DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: 5. Orgonomie und Religion (Teil 2)

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 5. Orgonomie und Religion (Teil 2)

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6 Antworten to “DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: 5. Orgonomie und Religion (Teil 2)”

  1. Denis Roller Says:

    Womit wir zum Kern des Problems durchgedrungen wären.

    Nun stellen sich allerdings noch ein paar Fragen:

    – Wie steht die Orgontherapie, will sie das Christentum ablösen, zur Selbstbefriedigung, wenn die Triebe nach Entladung schreien, aber gerade kein Sexualpartner möglich ist? Ist nicht gerade die Selbstbefriedigung der Hauptgrund für Panzerung? Setzt nicht gerade hier das Christentum an, indem es den Menschen aus seiner „Höhle“ in die Gemeinschaft zurück erlösen will? Es verschmelzen nämlich bei o.g. Phänomen nicht zwei Energiekontinua, sondern ein einzelnes wird auf lustvolle Weise schwächer und in sich gekehrter. Als Folge dessen leidet die Arbeitsfunktion erheblich, der Frustrationsgrad steigt, der Trotz gegen den Frust stärkt die anale Charakterstruktur und im Nu ist man verpanzert und die ganze Genitalität entweder mit Angst behaftet oder in den Schmutz gezogen. Reich meinte einmal, nur der Mensch hätte sich gepanzert, weil nur der Mensch genital veranlagt sei. Es scheint also, der Mensch panzere sich, weil ihn seine Genitalität überfordere. Wäre es da nicht ratsam, sein Genital behutsam zu zügeln (Keuschheit) und sein Becken in Zeiten der Einsamkeit anderweitig lebendig zu halten? „Keusch“ zu sein, UM keine Beckenpanzerung zu erleiden?
    – Wie schützt die Orgontherapie die „Genitalität“ vor Beschmutzung aller Art, wenn Sex nach Lust und Laune praktiziert wird, jede Hemmschwelle und Panzerung verschwindet, aber die „Arbeitsfunktion“ und die lebensnotwendige Kontraktion zur Leistungserbringung ebenso? Insbesondere in unserer anti- autoritären Gesellschaft ein hochaktuelles Problem.
    – Wie schafft die Orgontherapie den „Raum für Erfüllung“, den das Christentum durch ihre reale „Glückseligkeit im Gottesdienst“ erreicht? Was schenkt die Orgontherapie, wenn sie religiöse Glücksgefühle als Mystizismus abtut? Wie kann Orgontherapie „seelisch“ beglücken? Zu mehr Lebensglück verhelfen? Wenn sie den Menschen von seiner Urangst, der Angst vor dem Tod, der im direkten Widerspruch zum Leben mit seinem endlosen Wachstumsdrang steht, wie Nietzsche erkannte, nicht befreien kann- wie will die Orgontherapie sich dann überhaupt mit der christlichen Erlösungslehre messen lassen?

    Ist es nicht so, dass Reich alle religiösen „Glückseligkeitsbereiche“ als Mystizismus abgetan hat, weil er selbst vor lauter ungezügelter Lebenskraft nur so strotzte und im Allgemeinen ein ziemlich narzistischer Rechthaber war? Hat er nicht einfach völlig überreagiert angesichts der damaligen gesellschaftlichen Widerstände gegen seine Entdeckungen? Ist es nicht so, dass „kosmische Sehnsucht“ oder die „kosmische Perspektive“ sich gar nicht damit zu Frieden geben kann, einmal sterben zu müssen? Ist es nicht so, dass es das allernormalste und natürlichste ist, ewig leben zu wollen? Oder müssen wir den endgültigen Tod als unausweichlich akzeptieren, um überhaupt orgastisch potent sein zu können?

  2. David Says:

    Denis Roller hat gesagt:

    Wie steht die Orgontherapie, will sie das Christentum ablösen, zur Selbstbefriedigung, wenn die Triebe nach Entladung schreien, aber gerade kein Sexualpartner möglich ist? Ist nicht gerade die Selbstbefriedigung der Hauptgrund für Panzerung?

    Als älterer Mensch, der noch zu Zeiten der autoritären Gesellschaft auf die Welt gekommen ist, würde sich aus dieser Frage ergeben, ja, also „Sich zusammenreißen“, sich anspannen, das Verlangen nach Selbstbefriedigung – oder anderer nicht-heterosexueller Aktivität – strikt unterdrücken.

    Immer vorausgesetzt eine soziale Situation in der eben mangels sozialer Fähigkeiten, infolge – im Patriarchat – jahre- bzw. jahrzehnte-langer Ausbildungszeiten, heterosexuelle Sexualität nicht möglich ist – oder – ebenfalls im Patriarchat – auch mangels finanzieller bzw. materieller Möglichkeiten, durch die der männliche Oberschicht-Angehörige schon in der Adoleszenz zu heterosexueller Sexualität kommen kann.

    Die Folge für diesen Menschen ist dann – weil er ja durch vermehrte Anspannung und Selbst-Unterdrückung auf das Problem reagiert, vermehrte Panzerung.

    In der anti-autoritären Gesellschaft behauptet man jedoch, Selbstbefriedigung sei unschädlich.

    Gar nicht mit diesen anti-autoritären Gedanken überein stimmt übrigens die Traditionelle Chinesische Medizin, welche – so viel ich weiß – sagt, dass Selbstbefriedigung zu einem Energie-Mangel, also Anorgonie führt, was ja auch nicht besser als Panzerung ist.

    Setzt nicht gerade hier das Christentum an, indem es den Menschen aus seiner “Höhle” in die Gemeinschaft zurück erlösen will? Es verschmelzen nämlich bei o.g. Phänomen nicht zwei Energiekontinua, sondern ein einzelnes wird auf lustvolle Weise schwächer und in sich gekehrter.

    Möglicherweise hatten die Ur-Christen das Ziel, die Menschen nicht nur sozial, sondern auch sexuell zur Gemeinschaft zu führen. Näheres entzieht sich meiner Kenntnis. – Die autoritäre Gesellschaft, wie wir sie als neuzeitlich-christliche Gesellschaft vom Ende 19. / Anfang 20. Jh. kennen, oder auch in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, kannte für voreheliche heterosexuelle Sexualität nur eins: Unterdrückung!

    Als Folge dessen leidet die Arbeitsfunktion erheblich, der Frustrationsgrad steigt, der Trotz gegen den Frust stärkt die anale Charakterstruktur und im Nu ist man verpanzert und die ganze Genitalität entweder mit Angst behaftet oder in den Schmutz gezogen.

    Genau so funktioniert das!

    Bei der Mehrheit der so funktionierenden Menschen wird dann jedenfalls die Arbeits-Funktion gestört, aber noch halb-intakt sein; in dem diese lernen, auf Befehl und auf maschinen-artige Weise zu arbeiten. Ein kleinerer Anteil der Menschen wird jedoch in seiner Arbeits-Funktion sehr stark blockiert sein, er wird nicht nur im sexuellen Bereich sondern auch hier versuchen, das Problem durch vermehrte Anspannung und Selbst-Unterdrückung zu beheben.

    Erst recht könnten auch auch Menschen, die den anti-autoritären Ansichten glauben schenken und onanieren, so viel sie wollen, könnten eine derart gestörte Arbeits-Funktion bekommen, und könnten das Problem möglicherweise durch Anspannung und Selbst-Unterdrückung während der Arbeit ihr Problem noch weiter verstärken.

    Reich meinte einmal, nur der Mensch hätte sich gepanzert, weil nur der Mensch genital veranlagt sei. Es scheint also, der Mensch panzere sich, weil ihn seine Genitalität überfordere. Wäre es da nicht ratsam, sein Genital behutsam zu zügeln (Keuschheit) und sein Becken in Zeiten der Einsamkeit anderweitig lebendig zu halten? “Keusch” zu sein, UM keine Beckenpanzerung zu erleiden?

    Keusch bleiben anders als durch vermehrte Anspannung und Selbst-Unterdrückung? Keusch auch im Sinne nicht – oder wenigstens nicht regelmäßig zu onanieren?

    So lange bis – Jahre oder Jahrzehnte später – jene sozialen und finanziellen bzw. materiellen Voraussetzungen erfüllt sind, die in der patriarchalischen Gesellschaft eben für heterosexuelle Sexualität erforderlich sind (beispielsweise der Eintritt ins Arbeitsleben bewältigt worden ist)?

    Oder müssen wir den endgültigen Tod als unausweichlich akzeptieren, um überhaupt orgastisch potent sein zu können?

    Dieses tun möglicherweise gewisse Kampfsportler, um infolge frei fließender Energie (Qi) super-effiziente Bewegungen ausführen zu können, und auch super-schnell reagieren zu können im Vergleich zu gepanzerten Menschen. Ob es bei diesen Menschen gleichzeitig zu einer Verbesserung der Sexual-Funktion kommt, entzieht sich meiner Kenntnis.

    • Denis Roller Says:

      Lieber David, vielen Dank für die ausführliche Antwort. Dennoch: die Frage nach der „kosmischen Perspektive“ bleibt unberührt. Sie lässt sich durch Kampfkunst nicht finden. Ebensowenig durch irgendeine „Leb-im-Hier-und-Jetzt“- Philosophie oder Religion. Oder durch irgendeine „mechano-mystizistische“- Jenseitsvorstellung. Und selbst die beste Orgontherapie kann Dir die Augen für das Wesentliche in Deinem ganz persönlichen Leben nicht öffnen- sie kann Dich dabei nur unterstützen. So gesehen muss ich den Spieß herumdrehen und sagen: Orgontherapie ist Ersatz für die kosmische Perspektive. Wie aber gelangen wir zur kosmischen Perspektive? … Ich komme mir gerade vor wie Paulus in meinem Schreibstil 🙂 Bereits Reich erkannte, dass die kosmische Perspektive das Christentum von allen anderen Religionen unterscheidet. Der Grund liegt darin, dass das Christentum alleine ewiges Leben verspricht und zwar im Hier und Jetzt zugänglich durch den Kontakt zu Jesus Christus, der immer und überall als Freund, Ratgeber und Erlöser DA ist, wenn man ihn nur in sein Herz lässt. „Siehe ich stehe vor der Türe und klopfe an.“ Und diese Perspektive- kann nichts und niemand ersetzen. Keine Religion, keine Philosophie und keine sonstwie geartete, wissenschaftliche oder therapeutische Lebenshilfe. Ich will damit die Orgontherapie nicht herabsetzen, ich will nur eines klar machen: Im Christentum wird eine einzige, ganz bestimmte Sehnsucht des Menschen gestillt, die sonst nirgendwo anders ihre Erfüllung findet. Das wusste schon Johann Sebastian Bach. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man die christliche Religion ablehnt. Denn das, was das Christentum „verspricht“, lässt sich durch nichts ersetzen- auch nicht durch Orgontherapie. Sorum läuft der Hase.

      • Zeitgenosse Says:

        Der Taoismus strebt ja ebenfalls nach einem ewigen Leben. Allerdings im Diesseits – also nicht als Versprechen nach dem Tode. Jedes Lebewesen möchte ewig leben; in Südamerika gibt es eine Lurch- oder Froschform (leider fällt mir jetzt der Name für diese Tierart nicht mehr ein) der potentiell unsterblich ist. Grund: Er „weigert“ sich schlichtweg erwachsen zu werden und bleibt immer auf dem gleichen Niveau. Er verlässt das Übergangsniveau zum voll ausgewachsenen Lebewesen einfach nicht.

        Was kosmische Sehnsucht anbelangt: wie definierst du diese Art von Sehnsucht? Sich auf ein höheres geistiges Niveau zu erhaben oder quasi eins zu werden mit allen Menschen und dem Universum? Hier hat die christliche Mystik (nicht die Beamtenkirche) sowie die okkulten Strömungen einige Berührungspunkte dazu.

        • Denis Roller Says:

          Wie ich kosmische Sehnsucht definiere? Ganz bestimmt nicht als „eins zu werden mit dem Universum“. Das ist nichts als Ausweichen vor dem Wesentlichen. Mechano- Mystizismus. Wir sind eins mit dem Universum und das wird auch immer so sein, es ist völlig irrelevant, ob wir das fühlen oder nicht. Immer und permanent fühlen zu wollen, dass wir „eins“ mit dem Universum sind, ist Angst vor Verantwortung, Angst davor, „Ich“ zu sein, Angst vor „Trennung“- infantile Sehnsucht danach, zurück in den Bauch der Mutter zu rutschen. Nein Danke. Kosmische Sehnsucht ist die Sehnsucht nach der Verewigung profanen Lebensglücks. Ihre Erfüllung besteht in der absoluten, ewigen Bejahung der Wiederkehr des Ewigen- um mit der Sprache des Taoismus zu reden. Jeden Tag freudevoll an morgen denken! Sich jeden Abend auf den nächsten Tag freuen! Jeden morgen erneut an der Wiederkehr des Ewigen Teil haben! Mit dem Tod nichts zu tun zu haben- bis in alle Ewigkeit. Das ist die kosmische Perspektive. Und die habe ich nur in der orthodoxen (eben NICHT mystischen oder sonstwie alternativ gearteten!) christlichen Lehre gefunden- und sonst in keiner Religion und Philosophie, außer vielleicht im Ansatz bei Friedrich Nietzsche, wobei auch er immer noch ein riesiges Maß an Misstrauen gegenüber dem Gedanken des „ewigen Lebens“ hatte und dann solche Dinge verkündete wie „stirb zur rechten Zeit“ (siehe „Also sprach Zarathustra“).

  3. Peter Nasselstein Says:

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