Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich sowas wie das folgende liebe, wie wohlig heimisch ich mich fühle:
Ich habe mich mein ganzes Leben mit der indischen Kultur auseinandergesetzt. Ich weiß von all den Schrecknissen, dem Yoga (unters Joch spannen – es ist ein und dasselbe indoarische Wort!), Karma, Kastensystem, arrangierte Ehen ohne Liebe etc. Ich weiß, daß Tyagaraja den obigen Kriti (entspricht vielleicht einer Sonate) komponiert hat – Tyagaraja: „König der Entsagung“. Trotz allem liebe ich Südindien, die karnatische Musik; Tyagaraja ist vielleicht mein Lieblingskomponist. – Aber ist das nicht alles geradezu der plastische Ausdruck all dessen, was das exakte Gegenteil der Orgasmustheorie ausmacht?
Nein! Und nochmals: NEIN! Diese verächtliche super-orgonomische Haltung, die alle „gepanzerte“ Kultur verächtlich vom Tisch wischt, ist vollkommen verpeilt und zutiefst – nihilistisch. Auch wenn man mißbräuchlich Reich zitiert, daß es bisher keine Kultur gab und es diese erst in Zukunft geben würde. Wer diese Haltung vertritt, sagt imgrunde nichts anderes als Michael Silvert, den ich neulich dahin zitiert habe, daß „gepanzerte“ Menschen keinen Sex haben dürften. Klingt irgendwie hyperorgonomisch, ist aber das diametrale Gegenteil der Orgonomie.
Es ist eine Art „orgonomischer Mystizismus“, der irgendwie ein „reines Land“, ein „Jenseits (der Panzerung)“ erwartet – also genau jene Haltung vertritt, die der „Superorgonom“ beispielweise den Hindus vorwirft. Niemals wird es eine „bessere“ Musik geben als das, was Bach, Mozart, Beethoven und – Tyagaraja uns hinterlassen haben. Egal wie sie selbst und die Kultur geartet sein mögen, deren Heroen sie sind. Es gibt kosmische Formgesetze, die sich durch solche Halbgötter manifestieren. Es wird niemals „bessere“ Musik geben als im obigen Video. (Warum ausgerechnet südindische Musik? Mal abgesehen von meinen persönlichen Vorlieben: Die europäische klassische Musik ist tot, ein Museum. Und sie wird vom Blatt abgelesen oder das Blatt wird memoriert, d.h. der Spieler ist immer angespannt, läuft buchstäblich den Vorgaben hinterher und die Vorführung ist frei von Inspiration, während indische Musiker stets, für den Europäer immer etwas irritierend, tiefenentspannt sind und ihre Musik zu 90% auf Improvisation beruht.)
Was wir anstreben, ist kein irgendwie ungreifbares Paradies in den Wolken bzw. eine Utopie auf Erden so schön, daß wir sie uns gar nicht ausmalen können. Was wir anstreben ist, daß die Menschen die Tiefe und Schönheit des Universums immer voller erfahren und sie realisieren, daß sie in einem Ozean leben, in den sie sich eintunen können, sofern sie sich nur wirklich entspannen und hingeben. Ansonsten verweise ich auf den gestrigen Blogeintrag über die kosmischen Ursprünge unserer Kultur.















