57. Freud und Reich
Schlagwörter: Aktualneurose, Authentizität, Erich Fromm, Eros und Thanatos, Freud, Hebammen, Inzestschranke, Kindspech, Mekonium, Metapsychologie, Parapsychologie, Peer Gynt, Politik, Psychoanalyse, Selbstanalyse, Sexualmoral, Sigmund Freud, Sozialwissenschaften, Soziologie, Todestrieb, Todestriebtheorie, Triebtheorie, Unbehagen in der Kultur, Wilhelm Fließ, Wilhelm Reich, Wissenschaftstheorie
20. März 2014 um 12:57 |
21. März 2014 um 00:20 |
Männer der Dialektik:
Es lässt sich auch so deuten, dass Reich in späteren Jahren wieder versöhnlicher wird mit Freud, ein allzu menschlicher Zug will ich meinen. Zu Beginn seiner Laufbahn sucht er noch die Antithese zu Freuds Thesen, diese dann gefunden, fragt er sich, ob nicht eine Synthese noch möglich ist. So auch Freud, der die Antithese in Reich gefunden hat, zu einer neuen Synthese kommen will – vielleicht sogar zur Parapsychologie, wäre er noch einmal jung. Wäre Reich nochmal jung gewesen, hätte er dem auch folgen können. Die Orgonomy könnte noch einmal einen Höhepunkt erreichen.
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Ich frage mich, wozu Reich diese Selbstanalysen veröffentlichte?
21. März 2014 um 00:40 |
Die Arbeit über Peer Gynt stellte sich erst 1942 als Selbstanalyse heraus, als mit seiner Autobiographie DIE FUNKTION DES ORGASMUS deutlich wurde, daß sie tatsächlich eine war. Das mit der Inzestschranke war ja auch nicht als Selbstanalyse gekennzeichnet, sondern wurde erst von seinen Biographen als solche enttarnt. Damals veröffentlichte er sie auf die Bitte seines Analytikers Isidor Sadger hin.
Was verbindet beide? Reich hatte (ziemlich typisch für Kinder der Aristokratie – und in Galizien war er tatsächlich „Aristokratie“!) viele Elemente eines triebhaften Charakters in sich (der Nichtsnutz „Peer Gynt“, Durchbruch der Inzestschranke), weshalb auch DER TRIEBHAFTE CHARAKTER eine Selbstanalyse ist. Desgleichen Reichs Beschreibung des phallisch-narzißtischen Charakters (den Reich sozusagen „erfunden“ hat).
21. März 2014 um 01:27 |
Danke für den Hinweis. Dann muss ich wohl annehmen, dass Reich einen Charaktertyp als Neuerung einführen wollte und natürlich geht es dann wohl auch um die Anerkennung als Psychoanalytiker, zumindest auch um Freud gefallen zu wollen. Am Anfang nutzt einem immer das Verständnis der eigenen Dynamik, der man am nächsten ist. Der Charakter ist allerdings wenig schmeichelhaft, obwohl Reich das zu diesem Zeitpunkt wohl anders sieht. Ferner passt seine Orgasmustheorie auch hervorragend zu seiner triebhaften, phallisch-narzisstischen Art. Somit wäre zu fragen, ob Reichs Theorie noch einen objektiven Charakter hat? Zu welcher „richtigen“ Theorie wäre er gekommen, wäre er ein anderer Typ?