Peter Töpfer (Teil 16)

Reich erinnert mich an Jesus. Worum geht es eigentlich im Neuen Testament? Daß das Alte Testament eine hervorragende Botschaft enthält, die Pharisäer diese Tradition zwar vertreten, aber nicht den Schlüssel haben, um diese Schatztruhe zu öffnen. Jesus ist dieser Schlüssel: Gott IST die Liebe und alle alttestamentarischen Regeln sind von daher zu sehen, sonst dreht sich alles ins Gegenteil und die Regeln ersticken die Liebe. Genauso mit Reich: ohne die Unterscheidung von primären und sekundären Trieben („Jahrtausendentdeckung“) und den Kernsatz, daß das Über-Ich kein kognitives, sondern ein emotional-affektives Problem ist, liegt beispielsweise Stirner brach und kann sogar toxisch sein. Wie wir gesehen haben unterscheidet Töpfer EXPLIZIT nicht zwischen primären und sekundären Trieben, dies sei nicht Stirnerisch, und zweitens bezieht er das emotional-affektive nicht auf das Über-Ich, sondern auf das Ich: man muß sich „postphilosophisch“ ausleben und nicht mehr kognitiv „paraphilosophieren“.

Töpfer ist der Christusmörder par excellence weshalb ich seine „Kritik an der Orgontherapie“, hier nicht wiedergeben werde, zumal er das Gerüst von meiner Wenigkeit, Peter Nasselstein, übernommen hat (Tiefenwahrheit, S. 263f). Töpfers eigener Beitrag erschöpft sich in Häme. Das gleiche gilt für meine durch ihn übernommene Darstellung der verschiedenen Theorien über die Entstehung der Panzerung:

Was ist nur aus dem Reichianismus für ein Blödsinn geworden … Sogar der Wolkenspinner James DeMeo geht hier noch als geerdet durch. (DeMeos Meisterleistung war aber, wie er das Kunststück fertigbrachte, den folgenreichsten aller Wüstenstürme, den jüdischen, einfach wegzulassen.) (S. 269)

Jaja, die Juuuuuden! Das Ausmaß von Töpfers gegen den Therapeuten Reich gerichteten Haß und die abgrundtiefe Verachtung bricht sich immer wieder Bahn und kulminiert in dem Zugeständnis, Reich hätte doch gleich bei der Naturwissenschaft bleiben sollen, wobei Töpfer über die naturwissenschaftliche Orgonomie noch mehr Häme ausgießt – und dabei Reich antisemitisch angreift. Während Töpfer gegenüber Theisten den Agnostiker spielt, schüttet er über den Wissenschaftler Reich nur „atheistische“ Kübel der Verachtung aus. Reich hätte, so Töpfer, einen „ehrlich-anständigen Beruf wie Rinderzüchter oder Milchhändler“ ergreifen sollen. Direkt an Reich persönlich adressiert: „Wenn Sie schon so viel Geld für sinnlose [Orgon-] Spinnereien gebraucht haben, dann hätten Sie besser Ihre Wissenschaft (…) mal weiter als Landwirt zum Einsatz bringen sollen. Da hätten Sie sich nicht so viel ins ‚Leben der Leute verwickeln und verfangen‘, nicht zum bewußten Betrüger und Ausbeuter dieser Leute werden und nicht Ihr schlechtes Gewissen entlasten brauchen.“ In Bezug auf Tiere stimmte die maschinelle Agrarwissenschaft, „– in Bezug auf Menschen stimmte sie nicht. Das war [auf den Menschen angewendete Wissenschaft, etwa die Medizin oder die Psychologie]. Hat die [auf den Menschen angewendete Wissenschaft] gar etwas mit den Gojim (den Tieren) zu tun? Ich beziehe mich hier natürlich immer nur auf das Seeleningenieurswesen, bei Unfallchirurgie sieht es anders aus, das ist [Maschinenwissenschaft], auch wenn sie am Menschen zum Einsatz kommt“ (S 285f). Für den Juden Reich waren wir Gojim nur Vieh!

Ich erspare mir und meinen Lesern eine Besprechung von Töpfers Analyse von „Des Reichianers Elsworth F. Baker theoretisches Wirrwarr“ sowie dem, was Reich „verzapft“ habe (S. 269-288), und zitiere nur:

Besser ein paar Jahre Tiefenwahrheit genommen und genug irrationale Gefühle weggeräumt, um frei und einfühlsam (ohne „Gegenübertragung“) dem Wahrsager [d.i. der jeweilige Klient Töpfers] immer an dessen jeweiliger Oberfläche – und nicht im Gestrüpp seines „Charakters“ – assistieren zu können. Es schadet nichts, den Wahrsager zu kennen – welchen „Charakter“ er hat –, aber das kriege ich als Wahrheitsbegleiter ziemlich schnell mit; ich nenne den „Charakter“ dann nur „Grundproblem“, „Grundgesetz“ oder „immer wiederkehrende Problematik“. (S. 273)

Dieses ganze Gewäsch Töpfers über Orgontherapie und Psychotherapie („Hier stellt sich Rech vollends als totaler Versager heraus“ [S. 283]), Dinge von denen Töpfer weder theoretisch noch praktisch Ahnung hat, läuft schlichtweg darauf hinaus, Laskas LSR-Projekt durch eine entkernte Primitivpsychoanalyse („Wahrsagerei“) zu ersetzen, die er sich bereits als 15jähriger aus den Fingern gesogen hat, und das ganze „videographisch“ zu dokumentieren, was dann die „Postphilosophie“ konstituiert, die Laskas kopf- und textlastige „Paraphilosophie“ ersetzen soll. Tatsächlich wird nur eins getan: die Welt wird mit Töpfers ganz persönlicher Neurose geflutet. Das ist Emotionelle Pest (das Ausleben des neurotischen Irrationalismus im Sozialen), was auch durch die ständigen Invektiven gegen Reich und Laska (der doch der eigentliche Held dieses Buches sein soll!) evident wird. Nur einer, auf den dauernd verwiesen und der oft zitiert wird, kommt immer gut weg (z.B. S. 346): Peter Nasselstein. Irgendwie fühle ich mich wie der unfreiwillige Coautor.

Ich weiß nicht, ob es das oder persönliche Sympathie ist, aber ich kann dem Autor gegenüber keine schlechten Gefühle entwickeln trotz allem. Ich sollte wirklich stinksauer sein! Es reicht allein schon die Überlegung, daß Töpfer Reich aus dessen Aussage einen Strick dreht, daß ein krumm gewachsener Baum nicht mehr geradezurichten ist, will sagen, daß die Orgontherapie ihre Grenzen hat. Mit Talmudisch wirkender Dialektik, dreht Töpfer dieses Eingeständnis in einen Betrugsvorwurf um! Anderes Beispiel: „Es gibt natürlich einen Riesenunterschied zwischen Reich und Ron L. Hubbard, aber ihre Theorien und Praktiken haben dennoch eine gewisse Ähnlichkeit. Der Unterschied: Hubbard glaubte wenigstens an seine Theorie“ (S. 284). Ich wünschte, ich hätte mich aufregen können, denn das hätte die teilweise unerträglich langweilige Lektüre erleichtert.

Über Töpfer und Nasselstein schreibt Töpfer:

Ich bin selbst immer noch irgendwie Reichianer, aber man muß doch mal endlich die Kirche im Dorf lassen und das ganze sinnlose Brimborium erkennen. Als Märchen ist das alles vielleicht faszinierend, und ich bewundere Peter Nasselstein dafür, wie er an der Orgonomie festhält. Aber man muß doch mal wieder aus dem Traum erwachen. Nasselstein kritisiert doch andere, im konkreten Falle Heiko Lassek, für deren unerträgliche Orgonmystik – hat aber selbst einen Balken im Auge. Nasselstein findet kein Ende, das Leben mit der Orgonomie zu verwechseln. (S. 287)

Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , ,

Eine Antwort to “Peter Töpfer (Teil 16)”

  1. Avatar von Robert (Berlin) Robert (Berlin) Says:

    Eine sehr interessante Diagnose zur Zeit von dem ehemaligen Präsidenten des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen.

    Zitate:
    „Ich habe sehr dafür geworben, dass der Verfassungsschutz mehr Personal bekommt, mehr Geld bekommt und auch mehr Befugnisse. (…) Und wir haben da auch viel erreicht, was Haushaltsmittel, Personal und auch Befugnisse angeht.

    Nun stelle ich allerdings fest, dass vieles nicht nur im Bereich der Terrorismusbekämpfung eingesetzt wird, sondern auch im Bereich der Kritikerbekämpfung der Bundesregierung. Wenn man sich mal vorstellt, dass es heutzutage schon möglich ist, eine G-10-Überwachung – das ist Telefon, E-Mail, Social-Media-Posts – durchzuführen, wenn der Anfangsverdacht besteht, dass jemand eine Volksverhetzung begehen könnte. Der Maßstab ist dramatisch herabgesetzt worden, sodass all die Instrumente, die dem Verfassungsschutz aus guten Gründen, nämlich zur Terrorismusbekämpfung, zur Verfügung gestellt wurden, heutzutage auch zweckmissbräuchlich eingesetzt werden können.“

    „Insgesamt würde ich sagen, ist unsere Demokratie juristisch gesehen wehrhaft. Ich habe nur den Eindruck, dass einige Politiker diese Instrumente gegen die wirklichen Feinde unserer freiheitlichen Demokratie unzureichend einsetzen. Denken Sie nur an die Clan-Kriminalität. Berlin, kann man fast sagen, ist die Hauptstadt der Clan-Kriminalität Deutschlands.“ 

    „Deutschland ist vielleicht noch gar nicht reif für die Politikwende, weil bei vielen Bürgern die katastrophale ökonomische und gesellschaftliche Lage noch gar nicht angekommen ist. Und die immer noch ein Restvertrauen haben in CDU/CSU, dass sie es irgendwann vielleicht doch noch hinbekommen werden. Von daher warten wir mal, wie das Jahr 2026 wird. Ich selbst prophezeie, dass es ökonomisch und gesellschaftspolitisch noch schlechter wird als dieses Jahr. Leider. 

    Ich möchte mir nicht wünschen, dass, was ein Freund mir die Tage mal sagte: Die Deutschen müssten zuerst mal Gras und Fensterkipp fressen, bis sie begreifen, dass sie den Hintern hochbekommen müssen und dass wir eine andere Politik brauchen, (…).“

    Warum ist das in Teilen der Bevölkerung noch immer nicht angekommen?

    Maaßen: Bei vielen Menschen in Deutschland sind die Probleme der Insolvenz von Unternehmen und der Inflation, die gesellschaftliche Veränderung durch Migration noch gar nicht angekommen. Das sind Leute, die leben in gut situierten Verhältnissen. Oftmals sind es Pensionäre und Rentner, die nicht die Probleme haben, morgens in einer nicht funktionierenden U-Bahn zur Arbeit zu fahren, die sich nicht mit den völlig vermüllten Innenstädten Deutschlands beschäftigen.
    Die sagen sich selbst: Uns geht es doch noch gut. Also, wir brauchen hier keine grundlegende Veränderung. Das sind aus meiner Sicht die typischen CDU- und CSU-Wähler. Überspitzt gesagt, würde ich sagen, das ist die Gruppe 60 plus, denen es gut geht und die die Probleme vielfach nur vom Hörensagen kennen und die, wenn sie westdeutsch sozialisiert sind, ihre Regionalzeitung morgens noch lesen und die Tagesschau abends hören und auch noch glauben, dass das alles so ist, wie das dargestellt wird. Und ich glaube, diese große gesellschaftliche Gruppe ist derzeit das Problem, das zwischen uns und der Lösung des Problems steht, weil diese Leute das bisher noch nicht so realisiert haben.“

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..