Auf der anderen Seite des Flusses
Sind Staatsausgaben „Investitionen“?
Wie man den Menschen hilft, um die man sich sorgt, auch wenn man kein Therapeut ist
Eckardt Tolle ist gegenwärtig der bekannteste Vertreter einer bestimmten Form von Mystik, dem Monismus. (Eine drastisch andere Art von Mystizismus findet sich beispielsweise in der „dualistischen“ Hare Krishna-Bewegung.) Kurz gesagt werden im Monismus alle Probleme gelöst, indem man realisiert, daß „alles eins ist“ – d.h. gar keine Probleme existieren. Wie Agehananda Bharati, ein europäisch-stämmiger Philosoph, der den „Advaita“ (die „Nicht-Dualität“) in Indien praktiziert hat, in einem Forum ausführt hat, bleibt an sich nur das linguistische Problem, die monistische Erfahrung irgendwie in Worte zu fassen. Was kommt, ist durchweg ein unglaublich hohles, dummes Gestammel ohne Sinn und Verstand – a la Eckardt Tolle. Die Erfahrung der „Alleinheit“, die zweifellos echt ist, löst keinerlei äußere Probleme. Nicht einmal die inneren! Will sagen: wer vorher ein Arschloch war, wird nach der „Erleuchtung“ ein Arschloch bleiben. Wie sollte es auch anders sein, wenn eh alles eins ist?!
Ich führe das an, weil es Leute gibt, die die Orgonomie partout spirituell aufmotzen wollen. Und da Dualismus (die Beziehung der Seele zu Gott, dem fundamental anderen) denkbar „unorgonomisch“, nämlich „ödipal“, zu sein scheint, wenden sie sich dem Mahayana-Buddhismus („die Leere“), dem hinduistischen Advaita (Atman = Bahman) oder beispielsweise Eckardt Tolle zu. Tatsächlich ist es so, daß sich diese monistischen „Lehren“ und die Orgonomie zwar abstrakt-konzeptionell ziemlich nahe stehen, aber das ist vollkommen bedeutungslos. Oder wie Agehananda Bharati ausführt: als praktische Meditation mögen diese „Wege“ Erfüllung schenken, doch aus philosophischer Warte, folgt aus ihnen nichts – außer das erwähnte Tollesche Gestammel. Die großartige indische Kultur, die ich über alles liebe, ist, so Agehananda Bharati, nicht wegen, sondern trotz dem Advaita entstanden.
Damit könnte man die Sache auf sich beruhen lassen. Sollen die Leute doch meditieren, wie es ihnen Spaß macht und ein „kontemplatives Leben“ führen. Doch leider kann man sich die Sache nicht so einfach machen. Wie ich in Die Massenpsychologie des Buddhismus ausgeführt habe, kommt es durch diese Meditationspraktiken und die gesamte Lebenshaltung zu einer verhängnisvollen Umstellung des Gefühlslebens, die man beispielsweise auch bei Cannabis-Konsumenten findet und die eine Orgontherapie verunmöglicht: die dauerhafte Umwandlung von Emotionen („Du und ich“, „Dualismus“) in Sensationen („Monismus“). Anders als Agehananda Bharati behauptet, findet also doch eine gewisse charakterliche Umstrukturierung statt.
In dem, hier paraphrasierten, Forumsbeitrag, wird die Auseinandersetzung einer ungenannten Frau mit dem Tibetischen Buddhismus zitiert. Die betreffende Netzseite gäbe es nicht mehr. Ich möchte das ganze als perfekte Illustration des hier gesagten und als unabhängige Bestätigung meines oben verlinkten Aufsatzes über den Buddhismus anbringen:
Zu dem, was bei den spirituellen Lehrmeistern in ihren Erörterungen fehlt, gehören für mich die EMOTIONEN und gesunde Beziehungen mit der alltäglichen Realität oder wichtigen Menschen in deinem Leben. Man erhält zwar Hinweise eine gewisse Ordnung in seinem Leben aufrechtzuerhalten, wie seine Räumlichkeiten sauberzuhalten, aber das wirkt auf mich, als ob man das Leben in etwa wie ein ROBOTER führen sollte und der „wirklich wichtige Teil“ des Lebens darin besteht, auf dem Meditationskissen zu sitzen und über das Leiden zu meditieren oder in die „Erleuchtung“ wegzudriften.
Als ich 1979 den Richen Ter Dzo wangs in Clement Town beiwohnte, traf ich Lehrmeister X.
Er machte häufig Witze darüber, was er am Dzogchen (eine nicht-dualistische Praxis) so sehr schätze: wenn das Leben beschwerlich werde, könne er einfach auf dem Dzogchen-Knopf drücken und nichts würde mehr irgendetwas Schmerzhaftes beinhalten. Wenn dich Zweifel plagen, drifte sozusagen einfach weg.
Es ärgerte mich, daß er dafür eintrat, der Realität und moralischen oder emotionalen Herausforderungen nicht entgegenzutreten, sich nicht mit ambivalenten Gefühlen auseinanderzusetzen, sondern ihnen auszuweichen. Für mich war das ganze extrem fragwürdig hinsichtlich der Moral und gefährlich in Hinsicht auf das Gefühlsleben.
Ja, er war damals ein junger Heißsporn, vielleicht ist er jetzt ein gewöhnlicher schrecklicher alter Narzißt oder ein reifer Erwachsener. Ich weiß es wirklich nicht. Aber er schien seine Ideen von seinen tibetischen Lehrern übernommen zu haben, so daß ich mich frage, wie vernünftig er sein konnte, wenn alles um ihn herum moralisch fragwürdig gewesen war.
Offenbar werden Emotionen von all den Leuten, die sich der Sache der Erleuchtung gewidmet haben, abgewertet. Entweder werden Emotionen ignoriert wegen einer überwältigenden intellektuellen Leistungsfähigkeit oder sie sind etwas, was überwunden werden oder in nicht-emotionale Zustände der Achtsamkeit überführt werden muß. Es scheint mir, daß Emotionen der Kern dessen sind, was am Samsara als schlecht erachtet wird und hier, glaube ich, haben sich diese spirituellen Lehrmeister als am meisten emotional gestört erwiesen.
Es scheint hier auch um eine Rechtfertigung der eigenen Stellung zu gehen. Da sind einerseits die, die sich entschließen das Samsara zu verlassen, und andererseits soll es Drohnen geben, wie die Bediensteten in Tibet, von denen verlangt wird für jene aufzukommen und für sie zu sorgen, die sich dem gewöhnlichen praktischen Leben entziehen.
June Campbell spricht über die Geschichte des Denkens, in deren Verlauf den sogenannten Fakten Wert beigelegt wurde, jedoch nicht der emotionalen Realität, da Gefühle historisch als bloß weiblich abgewertet wurden.
Ich glaube, daß Leute, die in Zustände der „Erleuchtung“, nicht-dualistische Zustände oder Zustände der Seligkeit gehen, sowohl ein gesundes emotionales Leben als auch ein praktisches Leben benötigen und daß Erleuchtungszustände andernfalls für die Person, die sie erfahren, ungesund und gefährlich sind und auch für die Leute in ihrer Umgebung, die in die Lage geraten könnten, für eine „realitätsuntüchtige“ Person sorgen zu müssen.
Der Weg zur Gesundheit (d.h. zur orgastischen Potenz) bedeutet immer mehr Angst ertragen zu können. Man traut sich mehr, wodurch sich der Organismus zunehmend öffnet und es kommt entsprechend zu weniger „Rückstau“ (= Angst). In der Meditation wird diese Angstbewältigung umgangen und durch eine Scheinexpansion ersetzt. Das wird beispielsweise in diesem Aufsatz beschrieben.
Angst bedeutet, daß aus dem Kern Energie nach außen strömt, die bei „ängstlicher“ Kontraktion zurückgestaut wird („Stauungsangst“). Wenn die Expansion langsam aber sicher nachläßt, verschwindet auch die Angst. Die „Angstlosigkeit“ wird dann als Scheinexpansion empfunden. Das tritt beispielsweise auf, wenn man Antibiotika nimmt. Krebspatienten sind im Endstadium erstaunlich „gutgelaunt“. Für die indischen „Weisheitslehrer“ ist Leid schlichtweg inexistent. Beispielsweise habe der „Gottmensch“ Christus niemals gelitten.
Neuere Forschungen zeigen, daß es bereits nach achtwöchiger regelmäßiger Meditationspraxis zu strukturellen Veränderungen im Gehirn kommt. Während sich bei den Versuchsteilnehmern die Dichte der Grauen Substanz im Hippokampus und anderen Hirnregionen vergrößerte, nahm sie in der Amygdala ab. Die Zunahme der Dichte betrifft Hirnregionen, die mit „Re-Flektion“ zu tun haben: Erinnerung („re-mind“, „re-member“), Selbst-Beobachtung und Rück-Sichtnahme. Die Abnahme der Dichte betrifft die beiden Mandelkerne (Amygdala).
Die Amygdala ist wesentlich an der Entstehung der Angst beteiligt und spielt allgemein eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren: sie verarbeitet externe Impulse und leitet die vegetativen Reaktionen dazu ein. Eine Zerstörung beider Amygdalae führt zum Verlust von Furcht- und Aggressionsempfinden und so zum Zusammenbruch der mitunter lebenswichtigen Warn- und Abwehrreaktionen. Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2004 deuten darauf hin, daß die Amygdala an der Wahrnehmung jeglicher Form von Erregung, also affekt- oder lustbetonter Empfindungen, einschließlich des Sexualtriebes beteiligt sein könnte.
Nun, wirklich jede längere Tätigkeit verändert das Gehirn, beispielsweise haben Taxifahrer einen ausgesprochen großen Hippokampus, weil sie sich ständig erinnern und im Raum orientieren müssen. Entsprechend weisen die obenerwähnten hirnstrukturellen Veränderungen darauf hin, daß die Meditation zu genau dem führt, was ihre Vertreter von jeher behauptet haben: zu größerer Selbstkontrolle und weniger „Triebhaftigkeit“.
Dies wird auf ähnliche Art und Weise erreicht, wie der Schizophrene mit seinen anstürmenden Erregungen fertigwird: durch Augenpanzerung. Beim Schizophrenen ist die okulare Panzerung der letzte Rückzugspunkt des Organismus vor dem endgültigen Abgleiten in die Psychose, der letzte Damm, der vor der „Überschwemmung“ des Organismus mit alles zerstörender Angst schützt. Der Meditierende nutzt einen ähnlichen Mechanismus, um seine existentielle Angst zu überwinden und „Ruhe zu finden“.
Dieses Festklammern hat der indische Meditationslehrer Ramana Maharshi sehr schön beschrieben:
Während einer elementaren Todesangst habe er sich [im Alter von 16 Jahren] mit der Frage beschäftigt, was im Tod stirbt. Er sei zu der Antwort gekommen, daß zwar der Körper sterben möge, jedoch nicht der Geist bzw. das Bewußtsein. Später sagte er zu dem Erlebnis: „Das Selbst war etwas sehr Reales, das einzige Reale in meinem derzeitigen Zustand, und die gesamte bewußte Aktivität meines Körpers konzentrierte sich auf dieses Selbst. Seither ist die faszinierende Kraft dieses Selbst im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit geblieben […] Das Aufgesaugt-Sein in das Selbst dauert seitdem ohne Unterbrechung an. Andere Gedanken erscheinen und verschwinden wieder, ähnlich wie die Noten eines Musikstücks, aber das Selbst ist wie ein Grundton unter den anderen Noten stets vorhanden und mischt sich mit diesen. Auch wenn mein Körper vom Reden, Lesen oder was auch immer eingenommen ist, ist mein ganzes Sein nicht minder auf das Selbst zentriert. Vor dieser Krise vermochte ich das Selbst nicht klar wahrzunehmen, und ich fühlte mich nicht bewußt vom Selbst angezogen.“
Das ganze kann man wie folgt funktionell beschreiben:
Charakteristischerweise ist Ramana Maharshi der „Berufskrankheit“ der indischen Heiligen erlegen: Krebs! Irgendwann war die somatische Erregung derartig kompromittiert, daß der Mann bei lebendigem Leibe verfault und mit dem milden Lächeln Buddhas krepiert ist.
Zu diesen Ausführungen paßt auch folgender Hinweis aus dem oben zitierten Wikipedia-Beitrag:
Primaten, denen die Amygdala zu Testzwecken entfernt wurde, können zwar Gegenstände sehen, sind aber nicht mehr in der Lage, deren gefühlsmäßige Bedeutung zu erkennen. Zudem verändert sich ihr Verhalten grundlegend und sie verlieren jegliche Aggression.
Ich erinnere an meine obenerwähnten Ausführungen über die funktionelle Transformation von Emotion (Lust, Angst, Wut, Sehnsucht, Trauer) in Sensation (Sinneswahrnehmungen und das Wahrnehmen von „Zuständen“), die den „östlichen Weisheitslehren“ zugrundeliegt. Es verschwinden die Emotionen, was bleibt sind „Eindrücke“. Das wird von „meditativer Kunst“ und „meditativer Musik“ sehr gut vermittelt.
Man brauch sich nur den anfangs erwähnten, schier unerträglichen „scheinexpansiven“ Eckart Tolle anzuschauen, um den durch Meditation hervorgerufenen Geisteszustand verkörpert zu finden. Erschreckend wie dieser perverse Murx, das diametrale Gegenteil der Orgontherapie, Millionen immer tiefer in die Falle verstrickt.
„REICHIANISCHE“ BÜCHER (Teil 3)
Abschließend durchblättern wir eine hier ungenannt bleibende orgonomische Postille, die erstaunlich kreativ mit der deutschen Sprache und der Logik umgeht.
(Dr. Hoppe) war vor allem ein menschliches Vorbild, mit Optimismus und Humor auch schwierige Lebenssituationen zu bewältigen, Unabhängigkeit und Objektivität zu bewahren und dennoch zur Zusammenarbeit bereit zu sein. In diesem Sinn verstehen wir uns auch nicht als Konkurrenz zur bereits bestehenden orgonomischen Zeitschrift Emotion, sondern als Ergänzung. Interessante Beiträge zur Orgonomie gibt es –wieder – genug. Wir denken insbesondere an die sich überstürzenden politischen Ereignisse in der DDR und im gesamten Ostblock. (…) Wilhelm Reich selbst hat uns zum Verständnis der massenpsychologischen Ereignisse den Schlüssel zum Verständnis in die Hand gegeben.
Das Erstellen der Zeitschrift ringen sich die Herausgeber von ihrer Freizeit und teilweise sogar von ihrer Arbeitszeit ab.
Auch haben wir Familie und das Prinzip der Selbstregulation für unsere Kinder hat absoluten Vorrang. Genauso soll auch die Zeitschrift organisch wachsen, langsam und stetig, nicht „überdüngt“ und künstlich aufgemöbelt. Deshalb gestaltet sie sich auch bescheiden. Daß Hochglanzgazetten, unabhängig von ihrem Inhalt, ganz automatisch in der Gunst des Leserpublikums höher bewertet werden, ist eine erwiesene Tatsache. Deshalb bitten wir, da wir auf „Styling“ verzichten, beim Inhalt genauer hinzusehen, wir hoffen doch, daß dieser das bescheidene Äußere mehr als wettmacht.
Die Übersetzungen aus amerikanischen Zeitschriften sind derartig holprig und teilweise sinnentstellend, dafür aber manchmal wortwörtlich… Wird der Anspruch der Herausgeber, die Orgonomie in einer allgemeinverständlichen und von jedermann leicht nachvollziehbaren Weise zu vermitteln, durch Formulierungen wie die folgende erfüllt?
Zu Tabelle 1 muß gesagt werden, daß die „Differenz“ erhalten wird durch Subtraktion der Durchschnittswerte der Kontrolle von den Durchschnittswerten des Akkumulators und durch Addieren der Anfangsdifferenz zwischen den beiden Durchschnittswerten am Ende des Vortests, d.h. + 0,05°C.
Für Liebhaber von Stilblüten haben die Übersetzungen einiges zu bieten:
Wir gehen unseren Weg durch die Jahrhunderte, „indem wir ein Leben stiller Verzweiflung“ führen, aufgehangen an Täuschungsschnüren.
Fast durchweg bekommt man beim Lesen Kopfschmerzen:
Die Autorität und der Einfluß der Akademie war unter den Wissenschaftlern jedoch derartig, daß auch heute noch die meisten Biologiebücher feststellen und wodurch die meisten Biologen werden, zu unkritischer Akzeptanz ausgebildet werden, daß Pasteur’s Experimente das letzte Wort zu jeder Möglichkeit des Lebensursprungs aus nichtlebender Materie darstellten, außer vielleicht vor Millionen Jahren in der sehr andersartigen Atmosphäre der primitiven Erde.
Im Leitartikel der Herausgeber (der in einer Zeitschrift, die fast ausschließlich aus Übersetzungen und Übernahmen fremder Quellen besteht) erkannte ich die Wiedergabe einer Arbeit, die ein Bekannter von mir verfaßt, vorgetragen und mir damals zur Durchsicht zugeschickt hatte. Struktur, Aufbau und Duktus sind zu großen Teilen identisch, ganze Sätze sind Wort für Wort übernommen. 57 Zeilen en bloc stimmen fast Wort für Wort überein.
Hinzufügungen und Modifikationen der Herausgeber sind derart, daß sie beispielsweise Reichs Mitarbeiter (Theodore) „Wolfe“ in einen „Thomas Wolffe“ umbenennen. Ich erspare dem Leser die seitenlange synoptische Gegenüberstellung der beiden Texte, die wir zusammengetragen haben.
In seinen Erinnerungen an Walter Hoppe gelingt es einem der Autoren auf überzeugende Weise nachzuweisen, Dr. Hoppe persönlich kaum gekannt zu haben. Im vorletzten Absatz (einen von den dreien, die er selbst verfaßt hat) schreibt der Autor:
Nur kurz erwähnt seien die irrationalen, gehässigen und teils pestilenten post mortem Angriffe gegen Hoppes Person und Arbeit. Sie wurden von einem machthungrigen Emporkömmling in der Orgontherapie unter ehemaligen Patienten Hoppes in einer Art Gehirnwäsche verbreitet. Ein anderer eifersüchtiger Kollege, ein „Papst“ der Orgonomie, war an der Kampagne gegen Hoppe beteiligt.
Und weiter:
In diesem Zusammenhang sei noch hervorgehoben, daß der therapierteste Therapeut seine individuellen Stärken und Schwächen hat, die nicht unbedingt im Gegensatz zu seiner notwendigen relativen Gesundheit stehen und ihn auch nicht an der lege artis Durchführung seiner Therapieen [der Plural von „Therapie“ lautet in dieser Zeitschrift nicht nur hier „Therapieen“!] hindern müssen. Allerdings verträgt sich eine funktionelle, menschlich-bescheidene und doch selbstsichere Therapiearbeit nicht mit Personenkult, Machtstreben, Gehirnwäsche von Patienten und Orgontechnik.
Orgontechnik!
Reich zufolge gründet sich das religiöse Empfinden der matriarchalen Völker auf das Erleben der orgastischen Plasmazuckung in der heterosexuellen genitalen Umarmung. Mit dem Einbruch des Patriarchats verschwindet diese Grundlage jeder Religion nicht, sondern wird nur bis zur Unkenntlichkeit entstellt – oder bis zur Kenntlichkeit karikiert. Es sei nur an all die unverkennbar sexuellen Anspielungen erinnert, die praktisch alles an den Religionen kennzeichnet, – die in ihrer Ideologie explizit antisexuell sind, aber imgrunde nur ein Thema kennen: Sex.
Man betrachte etwa die groteske Abfolge der modernen Gurus angefangen bei Ramananda und Yogananda: einer abartiger als der andere, einer perverser als der andere, einer sexbesessener als der andere, einer sexualfeindlicher als der andere. Was für Freaks! Siehe dazu das Buch Guru: Zwischen Sex, Gewalt und Erleuchtung von Geoffrey Falk (Alibri, 2011):
Jiddu Krishnamurti, Maharishi Mahesh Yogi, Satya Sai Baba, Sri Chinmoy, Bhagwan: Das Inhaltsverzeichnis des Buches liest sich wie das Who’s Who der erleuchteten spirituellen Führer des 20. Jahrhunderts – nur daß Geoffrey Falk sie uns eher als unterbelichtete Dunkelmänner vorstellt. Denn die vermeintlichen Lichtgestalten zeichnen sich vor allem durch Selbstüberschätzung, Ichbezogenheit und die Gier nach Macht, Reichtum und Sex aus. Ihre Weisheiten übersteigen kaum das Niveau von Kalendersprüchen und die einzigen, die aus ihren Lehren einen Nutzen ziehen, sind sie selbst.
Was bleibt ist vollkommener Sinnverlust, innere Leere, bestenfalls Wahnsinn.
Im ungepanzerten Organismus besteht ein unmittelbarer Kontakt zwischen dem Kern und der Umwelt. Im gepanzerten Organismus ist dieser Kontakt unterbrochen, was für Frustration, Verwirrung und ein Gefühl des „Abgeschnittenseins“ sorgt, da man am Leben nicht mehr wirklich teilhaben kann:
Es ist ein substanzloses Leben „im Spiegel“, d.h. alles wird ungreifbar und „jenseitig“. Entsprechend muß die Existenz selbst (bzw. gerade!) den Mystikern und „Heiligen“ als leer und sinnlos erscheinen. Man spricht dann von „Glaubenskrisen“, – die geradezu als Garant für „Heiligkeit“ gelten. Es müsse durch eine „Feuerwand“ gegangen werden. Am Grunde jedes religiösen Glaubens findet sich ein Nihilismus, eine Lebensverneinung, die ganz offen in Phantasien über die „Apokalypse“ in Erscheinung tritt. Und das gilt nicht nur für die abrahamitischen Religionen: kaum ein Guru, der keine sadistischen Weltuntergangsphantasien ausspinnt! Alle religiösen Lehren sind ganz beseelt von Zerstörung, Mord und Todschlag.
Nietzsche hat diese Zusammenhänge geahnt, ist aber daran gescheitert, eine Alternative zum Nihilismus anzubieten und damit die menschliche Zivilisation vor der Selbstzerstörung angesichts der allgegenwärtigen Sinnlosigkeit zu retten. Mit dem Tod Gottes, d.h. der Ausbreitung des A-Theismus, trat der Nihilismus sogar ganz nackt in Erscheinung: alles ist sinnlos, wertlos, keiner Anstrengung wert.
Die moderne Gesellschaft geht daran kaputt, daß die Menschen die innere Leere immer weniger spirituell kaschieren können, sondern sich einem krassen Materialismus hingeben, der nicht mal mehr Rücksicht auf seine eigenen Grundlagen nimmt: Hauptsache er betäubt.
Es ist eine Existenz wie in einem hoffnungslos verschütteten Bunker: die einen entdecken urplötzlich „Gott“, die anderen besaufen sich und plündern die letzten Vorräte und manche laufen Amok.
Immerhin scheint bei Nietzsche durch, daß man es beim Nihilismus nicht mit einem „philosophischen“ Problem, sondern mit einem biologischen zu tun hat. Es ging ihm um den „Übermenschen“, d.h. einen Menschen, der selbst angesichts der absoluten Sinnlosigkeit („die ewige Wiederkehr des Gleichen“) das Leben bejaht, weil jeder Augenblick unendlich tief und unendlich bedeutsam ist. Aber das ist ein untauglicher Versuch den Nihilismus zu überwinden.
Es geht nicht darum, die oben beschriebene „Trennung“ zu ertragen und an ihr „zu wachsen“, sondern sie muß aufgehoben werden, was nur gelingen kann, wenn die Panzerung verschwindet. Mit dem Verschwinden der Panzerung stellt sich die Sinnhaftigkeit der Existenz von ganz alleine her bzw. dar.
Reich hat dazu seinem Werk Die sexuelle Revolution folgendes „Aus dem Tagebuch des Schülers Kostja Rjabzew“ vorangestellt:
Der Redakteur der Garnrolle, der die Frage: „Wozu leben wir?“ gestellt hat, scheint Lust zu haben, sich in das Gestrüpp der Philosophie zu begeben. Vielleicht aber hat ihn großes Zittern und Beben vor der Nichtigkeit des menschlichen Lebens erfaßt. Im ersten Fall ist‘s ja gut, im zweiten ist‘s schlimm. Und zwar aus folgendem Grunde: „Leben, um zu leben“ ist die einzige Antwort auf die gestellte Frage, so sonderbar und so einseitig das auch klingen mag. Der ganze Zweck, der ganze Sinn des Lebens besteht für den Menschen im Leben selbst, im Prozeß des Lebens. Um den Zweck und den Sinn des Lebens zu erfassen, muß man vor allem das Leben lieben, gänzlich, wie man so sagt, im Wirbel des Lebens untertauchen; erst dann wird man den Sinn des Lebens erfassen, wird man verstehen, wozu man lebt. Das Leben ist etwas, was im Gegensatz zu allem, was der Mensch geschaffen hat, keine Theorie benötigt; wer die Praxis des Lebens erfaßt, dem wird auch die Theorie des Lebens klar.
Swami Muktananda (1908-1982), einer der wichtigsten und einflußreichsten „erleuchteten Meister“ des 20 Jahrhunderts, hat in seiner „spirituellen Autobiographie“ Spiel des Bewußtseins, seine Verzweiflung beschrieben, daß er immer noch sexuelle Gefühle während der Meditation hatte, obwohl er doch Siddhasana pratizierte: „Eine Ferse zwischen Geschlechtsorganen und Anus (am Perineum […]), die andere Ferse am Schambein.“ Er hatte doch alles gemacht, um sich dergestalt impotent und gefühllos zu machen! Eben Yoga! Dieses Versagen war die schlimmste Krise seines Lebens.
Schließlich realisierte er, daß die nackte Frau, die ihn während seiner Meditationen gepeinigt hatte, niemand anderes war als die Göttin Kundalini. Die sexuelle Erregung war darauf zurückzuführen, daß seine Yogapraktiken dazu geführt hatten, daß das zweite Chakra durchstoßen worden war, um die Sexuallust ein für allemal nach oben abzuleiten, auf daß sein Unterleib und dessen niedrige Instinkte ihn nie wieder peinigen würden.
Nunmehr begann seine Yogapraxis Fortschritte zu machen. Bei der Meditation preßte er seine Ferse gegen seinen Anus. Das hilft nicht nur dabei das Sperma zurückzuhalten, sondern zwingt die Kundalini ihren Weg nach oben zu nehmen entlang dem Rückgrat. Und wer sich fragt, was eigentlich das „yogische Fliegen“ soll: bei einer entsprechenden Haltung der Füße wird dergestalt der Anus denkbar heftig stimuliert.
Bei aller tieferen „Esoterik“ geht es tatsächlich einzig und allein um die Stimulation der „Kundalini“, d.h. „der Schlange“, die in der Region des Steißbeins schlummert. Sie soll aufsteigen und dergestalt zur „Erleuchtung“ führen, wenn sie die Schädeldecke erreicht. Es geht um den einen extrem unappetitlichen „Ritus“, der alle möglichen „Geheimgesellschaften“ zusammenschweißt und seit vielleicht zwanzig Jahren zunehmend unsere „Kultur“, d.h. unsere Sexualökonomie prägt. Was glaubt Ihr eigentlich, was mit den kleinen Jungs in den Aschrams und Lama-Klöstern auf ihrem „Initiationsweg“ gemacht wird?
„Spiritualität“ – am Arsch!
Die „Fachleute für Religion“ gehen weltweit auf die Schamanen zurück. Schamanen waren typischerweise Männer, die nur schwer in die arbeitsteilige Stammesgesellschaft integriert werden konnten. Männer gingen Jagen und stählten sich für den Krieg, während die Frauen sammelten und sich um „Haus und Hof“ kümmerten. Hermaphroditen, Homosexuelle, Schizophrene, Autisten, Verstümmelte, etc. paßten nicht ins Schema und machten sich stattdessen damit nützlich, daß sie sich mit der „Anderswelt“ beschäftigten, in die sie durch Drogen, Exzesse jeder Art und Selbstkasteiung („Yoga“) eintraten. In früheren Zeiten wurden solche Leute in Europa Mönche und Priester – die sich tragischerweise um die Kindererziehung kümmerten. In Indien, wo das Priestertum erblich ist, bot die informelle Institution der „heiligen Männer“, wie etwa Ramakrishna, Vivikananda oder Ramana Maharishi, den ansonsten nutzlosen sexuellen Neutrums eine geachtete soziale Nische. Typischerweise haben diese heiligen Männer einen weiblichen Körperbau inklusive Titten. Man schaue sich beispielsweise dieses Video von Ramana Maharishi an:
Heutzutage wird diese sehr profitable Profession weitgehend von soziopathischen Kriminellen wie Baba Rampal, ein typischer Modju, beherrscht – die charakteristischerweise von sich behaupten ebenfalls Sexualkrüppel zu sein.
Im Unterschied zu den alles andere als unsympathischen Gurus der Vergangenheit sind es, was jedem, der zumindest etwas natürliches Lebensgefühl in sich bewahrt hat, sofort auffallen sollte, ekelerregende Arschgesichter!
Man denke nur an das von tiefer Weisheit durchwirkte Antlitz von Swami Paramahamsa Nithyananda, der eine beträchtliche Anhängerschaft in Indien, Malaysia und den USA hat. Er hätte vielleicht das Zeug zu einem neuen „Osho“ gehabt, wäre nicht das folgendes Video auf einem indischen Fernsehkanal gelaufen, das den offiziell zölibatär lebenden Gottesmann beim Drogenkonsum und Sex mit einer bekannten indischen Schauspielerin und einer weiteren Gespielin zeigt:
Was so skandalös an diesem Video ist? Ähnlich wie Sri Chinmoy, mit dem ich mich in Teil 8 beschäftigt habe, predigte Swami Nithyananda vollkommene Hingabe an den gottähnlichen, wenn nicht gottidentischen Meister (er selbst!), den zu hinterfragen eine schwere seelenzerstörende Sünde sei. Er predigte „sexuelle Reinheit“, verging sich aber selbst „auf unnatürliche Weise“ an seine ihm hörigen Anhängerinnen. Er verlangte Opfer von seinen Jüngern, um dann selbst im Luxus zu schwelgen. Er versprach Glück und Freiheit – und hat durch Manipulation, Machtmißbrauch, teilweise sogar körperliche Gewalt viele Ehen und Familien zerstört und Anhänger in den wirtschaftlichen Bankrott gestürzt, ganz zu schweigen von den seelischen Schäden (Depressionen, Selbstmordversuche).
Auch angesichts immer neuer abartiger Sexskandale in der Katholischen Kirche: Wann werden die Massen endlich begreifen, daß das, was ihnen als „Spiritualität“ verkauft wird, nichts anderes als sexuelle Perversion ist – und daß es keine „wahre Spiritualität“ gibt (irgendwo in exotischen Ländern), die in irgendeiner Weise anders wäre als das, was sie aus ihrer eigenen Kultur, vielleicht sogar aus eigener leidvollen Erfahrung, kennen!
Eure Priester, Lamas und Swamis sind Alkoholiker, Junkies und ihre erbärmliche Sexualität ist unauslöslich in ihren Arschgesichtern geschrieben. Frauen sind nicht besser: je „spiritueller“ sie sind, desto schmutziger sind ihre Seelen!
Wer sich weiter mit dem Thema auseinandersetzen will, insbesondere dem Gottmenschen und Kinderficker Sai Baba, verweise ich auf den Blog von Robert Priddy. Siehe auch die Videos hier.
Wie eine Sanyasin gesagt hat, gab es bei Osho Kindersex (d.h. Erwachsene haben mit Kindern geschlafen), damit, so Osho, die Kinder schon von Anfang an ihre Hemmungen, ihre Programmierungen verlieren. Ziel ist ein Wesen, dessen höheres Selbst nicht mehr von Emotionen vernebelt wird.
Der Yogi erstrebt vollkommene Stille im Schädel. Das ständige Geschnatter der Gedanken soll aufhören. Dies wird durch „Fokussierung“ erreicht. Etwa durch das ständige Wiederholen von „Mantras“ (ursprünglich Zaubersprüche wie unser „Abrakadabra“) oder durch das detaillierte Visualisieren irgendwelcher Götter oder die Konzentration auf das Ein- und Ausatmen, etc. Er tut auf systematische Weise genau das, was jeder Neurotiker spontan tut, wenn er mit Zwangsgrübeleien und irgendwelchen „Ritualen“ und vor allem Kontrolle der Atmung versucht, seinen Erregungs-, also Angstpegel zu senken, der durch die Energiestauung so hoch ist, die auf chronischer orgastischer Impotenz beruht.
Seine Heiligkeit Sri Sri Ravi Shankar (nicht zu verwechseln mit dem verstorbenen Sitar-Spieler!) will der Welt Frieden bringen mit Atemübungen. Er ist heute einer der größten „Gurus“, die uns Indien beschert. Was einst Maharishi oder Osho waren, ist heute Sri Sri:
Wer und was sind Leute wie seine Heiligkeit? Sie sind das reaktionäre Gegenteil der Orgonomie. Sie vertreten exakt das gleiche Gedankengut, das Beispielsweise Reichs Gegenspieler in der Psychoanalyse, Paul Federn (der später von Reich ausdrücklich als „Modju“ gebrandmarkt wurde), 1928 zum Durchsetzen einer konsequenten Enthaltsamkeit vorschlug. Es sei gut, so Federn,
wenn man gewürzte Kost und Alkohol völlig meidet, wenig Eier, Fleisch und Milch, namentlich abends, zu sich nimmt, viel Sport und körperliche Tätigkeit treibt und ein geregeltes, inhaltsvolles Leben führt. (…) Kühles, nicht zu hartes und nicht zu weiches Bett ist nützlich. Sexuelle Erregung kann durch kaltes Baden und Schwimmen herabgesetzt, wirkliche Reizzustände und Schlafstörungen können durch Arzneimittel bekämpft werden. Die spontane Erektion, die den Anlaß zur Onanie gibt und die das Einschlafen hindert, hört auf, wenn man solange als möglich den Atem anhält und das einige Male wiederholt. (z.n. Andreas Peglau: Unpolitische Wissenschaft? , Gießen 2013, S. 63f)
Yogis, wie Sri Sri, haben nie etwas anderes gepredigt: fleischlose Kost, Körperertüchtigung, kalte Duschen und – Atemanhalten, als alternativer Weg zu Glück und Seelenruhe, die ein befriedigendes Liebesleben schenkt. Wie das Federnsche Atmen konkret im Yoga aussieht, kann man beispielsweise hier nachlesen. Wer eine Orgontherapie möglichst effektiv konterkarieren will, sei dieses Einüben der orgastischen Impotenz wärmstens empfohlen!
Wie Reich in Die Massenpsychologie des Faschismus ausgeführt hat, geht diese Art von „Züchtigkeit“ immer mit „Züchtigung“ (= Faschismus) einher. Dazu ein Leserbrief eines ehemaligen Mitgliedes von Ravi Shankars Organisation Art of Living (AOL):
Ich war über zehn Jahre hinweg Trainer in der AOL und habe viel Zeit mit ihm [Sri Sri Ravi Shankar] verbracht. Jahre rang ich mit der Frage, ob das AOL ein Kult sei oder nicht. Schließlich tendierte ich dazu, das AOL als Kult zu betrachten. Einer der Hauptgründe, der mich zu diesem Schluß brachte, war die Unehrlichkeit, die den Organisationen zugrundeliegt.
Das AOL ist auf eine sehr grundlegende Art und Weise unredlich. Es stellt sich selbst öffentlich als eine wunderbar humanitäre, pädagogische Organisation dar, die spirituell orientiert ist, aber frei von den Dogmen und Regeln der Religionen. Sri Sri wird entsprechend als ein visionärer spiritueller und humanitärer Führer angesehen, der die Inspiration hinter den wunderbaren Hilfsprojekten ist, die das AOL auf der ganzen Welt durchführt. Sobald du jedoch in der AOL bist, wird eine ganz andere Lesart propagiert (aber es wird nie offen propagiert).
Diese Lesart läuft ungefähr darauf hinaus, daß Sri Sri eines der höchsten spirituellen Wesen auf Erden sei. Er sei in früheren Leben vermutlich Buddha, Jesus oder Krishna (oder alle drei) gewesen. Er sei ein vollkommen erleuchtetes Wesen, dem keine Fehler unterlaufen könnten. Wenn er einen Fehler zu machen scheint, ist es entweder eine Prüfung seiner Jünger oder es seien nur die geheimnisvollen Wege des Guru. Sri Sri weiß alles und seine Gnade kann alles erreichen. Alle Dinge sind möglich, wenn jemand nur an den Guru glaubt und voll und ganz seiner allgegenwärtigen Gnade offensteht. Er wird seine Jünger über das Meer der Täuschung zur Erleuchtung tragen. Ich erinnere mich, wie mir gesagt wurde, daß Buddha 50 von seinen Jüngern und Jesus nur 12 oder so erleuchtet habe, aber Sri Sri Hunderte erleuchten werde.
Unausgesprochenes Ziel des AOL ist es, den Menschen zu der Erkenntnis zu verhelfen, wie groß Sri Sri ist und den Glauben an ihn zu fördern. Es geht darum, sie in echte Jünger von Sri Sri zu verwandeln. Ich habe in meinen Jahren im AOL bemerkt, daß das Hauptziel der Hilfsprojekte darin besteht, Jünger, wahre Gläubige zu produzieren. Es reichte nicht, daß Sudarshan Kriya [d.h. Yoga-Atmung] oder Meditation erlernt wird oder daß irgendwie bei einem Hilfsprojekt geholfen wurde und daß es das war. Es gab immer eine sanfte (und wenn du DSN [ich komme darauf zurück, PN] machtest nicht so sanfte) Ermutigung dazu, daß die Leute echte Jünger wurden.
Ich dachte, daß diese Mythenbildung um Sri Sri nichts mit ihm zu tun hatte. Er selbst sagte nicht, daß er perfekt und ein Avatar Gottes sei. Es gehöre nur zu spirituellen Organisationen, ihre Gründer zu idealisieren. Ich glaube das nicht mehr. Wenn ich zurückblicke, sehe ich, daß Sri Sri reichlich Gelegenheit hatte, seine Vergöttlichung zu dämpfen, aber er tat es nie. Er kann einige bescheidene Aussagen tätigen wie: „Ich bin nicht anders als ihr. Ich bin genau wie ihr“, aber niemand hat ihm das wirklich abgekauft, weil die eigentliche Botschaft das genaue Gegenteil ist. Ich war mit ihm im gleichen Raum und sah, wie er Leute täuschte. Die Leute kamen zu ihm mit allen möglichen Problemen und Sri Sri schien auf magische Weise alles über ihre Probleme zu wissen. Derjenige war dann über Sri Sris Allwissenheit erstaunt. Sri Sri unterließ es dabei zu erwähnen, daß er über die Probleme dieser Person von jemand anderem unterrichtet worden war. Er ließ sie in dem Glauben, daß er allwissend sei.
Sri Sri ließ die Vergöttlichung zu und förderte sie auf subtile Weise. Er war darin sehr geschickt. Dieser Mythos vom Guru ist einer der Hauptgründe, warum ich glaube, daß das AOL eine Sekte und keine Religion ist. Religionen sind sehr offen hinsichtlich ihres Glaubenssystems. Das AOL hält sich sehr bedeckt. Das versteckte Glaubenssystem unterhalb der offiziellen Parteilinie ist nicht so offensichtlich und würde nie in ihren Marketing-Broschüren auftauchen. Du wirst nie in einem AOL-Grundkurs hören, daß Sri Sri der größte erleuchtete Meister aller Zeiten ist, daß der schnellste Weg zur Erleuchtung darin besteht, an ihn zu glauben, ihm zu dienen und ihm zu folgen, und daß du dich so glücklich schätzen kannst, auch nur von ihm gehört zu haben, geschweige denn von ihm zu lernen und ihm zu dienen. Wenn du diese Chance nicht nutzt und ihm nicht folgst, vertust du eine Möglichkeit, die sich dir nur selten in vielen, vielen Lebenszeiten bietet. Das ist, woran im inneren Kreis um ihn herum geglaubt wird.
Und so jemanden, der nach christlichem Verständnis nichts anderes als der Antichrist ist, präsentieren die scheiß Liberalen in der Evangelischen Kirche als eine Art Ersatz-Jesus! Der Abgesandte Satans thront in der Kirche des Herrn! Man schaue sich nur mal die seligen Gesichter der grenzdebilen Kirchentagbesucher an, wenn sie diese leere Witzfigur vergöttern!
„DSN“ steht für Divya Samaaj ka Nirmaan, ein Kurs zur Persönlichkeitsbildung, der alle Blockaden beseitigt. Das eigene Ego, der „Charakter“, wird zerstört und an seine Stelle das Ego von Sri Sri gesetzt!