In seinem neuen Buch Neither Left Nor Right schreibt Charles Konia über die Kommunisten:
Der Pseudo-Liberale/Kommunist repräsentiert die Endstufe des verzweifelten Versuchs des Menschen vor seinem biologischen Kern in sein Gehirn zu flüchten. Er tut dies, indem er sich von seinen Gefühlen abschneidet und beharrlich an der Überzeugung festhält, daß durch seinen Intellekt und seinen Intellekt allein alle Probleme der Welt gelöst werden können. Dies ist nicht nur der höchste Ausdruck des Mißbrauchs des Intellekts als Abwehr, sondern es beinhaltet auch, daß praktische Erfahrungen in der Wirklichkeit nicht notwendig sind, um die Welt zu verstehen. (S. 262)
Hier ein beliebiger Ausschnitt aus einem Aufsatz, mit dem ein Marxist zeigen will, wie einfach und logisch doch Marx‘ politökonomische Analyse sei und mit dem er gegen das „Obskure, Unverständliche, Schwülstige und Verworrene“ in der modernen Marx-Exegese polemisiert:
Die Einheitsdimension von Gebrauchswert und Wert ist ohne jeden logischen Widerspruch denkbar. Zunächst gilt der Wert selbst als gesellschaftliche Einheitsdimension von Privatprodukten, was nicht bedeutet, daß er eine Gleichsetzung total verschiedener Dinge in ihrer Verschiedenheit wäre. Die isoliert voneinander produzierten Güter werden als Waren, das heißt durch das Absehen von ihren Gebrauchswerten und das Reduzieren auf Produkte abstrakter Arbeit, in ihrer Wertdimension aufeinander bezogen und so vergesellschaftet. Der Wertgrund ist die abstrakte Arbeit als Realabstraktion. Abstrakte Arbeit als Nominalabstraktion ist eine Eigenschaft, die jeder Ware als Produkt menschlicher Arbeit zugrunde liegt. Das allein macht sie allerdings noch nicht zur Wertsubstanz. Wertsubstanz wird sie erst, sobald Arbeitsprodukte in ihrer Eigenschaft als bloße Produkte menschlicher Arbeit im Tausch aufeinander bezogen werden. Damit ist die Wertsubstanz eine rein relationale Eigenschaft, die nicht-relationale Eigenschaften, nämlich konkrete Arbeiten und Gebrauchswerte, als Träger besitzt. Der Gebrauchswert ist zwar auch eine Relation (die Nützlichkeit von Gegenständen für Menschen), aber erstens ist diese Nützlichkeit nicht ohne objektive Eigenschaften dieser Gegenstände zu denken (Marx’ Rede vom ‚Naturstoff’) und zweitens ist es nicht von bestimmten sozialen Verhältnissen abhängig, daß es überhaupt Gebrauchswerte gibt. In die Werteigenschaft hingegen geht „kein Atom Naturstoff“ ein und sie stellt gerade eine historisch-spezifische soziale Relation dar.
Kann das irgendjemand lesen, ohne in den Augen wegzugehen und jeden Kontakt mit der Realität zu verlieren? Fatalerweise glauben jene, die sich einbilden, den Marxismus verstanden zu haben, daß sie die Welt besser durchschauen als alle, die in der Wirtschaft tätig sind, und auch als alle „bürgerlichen“ Wirtschaftswissenschaftler zusammengenommen.
Dabei geht es gar nicht um den Inhalt derartiger „dialektischer“ Zerebralergüsse, sondern um:
- Ersatzkontakt: Man steht, wie Marx selbst, als Unbeteiligter neben dem Produktionsprozeß, hat keine Ahnung vom Leben der Arbeiter oder vom „Geschäftsleben“ (Marx hat trotz seines angeblichen ökonomischen Durchblicks ein Vermögen an der Londoner Börse verspekuliert), aber bildet sich ein, den Illusionszusammenhang, in dem alle anderen stecken, zu durchschauen. Es erinnert an den Onanisten, der beim Anblick von sich küssenden Liebespaaren herablassend über die Biochemie der Liebe räsoniert. Gleichzeitig macht dieser Ersatzkontakt diese Pseudointellektuellen zu einer verschworenen Gemeinschaft.
- Verachtung: Das besagte Räsonieren geht mit einem Gefühl der Überlegenheit einher, bei dem Energie aus den Genitalien ins Gehirn verschoben wird. Die Energie wird durch „dialektische“ Verrenkungen gebunden, die undurchschaubar sind, was gleichzeitig diese intellektuelle „Verteidigungsstellung“ unangreifbar macht. Man kann den Marxismus nicht widerlegen. Jedenfalls, viel Spaß bei der Diskussion über „Realabstraktion“ und „Nominalabstraktion“! Der Nichtmarxist wird bei derartigen Debatten am Ende immer als Idiot dastehen.
- Stiften von Verwirrung: Damit eine Gesellschaft überleben kann, bedarf es eines gesellschaftlichen Diskurses, dem jeder folgen kann. Man schaue sich etwa an, wie Stalin bei seinem „Aufbau des Sozialismus in einem Land“ den Marxismus zu einem Katechismus kondensierte, der genauso leicht zu verstehen war, wie zuvor der christliche. Nur in der Auseinandersetzung mit dem Westen wurde dialektisches Schwurmeln zur Anwendung gebracht, das nur einen Effekt hat: der Gegner wird immobilisiert und handlungsunfähig, während man selbst Handlungsfreiheit gewinnt, denn „dialektisch“ läßt sich ALLES und das genaue Gegenteil rechtfertigen.
Der Marxismus, der anderen mangelnde „intellektuelle Tiefe“ vorwirft, lebt dergestalt von zwei Antrieben:
- ist sein Pseudo-Intellektualismus Ausdruck der neurotischen Flucht vor dem Genital; und
- ist sein Pseudo-Intellektualismus ein perfektes Instrument der Emotionellen Pest, d.h. der „kastrierende“ Angriff auf das Genital.
Wie Konia in seinem Buch The Emotional Plague erläutert hat, ist der Pseudo-Liberale/Kommunist durch „genitale Rache“ geprägt, die durch den Intellekt ausgedrückt wird:
Noch mehr als Liberale wählen Pseudo-Liberale Arbeit in Bereichen, die hirnzentriert ist, wie Medien, Journalismus und die akademische Welt. In der Medizin fühlen sie sich zur Psychiatrie hingezogen. Sie tun dies, um ihre hochentwickelte intellektuelle Abwehr zur Anwendung zu bringen, so daß sie sich gegenüber anderen erheben können, die weniger mit Intellekt ausgestattet sind. Pseudo-Liberale gebrauchen geschickt und mit hoher Effektivität die Macht des gesprochenen und geschriebenen Wortes, in der Regel fehlt ihnen aber ein fundiertes Wissen über das, was sie sagen oder schreiben. Dies wird verständlich, wenn man erkennt, daß sie ausschließlich aus ihrer Fassade und ihrer sekundären Schicht heraus funktionieren. Ihre Ideen kommen entstellt zum Ausdruck, weil sie nicht aus ihrem Kern stammen.
Der Gebrauch von gelehrten Wörtern bei Pseudo-Liberalen und ihre Fähigkeit, einfache Ideen geschickt auszudrücken, verweist auf das Gehirn und nicht den fühlenden Körper als Quelle der Denkprozesse. Diese Klugheit hat eine eigentümlich intellektuelle Qualität, die ihre Überlegenheit über weniger intellektuelle Personen zur Schau stellt und dazu dient, andere anzuziehen, die ideologisch verwandt sind. Sie wird auch verwendet, um Spott und Verachtung für diejenigen auszudrücken, die es nicht sind. Da Pseudo-Liberale aus ihrer oberflächlichen Schicht heraus leben, erreichen sie selten etwas, was dauerhaft und von Wert ist, trotz ihrer Rhetorik und ihren hohen Idealen. Sie sind sehr viel besser darin andere, die produktive Arbeit leisten, destruktiv zu kritisieren und niederzumachen. Die pseudo-liberale Besessenheit mit Wandel und sozialen „Verbesserungen“ gibt die zugrundeliegende Funktion preis, die die Menschen in Verwirrung halten und sie immobilisieren soll, während gleichzeitig echte Erfolge und lebenswichtiges Wissen, das aus der Vergangenheit überliefert wurde, untergraben und zerstört werden.
Obwohl er kaum die Kapazität für echte produktive Arbeit besitzt, ist der Pseudo-Liberale dennoch voller guter Ideen darüber, was für alle anderen am besten ist. (S. 308)
Ich glaube, mit folgender Gleichung beschreibe ich den Marxisten einigermaßen korrekt:
Schlagwörter: Ökonomie, Dialektischer Materialismus, Gebrauchswert, Intellekt, Intellektualismus, Kommunisten, Marx, Marxismus, Marxisten, Politökonomie, Psychoanalyse, Wirtschaftswissenschaft

5. August 2013 um 09:24 |
Das letzte Zitat Konias gibt sehr gut ein Aufsatz Bettina Röhls wieder
http://www.wiwo.de/politik/deutschland/bettina-roehl-direkt-judith-butler-systemkonforme-genderkoenigin/7090556.html
7. August 2013 um 01:34 |
System konforme (Pseudo) „Linke“ der Frankfurter Schule waren eben nicht links, sondern reaktionär für die damals träumenden Studenten. Für das Establishment sind sie keine Gefahr gewesen, sondern angepasste Schreiberlinge für Die Zeit, FAZ und Co. Die Verlage werden sich über die philosophischen Bestseller gefreut haben. Und Rechte mögen sie verärgert haben, was wohl ihre historische Hauptwirkung war; sie sind zu ihrer Unterhaltung gut genug gewesen … für eine progressive Bewegung waren sie Hindernis und Verwirrung zugleich.
Wer kann denn heute noch erzählen, was die „Frankfurter Schule“ eigentlich wollte? Ok, sie haben auf W. Reich herumgehackt, aber sonst, weiß heute kaum noch einer was darüber. Was haben sie mit J. Fischer oder dem Reaktionären Otto Schilly zu tun? Alles in einen „linken Topf“ zu schmeißen, halte ich für etwas undifferenziert, das wäre so als würde man gewisse „ORAC-Hersteller“ für echte Reichianer halten. – So kann natürlich auch der Hausmeister der TAZ über angebliche Neo-Reichianer als Spinner herziehen und dieses Urteil wieder auf Reich zurückfallen lassen … eine typisch linke Tour eben: Mann tut so als wäre Mann so blöd und wüsste bei allem Detailwissen nicht, dass besagte medial aufgebaute Typen („Vorzeigereichianer“) keine peinlichen Eso-Vertreter sind.
7. August 2013 um 01:58 |
Die Beschreibung vom Marxisten erscheint mir treffend, bleibt jedoch die Frage, ob bestimmte Charaktertypen sich hiervon angezogen fühlen oder der Marxismus charakterbildend ist – durch jahrelange Beschäftigung mit demselben meist seit der Jugend?
7. August 2013 um 12:53 |
Es wäre merkwürdig, wenn der linken Szene nicht Charakterliches zugrundeläge. Lektüre und rein ‚geistige’ Einflüsse scheinen mir weniger geeignet zu sein, um den geistigen Kiff-Nebel+ Popmusik+Rastazöpfe+Altmännerzopf+Nettseinzudiskriminierten+Kreativ+… verständlich zu machen. Weißt du allen Ernstes nach vielen Jahren Berlin nicht, was ich eben andeuten wollte? Und hältst das wirklich nur für eine Karikatur einer eigentlich guten linken Idee, die aber fast überall leider pervertiert werde? Nee, bin ich froh, aus der Hauptstadt raus zu sein – seit zehn Jahren nun.
Aber bestimmt hacken nun auch hier viele auf dem ‚Veggie-Day’ von B90 herum. Den finde ich wiederum vernünftig (natürlich ohne selbst grundsätzlich auf Fleisch zu verzichten). Man merkt doch, wie sich eine naive Anti-öko-Reaktion ausbreitet, die mich allmählich zum geistigen 14-jährigen Allesverweigerer werden lässt. Null Bock