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DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 19. Die Dogmatik der Christusmörder: Christus und Hitler (Teil 1)
19. Januar 2023Architektur und sexuelle Revolution
16. Oktober 2022Vor fünf Jahren lieferte ich hier im Blog eine sexualökonomische Erklärung der Wilhelminischen Architektur ab:
Ich rätselte bei einer Fahrradtour durch Hamburg weiter über meine alte Marotte: warum mir die Wilhelminische Architektur so überaus gut gefällt, gerade enthusiasmiert, und warum mich alles derartig anwidert, was in den letzten 100 Jahren gebaut wurde. Ein physischer Widerwille, abgrundtiefer Haß und purer Ekel!
Mein Fehler war bisher, daß ich a la Rudolf Steiner von steinzeitlichen Höhlen ausgegangen bin und daß heute diese natürlichen Formen durch mechanische Formen ersetzt wurden. Doch dieser Ansatz ist nicht zielführend. Man muß Häuser anders betrachten, nämlich frei nach Hans Hass (Energontheorie) als zusätzliches Organ, das funktionell dem Federkleid der Vögel, dem Fell der Säugetiere und der Kleidung der Menschen entspricht.
Das Federkleid eines Pfaus oder eines Enterichs, das überbordende Geweih eines Hirsches oder die imposante Mähne eines muskelbepackten Pavian-Paschas sind vollkommen überflüssiger Schnickschnack ohne jede Funktion. Dieser absurde Luxus der Sexprotze signalisiert nur eins: eine überbordende Gesundheit, eine überschwellende Energie, gutes Erbmaterial. Und genau das signalisierte die verschnörkelte, sich in abstruse Einzelheiten verlierende Architektur des imperialen Deutschlands, das vor wirtschaftlicher Kraft schier barst, warum denn auch die Emotionelle Pest alles tat, um das Deutsche Reich wieder zu zerstören.
Die Architektur unter Kaiser Wilhelm läßt mein Herz höher schlagen, weil sie eine hohe orgonotische Ladung signalisiert, Optimismus und Lebendigkeit. Alles was danach kam, ausnahmslos alles, ist eine Architektur des Niedergangs, des Verfalls, des Todes. Die heutigen Städte sind steingewordene Anorgonie. Ausspuck!
Soweit mein alter Text. Nichts davon nehme ich zurück, außer vielleicht das mit der „wirtschaftlichen Kraft“ als ein entscheidender Faktor. Mir war damals nicht klar, daß die neue Architektur, also die Architektur nach dem Ersten Weltkrieg, rein gar nichts mit ökonomischen Zwängen zu tun hat. Auch dachte ich, zu Wilhelminischen Zeiten sei die Arbeitskraft halt billig gewesen, nach dem Ersten Weltkrieg habe sich das geändert und man mußte schnell und trotz verteuerter Arbeitskraft billig für eine wachsende Bevölkerung bauen. Das ist Unsinn! Die Bauten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts wurden bereits weitgehend industriell gefertigt. Es gab Fabriken, in denen Steine, vor allem „künstliche Steine“ (Steine aus Kalkmörtel), geschnitten und mit Hilfe von Schablonen gefräst wurden und all die Ornamente und Figuren, sind nicht etwa Produkte von Steinmetzen, sondern wurden massenhaft gefertigt, wie heute all die Statuetten und anderer billiger Firlefanz, den geschmacklose Zeitgenossen in ihre Gärten stellen. Auch Einzelstücke brauchten keinen „Michelangelo“, sondern wurden aus vorgefertigten Versatzstücken schnell zusammengepfuscht.
Warum wurde das, die überbordende Ornamentik, so abrupt aufgegeben und durch brutale Nacktheit ersetzt? Man vergleiche die schlichte Frauenmode der 1920er Jahre mit dem Panzer aus Stoff und Tüll, der die Frauen vor dem Großen Krieg eingehüllt hatte und kaum atmen ließ! Die neue sogenannte „funktionale“ Architektur, mit anderen Worten „nackte Architektur“, beruhte auf keinster Weise auf materiellen Zwängen, sondern war ein Nebenaspekt der sexuellen Revolution, die mit dem Krieg und dem Zusammenbruch der alten Ordnung einherging.
Natürlich waren das keine bewußten Entschlüsse und kein Mensch hat die besagte „Nacktheit“ des Mauerwerks mit Nackedeis assoziiert. Es geht hier um geschichtliche Prozesse, die auf der Entfaltung der Orgonenergie in der Gesellschaft beruhen. Die Menschen wollten endlich frei sein von den alles erstickenden Konventionen. Die sexuelle Revolution endete im Sadomaso-Brutalismus der Pornographie, der sich immer mehr in der fast schon alltäglichen Mode niederschlägt. Der Brutalismus der modernen Stadtarchitektur ist davon nur ein Aspekt.
Offensichtlich sind auch andere auf ähnliche Gedanken gekommen, soweit ich das dem bombastischen Wortgeklingel entnehmen kann.
Orgonomie und Metaphysik (Teil 19)
20. Dezember 2021Die Heil-Methode der Geistheilung ist etwas, das auf einem einfachen psychologischen Mechanismus beruht. „Eine genuine ‚Wunderheilung‘ bedeutet einfach, daß es sich dabei um eine Stimulierung biologischer Energie des autonomen Nervensystems gehandelt hatte“ (Myron Sharaf: „Die erste Orgonomische Konferenz auf Orgonon vom 30. August bis 3. September 1948“ Internationale Zeitschrift für Orgonomie I(1), April 1950, S. 36). Bereits in den 1920er Jahren finden sich ähnliche Aussagen Reichs, der sich damals intensiv mit Suggestion als Heilmethode auseinandersetzte!
Gemeinhin wird von „Geistheilern“ zu Beginn die unbedingte Überzeugung vermittelt, daß die Methode auf jeden Fall wirkt. Es heißt nicht etwa: „Versuchen wir es mal, vielleicht klappt es ja, aber dazu müssen Sie mitarbeiten“, sondern es wird der Eindruck vermittelt, daß es unfehlbar immer wirkt und so wird der Patient perfekt konditioniert. Sagt der „Patient“, daß er nicht an die Methode glauben würde und sich fürchte, sich unbewußt gegen die Heilung zu sperren und diese dergestalt vielleicht zu hintertreiben, antwortet der „Therapeut“: „Das macht gar nichts, die Methode wirkt unabhängig von Ihrer Einstellung.“ Dies, die Unterlaufung jedes Widerstandes, ist die perfekte Methode, einen Placebo-Effekt zu provozieren, d.h. die besagte Stimulierung des Körperorgons. Hinzu kommt das ganze Umfeld: mystisches Geraune und Geschichten über einen geheimnisvollen Wundermann im Hintergrund.
Als nächster Schritt wird dann der durch den Placebo-Effekt praktisch überzeugte „Patient“ langsam in die Gedankenwelt des Geistheilers hineingezogen, so daß es ein sich selbsterhaltender Prozeß wird, d.h. man ist schließlich auch dann davon überzeugt, wenn Effekte schließlich ausbleiben, was praktisch immer der Fall ist. Am Ende steht dann die finanzielle Ausbeutung, indem man in ein teures Kurssystem hineingezogen wird. Unterstützt wird dies dann auch noch durch eine hohe Ethik: „Ich nehme kein Geld für eine Behandlung, die auf reiner Liebe beruht.“ Wieder wird jeder Widerstand unterlaufen. Der Weg aus dieser Guru-Sekte ist unmöglich, denn erstens gibt es die positiven unleugbaren Anfangserfahrungen und zweitens wird sich niemand eingestehen, daß er soviel Lebenszeit und vor allem (trotz aller gegenteiligen Beteuerungen) Geld für solch einen offensichtlichen Quatsch verschwendet hat. So wird gerade die Absurdität des Systems zu einer seiner Hauptstützen.
Letztendlich darf man auch nicht vergessen, daß die Esoterik all das in perfekter Weise verspricht, wonach sich der Kleine Mann sehnt: übermenschliche „kosmische“ Bedeutung der eigenen Person und die anstrengungslose Lösung aller Probleme, aller Schmerzen und aller Unsicherheit.
Dabei möchte ich einen gewissen orgon-energetischen Effekt der „Spiritualität“ auf den Gläubigen nicht ganz von der Hand weisen: „Von Eduard Zeller erzählte Steiner die Anekdote, daß dieser noch als Neunzigjähriger in Berlin ‚mit ungeheurer Lebhaftigkeit‘ habe dozieren können, weil er, da nicht Materialist, nicht verkalkte, während ein siebzigjähriger Kollege, der nur Gedanken gehabt, ‚die im Materialismus drinnen stecken‘ Arterienverkalkung bekam“ (Friedrich Heyer: Anthroposophie – ein Stehen in höheren Welten?, Friedrich Bahn Verlag, Konstanz, 1993, S. 109).
Das ultimative Tabu (Teil 6)
11. September 2021In einem Interview von 1986 über den Hitler-Ludendorff-Putsch von 1923 sagte der Jugendaktivist des Putsches und spätere SS-Sturmbannführer Gustav Adolf Lenk (Jahrgang 1903) auf Bayern 3 (6. Nov. 1993), daß es drei Vorbilder gegeben hätte, denen er Zeit seines Lebens gefolgt wäre: „Hitler, Rudolf Steiner und General Ludendorff“. 1922 hatte Lenk den „Jugendbund der NSDAP“ gegründet und nachdem die NSDAP verboten wurde, gründete er 1924 die „Großdeutsche Jugendbewegung“ – aus der dann die Hitler-Jugend wurde.
Ein anderer SS-Anthroposoph war der Chef der Abteilung III des Reichssicherheits-Hauptamtes, der SS-Obersturmführer Otto Ohlendorf, der seine anthroposophischen Gesinnungsgenossen im Dritten Reich aktiv unterstützte. Jahrgang 1907 trat er 1925 als eines der ersten Mitglieder in die neugegründete NSDAP ein, 1926 kam er zur SS und 1936 zum SD, wo er für „Volkstum“ und den Inlandsnachrichtendienst verantwortlich war und in dieser Eigenschaft den Holocaust plante. Zwischen Juni 1941 und Juli 1942 war er Leiter der „SS-Einsatzgruppe D“, die in Rußland mehr als 91 000 Juden ermordete.
Himmler nannte den Anthroposophen und puritanischen Vertreter der NS-Orthodoxie verächtlich „Gralsritter des Nationalsozialismus“. Am Ende des NS-Regimes versuchte Ohlendorf als SD-Inlands-Chef, und damit als einer der mächtigsten Männer des Reiches, dieses durch anthroposophische „Dreigliederung“ zu retten, wobei die NSDAP zu einem von aller Machtpolitik befreiten „Tempel der Weisheit“ werden sollte. Bis zu seiner Exekution 1951 als Kriegsverbrecher blieb er glühender Nationalsozialist und Anthroposoph.
In den Erinnerungen einer französischen Korrespondentin im Deutschland der 1930er Jahre entdeckte ich folgenden Fall: 1935 durfte Jules Sauerwein vom Paris-Soir als erster ausländischer Journalist ein KZ besichtigen. Als Sauerwein nach Berlin zurückkehrte, fiel der Jounalistin an Sauerwein auf, daß er so begeistert war, wie sie ihn nie zuvor erlebt hatte. Sauerwein war beim Besuch des KZs Sonnenburg von einem jungen SS-Mann aus dem Justizministerium begleitet worden. Der SS-Offizier hatte sich auf der gemeinsamen Reise als glühender Anhänger Steiners erwiesen, was sich gut traf, denn Sauerwein hatte die Bücher Steiners ins Französische übersetzt. Der anthroposophische SS-Mann „Alexander“ erklärte seinem anthroposophischen Glaubensbruder und Duzfreund „Jules“ das KZ wie folgt:
Das ist eine unserer schönsten Einrichtungen. Das sind keine Straflager, sondern Besserungsanstalten. Wir halten unsere Häftlinge nicht für Kriminelle, sondern für Verirrte.
(Offenbar eine Art von Waldorf-Schule!) Dementsprechend enthusiastisch war auch der Bericht des Anthroposophen Sauerwein im Paris-Soir (Stephane Roussel: Die Hügel von Berlin, Hamburg 1986, S. 189-91).
Der Lebensreformer Rudolf Heß las die Schriften Steiners mit großem Interesse, aß nur, was auf anthroposophischen Bauernhöfen angebaut wurde und sogar Hitler selbst bezog seine vegetarische Nahrung ausschließlich von einem anthroposophischen Bauernhof. Sein Stellvertreter nahm die Waldorf-Schulen und die anthroposophische „Christengemeinschaft“ unter seinen persönlichen Schutz, während Walther Darré, der NS-Reichsbauernführer und Landwirtschaftsminister, das gleiche für die anthroposophisch-biodynamische Landwirtschaft tat.
1941 ordnete Himmler eine wissenschaftliche Studie in Auschwitz an, um ein für allemal festzustellen, ob anthroposophische (die Himmler vorzog) oder industrielle Anbaumethoden bessere Resultate erbringen würden. In einem Briefwechsel über seinen Befehl den biodynamischen Anbau in Auschwitz zu untersuchen, erwähnt Himmler einen ungenannten SS-Offizier, der ein agitierender Anthroposoph in Auschwitz sei (Helmut Heiber: Reichsführer! – Briefe an und von Himmler, Stuttgart 1968, S. 89f).
1944 war Thies Christophersen „SS-Sonderführer für Pflanzenzucht“ im Auschwitzer Zweig-KZ Raisko, mit anthroposophischem Anbau. Nach dem Krieg leitete er ein neo-nationalsozialistisches Netzwerk. 1973 veröffentlichte er das Buch Die Auschwitzlüge mit einer Auflage von insgesamt 100 000. Er veröffentlichte die neonazistische Zeitschrift Die Bauernschaft, wo er u.a. den anthroposophischen Anbau propagierte.
Der Anthroposoph Franz Lippert, Leiter des Heilpflanzenanbaus bei der anthroposophischen Aktiengesellschaft „Weleda“, die anthroposophische Medizin herstellt, wurde ins KZ Dachau abkommandiert, um dort den medizinischen Kräutergarten der SS zu leiten. Auch wurden in Dachau Gefangene unterkühlt bis der Tod eintrat, um die Weleda-Frostschutzcreme zu testen. Ausgeführt wurden diese Versuche von dem KZ-Arzt, Anthroposophen und SS-Hauptsturmführer Dr. Sigmund Rascher.
Raschers wuchs in einer prominenten anthroposophischen Familie auf mit engen Verbindungen zu Steiner persönlich. Ich verweise den geneigten Leser auf den Aufsatz Vom Muttersöhnchen zum Massenmörder – Überlegungen zu einer fatalen Biographie von Hubert Rehm.
Arbeitsdemokratie, Emotionelle Pest und Sozialismus (Teil 10)
5. November 2020Abhängig vom gesellschaftspolitischen Spektrum gibt es prinzipiell vier Möglichkeiten, gesellschaftliche Ereignisse zu betrachten und an sie heranzugehen:
A. die „sozialpsychologische, verkopfte“ Sichtweise (Kreiselwelle):
1. Linksextreme (Rote Faschisten): Zu welcher Klasse gehört jemand?
2. Liberale: Welche Ideologie hat jemand?
B. die „biologische“ Sichtweise, „aus dem Bauch heraus“ (Pulsation):
3. Konservative: Welchen Charakter hat jemand?
4. Rechtsextremisten (Schwarze Faschisten): Welche Rasse hat jemand?
Ich versuche immer, alle vier Standpunkte zu berücksichtigen, d.h. Klasse und Rasse (sic!) sind Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt. Es ist (abgesehen von der Ideologie natürlich) die gleiche Art und Weise, wie wir Schimpansenhorden, Pferdegruppen, Wolfsrudel usw. betrachten. Und das Menschentier ist genau das – ein Tier, ein Herdentier!
Martin Luther King versuchte, den Blickwinkel weg von der Rasse hin zum „Inhalt deines Charakters“ zu verschieben. Die zunehmend sich sozialdemokratisierenden US-Demokraten versuchten weiter, das gesellschaftliche Bewußtsein weg vom Charakter hin zur Ideologie zu verschieben. Und nun versuchen die zunehmend kommunistisch werdenden Demokraten alle Aufmerksamkeit auf die marxistische „Klassenanalyse“ zu lenken. Das ist natürlich die „Rotverschiebung“, von der Charles Konia spricht.
Reich hatte es mit einer „Schwarzverschiebung“ zu tun: Während der industriellen Revolution brach die Klassenstruktur mehr und mehr zusammen, und politische (ideologische) Differenzen rückten immer mehr in den Blickpunkt. Die „Lebensreform“-Bewegung in Deutschland und Österreich (gekennzeichnet durch noch heute bekannte Gestalten wie Ludwig Klages, Rudolf Steiner, Martin Heidegger usw.) versuchten den „Charakter“ (was immer auch dieser Begriff für sie bedeutete – siehe Reichs Notiz zu Klages in Charakteranalyse) in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. Und schließlich wurde alles vom „Rassenproblem“ beherrscht – was direkt nach Auschwitz führte.