Ohne Kategorien könnten wir weder denken, noch überhaupt überleben. Ich muß Menschen, Tiere, Umstände in Sekundenbruchteilen einschätzen können, um nicht von einer Giftschlange gebissen oder bei Kopfjägern als präparierte Trophäe auf einem Schrein zu enden. Das Extrem dieses Denkens und Lebens ist der beschränkte Kleinbürger, der in einer vollkommen verstellten Welt aus vorgefaßten Meinungen und Vorurteilen lebt. Der Progressive rebelliert dagegen, doch erweist er sich schließlich als noch schlimmerer Spießer, wenn er etwa gegen die Stereotypen von „Mann“ und „Frau“ angeht, indem er aus Frauen Karikaturen von Männern macht („Kampflesben“) und aus Männern Karikaturen von Frauen („Drag Queens“) – und dergestalt die Stereotypen grotesk überzeichnet und verewigt. Er verheddert sich auch in Widersprüche, wenn er alles Böse dieser Welt der westlichen Kultur zuordnet, gleichzeitig aber Filme über die Antike, die Wikinger-Zeit, die frühe Neuzeit etc. mit Schwarzen in Führungspositionen bevölkert.
Tatsächlich geht es nicht darum mit abstrakte Kategorien zu hantieren, als wären das unverrückbare, ewig existierende Platonische Ideen, bzw. diese auf eine Weise infrage zu stellen, die nur zum beschriebenen selbstwidersprüchlichen Nonsens führen kann, sondern es gilt, diesen Mechano-Mystizismus hinter sich zu lassen und die Welt funktionell zu betrachten. Das bedeutet wirklichkeitsgemäß und so, daß die verwendeten Kategorien als Werkzeuge zur Bewältigung des Lebens taugen. Wie Reich gezeigt hat, eignet sich beipielsweise die Einteilung in Männer und Frauen nur bedingt, weil sie Ausfluß einer auf orgastischer Impotenz beruhenden Weltsicht ist. Die Hysterikerin und der phallische Narzißt sind pathologische Überzeichnungen natürlicher Anlagen und ihre „befreiende“ Übertragung auf das jeweils andere Geschlecht verschärft diese Pathologie nur. Aus Sicht der Orgasmustheorie sind Männer und Frauen identisch.
Ähnliches läßt sich über den Rassismus sagen. Statt die Geschichte zu fälschen und sich dabei in Widersprüche zu verstricken, die erst recht rassistisch sind, gilt es, ebenfalls frei nach Reich, die Menschen entwicklungsgeschichtlich auf Quallen und Protozoen zurückzuführen. In diesem Licht werden alle Unterschiede überstrahlt, ohne sie zu negieren! Auf emotionaler Ebene, d.h. im Bereich der Biophysik, sind alle Menschen absolut identisch. Nur unsere körperlichen (somatischen) und „geistigen“ (psychischen) Anlagen machen uns unterschiedlich.
















