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Nachfrage nach Nachrichtenbrief?

31. Dezember 2015

Das Konzept des Nachrichtenbriefs beruht auf einem bioenergetischen Rechenfehler. Deshalb kann der Nachrichtenbrief nie und nimmer einen „meßbaren“ positiven Effekt haben. (Zum „nie und nimmer“ gleich mehr!) Der Nachrichtenbrief war als Angebot geplant bzw. schälte sich dies sehr schnell als seine Rechtfertigung heraus, nachdem er aus einer Laune heraus ins Netz gestellt worden war: ein Angebot, dem langsam aber sicher eine immer weiter ansteigende Nachfrage zuwachsen sollte.

Dieses Ansinnen ist nicht nur vollständig gescheitert, sondern ohnehin von Grund auf falsch, denn rationale, lebenspositive Produkte sind stets eine Funktion der Nachfrage. Nehmen wir als Beispiel illegale Drogen. Hier erzeugt das Angebot die Nachfrage. Je mehr Drogen, desto höher die Nachfrage, auch wenn die Gegner der Prohibition das Gegenteil behaupten. Das Gegenbeispiel sind lebenswichtige Medikamente (sozusagen „legale Drogen“): erst ist die drängende Nachfrage da, der über kurz oder lang ein entsprechendes Angebot entgegenwächst. Oder wie Reich sich bei der Definition der Arbeitsdemokratie ausdrückt: „Da alle Arbeitsprozesse voneinander abhängen und miteinander organisch verflochten sind; da ferner die Konsumption [die Nachfrage] die Produktion [das Angebot] bestimmt, ist eine natürlich gewachsene und organisch funktionierende Organisation in der gesellschaftlichen Basis gegeben“ (Die Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 279).

Es besteht schlicht und ergreifend keinerlei Nachfrage nach Wilhelm Reich und der Orgonomie. Oder mit anderen Worten: es fehlen dem Nachrichtenbrief sämtliche arbeitsdemokratischen Grundlagen. Jeder kann sich selbst bei Suchmaschinen ein Bild davon machen, daß das einzige, was „in Sachen Wilhelm Reich“ zumindest marginal nachgefragt wird, neurotischer oder gar pestilenter (destruktiver) Unsinn ist wie „Orgonit“ oder irgendwelche zusammengemurksten „Körpertherapien“.

Was tun? Die Frage sollte sein, ob es irgendeinen Aspekt der Orgonomie gibt, der einer bisher unerfüllten Nachfrage entspricht bzw. einer Nachfrage, die sich in Zukunft abzeichnet!

Blickt man zurück auf Reichs Karriere in Wien, Berlin, Kopenhagen, Oslo und New York gab es eine Zeit, in der Reichs „Botschaft“ begierig aufgesogen wurde, so daß die Emotionelle Pest alle Kräfte aufbringen mußte, um das Lebendige unter Kontrolle zu halten. Nach Reichs Tod, d.h. seit Anfang der 1960er Jahre ist diese Nachfrage nach und nach weggebrochen und heute bei Null angelangt.

Was geschehen ist? Es kam zu einem der größten Umbrüche in der Menschheitsgeschichte: die Umwandlung von der autoritären zur antiautoritären Gesellschaft. Mit einigem Schrecken und großem Widerwillen hat Reich noch die Beatniks und den Rock’n Roll miterlebt, die den Ausbruch der Hölle angekündigt hatten. „Reichs Themen“ sind mittlerweile vollkommen uninteressant geworden: aus der Sexualnot wurde – „Sex“, ein Konsumgut wie jedes andere auch; aus der Befreiung des Kindes wurden – Fans von Miley Cyrus; aus der Orgonenergie wurde – der Dalai Lama. Es ist vollkommen abwegig in einer derartigen gesellschaftlichen Atmosphäre den Leuten mit „Wilhelm Reich“ auf die Pelle rücken zu wollen.

Das ist aber auch gleichzeitig eine ungeheure Chance für die Orgonomie, denn das antiautoritäre System steht unmittelbar vor dem Kollaps und – die Letzten werden die Ersten sein! Das ist auch der tiefere Grund für meine kompromißlose Ablehnung des „Reichianismus“. Ich kann mir kaum etwas Destruktiveres für die Orgonomie vorstellen, als sich dieser untergehenden Gesellschaft anzupassen. Das „Reichianische“ Gesindel, das ich in diesem Blog bis zum Erbrechen behandelt habe, erinnert mich fatal an die Psychoanalytiker Anfang der 1930er Jahre, die sich allen Ernstes an das nationalsozialistische Regime anpassen wollten. Was für ein Gesindel!

widerstand