Warum ausschließlich das AMERICAN COLLEGE OF ORGONOMY? (Teil 2)

Wie kaum ein anderer „Schulengründer“ im Bereich der Psychotherapie ist ausgerechnet Reich zu einem Leitstern von „Laientherapeuten“, d.h. Therapeuten ohne medizinische und psychiatrische Ausbildung geworden. Das ist aus zwei Gründen an Absurdität kaum zu überbieten: Reich gilt als Begründer der „Körpertherapien“ – die wie selbstverständlich von Politologen, Kindergärtnern und ähnlichen „Experten“ ausgeübt wird, die nichts, aber auch rein gar nichts mit Medizin („dem Körper“) zu tun haben; und zweitens hat sich Reich von Anfang an jenen schwierigen Patienten zugewendet, die nicht als „psychoanalysefähig“ galten – das perfekte Terrain für Nichtpsychiater… Das ist alles dermaßen GROTESK!

Hinsichtlich von Freuds ab den 1920er Jahren zunehmend liberalerer Haltung gegenüber Laientherapeuten meinte Reich 1952 im Interview mit Kurt Eissler: „(…) mir scheint, das war ein großer Fehler. Man hätte den Laien auf keinen Fall den Zugang zur wissenschaftlichen Psychoanalyse ermöglichen sollen“ (z.n. Bela Grunsberger und Janine Chasseguet-Smirgel: Freud oder Reich?, Frankfurt 1979, S. 160). Um wieviel mehr muß das für die Charakteranalyse, Vegetotherapie und Orgontherapie gelten!

In ihren Erinnerungen streicht die norwegische Psychiaterin Nic Waal, eine Patientin und Mitarbeiterin Reichs hervor, daß die charakteranalytische Vegetotherapie außergewöhnlich wirksam sei. Und sie fährt fort: „Diese Methode stellt jedoch hohe Ansprüche an den Therapeuten, seine Ausbildung und Diagnostik“ (z.n. Charles Rycroft: Wilhelm Reich, München 1972, S. 84).

Die größte Unverfrorenheit geht wohl von solchen Therapeuten aus, die ihr eigenes Unvermögen damit kaschieren, daß sie behaupten, der Reichsche Ansatz sei heute weitgehend unbrauchbar, da die Menschen heute alle „frühgestört“ seien. Deshalb bedürfe es aller möglichen Ergänzungen der Orgontherapie durch andere Therapiesysteme. Das ist natürlich alles hanebüchener Unsinn, denn am Anfang der Entwicklung der Orgontherapie stand Reichs Beschreibung des frühgestörten „triebhaften Charakters“. Es zeigt schlichtweg, daß diese Leute, die die Orgontherapie „weiterentwickeln“ wollen, schlecht bis gar nicht ausgebildet sind und deshalb die Lücken in ihrem Wissen und Können mit allem möglichen Firlefanz füllen müssen.

Tatsächlich ist dieser Firlefanz Flucht vor den Emotionen Lust, Angst, Wut, Sehnsucht und Trauer von Seiten des Therapeuten. In der Orgontherapie versucht der Patient ohnehin ihnen ständig auszuweichen, indem er „differenziert“ und alle möglichen anderen „Empfindungen“ und Gedankenkonstrukte vorschiebt, worauf der Therapeut nur so etwas sagen kann wie: „Nein, sie haben schlicht und ergreifend ANGST.“ Wer hätte sich jemals vorstellen können, daß sich ganze „Reichianische“ Therapiesysteme ausbilden könnten, die sich um nichts anderes drehen als die Unterstützung dieses von Orgontherapeuten ständig bekämpften Ausweichens vor dem Wesentlichen!

In der klassischen „tiefenpsychologisch fundierten“ Therapie geht es um Konflikte, in einer (vermeintlich!) ansonsten gesunden Psyche. Gewöhnlich wird ein „Autonomie-Abhängigkeits-Konflikt“ auf entsprechendes Geschehen in der Ursprungsfamilie zurückgeführt; dem Patienten gehen diese Zusammenhänge auf und er überwindet sein imgrunde kindliches Denken und Verhalten. Die entsprechenden Analysen sind manchmal bewundernswert komplex und werden zusätzlich mit dem Fundus der Fachbegriffe aus über 100 Jahren Psychotherapiegeschichte aufgepeppt. Tatsächlich ist das ganze aber kaum mehr als austauschbares Psychogelaber.

Führt man sich nun die „Reichianische“ Literatur zu Gemüte, sieht man den Versuch, Reichs angeblich „holzschnittartige“ Betrachtung von der Charakterstruktur des Patienten her aufzugeben und stattdessen „zu differenzieren“ – stattdessen mehr auf die Konflikte einzugehen. Unversehens findet man sich in dem genannten endlosen Gelaber wieder, das die Psychoszene beherrscht und nur eine Funktion zu haben scheint: Ablenkung von der alles entscheidenden Charakterstruktur des Patienten.

Und schließlich ist da noch eine ganz spezielle Spezies: „Orgontherapeuten“ (außerhalb des American College of Orgonomy), teilweise Ärzte und Psychiater, die ganz besonders „funktionell“ sein wollen und deshalb ganz auf eine „mechanistische“ Charakterdiagnose meinen verzichten zu können. Obwohl die biopsychiatrische Diagnose die einzige Diagnose ist, die logischerweise in der Orgonomie wichtig sein sollte, klingt deren Ablehnung teilweise theoretisch ganz gut, geradezu vernünftig („keine Schablonen!“), doch tatsächlich haben diese „Orgontherapeuten“ keine Ahnung, „sie wissen nicht, was sie tun“. Sie (be-)handeln ungefähr so, wie ein Tierarzt, der nicht weiß, ob er ein Meerschweinchen oder eine Schildkröte vor sich auf dem Behandlungstisch liegen hat. Eine Schizophrene muß ganz anders therapiert werden als eine Hysterikerin, ein Zwangscharakter ganz anders als ein manisch depressiver Charakter. Das „orgontherapeutische Programm“ abarbeiten (Mobilisierung der Atmung, Befreiung der Panzersegment, etc.), egal wie „intuitiv“ und „funktionell“ man dabei auch immer vorgehen wird, wird ohne eine Charakterdiagnose bestenfalls zu nichts führen, schlimmstenfalls in die Katastrophe.

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3 Antworten to “Warum ausschließlich das AMERICAN COLLEGE OF ORGONOMY? (Teil 2)”

  1. Avatar von O. O. Says:

    Die Psychologie, die sich mehrheitlich oder gänzlich auf die Methode der VT versteift hat, lehrt diese massenhaft als sei es die einzige je bekannte Methode. Versucht wird hier im Schnellverfahren (Studium der Psychotherapie – nicht mehr Psychologie) Therapeuten auf den Markt zu werfen, die in Kliniken und Praxen arbeiten sollen. Die ewig lange und langweilige VT Ausbildung ist nun zum Auslaufmodell geworden. Aber letztlich bleibt VT nur VT, diese zu kritisieren ich mir hier einmal verkneife. Psychologen haben seit Jahrzehnten das Feld von Psychiatern (ärztlichen Psychotherapeuten) übernommen und machen einen hervorragenden Job für die Patienten.

    Dennoch sind sie nur geduldete Therapeuten – sozusagen Ersatztherapeuten, weil Mediziner dieses Feld nicht mehr betreten (können). Im bürokratischen Treiben von Kassen, Kliniken und der Rentenversicherungen werden sie jedoch zu Verwaltungstätigkeiten gezwungen, um Abläufe zu erledigen, die Verwaltungen und Sekretärinnen zu tun pflegten. Sie müssen „Häkchen“ im EDV-Dokumentationssystem setzen, darauf warten, dass ihr PC von der IT mal wieder zum Laufen gebracht wird, Romane in Form von Berichten und Anträgen erstellen, tlw. Gutachten schreiben, Formulare ausfüllen und drucken usw. Ob sie eine wertvolle Therapie für die Patienten noch leisten können, ist eher eine Nebensache und nicht unbedingt erforderlich. Die VT wird zu einer großen Theorie, die unter solchen Bedingungen ohnehin nicht mehr zum Einsatz kommt, weil hierfür schlicht keinerlei Zeit ist. Therapeutische Roboter und KI stehen ohnehin schon in den Startlöchern. Videotherapien gelten seit Corona schon als gleichwertig gegenüber „Präsenztherapien“. Die neuen Therapeuten haben schon so an der Uni gelernt oder ihre Ambulanzpatienten behandelt und kennen Reallive-Patienten kaum noch. Kliniken stellen ihre Abteilungen auf die neuen 20-30 jährigen Therapeuten um, weil erfahrene Therapeuten entweder ausgebrannt sind oder schlicht nicht mehr verfügbar sind. Wer schon eine Approbation hat, kann sofort zum leitenden Psychotherapeuten aufsteigen und muss kaum noch therapeutisch tätig sein, sondern die Organisation und Supervision d. Patienten (Visiten) übernehmen. Deren Vorgesetzte sind Mediziner in Form von Oberärzten und Chefarzt, die wiederum die maximalen Fallzahlen der Patienten wirtschaftlich erfolgreich abarbeiten müssen. Natürlich geht es hier ums Geld und ums wirtschaftliche Überleben der Kliniken und deren Konzerne auf Kosten von Patientenleistungen und Angestelltengehälter (und damit auch auf deren Gesundheit).

    Reihenweise quittieren alle Berufsgruppen im stationären Bereich ihren Dienst, wechseln in andere Kliniken oder geben auf. Somit kann und muss die junge Generation die Stellen besetzen und wird sich ähnlich schnell umorientieren. Der Fachkräftemangel ist somit hausgemacht.

  2. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:

    Modju beherrscht die Medien und DU mußt diese linke Kackscheiße finanzieren!!!

  3. Avatar von Peter Nasselstein Peter Nasselstein Says:
    Coming Soon Journal 57(2) - 3.jpg

    September 12, 2025 

               volume 57 • number 2      

    __________________________________________________________

    Medical Sciences

    On The Technique of Medical Orgone Therapy, Part III
    The Tools of Medical Orgone Therapy and the Patience of
    the Medical Orgonomist                                                                                                                     by Alberto Foglia, M.D.

    Suicidality, Love, and Emotional Contact in Medical Orgone Therapy
    by Susan P. Marcel, D.O.

    A Family Deals With Its Emotions, Part VIII
    by Christopher Burritt, D.O.

     
    Social Sciences

    Form and Function: The Brain and Modern Society
    by Virginia L. Whitener, Ph.D.

    The Emotional Plague in Everyday Life XIII
    by Virginia L. Whitener, Ph.D.

    Government and Business Post-COVID
    by Alexis Packer, Esq.

    Good News III: Spontaneous Moments
    by Virginia L. Whitener, Ph.D.

    No Dog Walking Allowed: Therapists Gone to the Dogs
    Aleta Stiers, M.S.

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