[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]
Es ist immer dasselbe: das Individuum gegen die Gesellschaft. Kaum hat Stirner Feuerbachs Chimäre „der Mensch“ zerschlagen, kommt Marx und macht das Individuum zu einer bloßen Schnittstelle gesellschaftlicher Beziehungen oder es wird wie bei Nietzsche, Freud, Heidegger auf je eigene Weise Transformator letztendlich mystischer Kräfte. Ausnahmslos allen ist gemeinsam, daß sie dem Individuum nichts zutrauen. Das sieht man ganz praktisch an der Kindererziehung. Das Baby weiß sofort wo die Brustwarze der Mutter ist. Es ist ein Geben und Nehmen, wechselseitige Anregung, der Egoismus des Babys verzahnt sich eins zu eins mit dem Egoismus der Mutter, Bestärkung, wechselweise Verstärkung, organische Entwicklung aus sich selbst heraus. Der Stirnersche „Verein“ ist sofort da. Aber nein, diese natürliche „egoistische“ Entwicklung, die uns alle anderen Lebewesen vorleben, muß zerschlagen werden (das „irrationale Über-Ich“ muß errichtet werden), um dann im Nachhinein durch das ersetzt zu werden, was Reich als („altruistischen“) „Ersatzkontakt“ bezeichnet hat: Hegel, Feuerbach, Marx, Nietzsche, Freud, Heidegger mit ihren grandiosen Systemen versuchen das wildgewordene, irrational gewordene Individuum irgendwie wieder einzubinden. Eine elende Flickschusterei. Dann betrachte man, was LaMettrie, Stirner und Reich gemeinsam ist – die Aussage: „Leute, hört auf Kopfgeburten hinterherzulaufen, sondern geht von der Wirklichkeit aus.“ Platt ausgedrückt: aus jedem Neugeborenen folgt alles mit logischer Konsequenz. Es weiß, was es will und was es will, ist gut. Wie sollte es anders sein? Das Lebendige würde gar nicht existieren, wenn es nicht rational wäre! Und wenn die Umwelt entsprechend rational reagiert…
Warum diese Panik, dieser Haß, dieses Ausweichen, dieses ins Lächerliche ziehen bei den Reaktionen auf LSR? Weil Laska dem Ersatzkontakt, diesen ganzen Mummenschanz ein Ende setzt. Eine ganze Ersatzwelt droht zu kollabieren.
Bei LaMettrie ist es der Maschinenmensch (das heißt der von der Metaphysik, dem sinnlosen Schuldgefühl und der sinnlosen Scham befreite Mensch), bei Stirner der Eigner seiner selbst, der nicht mehr „besessen“ ist und bei Reich der ungepanzerte („über-ich-lose“) Mensch, der an die Stelle einer vollkommen verfehlten Art von Menschsein tritt. Einen größeren Fauxpas kann man sich gar nicht vorstellen. Imgrunde haben LaMettrie, Stirner und Reich gesagt: „Leute, das ist alles kontraproduktiver Blödsinn, was ihr hier veranstaltet.“
Und das Schlimme ist, daß sie für diese Botschaft nicht nur jeweils umgebracht wurden, sondern die Leute aus Panik noch eine Schicht an Blödsinnigkeit draufgelegt haben. Man denke nur an all das Unheil, das, als Reaktion auf LaMettrie, Rousseau in die Welt gesetzt hat (die Französische Revolution), als Reaktion auf Stirner letztendlich das 20. Jahrhundert (Marx und Nietzsche) und als Reaktion auf Reich die „sexuelle Revolution“ a la Genderfluidity etc. Das irrationale Über-Ich feiert heutzutage solche Triumphe, daß Leute sich sogar kastrieren, die Brüste abschneiden und hochgiftige Chemie in sich pumpen.
Das ist letztendlich der Riecher Laskas, der L und S und R gefunden hat. Ich weiß, es klingt verquer, aber es ist der Riecher, der das besagte Neugeborene vollautomatisch zur Brustwarze der Mutter führt.
















