Trotzki und der Ukraine-Krieg

Der Faschismus im allgemeinen und der Nationalsozialismus im besonderen war eine Reaktion auf die Schrecken der Russischen Revolution, für die vor allem ein Mann stand: Trotzki, der mit einer schier übermenschlichen Kraft die Rote Armee aus dem Boden gestampft und gegen den Widerstand de facto der gesamten Welt zum Sieg geführt hatte. Und das mit Mitteln, die an Grausamkeit die Operation Barbarossa in den Schatten stellen. Tatsächlich war, wie widersinnig es auch erscheinen mag, der deutsche Rußlandfeldzug, der 1941 begann, ein Duell zwischen Trotzki, der bereits 1940 starb, und Hitler.

Die Oktober-Revolution war ein lächerlicher Operetten-Putsch gewesen. Erst der Bürgerkrieg hat die Sowjetunion geschaffen, d.h. Trotzkis Genie als Propagandist und Heerführer. Wobei nicht vergessen sei, daß er bereits dem ersten „Sowjet“, dem von St. Petersburg, vorstand – 1905! Und das als Woody-Allen-mäßige Figur! Der vermeintliche „Stalinismus“ war nichts anderes als Trotzkismus, d.h. Ökonomie als Militärunternehmen und Politik als voluntaristisches Abenteuertum. Alles, wirklich alles, was Stalin tat, war der Versuch Trotzki zu überbieten und gleichzeitig dessen Namen zu tilgen. Dafür mußten Millionen vermeintlicher „Trotzkisten“ sterben. Dabei hatte zehn Jahre zuvor die demokratische Mehrheit der Bolschewisten sich für ihren Kumpel Stalin ausgesprochen, weil man eine Heidenangst vor dem abgehobenen, eingebildeten, unberechenbaren, von Blut tropfenden Trotzki hatte… Und wer sich zum Beispiel über den Ribbentrop-Molotow-Pakt aufregt: es ist nicht ganz abwegig, daß zuvor Trotzki mit Hilfe der Deutschen und Japaner zurück an die Macht wollte. Kommunisten sind vor allem Machiavellisten, die über „bürgerliche“ Moralvorstellungen nur lachen können. (So ist auch Stalins verlogener „Anti-Trotzkismus“ und Trotzkis verlogener „Anti-Stalinismus“ zu betrachten!)

Als Stalin an der Macht war und mit Trotzkis Rezepten die Sowjetunion konsolidierte, wurmte ihn nur eine einzige Sache: Trotzkis Vorwurf, daß Stalin die Weltrevolution verraten und damit seine EINZIGE Existenzberechtigung negiert hatte. Von daher Stalins grandioser Plan: Hitler und der Westen sollten sich gegenseitig schwächen, damit dann Trotzkis (jetzt Stalins) Rote Armee als Friedensbringer ohne viel Mühe und vor allem unter dem Jubel der „befreiten“ Massen zum Atlantik fortschreiten könnte. Die Weltherrschaft bzw. die Weltrevolution war damit sicher. Zum Glück hat der „Generalpsychopath“ (Reich über Hitler) völlig irrwitzigerweise und deshalb unvorhersehbar die SU angegriffen, die vorgelagerten Angriffsspitzen der Roten Armee vernichtet und damit die Weltrevolution verhindert. Ein Trotzki-Imitat von rechts! Was blieb, waren impotente Versuche der UdSSR, wie etwa der Angriff auf Afghanistan, doch noch Weltrevolution zu spielen und schließlich der von Trotzki vorhergesehene Kollaps des aus Marxistischer Sicht schwachsinnigen Modells „Sozialismus in einem Land“ (so als wäre „Sozialismus auf einem Planeten“ etwas anderes).

Richtig betrachtet, war der Gegensatz Hitler (wirklich niemand anderes hätte die Operation Barbarossa gewagt) und Trotzki (ohne den es sich Stalin und die Nomenklatura in der SU gemütlich gemacht hätten wie heute Kim Jong-un und seine Familie in Nordkorea). Zwei vollkommen irrwitzige und geisteskranke „Ideologen mit Eiern“, Woody Allen und Charly Chaplin, haben das 20. Jahrhundert geprägt. Beide fanden ein ähnliches Ende.

Reichs Schicksal und auch die Orgonomie bis heute sind ohne Trotzki und Hitler kaum zu verstehen. Über keine andere Figur hat Reich mehr geschrieben als über Hitler! Und was Trotzki betrifft: Reich schloß sich 1927/28 den Kommunisten an, als die unter Stalin ihre „Trotzkistische“ linksradikale Phase hatten und der Hauptfeind die „Sozialfaschisten“ waren. Nach dem Ausschluß aus der Komintern 1933, d.h. als die Kommunisten begannen sich weit nach „rechts“ zu bewegen („Volksfront“), hat Reich (den die Trotzkisten als „Stalinisten“ betrachteten) seine Fühler zu den Trotzkisten beispielsweise in Paris ausgestreckt, ohne großen Erfolg. Immerhin hat seine als Diskussionsbeitrag unter „Genossen“ (darunter Stalin!) verbreitete Broschüre Masse und Staat (1935), eine verheerende kommunistische Kritik am Stalinismus, eindeutig Trotzkis berühmtes Buch Die verratene Revolution beeinflußt. Die beiden Männer haben sich sogar hochkonspirativ in Oslo getroffen, worüber Reich nie etwas geschrieben hat. Später in den USA veröffentlichte er Masse und Staat als Kapitel der erweiterten amerikanischen Ausgabe seiner Massenpsychologie des Faschismus (1946). Das veranlaßte den Stalinistischen Psychiater Frederic Wertham in einer Rezension dazu, die Intellektuellen der USA aufzurufen Reich als „Psycho-Faschisten“ fertigzumachen. Eine typisch Stalinistische Kampagne, die elf Jahre später in Reichs Tod im Gefängnis mündete.

Schablonenhaft kann man sagen, daß es unter den linken Psychoanalytikern und (damals noch weitgehend psychoanalytisch geprägten) Psychiatern der USA zwei Fraktionen gab: die „Freudianer“ neigten zum Stalinismus, während die „Reichianer“ zum Trotzkismus neigten. Dieser „Trotzkismus“ prägt bis heute die Orgonomie, d.h. viele Orgonomen der Anfangszeit hatten in ihrer Jugend eine „Leninistisch-Trotzkistische“ Sozialisation, was bis heute die „Leninistische“ Organisationsform insbesondere des ACO beeinflußt, und sie wurden von dem einflußreichen Ex-Trotzkisten James Burnham (der bis heute wiederholt im Journal of Orgonomy abgedruckt wurde) geprägt: extremer Antikommunismus und Neo-Konservatismus.

Was sollte antikapitalistische Trotzkisten und „Konservative“ miteinander verbinden? Beide wollen im Rahmen der „permanenten Revolution“ das westliche demokratische Modell weltweit ausbreiten, wenn nötig mit Gewalt, um auf dieser Grundlage dann das planetare kommunistische Paradies zu errichten. Stalinisten, Islamisten, Maoisten, Nationale Befreiungsbewegungen, Diktatoren wie Saddam Hussein etc. stören dabei nur. Das führte zu einer Allianz, die etwa von George W. Bush und dem Trotzkistischen Bush-Fan Boy und Liebling aller „Konservativen“ Christopher Hitchens archetypisch verkörpert wurde. Deshalb auch der abgrundtiefe Haß gegen Trump, der sich dieser Trotzkistischen Massenpsychose entzogen hat. Prägend für die Trotzkisten und die Pseudo-Konservativen ist auch die tiefe Verachtung für das einfache Volk, einfache Sprache, Volkstümlichkeit, Vereinfachung – kurz, eine „Trump-Rallye“. Es ist wirklich so, daß die Ausführungen Stalins wirklich jeder Bauer verstehen konnte und sich jeder Bauer mit Stalins Kulturpolitik identifizieren konnte, während Trotzki „brillant“ war…

Ja, tatsächlich hat das, was man heute allgemein als „neokonservativ“ bezeichnet, seine Wurzeln im Trotzkismus. Die kalten Krieger hinter Goldwater und unter Reagan waren weitgehend Krypto-Trotzkisten mit einem alles bestimmenden persönlichen Haß gegen Rußland. Nach dem Untergang der UdSSR betreiben sie ihre „permanente Revolution“ unter dem Signum einer weltweiten „Demokratisierung“. Hier ordnen sich insbesondere die irrationalen, vollkommen sinnlosen Kriege im Nahen Osten und neuerdings in der Ukraine ein, wo schließlich sozusagen „Hitler und Trotzki“ gemeinsam gegen das „Stalinistische“ Rußland kämpfen. Es ist kein Zufall, daß man dort immer wieder jüdische und Nazi-Symbole wie selbstverständlich nebeneinander findet. Diese anscheinend vollkommene widersinnige Obszönität kann man nur vor dieser kurzen Skizze verstehen: Stalin ist Trotzki, Hitler ist Trotzki / Stalin hat Millionen vermeintlicher Trotzkisten ermordet, Hitler wollte der SU und der Roten Armee ein Ende setzen / Trotzki und Stalin haben jeweils mit Hitler kooperiert, für Hitler war Trotzki DER Jude schlechthin, für Stalin war Trotzki DER „Kosmopolit“, Trotzki und Hitler hatten das gleiche Ziel: die Ausmerzung der Russen. Hinzu kommt, daß der GULAG-Holocaust Stalins und Hitlers Imitation dieses Holocaust letztendlich ein und das gleiche Ziel hatte: die Vernichtung sämtlicher „Trotzkisten“.

Nichts will zusammenpassen! Die Crux dabei ist, daß ausgerechnet die schließliche Randfigur Trotzki der Bösewicht im Spiel war. Ohne ihn hätte es, weil es die Sowjetunion und die Millionen Ermordeter nie gegeben hätte, auch nie Hitler gegeben. Ohne ihn hätte es die nie gegeben, die uns alle ermorden werden: die Neokonservativen der USA. Trotzkisten aus der Hölle die, wie etwa Victoria Nuland, nach 1917 nichts weniger umtreibt als die Vernichtung des russischen Volkes.

Ist das nicht alles verwirrender Wahnsinn? Bingo! Willkommen in der Hölle. DAS ist die Emotionelle Pest.

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9 Antworten to “Trotzki und der Ukraine-Krieg”

  1. Avatar von Robert (Berlin) Robert (Berlin) Says:

    „eindeutig Trotzkis berühmtes Buch Die verratene Revolution

    Ebenso dürfte Reich Trotzki das Manuskript von Die Sexualität im Kulturkampf überlassen haben, wovon man allerdings kaum etwas in Trotzkis Buch findet.

  2. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Die organisierte Emotionelle Pest:

  3. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:
  4. Avatar von Peter Töpfer Peter Töpfer Says:

    „Ein Duell zwischen Trotzki, der bereits 1940 starb, und Hitler“ bzw. zwischen Hitler und Wittgenstein – wie mir dazu einfällt: Ich weiß nicht, wie ernst es Kimberley Cornish damit in seinem Roman „Der Jude aus Linz“ war, aber als – womöglich oder wahrscheinlich – Fiktion las es sich gut und spannend.

    „Zum Glück hat der ‚Generalpsychopath‘ (Reich über Hitler) völlig irrwitzigerweise und deshalb unvorhersehbar die SU angegriffen, die vorgelagerten Angriffsspitzen der Roten Armee vernichtet und damit die Weltrevolution verhindert.“ – Es gibt viele Autoren, die darin keinen Irrwitz sehen, sondern eher Rationalität (Präventivkriegsthese); ich weiß es nicht. Demnach hätte Hitler tatsächlich beabsichtigt, jene präventiv zu vernichten, „die uns alle ermorden werden: die Neokonservativen der USA“.

  5. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Irgendwie passend, daß Du Cornisch‘ Buch erwähnst, daß ich „vor Jahrzehnten“ mal gelesen habe, denn sowohl Cornisch‘ Buch als auch mein Blogeintrag sind knapp an der Grenze des intellektuell Vertretbaren, wobei Cornisch eher die Grenze überschritten hat, denn die Verbindung zwischen Wittgenstein und Hitler ist doch sehr an den Haaren herbeigezogen. Eine These ist, wenn ich mich recht erinnere, daß Wittgenstein und Hitler die gleiche quasi mahayana-buddhistische Vorstellung von der Welt hatten: daß alles eine Illusion ist, es letztendlich nur ein Bewußtsein gäbe (es gibt nur einen Zahnschmerz, nur eine Sehnsucht nach der Geliebten etc.pp.) und das Ego deshalb nichtig sei.

    Ich wollte sagen, passend, daß Du das Sachbuch als „Roman“ in Erinnerung hast, denn es ist eines der am wenigsten überzeugenden Bücher, die ich je gelesen habe – trotzdem inspirierend.

    Es war irrwitzig die Sowjetunion anzugreifen, weshalb Stalin auch an eine bloße „Provokation“ dachte, – und es wäre irrwitzig gewesen, es nicht zu tun, denn die Rote Armee… Die Sowjetunion war, wie schon das Staatsemblem zeigte, als Weltstaat konzipiert.

    Hitler hätte vielleicht eine kleine Chance gehabt, wäre er kein Nazi gewesen, d.h. wäre er als das gekommen, als was Stalin in Europa einmarschieren wollte: als Befreier der Völker (statt als Eroberer von Lebensraum für ein Volk). Gewisserweise ist Trotzki aus ähnlichen Gründen gescheitert: weil er vor allem ein Ideologe war.

    Faszinierend auch, daß die antijüdische Propaganda der Nazis bis 1945 und die anti-Trotzkistische (anti-kosmopolitische) Propaganda der SU bis 1953 so gut wie identisch war. Und insinuiere ich nicht, daß beide „irgendwie“ recht hatten? Tja, da können nur Erwachsene drüber diskutieren! Will sagen: etwas zu verstehen und nachvollziehen zu können, bedeutet noch lange nicht es zu rechtfertigen oder zu „leugnen“ oder was Kindsköpfe mir sonst noch jetzt vorwerfen wollen.

    Es ist schon fast Selbstmord in der mittlerweile vollkommen infantilisierten und verblödeten BRD solche Aufsätze zu posten…

    • Avatar von Peter Töpfer Peter Töpfer Says:

      Irrwitz, es zu tun, und Irrwitz, es nicht zu tun. – Ist das nicht irre? – Aber es könnte so stimmen, t’est la vive …

      Irrwitz oder Rationalität – vielleicht hilft das, es zu verstehen: der Mann mit den Orgon-Augen on steroids…:

      https://www.youtube.com/watch?v=MJ2mFIWmcAo

      Ach, Cornisch’s Buch ist gar kein Roman? Na ja, als Sachbuch ist es dann bestimmt tatsächlich grenzwertig. Ja, war unterhaltsam und inspirierend…

      Ja, Hitler als Nazi kein Befreier der Völker – wie ja Napoleon vor ihm. Die Vereinigung Europas scheitert wohl immer wieder daran. Auch Putin wird es als Chabadnik nicht anders machen.

      Nee, Kindsköpfe kömmer nich gebrauchen.

      Hast Du meine Dankes-Email in Sachen Prütting erhalten?

    • Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

      Ha, Horstmanns Buch über Pasewalk und die Hypnose habe ich gelesen. Wieder grenzwertig – aber mich hat er fast überzeugt. Irgendwas ist mit Hitler am Ende des Krieges mit dem zuvor vollkommen unauffälligen und mediokren Verlierer Hitler passiert. Geheimnisvoll auch seine Wende Mitte 1919 zum fanatischen Superantisemiten.

      Das ultimative Tabu (Teil 5) | Nachrichtenbrief

  6. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Wenn man die Endversion von Massenpsychologie des Faschismus liest, sieht man, daß Reich die Überfall Hitlers auf die SU ziemlich schnurz war. Reich ging es um die Einfriedung und Vernichtung des Stalinismus – wie Hitler. Reich stand auf der Seite der USA:

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