Der Rote Faden (Band 2): 56. Reich und die Linke

DER ROTE FADEN (Band 2): 56. Reich und die Linken

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7 Antworten to “Der Rote Faden (Band 2): 56. Reich und die Linke”

  1. Robert (Berlin) Says:

    Eissler war sogar bei Reichs politischen Versammlungen in Wien dabei und kannte ihn von daher.

    Es ist interessant, wie der sozialpolitische Psychoanalytiker Fritz Wittels Freuds Lehre verstand. Das Motto seines Buches „Die sexuelle Not“ (Wien und Leipzig 1909) war: „Die Menschen müssen ihre Sexualität ausleben, sonst verkrüppeln sie“.

    http://www.freudfile.org/wittels.html

    • Peter Nasselstein Says:

      Bernd Nitzschke:

      Das hätte Freud nicht gefallen: diese Assoziation „Psychoanalyse – Libertinage“. Der Meister des Es hat ihr stets widersprochen. Im Dezember 1908 zum Beispiel, als in der Mittwochgesellschaft über das Buch Die sexuelle Not diskutiert wurde, dessen Verfasser Fritz Wittels zum Kreis um Freud, aber auch zu den Autoren der von Karl Kraus herausgegebenen Zeitschrift Die Fackel gehörte. Otto Rank protokollierte Freuds Standpunkt damals so: „Durch die Kur befreien wir die Sexualität, aber nicht damit sich nun der Mensch von ihr beherrschen lasse, sondern wir ermöglichen eine Unterdrückung, Verwerfung der Triebe von einer höheren Instanz aus. Die Fackel trete für das Ausleben ein.“ Freud grenzte sich damit von jedweder sexuellen Revolution ab, die damals nicht nur beschrieben, sondern in Ascona und in Schwabing vom selbsternannten Psychoanalytiker und Bohemien Otto Gross auch betrieben wurde.

      „Ein böses und nur durch Unkenntnis gerechtfertigtes Mißverständnis ist es, wenn man meint, die Psychoanalyse erwarte die Heilung neurotischer Beschwerden vom ‚freien Ausleben’ der Sexualität“, wiederholte Freud seinen Standpunkt in einem 1923 für das von Max Marcuse herausgegebene Handwörterbuch der Sexualwissenschaften verfaßten Beitrag noch einmal. Fritz Wittels hatte hingegen 1908 den Programmsatz formuliert: „Die Menschen müssen ihre Sexualität ausleben, sonst verkrüppeln sie.“ Der Protokollant der Mittwochgesellschaft faßte Freuds Reaktion darauf so zusammen: „Am unsympathischsten sei ihm das Motto des Buches gewesen.“

      http://www.werkblatt.at/nitzschke/text/psychomoderne.htm

      Freud war Reichs Antipode.

  2. Robert (Berlin) Says:

    Zur Ehrenrettung von Wittels möchte ich anmerken, dass dieses Motto im Jahre 1909 anders gemeint war als gut hundert Jahre später. Wir denken uns etwas bestimmtes als „ausleben“, aber vor hundert Jahren war damit womöglich etwas anderes gemeint, als was wir heutzutage darunter verstehen.

  3. Robert (Berlin) Says:

    Es ist interessant, die Diskussion über Wittels Buch in den Protokollen nachzulesen.
    So erhofft sich Wittels von der Libertinage eine bessere Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten und Freud hält das ‚Schreckgespenst der Libertinage‘ für übertrieben.
    Man merkt, dass damals ganz andere Zusammenhänge eine Rolle spielten als wir uns heute vorstellen können.

  4. Robert (Berlin) Says:

    Otto Rühle, der mit Karl Liebknecht als die einzigen Parlamentarier gegen die Kriegskredite des Ersten Weltkrieges stimmten, schrieb in seiner großen Marx-Biographie, das Marx der Arbeiterschaft in einer Zeit der Demoralisierung und Niederlage durch seine „Wissenschaft“ des historischen Materialismus die Hoffnung und Kraft zum Kampf geben wollte.
    Übrigens hat Rühle sehr starke Parallelen zu W. Reich, wie seine Amalgierung von Psychoanalyse und Marxismus (bei ihm war es die Individualpsychologie), seine Beschäftigung mit pädagogischen und massenpsychologischen Fragen, seine Versuche neuer Wege der Emanzipation, sein Scheitern an dem Parteikomunismus. Außer Reichs naturwissenschaftler Forschung ist Rühle praktisch ein geistiger Bruder dessen.

  5. Peter Nasselstein Says:

    Worum geht es im Marxismus? Darum, daß eine kleine Gruppe von „Intellektuellen“ in alle Ewigkeit Energie im Gehirn binden können, indem sie versuchen DAS KAPITAL zu verstehen. Etwa hier:

    But to be fair to Kliman – an assidious scholar of Marx’s Capital for many years – he is making some important points in his new book that may put him closer to our German friends of the Exit group and others, who make a case for the current epoch bringing forth ‘the real limits’ of capitalist productive relations, a position in contradistinction to virtually every other marxian school of thought currently operating. For example, Guglielmo Cardechi, another big hitter in that universe, sees the current crisis in terms of the life-cycle of capital.

    A few more notes on value critique

    Nach 150 Jahren sind sie sich nicht mal über die Basics einig! Irreal!

  6. Peter Nasselstein Says:

    Die organisierte und schwerbewaffnete Emotionelle Pest:

    https://www.mmnews.de/politik/209582-berlin-silvester-ex-polizist-packt-aus

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