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Menderes, Du bist mein Dschungelkönig!

31. Januar 2016

Ich bin ein Star, holt mich hier raus! 2011 schrieb ich über die damalige Folge:

Ich liebe diese Sendung. Die erste, die ich mir seit Monaten angeschaut habe, wenn ich denn die Gelegenheit dazu hatte. Sie ist so ungefähr das einzige Intelligente, was im Fernsehen zu sehen ist. Millionenmal besser als der Dreck, der uns als Hochkultur verkauft wird. Es ist die beste Erziehung für die Massen, die ich mir überhaupt vorstellen kann. Und zwar aus einem einzigen Grund: man lernt, daß es nichts bringt sich zu verstellen. Es ist vielmehr kontraproduktiv und fällt letztendlich auf einen selbst zurück.

Ansatzweise wird auch deutlich, wie Mobbing funktioniert. Sogar die Mechanismen der Emotionellen Pest zeichnen sich im Relief ab. Diesmal war der sensible und „merkwürdige“ („ein Depp“) Peer Kusmagk das Opfer. Wie das ganze im einzelnen abgelaufen ist, kann man im Boulevard nachlesen. (Auch das besser, als die widerlichen Ergüsse unserer „Intellektuellen“!) Ist es nicht schön, daß sich die Massen mit ihm identifizieren und nicht mit einem der blöden, vermeintlich „sozial kompetenten“ Arschlöcher, die ihn geschnitten und gemoppt haben?!

Was war sein Verbrechen? Während alle anderen auf ihre Außenwirkung und ihre Karriere bedacht waren, blieb Peer naiv, „unbedarft“. Während alle anderen über die tatsächlich sehr nervige und teilweise schlichtweg asoziale Sarah herzogen, blieb Peer objektiv und versuchte auch Sarahs Standpunkt nachzuvollziehen. Das erste zog ihm die Verachtung der Gruppe zu, das letztere deren Aggression. Geradezu klassisch für Mobbing war eine Szene, in der Mathieu und Indira sich auf herablassende Weise über Peer unterhielten in dessen Hörweite. So kann man Leben vernichten!

Obwohl so etwas hunderttausendfach in diesem Land geschieht, bleibt es doch immer verborgen. Jeder weiß davon, doch niemand will es wahrhaben. Diese Sendung wirft Licht auf die alltägliche Sauerei.

Peer ist einfach der beste im Dschungel 🙂 Am Anfang war mir das ganze total egal, aber jetzt freue ich mich schon in der Schule darauf wieder Dschungelcamp zu schauen und ich hab Angst, dass er raus fliegt. Die anderen sind einfach alle nur falsch, lästern über ihn und machen ihn schlecht. Die können doch gar nicht wissen, was in ihm vor ging. Und wenn er weint muss man fast schon mit weinen. Das macht ihn nur sympathischer ::-)

Ganz genau.!! Leute, die sich über weinende Männer lustig machen sind einfach niveaulos. Er steht zu seinen Gefühlen, er ist ECHT, er spielt keinem was vor, & wenn alle auf eine Person rumkacken, & er glaubt, dass nur DIESE Person Recht haben könnte, dann schenkt er diesem einzelnen Menschen Unterstützung. In diesem Moment ist ihm es egal, wenn er dann auch gegen die Gruppe läuft. Er ist eben KEIN Mitläufer & hat sehr wohl viel Rückgrat, was Jay, Thomas, Indira, Katy & Mathieu nicht haben. -__-

Soweit 2011. Fünf Jahre später habe ich, soweit wie möglich, die Sendung erneut verfolgt. Sie war langweilig, da mittlerweile jeder begriffen hat, daß man in solchen Situationen, wo man seiner Würde beraubt und dabei ständig videoüberwacht wird, schon verloren hat, wenn man etwas spielt, was man nicht ist. Praktisch in jeder Folge kommentiert einer der Stars nach einigen Tagen über seine Mitstreiter: „Die Fassade fällt, der Charakter zeigt sich!“ Oder wie jetzt Menderes, der neue Dschungelkönig, am Ende sagte: „Ich habe gelernt, daß man sich nicht verstellen, sondern man selbst sein soll.“

Die Tusse hat es ins Finale geschafft, die auf den ersten Blick die Verliererin schlechthin zu sein schien: Sophia Wollersheim, mit ihren grotesken Silikontitten, dem blondierten Haar, dem Botox-Gesicht, den überlagen Fingernägeln und einem Gesamtbild, das der Karikatur einer geistig minderbemittelten Friseuse entsprach. Tatsächlich gewann sie ganz am Anfang alle Herzen, als sie auf Nachfrage erklärte, daß sie früher in der Schule gemoppt worden sei, sich ihrer dicklichen Figur und ihres kleinen Busens geschämt hatte, daß sie mit ihrem Auftreten, dem Botox und dem ganzen „Plastik“ ihre tiefsitzende Unsicherheit kaschiere; freimütig davon erzählte, wie sie über My Space jede Menge Promis angeschrieben hatte, aber der Zuhälter Wollersheim der einzige war, der geantwortet hatte und daß sie ihn nach wenigen Monaten geheiratet habe, um nicht für eine seiner Nutten gehalten zu werden. Sie war im Camp dazu prädestiniert das Opfer zu sein, wie einst der „Porno-Star“ Dolly Buster, die nach wenigen Tagen fliehen mußte, weil sie die Verachtung und das Mobbing nicht mehr ertrug. Sophia entging diesem Schicksal, indem sie die Emotionelle Pest durch etwas entwaffnete, was Reich wie folgt angeraten hatte:

Wenn nötig, enthülle offen deine Schwachpunkte, sogar deine Geheimnisse. Die Menschen werden verstehen. („Truth Versus Modju“, Orgone Energy Bulletin, Vol. 4, 1952, S. 162-170)

Der Ex-Fußballprofi Thorsten Legart, der es ebenfalls ins Finale schaffte und Dritter wurde, erzählte freimütig von seiner traumatischen Kindheit, in der der alkoholkranke und gewalttätige Vater die Familie tyrannisierte und seinen eigenen Sohn, nämlich Thorsten Legart, mißbrauchte. Und schließlich die von allen verachtete „Witzfigur“ Menderes Bağcı, der, wie er freimütig zugab, mit 31 noch nie eine Frau geküßt, geschweige denn mit ihr geschlafen hat.

Peer Kusmagk hat damals in seinem ersten Interview als Dschungelkönig die wichtigste Lektion verraten, die er in der RTL-Show gelernt hat: „Wenn man seinem Herzen folgt, dann kann einem eigentlich nichts passieren.“

Joey, Du bist mein Dschungelkönig!

28. Januar 2013

Joey ist heute mein Dschungelkönig wie es vor zwei Jahren Peer war.

Wieder hat derjenige Ich bin ein Star – Holt mich hier raus gewonnen, der als einziger frei von der Emotionellen Pest ist. Oder wie die Kommentare in den einschlägigen Foren lauten:

  • Im Dschungel hat er sich als einziger fair und anständig benommen.
  • Glückwunsch lieber Joey, Du bist liebenswert, natürlich und keine angeschminkte Kunstfigur.
  • So ein natürlicher Jüngling, unverdorben und so naiv. Ja, man merkt eben, die Menschheit ist hier bei uns in Germanien noch richtig normal- – bei dem freundlichen Ergebnis für Joey.
  • Joey ist ein würdiger Sieger. Er war der einzige, welcher im Dschungel ehrlich und anständig den anderen gegenüber blieb. Der Intrigenstadl hat verloren und das ist gut so.
  • Joey kam mir vor wie vom anderen Stern. Herzlich, kindhaft direkt, neugierig, für sein Alter erstaunlich naiv.
  • Ich freue mich für Joey, dem ich es von Folge zu Folge immer mehr gegönnt habe. Er ist ein feiner Kerl der sich gibt wie er nun mal ist. Wo andere sich vor lauter Depressionen in den Keller begeben, weil sie im Leben nicht den Großen stand halten können, stand er seinen Mann! Er ist dankbar über jede kleine Freundlichkeit und hat ein riesengroßes Herz.

Auf die Frage an einen Holocaust-Überlebenden, was er aus seiner Zeit in Sobibor, das sonst so gut wie niemand überlebte, gelernt hat, antwortete er, daß er nur eins mitgenommen habe: in Extremsituationen zeigen Menschen ihren wahren Charakter.

Irgendwann bricht die Maske weg, wenn man (ohnehin schon pleite und vor dem Nichts stehend) mit wildfremden Leuten zwei Wochen unter offenem Himmel und Dauerbeobachtung schlafen muß, sich nur von Reis und Bohnen ernährt – und vielleicht sogar von Maden, Kakerlaken und Känguruh-Hoden.

Die meisten verzweifeln an der Menschheit, wenn sie diese „menschenverachtende“ Sendung sehen. Solche Leute haben nie unfreiwillig (!) ein Bundeswehrmanöver im Februar mitgemacht, wo man sich fast die Zehen abfriert, mitten in der Nacht bei der Wache im Nirgendwo von einem bizarr leise daher rasenden Leopard um Haaresbreite zermanscht wird, etc. pp. – Ich jedenfalls schöpfe aus dieser Sendung immer wieder Hoffnung, weil regelmäßig jene zum Dschungelkönig gewählt werden, die fast frei von der Emotionellen Pest sind.

Joeys 19jähriger Körper ist von Narben übersät, die ihm sein psychopathischer Vater, der unbedingt eine Tochter haben wollte, in nicht enden wollenden Prügelorgien während der Kindheit zugefügt hatte. Mit 14 rauchte er sich mit Marijuana und Crack den Verstand weg, bis er schließlich unmittelbar vor dem Selbstmord stand, nachdem er einfach nicht mehr tiefer sinken konnte. Seine Bildung tendiert gegen Null, sein IQ liegt wohl eher bei 75 als 85. Er ist schlichtweg dumm und hat das Gemüt eines Erstklässlers. Aber er ist so, wie oben beschrieben und genau deshalb wurde er zum Dschungelkönig gewählt.

Besonders anrührend ist die Liebesgeschichte mit seiner Freundin. Er war der einzige, der sich aller Anzüglichkeiten enthalten hat. Eine wirklich in jeder Hinsicht reine Seele.

Mag sein, daß die beiden Fragen, die sich stellen, zusammengehören:

  • Warum ist die Welt wie sie ist, wenn die weitaus meisten Menschen nicht auf die Emotionelle Pest hereinfallen, sondern zum stotternden Naivling „Billy Budd“ halten?
  • Wie können Menschen, die in ihrer Kindheit durch die Hölle gegangen sind, so verhältnismäßig gesund sein, während andere, die nie Probleme hatten, intrigante Seelenkrüppel sind?

Die Emotionelle Pest ist sozusagen ein, for lack of a better term, „Punktphänomen“. Gesellschaftlich ist sie dünn gesät, fast inexistent, bis ein Modju wie John Claggert auftaucht, um den herum sich die Pest kristallisiert. Der einzige Schutz ist, diese „Infektionsquellen“ rechtzeitig auszumachen und zu isolieren, „zu sequestrieren“.

Im Dschungelcamp, wirklich die einzige Sendung im deutschen Fernsehen die man sich anschauen sollte, gelingt genau das, weil sich hier niemand verstellen kann. Über kurz oder lang stellt sich hier jeder Pestkranke bloß und wird prompt aus der Horde ausgestoßen.

Ähnlich sieht es auch im Inneren der Menschen aus. Man kann die Emotionelle Pest sozusagen ignorieren. Es gibt Kinder, bei denen die schlimmsten Mißhandlungen, wenn man so will, „bei einem Ohr rein und beim anderen wieder rausgehen“. Es ist, als wenn „das Böse“ sich in ihrem Organismus nicht festsetzen kann.

Wie kann das sein? Warum ist es bei den einen so, bei den anderen – anders?

Jeder, der eine fachgerechte Orgontherapie am eigenen Leib erfahren hat, weiß, daß es immer einen Rest von „Willensfreiheit“ gibt. Das macht Orgontherapie, bei der sich wirklich alles nur um einen einzigen Faktor dreht: die MOTIVATION, erst möglich! Es geht nicht um „Körperübungen“, „Muskelquetschen“ und ausgefeilte charakteranalytische Interventionen, sondern darum in Kontakt mit der eigenen Kontaktlosigkeit zu kommen. Letztendlich ist man es immer selbst, der die Muskeln verspannt.

Deshalb, weil sie spontan diesen Rest an Selbstbestimmung wahrgenommen haben, bleiben Menschen wie Joey Menschen, während irgendwelche verwöhnten Ziegen eben das bleiben – blöde Ziegen.

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