In der „konservativen“ Bild-Zeitung finden sich ständig Überschriften wie „Sex macht schön und gesund“:
Bei diesen Studien möchte man am liebsten gleich wieder ins Bett springen: Sex stärkt den Immunhaushalt, ist somit gut gegen Erkältungen. Einmal Sex pro Woche erhöht bei Frauen den Östrogengehalt im Blut – sorgt für straffere Haut. Bei achtmal Sex pro Monat soll die Frau bis zu zehn Jahre jünger aussehen. Und: Bei zweimal Sex pro Woche ist der Mann doppelt so gut gegen Herzinfarkte geschützt wie ein Sexmuffel.
Vergleicht man das mit den „antisexuellen“ Hetze der konservativen Massenpresse zu Reichs Lebzeiten (siehe Der Blaue Faschismus)…
Es wäre ziemlich lächerlich, so etwas madig zu machen und „kritisch zu hinterfragen“. Das einzige, was zum Kotzen ist, sind die unappetitlichen Trash-Promis, insbesondere deren „Erotik-Tipps“. Etwa die „drei besten Sex-Tipps“ von Giulia Siegel:
Orgasmus verzögern: Übe mit Handarbeit. Hol dir einen runter, stoppe kurz, bevor du kommst, warte, bis sich der größte Druck gelegt hat, und mach dann weiter. Irgendwann hast du’s so drauf.
Wie viele Millionen „Männer“ lesen das und „üben“ sich nun in orgastische Impotenz ein, um eine ewig unbefriedigte neurasthenische Zicke, die in ihrem Leben noch keine sexuelle Befriedigung erfahren hat und nie erfahren wird, zu – ficken.
In Die Funktion des Orgasmus unterscheidet Reich zwischen zwei Phasen der sexuellen Erregung:
- Phase der willkürlichen Beherrschung der Luststeigerung
- Phase der unwillkürlichen Muskelkontraktionen
Die willkürliche Verlängerung der ersten Phase des Geschlechtsaktes bis zu einem gewissen Grade ist unschädlich und wirkt luststeigernd; dagegen ist das Unterbrechen oder unwillkürliche Abändern des Ablaufs der Erregung in der zweiten Phase schädlich, weil in ihr der Ablauf reflektorisch erfolgt. (Fischer TB, S. 84)
Und was nun den schwachsinnigen Sex-Tipp aus dem Dschungelcamp betrifft:
In diesem Stadium ist die Unterbrechung des Aktes für Mann und Weib absolut unlustvoll: Die Muskelkontraktionen, die den Orgasmus sowie die Ejakulation beim Manne vermitteln, laufen bei Unterbrechung krampfhaft anstatt rhythmisch ab; das bereitet heftigste Unlust und gelegentlich auch Schmerzempfindungen am Beckenboden und im Kreuz; überdies erfolgt der Samenerguß infolge des Krampfes früher als bei ungestörter Rhythmik. (ebd., Hervorhebungen hinzugefügt)
Aber es gibt zum Glück auch Promis, die sich ein natürliches Lebensgefühl bewahrt haben. Mit der Funktion solcher Leute habe ich mich an anderer Stelle auseinandergesetzt. Hier zwei Ausschnitte aus einem Interview, das die von innen her wunderschön erstrahlende Schauspielerin Cameron Diaz der Bild-Zeitung (24. April 2014) gab:
Sex ist sehr, sehr wichtig, weil es ja der einzige Mann ist, den du liebst und mit dem du’s machst. Ohne Sex geht’s nicht – ohne Sex kannst du nicht lieben!
Du mußt deinen Körper lieben – er ist,dein bester Freund. Und du mußt deinen Hunger umarmen – er ist dein zweitbester Freund. Du wachst jeden Tag mit ihm auf. Kein Fast Food, wenig Fett. Grundregel: Essen, was deinem Körper Energie gibt. Obst, Salat, Fisch, Vollkorn. Intuitives Essen, das Körper und Seele gut tut.
Nichts weltbewegendes: Sex und Liebe sind voneinander untrennbar und verstärken einander. Es geht darum, daß sich die Menschen wohlfühlen und in Frieden leben mit sich und ihrem Körper, dabei sich aber nicht gehen lassen, sondern ihrem bioenergetischen Kern (ihrer „Intuition“) und dem entsprechenden Ichideal folgen.