Die Zukunft der Orgonomie ruht auf vier Pfeilern, von denen gegenwärtig alle vier brüchig, wenn überhaupt vorhanden sind:
- Orgontherapie: Ohne sie ist alles, was „innerhalb“ der Orgonomie getan wird, vom individuellen Charakterpanzer geprägt und damit kontraproduktiv. Konkret bedeutet dies, die Beiträge sind entweder mystisch oder mechanistisch entartet. Leider gibt es in Europa kaum Therapeuten.
- Orgonenergie-Akkumulator: Es ist eine der Tragödien der Orgonomie, daß beispielsweise in den 45 Jahren, in denen das Journal of Orgonomy erschienen ist, kein einziger Artikel über die therapeutische Anwendung des Orgonenergie-Akkumulators erscheinen konnte. Das geschah nicht nur aus Angst vor der FDA (der amerikanischen Bundesgesundheitsbehörde), sondern vor allem wegen der Befürchtung, aus der Arzthaftpflichtversicherung geworfen zu werden und damit die Approbation zu verlieren. Mit der Obama-Gesundheitsreform und der damit einhergehenden zusätzlichen Bürokratisierung kann die Situation nur noch schlimmer werden. Aus diesem Grund liegt die Zukunft der Orgonomie eher in Europa – solange das die EUdSSR noch zuläßt.
- Soziale Orgonomie: Ohne Studium und Handhabe der Emotionellen Pest ist die Orgonomie der Irrationalität der gepanzerten Menschen schutzlos ausgeliefert. Zu Reichs Zeiten waren es vor allem die konservativen Kräfte, die sich den Zielen der Orgonomie entgegenstellten (d.h. vor allem dem humanen Umgang mit Säuglingen, Kindern und Jugendlichen), heute sind es fast ausschließlich die sogenannten „progressiven“ Kräfte, die im Wege stehen. Beunruhigenderweise ist Europa in den letzten Jahrzehnten in einem Maße nach links gerückt, daß Ideologie alles bestimmt und Vernunft kaum noch eine Chance hat.
- Physikalische Grundlagenforschung: Hier gibt es zwei Probleme. Erstens erzwingt der gegenwärtige wissenschaftliche Standard einen derartigen Aufwand, daß eine Finanzierung zunehmend schwieriger wird. Ohne diese Anstrengung wäre orgonomische Forschung aber kaum mehr als Selbstvergewisserung. Zweitens ist die atmosphärische Orgonenergie seit Reichs Zeiten dermaßen geschädigt worden (ORANUR), daß die orgonotischen Phänomene immer schwerer dingfest zu machen sind. (Das energetische Absterben der Atmosphäre betrifft natürlich auch die drei ersten Punkte!)
Die Lage scheint ausweglos zu sein, doch das Schöne an der Orgonomie ist, daß jeder in jedem beliebigen Moment etwas Konstruktives tun kann. Man kann seine eigene Panzerung dadurch angehen, daß man sie zunächst einmal spürt. Man kann immer und überall die Orgonenergie beobachten. Man kann sich der Irrationalität in seiner Umgebung entgegenstellen. Und vor allem kann man sich bemühen, so funktionell wie nur irgend möglich zu leben. Liebe, Arbeit und Wissen sind die Grundlagen unseres Lebens, sie sollten es auch beherrschen!
Alles hängt von den „Massen“ ab – alles hängt von uns ab. Jeder Erwachsene trägt die Verantwortung für sein Leben und die Umstände, unter denen er lebt.
Die Orgontherapie ist so zentral wichtig, weil ohne Orgontherapie alles nichts ist! Deshalb erscheinen in der Zeitschrift für Orgonomie vorerst fast ausschließlich Texte zur Orgontherapie.
Betrachten wir dazu das Emblem der Zeitschrift. Historisch geht es auf die zu Reichs Lebzeiten von Elsworth F. Baker herausgegebene Zeitschrift Orgonomic Medicine zurück, deren Symbol eine Äskulapschlange war, die sich um das Symbol des orgonomischen Funktionalismus schlängelte (siehe hier). Als Baker diese Zeitschrift 1968 unter neuem Titel fortführte (The Journal of Orgonomy), gesellte sich zur Schlange, die die Medizin symbolisiert, der Blitz als Symbol der Physik. Die neue Zeitschrift sollte nämlich auch die von Reich herausgegebene Zeitschrift CORE ersetzen, in der es vor allem um Orgonbiophysik gegangen war. Insgesamt symbolisiert das Emblem der Zeitschrift für Orgonomie die drei Hauptbereiche der Orgonomie: Medizin (Schlange), Physik (Blitz) und Kosmologie (Spiralgalaxie).
Entsprechend wird die Orgonomie in den drei Bänden von Die Entdeckung des Orgons beschrieben: Bd. 1: Die Funktion des Orgasmus, Bd. 2: Der Krebs und der nie abgeschlossene dritte Band über die orgonomischen Funktionalismus, dessen geplanter Inhalt sich aus Äther, Gott und Teufel und Die kosmische Überlagerung in etwa erschließen läßt.
Nochmal: Warum ist dann die Orgontherapie so überproportional wichtig? Weil –, um mit Kant zu sprechen: „Die Welt erscheint nicht so, wie sie ist, sondern so, wie ich bin.“ Bin ich gepanzert, ist alles nichts! Oder anders gesagt: Es müssen in Deutschland erst eine „kritische Masse“ an Menschen eine Orgontherapie durchlaufen haben, ehe man sich sinnvoll mit etwas anderem als der orgonomischen Medizin beschäftigen kann!
Und hier geht es wirklich um die Orgontherapie, nicht irgendeine „Körperpsychotherapie“ oder eine vom American College of Orgonomy nicht autorisierte angebliche „Orgontherapie“!
In einem Kalender habe ich folgenden Spruch des Schweizer Jesuiten und Zen-Meisters Niklaus Brantschen gefunden: „Wie ich gehe, so geht es mir; wie ich stehe, so steht’s um mich; wie ich laufe, so laufen die Dinge bei mir.“ Kant wird hier sozusagen „verkörpert“. Im Kommentar wird auf alltägliche Sprüche verwiesen wie „Laß den Kopf nicht hängen!“, „mit stolzgeschwellter Brust“, „Trag die Nase nicht so hoch!“
Das bedeutet aber nicht, daß die Orgontherapie eine „Körpertherapie“ ist. Ganz im Gegenteil!
Reich hat seinem Mitarbeiter Myron Sharaf gesagt: „Es sollte möglich sein, Orgontherapie durchzuführen, ohne den Patienten zu berühren, nur mit Reden“ (z.n. Sean Haldane: Pulsation, London 2014, S. 199).
Und Baker hat geschrieben:
Manchmal kann man Gefühle freisetzen und manchmal läßt das Festhalten nach, wenn man dem Patienten beschreibt, was er ausdrückt oder was er tun möchte, oder wenn man ihm einen Spiegel vorhält oder durch verständnisvolle Worte und nicht durch direkte Bearbeitung der Muskeln. Ich habe oft das Gefühl gehabt, wenn man nur genug wüßte und aufmerksamer wahrnähme, könnte man die Therapie ganz und gar auf diese Weise durchführen. (Der Mensch in der Falle, München 1980, S. 91)
Noch etwas: Die Orgonomie wird in Deutschland nur eine Zukunft haben, wenn die Orgontherapie hier eine Zukunft hat. Mehr: die Orgonomie wird nur in Deutschland eine Zukunft haben. Oder anders ausgedrückt: hat Deutschland keine Zukunft, hat auch die Orgonomie keine Zukunft.
















