Man muß vier Dinge über die Emotionelle Pest, die neurotische Destruktivität im menschlichen Zusammenleben, wissen:
- Die Emotionelle Pest ist ansteckend. Sie ist das Gerücht, das begierig aufgegriffen und eifrig weitergegeben wird.
- Die Emotionelle Pest bricht sofort in sich zusammen, wenn sie mit der Wahrheit konfrontiert wird. Sie kann nur im Verborgenen gedeihen und sich ausbreiten.
- Die Emotionelle Pest kann sich ungehindert ausbreiten, weil sie genau dies verhindert: sie erzeugt im Opfer ein Gefühl der Hilflosigkeit und der Verwirrung, so daß es vollständig immobilisiert wird und sich nicht wehren kann.
- Die Emotionelle Pest erzeugt diese Hilflosigkeit, weil sie verdrängte Konflikte reaktiviert, die auf unsere sexualverneinende Erziehung zurückgehen. Insbesondere macht man sich über das Opfer lustig, indem man es imitiert: „Du Spast!“, d.h. du sexuelles Schwein. Genau deshalb, wegen unserer Unsicherheit, ist die Emotionelle Pest ansteckend (Punkt 1).
Die sozialpsychologische Forschung legt nur immer Teilaspekte dieses Mechanismus bloß. Das neuste Beispiel ist eine Studie dreier Psychologen von der Lund-Universität in Schweden.
Sie untersuchten Grobheiten und Unhöflichkeiten am Arbeitsplatz. Es geht dabei um Dinge, die sich unterhalb dessen bewegen, was verboten ist, und um das Verletzen der Normen des gegenseitigen Respekts. Beispielsweise werden dem Opfer Informationen vorenthalten und es wird von der Zusammenarbeit ausgeschlossen, man „vergißt“ ihn zu Zusammenkünften einzuladen, man schmückt sich mit fremden (seinen!) Federn, verbreitet Gerüchte, etc. Ein derartiges Verhalten sei, so das Ergebnis der Forschung, ein Hauptgrund für Unzufriedenheit bei der Arbeit, außerdem würde es sich ausbreiten, wenn nichts gegen es unternommen wird.
Die Psychologen untersuchten Grobheiten, die in Mobbing münden könnten, die aber im Gegensatz zu diesem noch kaum untersucht worden seien. Die Projektleiterin Eva Torkelson: „Es geht tatsächlich um Verhalten, das nicht unter irgendeine Rechtsvorschrift fällt, das aber erhebliche Folgen haben und sich zu regelrechtem Mobbing entwickeln kann, wenn ihm nicht rechtzeitig Einhalt geboten wird.“
[youtube:https://www.youtube.com/watch?v=JUcS4DrExOo%5DDie Studie des Forschungsteams zeigt, daß die häufigste Grobheit das Imitieren des Verhaltens von Kollegen ist.
Insgesamt 75% der Befragten gaben an, Grobheiten mindestens ein bis zweimal im vergangenen Jahr ausgesetzt gewesen zu sein.
„Eine wichtige Erkenntnis aus unserer Studie ist, daß diejenigen, die sich am Arbeitsplatz grob verhalten, stärkere soziale Unterstützung erfahren, was wahrscheinlich bedingt, daß sie weniger Angst vor negativen Reaktionen auf ihr Verhalten von Seiten der Vorgesetzten und Kollegen haben“, sagt Martin Bäckström, Professor für Psychologie.
Da Menschen oft das Verhalten der anderen imitieren, besteht die Gefahr, daß Grobheit zu einem Teufelskreis wird mit erheblichen Folgen für die gesamte Arbeitsstätte. Vorangegangene Forschungen verweisen auf psychische Erkrankungen, reduzierte Arbeitszufriedenheit, Mitarbeiter, die weniger effizient arbeiten oder anderswo einen Jobs suchen, weniger Loyalität und mehr Konflikte.
Aber was kann getan werden, um unangemessenes Verhalten, das ein wenig uneindeutig ist und schwer an etwas festgemacht werden kann, anzugehen?
Eva Torkelson glaubt, daß die Lösung in der Ausbildung der Mitarbeiter und Führungskräfte liegt:
„Wenn Menschen der tatsächlichen Folgen von Grobheiten gewahr werden, öffnet es ihnen oft die Augen“, sagt sie. „Und natürlich wollen die meisten Menschen nicht dafür verantwortlich sein, daß sich die Lage am Arbeitsplatz verschlimmert.“















