Reich – for Beginners. Von David Zane Mairowitz. Writers and Readers Publishing, Inc., New York, 1986, 174 Seiten, 6,95 $
[Wilhelm Reich kurz und knapp, Zweitausendeins, Frankfurt/M, 1995, 167 Seiten]
von Paul N. Mathews, M.A., Brooklyn, NY
Ich nehme an, es war unvermeidlich, dass jemand ein Buch über Reich mit dem Titel Reich – for Beginners1 schreiben würde. Ehrgeizig durchläuft der Autor das gesamte Spektrum von Reichs Leben und Werk von der Kindheit bis zum Tod, von der Psychoanalyse bis zum Cloudbusting. Wie erfolgreich er ist, ist eine andere Sache. Nicht unpassend für den Titel ist das Comic-Format. David Mairowitz, der Autor, zeigt dennoch mehr als Anfängerwissen über Reich und manchmal sogar ein Verstehen. Es ist offensichtlich, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat und einen ironischen und satirischen Sinn für Humor hat. Es ist auch offensichtlich, dass dieser 174-seitige Band viele Unklarheiten und Zweideutigkeiten sowie einige Fehler und Verzerrungen enthält.
Letztere manifestieren sich in mehreren „Kritiken“ und „Zwischenbemerkungen“, in denen der Autor seine eigenen Vorstellungen und Interpretationen von Reich zu mehreren entscheidenden Fragen darlegt. Die erste dieser „Kritiken“ wirft Reich vor, „genital besessen“ zu sein, und in der der Autor seine eigene These darlegt, dass es eine Unterscheidung zwischen männlicher und weiblicher Sexualität gibt, „die oft erbringt, daß sexuelle Lust nicht unbedingt vollständig auf der genitalen Hingabe beruhen muss“. Er stellt fest, dass die Stimulation der Klitoris auch eine Funktion der sexuellen Befriedigung bei Frauen ist … „wobei ein männlicher Partner nicht einmal nötig ist“. Offensichtlich hat der Autor bei all seinen Lektüren und Studien über Reich den häufig gemachten Standpunkt von Reich und seinen Mitarbeitern übersehen, dass prägenitale Funktionen sehr wohl eine Rolle für die sexuelle Lust spielen und nur dann pathologisch werden, wenn sie das Endziel der genitalen orgastischen Befriedigung ersetzen.
Der Autor geißelt Reich auch wegen seiner angeblich „lebenslangen Haltung zur männlichen Homosexualität“ als „Neandertaler“. Er stellt fest, dass Reich Homosexualität als „Abweichung, die geheilt werden sollte“, betrachtete, dass er nie einen homosexuellen Patienten aufgenommen habe und dass er, einmal darum gebeten, geantwortet habe: „Ich will mit solchen Schweinereien nichts zu tun haben.“a Wiederum irrt er sich, was die Behandlung homosexueller Patienten durch Reich betrifft. Es nicht getan zu haben, wäre eine Unwahrscheinlichkeit für jemanden, der die Struktur des passiv-femininen Charakters klar verstanden und der den Artikel Das Problem der Homosexualität (J. of Orgonomy, 20(1), 1986) geschrieben hat, in dem er unmissverständlich seine Missbilligung der moralistischen, nichtklinischen Geringschätzung und Verfolgung von Homosexuellen zum Ausdruck bringt. Reich ist sich über die Pathologie der Homosexualität im Klaren und hier unmissverständlich, warnt aber vor einer moralischen und rechtlichen Verurteilung eines opferlosen, pathologischen Musters des sexuellen Ausdrucks. Der Autor hat seine Informationen offensichtlich aus dem Buch von Reichs ehemaliger Frau Ilse Ollendorff. Es ist weithin anerkannt, dass ehemalige Ehepartner häufig keine glaubwürdigen Quellen für genaue Informationen übereinander sind.
Anmerkungen
1 Vielleich sollte man darauf hinweisen, dass dieser Band zu einer Reihe von Büchern „für Anfänger“ gehört, die sich hauptsächlich mit linken Figuren wie Marx, Lenin und Engels beschäftigt haben – obwohl auch Einstein und Freud enthalten sind.
Anmerkungen des Übersetzers
a Zitat im Original in Deutsch.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Charles Konia.
Journal of Orgonomy, Jahrgang 20 (1986), Nr. 2, S. 293-296.
Übersetzt von Robert (Berlin)
Schlagwörter: Cloudbusting, Sexualität, Homosexualität, Klitoris, Marx, Einstein, Freud, Homosexuelle, Engels, Lenin, Zweitausendeins, Ilse Ollendorff, sexuelle Befriedigung, Comics
11. September 2020 um 09:25 |
Ich hatte zuerst aus der deutschen Übersetzung bei Zweitausendeins zitiert, aber diese war so katastrophal schlecht, dass Peter mich überzeugte, das englische Original – das dann er bei der Korrektur übersetzt hatte – zu benutzen.
11. September 2020 um 19:48 |
Hier zeigt sich der linkstypische Fetisch der Homosexualität bei Mairowitz. Weil Homosexualität früher stark verfolgt wurde, ist nun jede Einschätzung als Krankheit Tabu und jede Unterscheidung zwischen primären und sekundären Trieben. Dies steigerte sich in den folgenden 55 Jahren (ab Liberalisierung) zu einer religiös erscheinenden Ideologie der Heiligsprechung und Vergötterung der Homosexualität. Diese Opferhierarchie wird nun verändert, indem der Transsexuelle den Homosexuellen als höchstes Wesen ablöst (siehe Murray, Wahnsinn der Massen).
11. September 2020 um 20:11 |
Hier ein gutes Beispiel für die Apotheose eines Transsexuellen. Normalerweise hat ein Mann 82% mehr Körperkraft als eine Frau. Es ist also vollkommen absurd, was hier passiert.
https://www.tagesspiegel.de/sport/weil-sie-ihre-testosteronwerte-nicht-kuenstlich-senken-moechte-niederlage-fuer-laeuferin-semenya-vor-schweizer-bundesgericht/26170802.html
11. September 2020 um 23:51 |
Ich habe dieses Buch nur mit Abscheu überflogen und fand es überflüssig und gut für die Altpapiertonne.