Töpfer beschreibt gewohnt lang und breit Reichs Kindheits- bzw. Jugendtragödie mit dem Selbstmord der Mutter und im Anschluß der des Vaters. Habe es doch damals die Tiefenwahrheit gegeben und hätte er, Reich, doch seinen Schmerz nicht „repulsiert“! Dann wäre er zur neuen postphilosophischen Aufklärung fortgeschritten!
Aber auch Laska hätte der Neuen Aufklärung einen größeren Dienst als ohnehin schon erweisen können, wenn er die reich‘sche Repulsion thematisiert und diese selbst nicht auch repulsiert hätte. Doch das machen wir ja jetzt als LSR-Fortführer. Das reich’sche Scheitern bei der Verarbeitung seines Traumas hängt mit seiner Resignation als Therapeut und seiner Aufgabe der Therapie bzw. deren verbleibendem Zweck der Geldbeschaffung zusammen. (…) Abgesehen davon, daß Reich und Laska offenbar den Mißbrauch und das Ausbeuten von Patienten gutheißen, kommt das doch einer schändlichen Kapitulation gleich, zumal es – wenn man von den Reichianern absieht, die sich am „LBTQ“-Verbrechen beteiligen – offensichtlich überhaupt nie zu irgendwelchen „Vorschlägen“, geschweige denn zu einer „Prophylaxe“ gekommen ist. Beide, Reich und Laska, haben kapituliert und ihre Kapitulation mittels „Prophylaxe“ ausagiert. Die auf Ignoranz basierende Kapitulation wird mit Arroganz überspielt und grenzt dann schon an den „Zynismus von Theologen“, den Laska selbst kritisiert: „[Der Leser des ‚Anti-Seneca‘] möge sich […] mit Kondylis auseinandersetzen: […]; kurz: ob das letzte Wort zum Thema ‚Aufklärung‘ (das bisher Kondylis sprach) im Endeffekt auf dasselbe hinausläuft, was zynische Theologen schon immer wußten.“ Dieses Laska-Zitat stellte ich 1998 meinem Aufsatz „Auschwitz, das Ende und die Fortführung der Aufklärung“ voran, und zwar – weil es so schön dazu paßte – neben dieses Zitat von [dem Holocaustleugner] Pierre Guillaume (…). (Tiefenwahrheit, S. 377)
Dieser ganze Quatsch mit der „Tiefenwahrheit“ als Alternative zu Orgontherapie und Neurosenprävention, Vorwürfe von Pädokriminalität und das unmotivierte Anklingenlassen von Holocaustleugnung – und im Zentrum ausgerechnet Laska: das ist der Inhalt von Töpfers Buch!
Eine Abschnittsüberschrift im Buch lautet allen Ernstes: „Kann sich die Neue Aufklärung mit Prophylaxe begnügen? Oder sollte sie nicht dem bedürftigen Publikum ein aktuell-individuelles Angebot einer Eigner-Werdung unterbreiten?“ Muß ich diese komplett verrückte Umkehrung der Sachlage, wie sie sich seit etwa 100 Jahrhundert Reich und seinen Nachfolgern darstellte, kommentieren? Leider ja, denn den nächsten Abschnitt überschreibt Töpfer: „Gefährliche Abwege bei Laskas Fixierung auf die ‚Prophylaxe‘.“
Zunächst einmal stellt Töpfer Laskas (bzw. Reichs!) „ultra-gefährliche“ Vision von der Unterbrechung der Kontinuität der Über-Ich-Implantierung in unserer Kultur dar. Was Töpfer „an irgendwelche schwer verpestete deutsche Grüne (erinnert), die den Kindern gern auch mal ein böses ‚Über-Ich‘ einredeten, wenn sie sich nicht bereitwillig sexuell ausbeuten und damit schwerst traumatisieren lassen wollten“ (S. 61). Das seien Laskas „[i]rre Phantasien von der großen, zukünftigen Welt – aber nichts im Kleinen bei sich selbst tun“ (S. 62).
Es geht weiter unter der Überschrift: „Das Märchen von der ‚Prophylaxe‘ – nur Veränderungen in der Gegenwart können für die ‚Kinder der Zukunft‘ (Reich) etwas bewirken.“ Was scheren den Stirnerschen Egoisten die „Kinder der Zukunft“, zumal die Prophylaxe eh eine Illusion sei, denn die Eltern sind mangels eigener Therapie eh zu krank, um gesunde Kinder aufzuziehen und das langsame Vorgehen über Generationen sei eh Blödsinn, angesichts von Kriegen alle drei Generationen, die alles wieder zunichte machen. Gesunde Kinder könnten nur sozusagen „Kollateralnutzen“ gesundender Eltern sein. Natürlich gesundet durch eine effizientere Therapie als den Dreck, den Reich angeboten hat (S. 64), nämlich der Tiefenwahrheit, „dem LSR-Verfahren“ (S. 130 oder wohl eher „LSRJ-Verfahren“, wobei das J für Janov steht (S. 129). Wir erinnern uns an die apostolische Abfolge: Reich – Janov –Töpfer! Später wird Töpfer entsprechend von „LRT“ sprechen, wie wir noch sehen werden.
Ich kann nur sagen, daß heutzutage die wenigsten Menschen an wirklicher Reichscher Therapie, also dem Abbau der Panzerung, interessiert sind. Ganz im Gegenteil suchen die Menschen heute nach mehr Panzerung, insbesondere durch Psychopharmaka und Psychotherapien, die immer spezifischer ganz bestimmte störende Symptome angehen, damit die zugrundeliegende Charakterneurose um so stabiler bleibt! Parallel dazu wollen sie ihre Kinder eher mehr abpanzern, damit die nicht rumnerven (Stichwort ADHS), Babys werden beispielsweise immer mehr wie Pakete eingeschnürt („pucken“) und durch irgendwelche „Aktivitäten“ am Bildschirm ruhiggestellt. Aber Leute, die dagegen ankämpfen, sind für Töpfer ja eh nur „Körpertherapie- und Orgonfreaks“ (S. 68), „Orgon-Spinner“ wie Walter Hoppe (S. 131). „Viele vermeintliche Helfer sind auch insofern Betrüger, als sie wissen, daß ihre Dienste nichts bringen und sie diese trotzdem anbieten – das war bei Wilhelm Reich und vielen Orgonomen der Fall“ (S. 241). „Reich (…) war ein formidabler ‚Freiheitskrämer‘. Er hat auf diese Weise viel Geld eingestrichen, das er zum Fenster in den blauen Orgonhimmel hinausgeworfen hat“ (S. 446). „Als Reich bei der Verfolgung der Verästelungen [Verschachtelung der Triebabwehr] mit seinem Latein am Ende war und nicht mehr mit dem an allen Enden aufreißenden Chaos fertigwurde, kam er auf den schlauen Gedanken, dem Symptom die Energie zu entziehen“ (S. 270).
Die Fortführung irgendeiner Art von „Therapie“ ist, so Töpfer, eine LSR-immanente Notwendigkeit und „Konsequenz“. Dabei will er über das Kognitive, also „die Wahrheit“, ins Emotionale übergehen, „die Tiefenwahrheit“, und von der Objektorientierung der Psychologen zur existentialistischen Subjektorientierung (S. 73). „In allen meinen Sitzungen geht es um die elementare Beziehung von Leben und Tod“ (S. 441). Wie schon bei der Lektüre seines Buches über Die Wahrheit wird auch hier klar, daß Töpfers Problem in erster Linie die „Ichlosigkeit“ (S. 84), will sagen die Kontaktlosigkeit ist, deshalb ja auch die Faszination mit „Wahrheit“ und „Tiefenwahrheit“!
Schlagwörter: ADHS, Arthur Janov, Auschwitz, Über-Ich, Babys, Holocaustleugner, Kondylis, LBTQ, Neurosenprävention, Pädokriminalität, Prophylaxe, Psychologen, Pucken, Selbstmord, Stirner, Therapeut, Therapie, Tiefenwahrheit, Wahrheit
9. Dezember 2025 um 10:51 |
Das ACO hat seine Website aktualisiert. Hier aktualisierte Fotos der Orgonomen. Wie man sieht, sind manche schon über 80.
https://orgonomy.org/meet-our-therapists/