Oh Mensch! Geb Acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
„Ich schlief, ich schlief –,
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: –
Die Welt ist tief,
Und tiefer als der Tag gedacht.
Tief ist ihr Weh –,
Lust – tiefer noch als Herzeleid:
Weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit
will tiefe, tiefe Ewigkeit!“
Nietzsches Gedicht faßt sein Konzept der ewigen Wiederkehr des Gleichen zusammen. Worum geht es? Warum ist die Welt „tief“? Was ist die ewige Wiederkehr? Was hat es mit dem Weh und mit der Lust auf sich?
Die Welt ist tief, weil es diesen Moment wirklich gibt! Und zwar in zeitlicher und in räumlicher Hinsicht. Die Welt ist kein flüchtiger Schein hinter der es eine „wirkliche Welt“ gibt. Jeder Moment ist von unendlicher Bedeutung, ist buchstäblich ewig, weil er sich EXAKT so bereits unendliche Male ereignet hat und sich EXAKT so in Zukunft unendlich oft wiederholen wird. Warum? Weil die Welt eine Einheit ist und zwar in existentieller Hinsicht. Das bedeutet, ich und die Welt sind eins. Wiederholt sich alles so, wie es jetzt ist, mit dem einzigen Unterschied, daß sich eine Amöbe auf dem Beinhaar einer Spinne im Amazonas nicht nach links, sondern nach rechts bewegt, dann ist das nicht dieser Moment – es wäre nicht mehr ich. Ich bin mit allem unlösbar verbunden. Das ist auch der Grund, warum sich alles unendlich oft wiederholt – wie ein unerbittliches, grauenerregendes Uhrwerk.
Das ist Nietzsches Philosophie. Kein Wunder, daß er sie nie explizit formuliert hat, denn allzuschnell wird das zu einer mehr als wackligen Trivialität, was ihn zutiefst erschüttert hat. Aber vergessen wir sein mechanistisches Modell! Was Nietzsche beschreibt, ist das Gefühl von Kontakt, das mit dem ewigen Kreislauf der Kreiselwelle und dem ewigen Wechsel von Expansion und Kontraktion verknüpft ist. Ihr höchster Ausdruck ist die orgastische Plasmazuckung. Diese Erfahrung ist grundsätzlich anders, als was Mystiker sich darunter vorstellen.















