nur bis zu einem gewissen Grad realistisch. Wenn Deutschland den Krieg gegen Rußland gewonnen hätte, wäre es, aufgrund unserer geringen Zahl von Bürgern und Soldaten, unmöglich gewesen, diese extrem großen Gebiete und langen Grenzen für mehr als nur ein paar Jahre zu kontrollieren, zumal Hitler – aufgrund seiner extrem narzißtischen und starren Psyche – einen sehr großen Fehler machte, der sich später als entscheidend für die Niederlage gegen die UdSSR erweisen sollte.

Der Fehler war, daß (im Gegensatz zu den Briten in Indien) die Wehrmacht auf ihrem Weg Richtung Moskau die ethnischen Minderheiten der Sowjetunion unterwerfen sollte, statt ihnen die Hand zur Freundschaft zu reichen und sie zu einem gemeinsamen militärischem Vorgehen gegen die UdSSR zu nutzen. Man darf dabei, wie erwähnt, nicht vergessen, daß im Ersten Weltkrieg die Reichswehr bereits schon einmal weite Teile des damaligen Zarenreichs besetzt hatte und die Bevölkerung, insbesondere aber die jüdische Bevölkerung, dabei weitgehend gute Erfahrungen mit den Deutschen gemacht hatte.

Als Soldaten der Wehrmacht ihre Füße auf ukrainischen Boden setzten, wurden sie in jedem Dorf von der ländlichen Bevölkerung enthusiastisch begrüßt, weil die Bewohner so überglücklich waren, endlich vom Bolschewismus befreit zu sein. Arm, wie sie waren, überhäuften sie die deutschen Soldaten mit Geschenken, und die ukrainischen Mädchen wollten deutsche Soldaten heiraten. Unter den ethnischen Minderheiten im westlichen Teil der UdSSR wollten Hunderttausende junger Männer freiwillig in der Wehrmacht oder der Waffen-SS dienen, um gegen die verhaßten Kommunisten in den Kampf ziehen zu können. Aber Hitler war so verblendet, daß er die Hilfe dieser Völker ablehnte und sie wie Dreck („Untermenschen“) behandelte. Nicht vor Ende 1944 erlaubte Hitler der „Wlassow-Armee“ zu kämpfen, einer großen Gruppe von russischen Offizieren, die Stalin derartig haßten, daß sie immer noch (Ende 1944!) Hitlers Krieg gegen Moskau unterstützen wollten.

Es ist einfach zu sagen, daß die Deutschen „böse“ waren. Tatsächlich waren sie Opfer der extremen okularen Panzerung ihrer Führungselite, die buchstäblich nicht sehen konnten, daß Deutschland als die Mittelmacht eine ganz andere Funktion im Weltgefüge einnahm als sozusagen „randständige“ Nationen wie Frankreich und insbesondere England; daß England aus diesem Grund nie und nimmer der „Freund“ Deutschlands sein konnte. Das durch den Kolonialismus nur oberflächlich gestärkte, im Mark aber zutiefst geschwächte England konnte und durfte Deutschland in keinster Weise als Vorbild dienen. Gut, Hitler hätte lernen können, wie man mit einer verhältnismäßig kleinen Heimatbevölkerung und einer eher kleinen Armee wie England ein Viertel der Welt beherrscht, aber dazu war er wegen seiner verqueren „biologischen“ Hirngespinste nicht in der Lage. Während Großbritannien intelligente Freundschaften mit den lokalen Eliten in Indien einging und es den Briten so gelang, einen ganzen Kontinent zu regieren, obwohl dort nur ein paar tausend britische Soldaten stationiert waren, bewegte sich Hitler in Rußland wie ein blinder Elefant.

Hess hatte den Nationalsozialismus als „praktische Biologie“ definiert. In dieser Art von verquerer „Biologie“ waren die Engländer die „natürlichen Freunde“ und die Ukrainer die „natürlichen Feinde“. Kaum je war eine Führungselite wirklichkeitsfremder und bioenergetisch kontaktloser als die deutsche. In dieser „Biologie“ gab es nur den „Kampf um Lebensraum“ statt friedlichem Handel. Tatsächlich war es die „Biologie“ der verhärteten Körper von Leuten wie Hitler und Hess. Mit Wilhelm II., der partout in Konkurrenz zur Seemacht England treten wollte, sah es auch nicht viel besser aus.

Abermillionen mußten sterben, eine der großen Nationen der Weltgeschichte zugrundegehen – aus Gründen, die ein (orgonomisch geschulter) Psychiater besser beurteilen kann als ein Historiker…

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13 Antworten to “Deutschland und die Emotionelle Pest (Teil 14)”

  1. Avatar von Denis Roller Denis Roller Says:

    „Abermillionen mußten sterben, eine der großen Nationen der Weltgeschichte zugrundegehen – aus Gründen, die ein (orgonomisch geschulter) Psychiater besser beurteilen kann als ein Historiker…“

    Das ist der springende Punkt. Man male sich aus, welche weitreichenden Konsequenzen es hätte, würden Politik und Zeitgeschehen ausschließlich unter orgonomischen Gesichtspunkten analysiert werden.

  2. Avatar von O. O. Says:

    Warum. so wird ich mich fragen dürfen. müssen die Schüler seit Jahrzehnten diesen (wissenschaftlich nicht haltbaren) Schwachsinn von Charles Darwin und Ernst Haeckel – der „Evolution“ und Genetik lernen? Wer diesen Unsinn nachbeten kann, erhält eine Note 1 und wer dem widerspricht oder eigene Ideen entwickelt eine Note 6. Somit wird die Selektion für die Universität getroffen, wo nur gut angepasste junge Menschen „erfolgreich“ studieren sollen.

    fortgesetzt auf youtube …

    Ich brauche wohl nicht ausführen, dass Reich mit seiner Bion(e)- und Orgon-Forschung mehr zu Aufklärung über die Biologie beigetragen hat.

  3. Avatar von Pierre34 Pierre34 Says:

    Abgesehen von dem etwas bemühten Bezug auf Reich durch die Erwähnung von EP im Titel der Serie und überraschend auch im Text, lässt sich feststellen, dass die hier präsentierte Historiographie nicht immer mit den Darstellungen von Prof. Dr. Guido Knopp et alii übereinstimmt.
    Das ist aber kein Mangel. 😉 —
    Leider gibt der Autor seine Quellen nicht an.
    Interessierten seien deshalb die Werke von Stefan Scheil empfohlen, bzw. zunächst seine Netzseite http://www.symposion.org/

  4. Avatar von Robert (Berlin) Robert (Berlin) Says:

    Diese Filme sind größtenteils Verleumdung des Darwinismus, umso grotesker Wirken sie, wenn auch noch der Islam darin als Friedensreligion gepriesen wird. Der faschistische Sozialdarwinismus ist eine Fehlinterpretation des Darwinismus und ist eine Hilfsideologie des späten kapitalistischen Imperialismus. Vielmehr zeigt der Darwinismus, dass Kooperation und Symbiose in der Evolution eine bedeutende Rolle spielen, ebenso im menschlichen Verhalten.

    • Avatar von O. O. Says:

      Es mag sein, dass Darwin mit seinen bescheidensten Gedanken die Welt erobern musste und seine andere bessere Seite nicht gehört werden konnte. Die Emotionelle Pest in der Wissenschaft oder im Menschen sucht sich mit hoher Wahrscheinlichtkeit, den gröbsten Unfug aus, und gibt ihn weiter. „Survival of the fittest“ (Herbert Spencers Interpretation von Darwin) eignete sich für wüste EP-Theorien. Die „natural selection“ war bei Darwin wohl nicht auf den Menschen bezogen, dennoch konnte sich Darwin einer Fehlinterpretation nicht entziehen. So geht es vielen, bspw. auch mit Mesmer, der als Vater der Hypnose gilt, diese aber nur ablehnte und nie entwickelt hat.
      Nun eben auch bei Reich, er sei der Papst des Fickens gewesen, obwohl er nichts mehr als das hasste und als ogastische Impotenz enttarnte.

      So muss ich Robert Recht geben, dass auch Darwin wohl verleumdet wurde.
      https://en.wikipedia.org/wiki/Survival_of_the_fittest

      • Avatar von O. O. Says:

        Darwin diskutiert und widerspricht seiner Hypothese von der Evolution, doch dies wird nicht mehr in den Textbüchern übernommen: „Chapter VI begins by saying the next three chapters will address possible objections to the theory …“
        https://en.wikipedia.org/wiki/The_Origin_of_Species

      • Avatar von Robert (Berlin) Robert (Berlin) Says:

        Das Problem besteht darin, dass niemand in den Blogs sich mit der Evolution auskennt und bestenfalls nur primitives Schulwissen besteht. In Wirklichkeit wird Darwin in der modernen Evolutionsbiologie breit diskutiert und seine nicht zu vermeidenden Fehler als Pionier auch korrigiert. Es gibt vielfache Experimente, Untersuchungen, Weiterentwicklungen und Hypothesen zur natürlichen Selektion, die Bibliotheken füllen. Und das alles innerhalb der Schulwissenschaft, d. h., niemand mehr als der Evolutionsbiologie stellt genauer die Frage, was alles unklar und fehlend in dieser Wissenschaft ist.

      • Avatar von Robert (Berlin) Robert (Berlin) Says:

        Mir ist noch ein Vergleich eingefallen: würde die breite Masse im Wissen über die Flugtechnik denselben Stand wie im aktuellen Wissen über die biologischen Evolution haben, so wäre sie noch auf der Stufe der Gebrüder Montgolfier, obwohl wir das Sonnensystem mit Sonden erforschen und ständig Fotos der Marsoberfläche bekommen und Millionen Menschen täglich das Flugzeug benutzen.
        Die darwinsche Lehre ist durch die Genetik und die künstliche Selektion schon milliardenfach bestätigt worden, und zwar in der Pflanzen- und Tierzucht. Die künstliche Evolution ahmt nur die natürliche Selektion nach, die übrigens heutzutage leicht beobachtet werden kann:

        http://de.wikipedia.org/wiki/Industriemelanismus

        http://www.scienceticker.info/2007/07/12/evolution-schmetterlinge-schlagen-zurueck/

  5. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Philip Bennetts Buch über Arbeitsdemokratie:

    https://brill.com/display/title/74225

  6. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:
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    October 14, 2025

               volume 57 • number 2      

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    Suicidality, Love, and Emotional Contact in Medical Orgone Therapy
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  7. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

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