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Nachtrag zu „Neo-Psychoanalyse“

28. August 2016

Manche Kritiker Reichs bemängeln, daß Reich in alter Freudscher Tradition dermaßen auf die Sexualität fixiert war, daß er das, frei nach Viktor Frankl, entscheidende Element seelischer Gesundheit ganz unter den Tisch fallen ließ: die Sinnhaftigkeit. Jemand, der keinen Sinn in seiner Existenz sieht und keine Motivation hat, muß psychisch kollabieren, während ein zölibatär lebender Mensch, der diese Voraussetzung erfüllt, wie etwa der Papst, bis zuletzt glücklich und zufrieden sein kann.

Gut. Schauen wir uns dazu folgende grundlegende Funktionsgleichung an:

Lustangstschmerz7

Reich ging es darum die chronische ängstliche Kontraktion des Neurotikers (Sympathikotonie) aufzubrechen und eine von lustvoller Expansion bestimmte Existenz herzustellen. Diese leichte Parasympathikotonie ist der Normalzustand jedes Tieres und sollte auch bei uns vorherrschen.

Die Frage ist, wie man dort hinkommt. Die Antwort ist denkbar naheliegend: indem man lernt, die Angst zu ertragen (sich dem Leben stellt) und so nach und nach die Kontraktion überwindet. Die entscheidende Voraussetzung dazu ist ebenfalls offensichtlich: Motivation. Und die Motivation beruht auf der Aussicht auf zukünftige Lust.

Mystiker und etwa auch Kommunisten, die sich für den Wahn einer abstrakten „besseren Zukunft“ aufopfern, leben von dieser Hoffnung zukünftiger Lust. Sie sind bereit, dafür buchstäblich Hunderte von Millionen Menschen zu opfern! Dabei schwätzen sie von „Moral“ und davon, daß die Sexualität „nicht so wichtig“ ist!