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Arbeitsdemokratie, Emotionelle Pest und Sozialismus (Teil 33)

13. März 2021

Um zu verstehen, was gerade jetzt, in diesem Augenblick, im weltumspannenden kapitalistischen System geschieht, nehme man Reichs Gedicht „Der Sauger“ aus Christusmord:

Ich bin reich wie die schwarze, fette Erde. Ich nähre alles, was da saugt. Der Sauger weiß nicht, was er bekommt. Jedoch: Die gute alte Erde hat sich nicht aufgelehnt, als sie das Land verwüsteten, den Boden zerfraßen und alle Bäume schlugen im Wald. Als der Boden zerstört war, war das Land mit Sand bedeckt. Sie gaben dem Land nichts zurück. (…) Sie hatten nicht Augen zu sehen, noch Hände zu fühlen; keinen Sinn, die Anmut zu leben. Sie verwüsteten bloß das Land, und Mutter Erde lehnte sich nicht auf, und schüttelte das Gesindel nicht ab. Sie bedeckte sich nur mit Gram dort wo die Meute gehaust. (…) Sie hatten keine Seelen: Sie gaben um zu nehmen – sie lernten um zu kassieren – sie verehrten um zu gewinnen – nie griffen sie aus in den Raum, weder mit Armen, noch Herz oder Hirn. Die Sehnsucht war nicht mehr in ihrer Brust, es sei denn: ZU NEHMEN. Ihre Lippen konnten nicht küssen. Ihr Lächeln war erstarrtes Gegrins. (…) (Freiburg, S. 107f)

…und vergleiche es mit dem Lied von Bob Dylan „All Along the Watchtower“ von 1967 in freier, sinngebender Übersetzung:

„Irgendwie muß es hier doch einen Weg raus geben“, sagte der Hofnarr zum Dieb. „Es gibt zu viel Verwirrung. Ich finde keinen Trost. Geschäftsleute trinken meinen Wein. Agrarier pflügen meine Erde um. Von ihnen weiß ausnahmslos keiner, was das alles Wert ist.“ „Kein Grund sich aufzuregen“, erwiderte der Dieb freundlich. „Es sind hier so viele unter uns, die glauben, das Leben wäre nichts als ein Scherz. Aber du und ich, wir haben das hinter uns gelassen. Das ist nicht unser Schicksal. Also laß uns nun kein falsch Zeugnis ablegen. Es ist spät geworden.“ Im Wachturm hielten die Magnaten rundum alles im Blick. Während all die Hostessen kamen und gingen, auch die kleinen barfüßigen Diener. Weit draußen in der Kälte fauchte eine Wildkatze. Zwei Reiter kamen näher und der Wind fing an zu heulen.

Explizit von Dylan anerkannt, erhielt das Lied ein Jahr später seinen endgültigen emotionalen, d.h. apokalyptischen Ausdruck in der Version von Jimi Hendrix:

In der Offenbarung Johannes treten zwei geheimnisvolle „Zeugen“ auf, denen Gott den Durchblick gewährt. Bei Dylan sind es die beiden gesellschaftlichen Außenseiter, die die Machenschaften der Herren der gefallenen Welt durchschauen: der Narr, der Zugang zum Hofe hatte, und der Dieb, der sich diesen Zugang verschafft hatte und deshalb einiges dem Hofnarren voraus hat. Aus ihnen werden „apokalyptische Reiter“, die den Sturm ankündigen, der den Untergang des Ausbeuter- oder besser gesagt des „Aussaugsystems“ bringen wird.

Ein Lied, jedenfalls ein gutes, hat viele Schichten und ist nie ganz zu entschlüsseln. Vor einigen Jahren hatte ich hier folgendes geschrieben: Es geht darum, daß die beiden, die alle Werte erschaffen, der Denker und Erfinder (der „Joker“) und der Arbeiter (der „Thief“) die Faxen endgültig dicke haben und im Verbund mit der geschundenen Natur gegen die „Prinzen“ (in Amerika bedeutet das „die Superreichen“), die sich auf den Aussichtstürmen („watchtower“) ihrer Burgen verschanzt haben und ängstlich zum Horizont blicken, zum Endkampf anmarschieren. Das ganze mit deutlichen Anklängen an die Rolle der Forts in den Indianerkriegen. Viele halten das Leben für einen Witz, aber wir beide, mein Freund, wissen es besser – schreiten wir zur Tat, es ist sehr spät. ES IST SEHR SPÄT!

Warum stehen Superreiche links?

12. September 2017

Linke haben durchaus recht: Kapitalismus und schwarzer Faschismus gehören zusammen. Die, die Wirtschaftsimperien aufgebaut haben und dabei ungeheure Kämpfe bestehen mußten, stehen, wie etwa Murdock oder Trump, politisch meist eher rechts. Ihr Leben dreht sich um Konkurrenz, Dominanz (auch im körperlichen Auftreten), das Recht des Stärkeren und eine gewisse Hemdsärmlichkeit. Der Prototyp der letzteren Haltung war etwa Hanns Martin Schleyer, der bekannt dafür war, daß er abends in ganz normale Kneipen gehen konnte und dort perfekt zu den Arbeitern und Angestellten paßte. Trump, der buchstäblich wie ein Sonnenkönig lebt, kam in Amerika bei der Arbeiterklasse so gut an, nicht etwa wegen irgendeiner „Hetze“, wie uns verrückte Pseudointellektuelle gerne weißmachen wollen, sondern weil seine soziopolitische Charakterstruktur („muskuläre Abwehr“ nach Elsworth F. Baker) perfekt mit der des durchschnittlichen US-Werktätigen harmonierte. Man kann sich kaum einen linken Politiker, etwa Obama, vorstellen, daß dieser wie Trump in die Niederungen des Wrestling abgestiegen wäre und dort „sadistische“ Späßchen gemacht hätte, wie Trump es tat. Linke, mit ihrer „intellektuellen Abwehr“, winden sich vor Ekel. Heimlich ekeln sie sich vor Arbeitern und allgemein vor „dem Volk“.

Anders ist es mit der Charakterstruktur der Kinder dieser Milliardäre und ganz allgemein mit der des seit langem etablierten Geldadels bestellt. Sie brauchten keinen Tag in ihrem Leben um irgendetwas kämpfen, mußten nie ums Überleben ringen, sind praktisch im „Kommunismus“ aufgewachsen. Entsprechend entwickelten sie eine intellektuelle Abwehr. Sie hassen Konkurrenz, – imgrunde hassen sie den Kapitalismus, und „derbe Menschen“, d.h. Menschen mit einer muskulären Abwehr; diese sind für sie der Horror, kaum mehr als Tiere.

Wirtschaftliche Interessen von Monopolunternehmen wie Amazon oder Google und die Formung durch eine das Intellektuelle überbetonende Umwelt („Silicon-Valley-Millionäre“) spielen natürlich eine Rolle neben dem oben beschrienen Mechanismus, der selten gesehen wird und ohne Orgonomie ohnehin nicht richtig eingeordnet werden kann. Hinzu kommt, daß der schwarze Faschismus (muskuläre Abwehr, bei der die Fassade der zynischen Durchsetzung der sekundären Schicht dient) und der rote Faschismus (intellektuelle Abwehr, bei der die Fassade vorgibt gegen die sekundäre Schicht vorzugehen, um diese um so besser durchzusetzen) einen gemeinsamen Berührungspunkt in der Emotionellen Pest haben. Siehe den Anfangssatz dieses Blogeintrags.