Orgonomie und Anthroposophie

Steiner und Reich sind in ihrer jeweiligen Jugend (jedenfalls in entscheidenden Teilbereichen) von identischen Positionen ausgegangen – um am Ende diametral entgegengesetzte Theorien zu vertreten. Beide gingen von einer strengen naturwissenschaftlichen Orientierung aus und von einer aufklärerischen Partei, die durch die Namen Max Stirner, Ibsen und Nietzsche gekennzeichnet ist. Ihre Fragestellung war in etwa: Was macht den Kern des autonomen Individuums aus? Sein Geist, der sich von der Tyrannei der Triebe befreit? Oder ist es der von aller irrationalen „Vernunft“ befreite, in sich vernünftige Trieb?

Geht man diesen Fragen nach, fällt einerseits auf, daß sowohl der Geist als auch der Trieb bei Steiner und Reich jeweils zu etwas Überindividuellem, „Kosmischen“ wurden (wodurch sich Steiner und Reich von ihren Ursprüngen entfernten), und andererseits Steiner eine inhärent gespaltene, dualistische Weltsicht entwickelt hat, während Reich dem naturwissenschaftlichen Monismus treu blieb.

Steiner behauptete, daß er in seiner Jugend einen ungenannten okkulten Lehrer hatte; eine offensichtliche Lüge, um seinen Lehren überhaupt irgendeine originäre Substanz zu geben, schöpfte er doch „seine“ Einsichten zu einem sehr späten Zeitpunkt seines Lebens aus der rosenkreuzerischen und theosophischen Literatur. Tatsächlich steht überhaupt keinerlei persönliche Erfahrung hinter der Anthroposophie. Steiner hat, als typischer Ideologe, alle Elemente der Anthroposophie gestohlen, zurechtgestutzt, vereinfacht und als seine eigene Schöpfung verkauft. Sozusagen eine deutsche Vorgängerversion der amerikanischen Scientology.

Seine gesamte metaphysische Philosophie, zusammen mit seinen pädagogischen Theorien, hat er von Johann Friedrich Herbart (1776-1841). Herbarts Schüler Robert Zimmermann (1824-1898) war einer von Steiners Universitätslehrern gewesen. Zimmermann hatte 1882 ein Buch über Anthroposophie veröffentlicht! Eine weitere Quelle von „Steiners“ Anthroposophie ist der romantische Naturphilosoph und Arzt Ignaz P.V. Troxler (1789-1830), der im Anschluß an Schelling eine spekulative Anthropologie und „Biosophie“ begründet hatte. „Steiners“ Theologie stammte vom russischen Religionsphilosophen Wladimir Solowjow. Der Rest der Anthroposophie, wie z.B. der „biodynamische“ Anbau, entstammt „germanischen“ Traditionen, Hahnemanns Homöopathie und natürlich Goethe.

So ist die Anthroposophie nichts weiter als chaotischer Eklektizismus, der nur zusammengehalten wird von psychotischem Primärprozeßdenken (z.B. sind die Afrikaner so ahrimanisch heißblütig, weil ihre ahrimanische Hautfarbe die Sonnenenergie absorbiert), trivialen Analogieschlüssen (z.B. vom Universum als großer Mensch auf den Menschen als kleines Universum und umgekehrt), „mystischem Materialismus“ (Funktionen werden in Substanzen verwandelt, daher die vielen „Äther“ anstatt dem einen Äther und seinen vielen Funktionen) und „mystischem Mechanismus“ (z.B. die rigide Einteilung des Lebens in Siebenjahrs-Etappen).

Steiner berief sich auf die mechanistische Naturwissenschaft, um mit deren Methodik eine „Geisteswissenschaft“ zu begründen. Beispielsweise ist das ganze anthroposophische Konzept vier unterschiedlicher Äther von den vier Aggregatzuständen der Materie abgeleitet. Steiner:

Der Geheimwissenschaftler erforscht die geistigen Gesetze gerade in der Art, wie der Physiker oder der Chemiker die materiellen Gesetze erforscht. (z.n. Friedrich Heyer Anthroposophie – ein Stehen in höheren Welten?, Konstanz 1993, S. 60).

Mechano-Mystizismus ist stets mit Sadismus verknüpft:

Man sollte den okkulten „Gehalt“ des Nationalsozialismus nicht überbewerten, aber ein gewisser christlich-gnostischer Einschlag ist unverkennbar, der sehr stark an die christlich-gnostische Anthroposophie erinnert. Hitler selbst wurde entscheidend durch den „arisch-christlichen“ Ordo Novi Templi (ONT) des Zisterziensers Lanz von Liebenfels (der übrigens, genauso wie Hitler, nie aus der Kirche ausgetreten ist oder ausgeschlossen wurde). Zeichen des ONT war das Hakenkreuz, das das christliche Kreuz zum arisch-christlichen Symbol vervollkommnen sollte. Für Lanz von Liebenfels war das Christentum in seinem Kerngehalt „arischer Ahnen- und Rassenkult“. Jesus Christus ist „Frauja-Jesus“, bzw. der germanische Gott Fro. Die „Reinheit“ wird durch die Emanzipation der Frauen, mit ihrem „Hang zu Niederrassigen“, und durch die Emanzipation der ebenso triebhaften Juden gefährdet. Der Jude sei gefährlich und gleichzeitig sexuell faszinierend. Er ist hinterhältig (intellektuell), feige (weibisch) und grausam (tierisch). Wie Steiner wollte auch Lanz von Liebenfels eine „Johanneskirche“, „eine Kirche des heiligen Grals“ begründen. Später sollte Himmler soweit gehen, als geheime Kommandosache Expeditionen nach Südfrankreich zu entsenden, die dort im Gebiet der Albigenser, bzw. Katharer nach dem Heiligen Gral suchen sollten.

Die untergründige Verbundenheit von Hitlers und Steiners „Glaubensgut“ kann man sich wohl am besten Anhand Richard Wagners vergegenwärtigen. Wagner behauptete, sein Parsifal stelle „die höchsten Mysterien des christlichen Glaubens“ auf der Bühne dar. Wagner, der ohne Zweifel die physische Ausrottung aller Juden wollte. Parsifal vertritt ein vom Judentum gereinigtes Christentum: „Erlösung dem Erlöser“, Erlösung Christi von den Juden. Dieses „Johanneische Christentum“ bezieht sich auf biblische Aussagen, wonach die Juden „zum Gefolge Satans gehören“ (Offb 2,9) und „Kinder des Teufels“ (Joh 8,44) sind. Die Nazis kämpften gegen Satan, d.h. die egoistische, machthungrige geistige Blindheit, die durch die jüdische Rasse verkörpert werde, die den arischen Erlöser Jesus Christus ermordet habe. Hitler war von der Johanneischen Materie- und Leibfeindlichkeit beseelt, und wollte als vergeistigter, vegetarischer Reinheitsfanatiker die „materiellen Juden“ buchstäblich wie Ungeziefer vertilgen und Christus gleich die jüdischen Geldwechsler aus dem Tempel vertreiben.

In der hellenistischen Gnosis gab es einen Erlöser, der aus der antiweltlichen Lichtzone herabstieg, um die Menschen aus der sündigen Welt zu erretten. Im christlich-gnostischen Mythos wurde diese Welt aber von den Juden symbolisiert, die zum „Herren dieser Welt“ beteten. Genauso war für Hitler „der Weltjude“ „der Widersacher“. Das besondere am Wagnerianertum und infolge am Nationalsozialismus war nun die Naturalisierung dieses manichäischen Reinheitswahns, die Biologisierung des Grals-Christentums: die Idee des reinen „unbefleckten“ Blutes und der gewalttätigen darwinistischen Durchsetzung dieses reinen Blutes gegen die degenerativen dunklen Mächte des Bösen. Für Hitler war der arische Christus kein defensiver Mensch, sondern ein heroischer Kämpfer des Lichts gegen die verräterischen Juden.

Dem Antisemitismus-Forscher Robert Wistrich zufolge ist das „Entweder-Oder“ der innerste Kern der Hitlerschen Weltanschauung. Sie

korrespondiert mit einer im Grunde religiösen Weltauffassung, die an bestimmte manichäische und gnostische Häresien zur Zeit des frühen Christentums erinnert. Hitler begriff den Kampf gegen die Juden tatsächlich als einen endzeitlichen Krieg der Kräfte des Lichts gegen einen teuflischen Feind. (Der antisemitische Wahn, Ismaning, 1987, S. 60)

Das Erschreckende ist, daß diese „gnostische“ Geistesart bis heute von „Esoterikern“ gepflegt wird – und tatsächlich immer populärer wird. Gleichzeitig verbindet sie sich mit Verschwörungstheorien, etwa um den 11. September herum, die faktisch identisch mit jenen „Theorien“ sind, die Hitler und Himmler bewegt haben.

Mit der Anthroposophie beschäftige ich mich aus dem gleichen Grund, aus dem ich mich mit dem Buddhismus beschäftigt habe: als Gegenwehr gegen die Unterwanderung der Orgonomie durch mystische und faschistische Ideologien.

Zu Steiners Zeiten gab es im deutschsprachigen Raum eine quasi funktionelle „orgonomische“ Naturwissenschaft: die „Energetiker“ und „Monisten“, mit ihrer Art von „vitalistischem Materialismus“, wie Ernst Haeckel, Wilhelm Ostwald, und Paul Kammerer. Steiner nahm diese „Proto-Orgonomie“ auf und machte sie sich zu eigen, indem er sie nach dem Muster „vergeistigte“, mit dem er schon mit Goethe verfahren war. Steiners Annäherung an die Natur, die bei ihm zum bloßen Spiegelbild der „reinen“ Ideen wurde, ist bei aller vordergründigen „Goetheanität“ in Wirklichkeit das genaue Gegenteil von Goethes protofunktionellem Ansatz. Dahinter steckt Steiners Charakterstruktur.

Nichts kam Steiner auf natürliche Weise, es wurde alles vom Willen erzwungen, und dann zwang er dies kontaktlos anderen auf, unabhängig von jeder Realität. Obwohl sich die Anthroposophie als Wissenschaft geriert, gibt es keinerlei Weg zur intersubjektiven Auseinandersetzung mit Steiners „Geisteswelt“. Niemand, nicht einmal Anthroposophen, sehen, was Steiner sah (oder vielmehr behauptete zu sehen). Zum Beispiel das Lesen der ursprünglichen „Akasha-Chronik“. Die Anthroposophie ist ein scholastisches Dogma, das jede eigenständige Erfahrung untergräbt. Es ist etwas für Menschen, die innere Bewegung und Entwicklung fürchten und sich nach vollständiger ideologischer Panzerung sehnen, nach „Versteinerung“.

Bereits zu Lebzeiten Steiners stellte der russische Philosoph Nikolai Berdjajew fest:

Einige Anthroposophen machten auf mich den Eindruck von Besessenen. Sie standen im Banne einer fixen Idee. Wenn sie die Worte sprachen: „Der Doktor (d.h. Steiner) sagt…“, so änderte sich der Ausdruck ihrer Augen, das Gesicht wurde anders, und es war dann nicht mehr möglich, das Gespräch fortzusetzen. Gläubige Anthroposophen sind viel dogmatischer, viel autoritätsgebundener als die orthodoxesten Orthodoxen oder Katholiken. (z.n. Friedrich Heyer: Anthroposophie – ein Stehen in Höheren Welten?, Konstanz 1993: S. 41)

Nach Steiners Tod ist die Anthroposophie vollends zu einem sterilen, dogmatischen System erstarrt, dessen Dreh- und Angelpunkt die Unterdrückung aller kritischen Distanz und die vollständige Identifikation mit dem Führer ist.

Die energetische Funktion der Steinerity ist die komplette Konfusion, um genuinen Kontakt zu vermeiden. Das Ziel des Anthroposophen ist die „Dreigliederung“ seines eigenen inneren Lebens in Denken, Fühlen und Wollen. Diese drei Elemente sollen voneinander unabhängig werden. Die innere Einheit des Menschen löst sich auf, so daß ein Anhänger Steiners „neben sich selbst“ tritt. Diese schizophrene Spaltung ist für jede mystische Tradition charakteristisch, aber die synkretistische Anthroposophie fügt dieser Konfusion noch ein weiteres Element hinzu, da Steiners Konzept von der Dreigliederung des Menschen mit seinem Konzept der viergliedrigen Organisation des Menschen unvereinbar ist (die vier Äther-Körper: materiell-emotional, imaginativ, inspirativ und intuitiv). Dieses spezielle Gefühl von prekärer Balance und Konfusion wird unmittelbar von der typischen anthroposophischen Architektur vermittelt, die den Gleichgewichtssinn stört und tatsächlich in einen schizophrenie-artigen Geisteszustand versetzt.

Steiner war eine zutiefst entfremdete Persönlichkeit. Seinen Erinnerungen zufolge lernte er Glück das erste Mal mit zehn Jahren beim Studium der Geometrie kennen. Er hatte nie persönliche Freunde, geschweige denn sexuelle Beziehungen. Er heiratete mit 35 eine viel ältere Frau und seine zweite Heirat mit Marie von Sivers war mehr ein politisches Manöver. Steiner zufolge werden wir durch unsere Emotionen von der kosmischen Einheit getrennt, während wir durch das Denken alles durchdringen und eins mit dem Universum werden. Man vergleiche dies nur mit Nietzsches Aussage: „Unsere Instinkte sind besser als ihr Ausdruck in Begriffen. Unser Leib ist weiser als unser Geist!“ (Studienausgabe, Bd. 11, S. 244).

Anthroposophie versucht die Überlegenheit des Geistes über die Materie zu beweisen, deren „Vergeistigung“ der Zweck des Lebens sei. Sie schreitet stets von oben nach unten, von der Idee zum Stoff, von der Doktrin zur Realität vor und kreuzigt so das Lebendige. Man betrachte nur die Kinderzeichnungen in Waldorf-Schulen; es ist alles nach einem Schema gefertigt, ohne persönlichen Ausdruck und Spontanität. Auch hat Marie von Sivers „Ausdruckstanz“, die Eurhythmie, nichts mit bioenergetischem Ausdruck zu tun, sondern ist rein vom Kopf her gesteuert. Anthroposophen leben nur in ihren Köpfen und streben danach jeden zu vernichten, der unterhalb seines Kopfes lebt, also „verworfen“ das lebt, was die Anthroposophen so krampfhaft verdrängen.

Diese Emotionelle Pest-Reaktion aus Projektion stammt direkt von Steiner selbst: es ist verblüffend, wie alle Charakteristiken „Ahrimans“ (dem materialistischen Teufel der spirituellen Anthroposophie) am besten auf Steiner selbst passen. Man muß nur Fotos von Steiner mit seinen Zeichnungen Ahrimans vergleichen, um zu sehen, daß Ahriman nichts weiter war als Steiners eigenes verhaßtes Selbst. (Im Vergleich trifft dasselbe auf das Verhältnis Wagners und Hitlers gegenüber den Juden zu.)

Der britische Anthroposoph Trevor Ravenscroft legt ungewollt diese geheime Identität offen, wenn er auf Seite 275 von The Spear of Destiny eine angebliche „Triumphhymne der bösen Mächte“ präsentiert, die in Wirklichkeit das genaue Gegenteil ist: es ist Steiners persönliches „Kosmisches Vaterunser“! So identifiziert ein herausragender Anthroposoph durch einen erhellenden Fehlgriff unbewußt Steiner mit Ahriman!

Es ist nur natürlich, daß Steiner die Psychoanalyse haßte und bekämpfte und daß die Anthroposophie stets ein fanatischer Gegner der Vorstellung von einem Unbewußten war. Nach der Aussage eines zeitgenössischen Anthroposophen ist die Psychoanalyse „Blendwerk Satans“. Ich nehme an, daß die Orgonomie noch härter beurteilt werden würde, da sie von der bioenergetischen Einheit des Menschen spricht, während die Anthroposophie von einem universellen psycho-physiologischen Parallelismus ausgeht, einer kosmischen Spaltung, der zufolge der Mensch zwei Wesen in einem Organismus ist. Auf der einen Seite die biologische Evolution, der wir unseren Körper verdanken, auf der anderen die davon vollkommen unabhängige Entwicklung unserer Seele von Inkarnation zu Inkarnation. Zum Beispiel erklärt die Anthroposophie die gegenwärtige Überbevölkerung wie folgt: im 20. Jahrhundert ist Christus in seinem „Ätherkörper“ zurückgekehrt, um das New Age zu bringen, all die einzelnen Seelen wollen an dieser Erfahrung Anteil haben und reinkarnieren sich deshalb nun auf der Erde.

Ursprünglich war Steiner gegen derartige Theorien, da er vorher ein atheistischer Monist und „Individualanarchist“ in Anlehnung an Max Stirner und Nietzsche war. Es gibt eine profane Erklärung für Steiners plötzlichen Wechsel zur Theosophie im Jahre 1902: er war in einer verzweifelten Lage, da er keinen Beruf hatte und die Theosophie seine allerletzte Chance war, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten (in dieser Hinsicht erinnert er an L. Ron Hubbard). Ich nehme an, daß dieser Umschwung zu einem festgelegten mystischen System diesen Schizophrenen in engeren Kontakt mit der Realität brachte, indem es ihn einen Orientierungsrahmen bot. Vielleicht hatte dies einen heilenden Einfluß auf seine Schizophrenie und ermöglichte es ihm später in seinen sozialen Unternehmungen so produktiv zu sein. Marie von Sivers, ein pestilenter, sadistischer Charakter, war der Antrieb hinter Steiners Weg in den sozialen Erfolg. Wie sehr er von ihr dominiert wurde, zeigt die Tatsache, daß nach seinem Tod Marie von Sivers seine von ihr veröffentlichten Vorträge so manipulierte, daß er geistig nicht allzu angeschlagen wirkte. Aber schon Steiner selbst hatte die neuen Ausgaben seiner frühen Bücher vollkommen umgeschrieben, um den Bruch in seinem Leben zu kaschieren.

Wegen seiner persönlichen rassistischen Überzeugungen, die sogar noch rigider waren als die der angelsächsischen Theosophen, spaltete sich Steiner 1913 von der Theosophie ab. Er konnte die „Absurdität“ nicht ertragen, daß das braune Hindukind Jiddu Krishnamurthi zur Reinkarnation Christi erklärt wurde. 1917 wandte er sich dann von seiner dualistischen gnostischen Abgeschiedenheit ab und all seinen sozialen Aktivitäten rund um die „Dreigliederung“ zu. Aber trotzdem blieb hinter Steiners Konzepten der grundlegende Manichäische Dualismus zwischen einer höheren und einer niederen Welt, zwischen Geist und Körper. Zum Beispiel steckt hinter Steiners angeblich „arbeitsdemokratischem“ Konzept von der gesellschaftlichen „Dreigliederung“ das Konzept einer Dichotomie zwischen den höheren geistigen Menschen und den niederen materialistischen. Steiners Gesellschaftssicht ist nicht demokratisch, sondern „hierarchisch-hierokratisch“. Seine „Dreigliederung“ der Gesellschaft in die vollständig unabhängigen Sphären des Staates (Justiz), der Ökonomie und der Kultur, ist weit davon entfernt arbeitsdemokratisch zu sein und bedeutet in Wirklichkeit eine Art von Kastensystem mit den Anthroposophen (Kultur) an der Spitze als der Erziehungs-Elite, die die beiden anderen Sphären bestimmt, während die Anthroposophie selbst von allen ökonomischen und rechtlichen Eingriffen frei bleibt. Es ist ein rigides patriarchalisches totalitäres System hinter einer liberalen Maske von Freiheit und „Unabhängigkeit“. Für einige Nazis war und ist es die Blaupause ihrer Staatsutopie.

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15 Antworten to “Orgonomie und Anthroposophie”

  1. Klaus Says:

    „Beispielsweise ist das ganze anthroposophische Konzept vier unterschiedlicher Äther von den vier Aggregatzuständen der Materie abgeleitet. Steiner: ‚Der Geheimwissenschaftler erforscht die geistigen Gesetze gerade in der Art, wie der Physiker oder der Chemiker die materiellen Gesetze erforscht‘ (z.n. Friedrich Heyer Anthroposophie – ein Stehen in höheren Welten?, Konstanz 1993, S. 60).“
    Die Idiotie (‚Unwissenschaftlichkeit‘) darin liegt in der Methode, nicht im Inhalt. Esos (so nenne ich sie mal pauschal) suchen ästhetische Analogien, und manche verquicken das wiederum mit Orgonkonzepten. Kann man sich meinetwegen spekulativ gelegentlich leisten, aber nur im Rahmen eines Brainstormings. Leider wird dergleichen jedoch als tiefe Einsicht verkauft. In „gerade in der Art, wie der Physiker oder der Chemiker die materiellen Gesetze erforscht“ liegt die falsche Auffassung Steiners wie vieler anderer Eso-Köpfe. Dass man Stoffe anhand von Aggregatzuständen beschreibt, spricht überhaupt nicht dafür, ‚vier unterschiedliche Äther‘ anzunehmen. Ähnlich an bloßer Wissenschaftsästhetik orientiert ist übrigens die Vorstellung, das Herumhantieren mit scheinbaren Messgeräten mache eine Praxis wissenschaftlicher. Die wissenschaftliche Hauptarbeit liegt in den Schlüssen von empirischem Material (das möglichst intersubjektiv zugänglich sein sollte; dies oft die verdammte Schwierigkeit, da natürlich auch manches der Fall ist, was nicht jedem gleichermaßen zugänglich ist) zu theoretischen Annahmen (die der ständigen Revision/Reformulierung unterliegen).

  2. Sebastian Says:

    „Gleichzeitig verbindet sie sich mit Verschwörungstheorien, etwa um den 11. September herum, die faktisch identisch mit jenen „Theorien“ sind, die Hitler und Himmler bewegt haben.“

    Hallo PN,
    ich habe entweder das Gefühl, dass Ihre Reich-Interpretation ein wenig überstrapaziert ist oder aber, dass ich noch viel lernen muss. Ich gebe zu, dass ich Reichs Werke aus den 50er Jahren noch nicht kenne, außer einen Teil von „Christusmord“, aus dem einfachen Grund, dass ich mich erst seit einigen Monaten mit Reich beschäftige, die Bibliotheken/Antiquariate seine späten Werke nicht haben und sie mir im Internet zu teuer sind.

    Bis zum II. Band der Entdeckung des Orgons, den ich gelesen habe, kann ich aber viele Ihrer Schlussfolgerungen nicht nachvollziehen. So zB, dass 1. der Konservative näher am biologischen Kern ist, dass 2. der Kapitalismus der SpL-Funktion entspricht, dass 3. das Arbeitsprodukt einem (monetären) Gewinn entspricht, dass 4. Eigentum ein lebenswichtiges künstliches Organ ist und dass 5. Sie hier alle Verschwörungstheorien mit Mechano-Mystizismus und Sadismus in Verbindung bringen.

    Kann man 1. irgendwo aus Reichs Werk originär ableiten? Das müsste ja wenn dann in „Menschen im Staat“ stehen. Haben Sie dazu Fundstellen? Das Buch ist ja nicht so teuer. Was verstehen Sie unter Linksliberalismus? Gibt es für Sie auch Linke, die nicht unter diesen Begriff fallen bzw. sind alle, die eine strukturelle Kritik am vorherrschenden ökonomischen System haben „links“?

    Aus meiner Sicht lassen sich zu 2.-5. einige Gegenargumente anbringen:

    2. Arbeit kann durchaus der SpL-Funktion entsprechen, so wie es Curtis Barnes beschrieben hat. Das will/kann ich nicht beurteilen. Arbeit ist aber nicht gleich Kapitalismus, denn diese Arbeit existiert ja in matriarchalen Gesellschaft, die gerade NICHT kapitalistisch sind: Sie haben kein Eigentum iSd römischen Rechts, kein Recht, was von Gerichten bzw. letzten Endes dem Staat durchgesetzt wird und auch kein Geld (siehe dazu ausführlich das Buch „Eigentum, Zins und Geld“ von Heinsohn/Steiger, die ua die ethnologischen Ergebnisse zur fieberhaften Suche nach Eigentum, Zins und Geld in Stammesgesellschaften zusammenfassen).

    3. Die Arbeitsprodukte bzw. die Güter, welche nicht selbst konsumiert, sondern für Feste akkumuliert werden, sind auch kein Gewinn iSv Profit. Der Gewinn im Kapitalismus bzw. in einer Eigentumsgesellschaft ist eine monetäre Größe und hat nichts mit Gütern, sondern mit Waren zu tun. Waren sind das Ergebnis der Produktion eines verschuldeten Unternehmers zum Zweck der Einwerbung von Kaufverträgen, um Tilgung und Zins zu leisten. Das Kernelement, was den „Kapitalismus“ ausmacht, ist der Kreditvertrag, der durch Belastung von Eigentum zustande kommt (Eigentum ist also die 1. Voraussetzung) und dessen Eigenschaft eine MANGELSTRUKTUR ist: Am Ende der Frist verlangt der Gläubiger vom Schuldner eine höhere Summe als er selbst zur Vorfinanzierung seiner Produktion von Waren bekam (Tilgung + Zins). Wenn der Schuldner dies nicht leisten kann, verliert er sein Eigentum. Der Kapitalismus / die Eigentumsgesellschaft ist also nicht durch Freiwilligkeit, sondern von der Struktur her durch Zwang von Beginn seiner Entstehung an gekennzeichnet. Der Motor ist äußerer Zwang.

    4. Eigentum ist keine Sache, kein Ding, das man gewaltätig beeinflussen kann, so wie Sie es in einem Blogeintrag beschreiben, sondern ein umfassendes HerrschaftsRECHT über eine Sache. Ganz entsprechend ist Ihre Vorstellung vom Geld als Ding/Sache, das man „tauscht“ bzw. aus dem Tausch zur Erleichterung entstanden sein soll (wirtschaftswissenschaftliche Spekulation ohne irgendeinen Tatsachenbefund), so dass Sie daraus – unter der Voraussetzung genitaler Charaktere – eine freie Marktwirtschaft ableiten wollen.

    5. Ihre Meinung zu Verschwörungstheorien ist ein Hohn für alle Angehörigen, Feuerwehrleute, Rechtsanwälte, Architekten, Wissenschaftler, Lehrer usw. usf., die sich rational um eine an Fakten orientierten Aufklärung bemühen. Natürlich gibt es auch in dieser Bewegung Freiheitskrämer sowie Freiheitshausierer, die ihre VERSCHWÖRUNGStheorien – und nur hier passt der Begriff – auf der mystischen Sehnsucht der Massen aufbauen, so zB Alex Jones. Aber gegenüber den mühsam gegen die us-amerikanische Freiheitsideologie zusammengetragenden Fakten und den Theorien von Experten, die größtenteils lediglich berechtigte Fragen stellen, ist dieser Anwurf einfach nur undifferenziert. Ich sehe bei dieser Ignoranz gegenüber ehrlicher Arbeit keinen prinzipiellen Unterschied zu der Ignoranz gegenüber Reichs Werk.

    • Peter Nasselstein Says:

      Tut mir leid, aber ich bin dezidiert kein „Reichianer“!

      Daß 1. der Konservative näher am biologischen Kern ist:

      Konservativ = verzerrter Kontakt zum Kern, links = Verlust des Kernkontakts. Was bringt es sektiererische Reich-Tamuldisiererei zu betreiben?! Das schließt jeder Orgontherapeut aus seiner therapeutischen Erfahrung.

      Daß 2. der Kapitalismus der SpL-Funktion entspricht, daß 3. das Arbeitsprodukt einem (monetären) Gewinn entspricht

      Diese Theorie, der sich die meisten Orgonomen angeschlossen haben, stammt nicht von Reich, sondern von Curtis Barnes, der im übrigen lieber von „Marktwirtschaft“ spricht. Manche verweisen dann auf Reichs Marx-Kapitel in MENSCHEN IM STAAT – Reich-Tamuldisiererei.

      Daß 4. Eigentum ein lebenswichtiges künstliches Organ ist:

      Der Funktionalist Hans Hass in seiner Energontheorie.

      Dass 5. ich alle Verschwörungstheorien mit Mechano-Mystizismus und Sadismus in Verbindung bringe:

      Naja, DER ROTE FADEN breitet ja auch gewisserweise eine Verschwörungstheorie aus. Dazu Konia http://charleskonia.com/2011/04/30/conspiracy-theories-and-the-operation-of-the-emotional-plague/

      [To] think of social interactions in terms of conscious intent […] is the weakness of all conspiracy theories. […] all human behavior is driven by the persons individual or socio-political character structure. […] Emotional plague ridden individuals do not consciously “conspire” to organize and carry out their destructive actions. They spontaneously gravitate to each other and operate together because they share a common goal without any conscious or evil intent. […]

      Mit anderen Worten es geht entweder um “emotionale Verschwörungen“, d.h. um bioenergetische Reaktionsmuster, – oder Verschwörungstheorien sind ein mechano-mystischer Alptraum und damit selbst Teil der Emotionellen Pest.

      Entsprechend höre ich auch gar nicht hin, was Linke und Rechte für „Argumente“ haben, sondern ich schaue, worauf ihre Pläne und Vorschläge [their common goal] letztendlich hinauslaufen.

      Klingt gut, was Sie über matriarchale Gesellschaften, das Zwangswesen des Kapitalismus, Eigentum als Herrschaftsrecht sagen und Heinsohn ist ein sehr kluger Mann, aber für unsere Gesellschaft wäre eine Stammesökonomie m.E. eine ökonomische und soziale Katastrophe [Reorganisation der Gesellschaft auf niedrigerem Niveau = Krebs = Kommunismus] ] und aus meiner Sicht sind die unerfreulichen Aspekte des Kapitalismus direkter Ausfluß der (charakter-) strukturellen Verachtung des konservativen Charakters für Hingabe („Hingabe“ in jedem Sinne des Wortes). Das kam im Kontakt zwischen den Kolonisatoren und den „Wilden“ unmittelbar zum Ausdruck.

  3. Robert (Berlin) Says:

    Gleichzeitig verbindet sie sich mit Verschwörungstheorien, etwa um den 11. September herum, die faktisch identisch mit jenen „Theorien“ sind, die Hitler und Himmler bewegt haben.

    Es gibt allerdings eine ernsthafte, wissenschaftliche Kritik an den staatlichen Verschwörungstheorien vom 9/11, die nichts mit Antisemitismus und Illuminaten oder Eidechsenmenschen zu tun hat. Diese Unterscheidung sollte zumindest getroffen werden.

  4. Manuel Says:

    @Peter Nasselstein:
    Ich finde es auch wichtig den Begriff „Marktwirtschaft“ statt „Kapitalismus“ zu verwenden. Worauf es „orgonomisch“ ankommt, ist doch die Funktion des Marktes. Das „Kapital“ in den Mittelpunkt zu stellen wäre eine falsche und mißverständliche Fokussierung. Aus Kapital noch mehr Kapital zu machen, ohne Rückbindung an Arbeit, Produkte und Märkte ist doch eine Krankheit, die heute allgemein mit dem Begriff „Kapitalismus“ assoziiert wird und deren negative Auswirkungen alle in der „Krise“ verspürt haben.

  5. O. Says:

    Wenn man die Verschwörungspraxis vom 9/11 ernst nimmt, muss man verzweifeln, dass sowas möglich war. Es existieren auch noch 2 Lesarten dieses Tages. Herr Obama muss sich in Eigenschaft des Präsidenten hinstellen und so tun als gäbe es eine ausländische Terrorgruppe, die etwas mit dem Verschrotten der Türme zu tun gahbt hätte, wo schon längst der Zweifel daran so groß ist, das dies noch kaum einer glauben möchte bzw. kann.

    Das ist eine schizophrene Haltung von offizieller Seite her, aber keine Verschwörung mehr. Das Vertrauen ist ruiniert in diese und alle anderen Regierungen, die uns das Märchen täglich auftischen wollen. Und wer es nicht glauben will … was passiert mit dem? Der wird überwacht, identifiziert, selektiert, ins Lager gebracht, verhört, gefoltert und getötet? Ja alles wird möglich (demnächst) in der EU und ist möglich in Übersee.
    Und es glaubt trotzdem kaum einer, weil es zu blöde inszeniert war.

    Nun wenn man nicht daran glaubt, muss man verrückt werden, weil dies Konsequenzen hat für die politische Realität. Regierungen die ein Verbrechen begehen und es anderen in die Schuhe schieben, kennen wir Deutschen schon. Also bleibt die Frage, was wollen die Jungs uns NACHmachen. Vormachen können sie uns nichts mehr.
    Daher passt das Argument von „Verschwörungstheorien“ nicht, aber ich kann verstehen, wenn man die Konsequenz nicht denken mag, die sie aus der Wahrheit der aufgedeckten Vorgänge ergibt. Insbesondere, weil es keine Konsequenz für die Täter und deren Organisationen gibt, haben wir eine schizophrene Situation: Einen massenpsychiatrischen Notfall, der unerträglich ist.
    Nun könnte man die Einzelheiten diskutieren, wie man früher immer alles zerredet hat, ich kann es so stehen lassen und wenn einer sagt, Polen hat Deutschland überfallen, weiß ich doch was gemeint ist: Der Präsident hat immer recht … bis zum Tag, wo er nicht mehr Präsident ist.
    Denken wir an die kirchliche Inquisation, der Folterer hatte auch immer Recht und hat fast immer sein Geständnis bekommen. Diese „Wahrheit“ ist eine Frage der Macht und am besten setzt man gleich zwei Wahrheiten in die Welt, dann kann sich jeder seinen Teil aussuchen und es sieht dann mehr nach Demokratie aus oder eben nach Schizophrenie, wie man eben möchte.

  6. Sebastian Says:

    Ja, „Reich-Talmudisiererei“ bringt nichts. Nun ja, ich bin ja erstmal noch in der Phase Reich überhaupt zu verstehen und mir einen Überblick über die Orgonomie- bzw. Reichszene zu verschaffen (oder wie auch immer da die Abgrenzungen sind). Ich habe mir nochmal Ihren Artikel zum „Blauen Faschismus“ durchgelesen, der für mich erst nach Reich-Talmudisiererei klang und ich deswegen auch über Ihre Abweichungen irritiert war. Ich denke, dass ich ihn jetzt besser verstanden habe, denn eigentlich geht der Kerngedanke ja schon aus dem ersten Satz hervor:

    „In Der Blaue Faschismus geht es darum, den emanzipatorischen Kern der Orgonomie vor Zersetzung und Mißbrauch durch ultra-reaktionäre Doktrinen zu schützen.“

    Sie besprechen zB ein Buch von Heiko Lassek, wobei besonders deutlich wird, was Sie meinen. Das weckt natürlich nicht gerade Vertrauen, wenn man auf der Suche nach einem Therapeuten ist.

  7. Klaus Says:

    Wenn nun schon von ‚Reich-Talmudisiererei‘ die Rede ist, dann will ich nochmals betonen, dass DIE Argumentationsbasis Erfahrungen (mit Wirkungen des ORAC’s, mit als ähnlich empfundenen Phänomenen in der Selbstwahrnehmung, deren Zusammenhang mit Atmung, mit Orgasmus oder wenigstens Sexualität, …) zum einen und richtiges Schließen zum anderen sein müssten – einerseits eine i. w. S. (also nicht nur auf Messbares beschränkte) empirische Basis zum einen und Hypothesen- sowie Theoriebildung zum anderen. Man kommt um Wissenschaftstheorie daher nicht herum. Was aber auch schon – wenigstens für die Entwicklung eines ‚richtigen Riechers‘ – nützlich ist, ist, sich über !systematische! Erfahrungen in den oben genannten Bereichen auszutauschen. So kann ich Reich mit einer kritischen Distanz, allerdings auch – wie von ihm zu recht gefordert – „immanent“ kritisch lesen. Wer z. B. den ORAC nicht längere Zeit erlebt hat und somit auch keine Wechselwirkungen seiner Wirkungen mit anderen Lebensbereichen erlebt hat, wird „Orgon“ für spinnert halten, ohne sich ernsthaft damit befasst zu haben. Die kritische Distanz zu Reichs Worten halte ich allerdings für umso mehr geboten, als Reich (einerseits leider, andererseits wäre er anders wohl nicht seinen Weg gegangen) wahrscheinlich vor dem Hintergrund seiner philosophischen Einflüsse (Nietzsche, Bergson, …) nach einer ‚Lebensenergie‘ sehr gezielt gesucht hat! In den Briefen und Tagebuchnotizen in „Jenseits der Psychologie“ finden sich viele Hinweise darauf, wie gezielt er einer Sache ’nachjagte‘, die ohne Bione, SAPA, … ein Phantom geblieben wäre. Zum Beispiel Seite 137 (Brief an Annie Reich, 1936): „Bald wird die Strahlung an die Reihe kommen. Ich weiß, Du bist skeptisch, aber die Leute hier staunen und — ich, ehrlich gesagt, auch.“ Wenn er dann noch „Der ‚kleine Willi'“ anfügt, bekomme ich besonders den Eindruck, dass er durchaus auch ‚groß rauskommen‘ wollte, was ihm ja – gemessen an der Anerkennung in der Scientific Community – nicht gelungen ist. Eine seiner Qualitäten war der ‚richtige Riecher‘, denn von bloßen Zufallsentdeckungen kann kaum die Rede sein (ich meine: leider. Denn das würde die Sache für ‚außen Stehende‘ überzeugender machen und den Eingang in medizinisches Denken wohl erleichtern.) Über die Stelle „Bald wird die Stahlung an die Reihe kommen“ habe ich mich heute gewundert, dergleichen findet sich in dem Buch ziemlich oft.

    • Peter Nasselstein Says:

      Wenn man es so betrachtet, war die Orgonenergie bereits 1919 da, wie Reich selbst ausführt in ORGONOMIC UNCTIONALISM. PART II: ON THE HISTORICAL DEVELOPMENT OF ORGONOMIC FUNCTIONLISM (OEB Vol. 2, No. 1, p. 4):

      Embryonic functionalism gave energy priority in natural development without being able to prove this priority. At that time one could not have explained anything at all about the origin of the preconceived opinion of a young natural scientist.

      In PART I (= ÄTHER, GOTT UND TEUFEL) hatte er ausgeführ, wie wichtig subjektive Organempfindungen (sozusagen „Ahnungen“) in der Naturforschung sind, da sie die Richtung weisen, in der nach objektiven Nachweisen zu suchen ist.

      Es ist in dieser Hinsicht auch eine gewisse Nähe zu Steiner vorhanden, nur daß dieser eben nicht ungepanzert war und entsprechend „Dämonen und Engel“ sah (vgl. „Das Reich des Teufels“ in ÄG&T) und, zweitens, nicht darauf bestand die „Ahnungen“ objektiv nachvollziehbar zu objektivieren. Die Orgonomie steht und fällt mit dem Labor und der Klinik. Ohne Thermometer, Elektroskop, Mikroskop, etc.pp. ist das hier alles Schall und Rauch.

  8. Klaus Says:

    „Es ist in dieser Hinsicht auch eine gewisse Nähe zu Steiner vorhanden, nur daß dieser eben nicht ungepanzert war und entsprechend „Dämonen und Engel“ sah (vgl. ‚Das Reich des Teufels‘ in ÄG&T) und, zweitens, nicht darauf bestand die ‚Ahnungen‘ objektiv nachvollziehbar zu objektivieren.“ Na ja, von „objektiv nachvollziehbar machen“ kann eigentlich nie die Rede sein. Das darf man zugeben, ohne sich „Konstruktivist“ nennen zu müssen. Das empirische Material führt nur über Schlüsse mit Zusatzhypothesen zu Thesen und Theorie. Das wird leider in der Reich-Szene ständig übersehen, z. B. Hempels „Philosophie der Naturwissenschaften“ (dtv) – so gepanzert Hempel gewesen sein mag – ist jedem zu empfehlen, der sich um wahre Sätze in der Naturwissenschaft bemüht.
    Um den ‚Riecher‘ zu entwickeln, bleiben die ’subjektiven‘ Erfahrungen allerdings von Interesse. Das übersehen Universitätsleute fast immer. Ich kann gar nicht begreifen, wieso so viele nicht neugierig sind, zu erfahren, was es z. B. mit der Blechkiste auf sich hat. Da wird immer erst nach Messergebnissen gefragt, als wären die Sinnesorgane völlig wertlos.
    Die vielen Naturphilosophen, die von Lebensenergien faselten, interessieren mich persönlich wenig. Argumentativ ist z. B. die längerfristige Erfahrung mit ORAC’s deshalb ein Schritt vorwärts, weil man Erfahrungen, die man ’subjektiv‘ mehr oder weniger immer schon kannte, nun auch mittels einer billigen Blechkiste (und eben nicht mittels Einnahme oder Injektion von etwas, das den Stoffwechsel direkter beeinflusst) so oder ähnlich haben kann – was die Annahme einer physikalischen Größe i. w. S. extrem nahelegt.
    Versteht jemand, woran Reich in dem Brief an Annie Reich 1936 (!) inhaltlich anknüpft, wenn er schreibt „Bald wird die Strahlung an die Reihe kommen. Ich weiß, Du bist skeptisch, aber die Leute hier staunen und — ich, ehrlich gesagt, auch.“ ?

    • Peter Nasselstein Says:

      „Strahlung“: die bioelektrischen Experimente, die ein Strahlungsfeld (entsprechend Burr’s L-Feld) um den menschlichen Organismus nahelegten, waren abgeschlossen und die Bion-Experimente mit den Strahlungsbrücken zwischen den Bionen waren im vollem Gang.

  9. Reichianischer Mystizismus (Teil 2) | Nachrichtenbrief Says:

    […] des Autors der Massenpsychologie des Faschismus (siehe auch meine Ausführungen zur Anthroposophie an anderer Stelle). Wie Max Liebermann angesichts der SA-Aufmärsche nach der „Machtergreifung“ sagte: „Ich […]

  10. Robert (Berlin) Says:

    „festgelegten mystischen System diesen Schizophrenen“

    Witzigerweise lernte ich durch eine Mann mit leichter Schizophrenie meinen ersten Steiner-Anhänger kennen.

  11. Peter Töpfer Says:

    Zum Thema Steiner geht nichts an Laskas „Ein dauerhafter Dissident“ vorbei (Kapitel 12 „Der Verleugnete“).

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