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Orgonkultur (Teil 2)

17. Mai 2022

Was ist Kunst? In unserer mechanistischen Kultur führen solche Fragen zu ermüdenden intellektuellen Verrenkungen, die nirgendwo hinführen bzw. darin enden, daß wirklich jeder entartete Scheißdreck als „Kunst“ anerkannt wird, solange nur genug sogenannte „Kunstexperten“ behaupten, es sei Kunst.

Natürlich kann man nicht einfach sagen, daß Kunst das ist, „was gefällt“. Resultat wäre die Sanktionierung all der Scheußlichkeiten, die uns die Trivial-„Kultur“ schenkt. Doch es gibt etwas jenseits der Beliebigkeiten des Intellekts und oberflächlicher Gefühlsseligkeit: die Erstrahlung der Orgonenergie im Solar plexus.

Am besten hat das vielleicht Ernst Bloch, der zur Zeit der Weimarer Republik in Berlin Musikkritiken schrieb, ausgedrückt, als er über eine Fidelio-Aufführung unter dem Dirigenten Otto Klemperer sagte: „Nirgends brennen wir genauer.“ Er meinte damit ein Maximum an künstlerischer Expression unter einer genauso großen sachlichen künstlerischen Kontrolle. Klemperer selbst berief sich danach immer wieder auf den Ausspruch des Philosophen.

In der Kunst geht es weder darum, „animalisch“ seine Emotionen auszudrücken, noch wie ein Computer irgendwelche abstrakten Konzepte zu verwirklichen, sondern um die höchste Potenz unseres Menschseins: ein genauso extremes wie präzises „Brennen“.

Man spürt dieses Brennen in den Werken Michelangelos und jedes anderen großen Künstlers. Es ist gleichzeitig ein emotionaler und ein intellektueller Genuß. Es ist nicht nur ein Genuß; wir wachsen an dieser Kunst. Sie macht uns „fruchtbarer“, wie Nietzsche sich ausgedrückt hat. Sie bringt uns in Kontakt mit unserem rationalen Kern.

Kunst, die uns von unserem rationalen Kern wegführt, unser Menschsein mindert, ist das Gegenteil von Kunst. Sie hat mit Kunst ungefähr so viel zu tun wie ein koprophiler Sadomasoporno mit der genitalen Umarmung.

2006 leitete der mexikanische Aktionskünstler Santiago Sierra, dessen Generalthema „soziale Ungerechtigkeit“ ist, tödliches Kohlenmonoxid in eine ehemalige Synagoge in Pulheim-Stommeln bei Köln. Damit wollte der „Künstler“ die Gewißheit des individuellen Todes vermitteln und gegen die Banalisierung der Erinnerung an den Holocaust arbeiten.

Ein typisches Beispiel für das Ausleben der Sekundären Schicht, d.h. faschistischer Phantasien, – im Namen von Humanität und Aufklärung. Miguel Freund von der „Christlich-Jüdischen Gemeinschaft“ in Köln sagte dazu damals im WDR-Fernsehen: „Es ist eine Schändung derjenigen, um die Herr Sierra meint, sich kümmern zu müssen. Er spielt sich zum Sachwalter auf der Opfer. Dies steht ihm nicht zu. Diese Provokation ist einfach nicht hinnehmbar.“

Zum „Schaffen“ von Herrn Sierra gehört eine Aktion, bei der er kubanischen Arbeitslosen Linien auf den Rücken tätowierte. Ein Roter Faschist lebt sich aus!

Und nun zur Beschäftigung derartiger Leute mit dem Orgon selbst. Etwa das „Kunst“-Projekt des Hörspiel-Autors Andreas Ammer und des Musikers Console:

Am Ende glaubte Wilhelm Reich ein Abkömmling einer himmlischen Rasse zu sein. Da hatte er alle Probleme der Menschheit gelöst. Als Psychiater hat er als Erfinder der „Sexuellen Revolution“ die ganze Menschheit befreit, später als eine Art „Mad Scientist“ das Rätsel des Lebens, die Orgonenergie entdeckt, mit der man nach seiner Ansicht Krebs heilen, Regen machen und UFOs bekriegen kann.

Das ganze am 2. Oktober 2009 auf Bayern 2. Auf der Netzseite wurde ein Orgonenergie-Akkumulator gezeigt – aus lebensenergetisch hochtoxischem Aluminium!

Have You Ever Heard Of Wilhelm Reich? funktioniert wie ein Musical des Weltgeists oder ein akustischer Orgon-Accumulator“ und ist auch im Buchhandel erhältlich.

Erinnert sei auch an die große Wilhelm-Reich-Ausstellung 2007 im Jüdischen Museum Wien, an der sowohl das Wilhelm-Reich-Museum in Rangeley, Maine, als auch das American College of Orgonomy teilgenommen haben. Hier der Kommentar des Wilhelm-Reich-Museums zu einer „Kunstausstellung“ in einem kleinen Raum neben den Räumlichkeiten, in denen Wilhelm Reich präsentiert wurde:

Gleich zu Beginn wurde uns eröffnet, daß es die Ausstellung eines „Künstlers“ über Reich geben würde, worauf wir sofort unsere ernsten Bedenken anführten, die auf vorangegangenen Erfahrungen mit Künstlern basierten. Aber der Inhalt wurde uns nie zur Kenntnis gebracht und es war noch nicht installiert, als der Vertreter des [Wilhelm Reich] Trust am 9. November 2007 im Jüdischen Museum Wien war, um das Auspacken unserer beiden Kisten mit Ausstellungsstücken zu beaufsichtigen.

Die Ausstellung des „Künstlers“ ist mit „Eine Reise mit Herrn Reich und Oz Almog [der Künstler] durch die Tore der Hölle“ betitelt und beinhaltet die folgenden Behauptungen: „Phänomene, die heute als ‘Elektrosmog’ bezeichnet werden, brachten den exzentrischen Wissenschaftler dazu, an die Existenz von ‘Orgon’ zu glauben.“ „Glaube und Inspiration, nicht strenge Methodik, führten Reich in immer bizarrere Gebiete und führten schließlich zu einem Energiekonverter und einer Wettermaschine, die als ‘Cloud Buster’ bezeichnet wird.“ „Die Erben Reichs bilden heute eine fanatische und häufig esoterisch inspirierte Anhängerschaft.“ „Geisterforscher Reich…“ „…Schöpfer eines pseudowissenschaftlichen Disneyland.“

Hier diverse Künstler, die sich dem dem Reichschen Werk angenommen haben:

https://www.youtube.com/watch?v=x9csRK6PYT0%5D

https://www.youtube.com/watch?v=SfN-0XTmor4%5D

https://www.youtube.com/watch?v=9YnRmW4wnuo%5D

Kommentare erübrigen sich!

Im Staatlichen Museum für Kunst und Design in Nürnberg „neuesmuseum“ lief 2006 die Ausstellung Kunst als Kommentar. Im Faltblatt zur Ausstellung und auf dem Plakat sieht man ein orgonakkumulator-artiges Gebilde, mit dem der moderne „Künstler“ Martin Kippenberger seine Gemälde auflädt.

In einer für Menschen begehbaren Kiste (dem so genannten Orgonakkumulator) wurden Versuche gemacht, Orgonenergie aufzuladen und zu entladen bzw. Energieabfuhr zu ermöglichen. Funktional wurde diese Entladung mit sexueller Erregung und Gewitter verglichen.

Eine Nachbemerkung zu „Die Geschichte des AMERICAN COLLEGE OF ORGONOMY“

23. März 2019

Die Geschichte des AMERICAN COLLEGE OF ORGONOMY

Zu den mittlerweile Dutzenden von Orgonomen, die seit Reichs Tod aufgetaucht sind und wieder in die Vergessenheit zurückgesunken sind, ist zweierlei zu sagen:

1. Es gibt heute zwei Empfänger des „Wilhelm Reich Award“, der höchstens einmal in einer Generation vergeben wird: Elsworth F. Baker und Charles Konia. Beide haben bei ihren Dankesreden erklärt, warum sie sie erhalten haben: schlicht und ergreifend, weil sie noch da waren. Andere mögen es vehement bestreiten, doch von Reichs Schülern war Baker der einzige, der Kurs gehalten hat. Das gleiche trifft auf Konia zu, der als einziger von Bakers Schülern aus den 1950er und 1960er Jahren bei der Stange geblieben war.

Ganz anders ist das bei Reich selbst: Er hat praktisch jährlich Positionen aufgegeben, die er vorher noch vehement als „unumstößlich“ verfochten hatte. Schließlich war er der Pionier, der das ganze Feld erst erschlossen hat. Es macht keinerlei Sinn die, die später dieses Feld beackert haben, mit ihm zu vergleichen.

2. Was ist im einzelnen mit den anderen Orgonomen passiert? Sie haben sich auf ihre Privatpraxen als Orgontherapeuten zurückgezogen, die Orgonomie ganz hinter sich gelassen oder sie sind in Sekten und die „Spiritualität“ abgedriftet. Das ist aber ihr Privatproblem, das imgrunde niemanden etwas angeht. Sie waren Psychiater, die auf Reich gestoßen waren (wie andere auf Frankl, Adler, Jung, etc.) und sich eine Zeitlang mit seiner Arbeit identifiziert haben. Was sie davor, danach und nebenbei getan haben, hat uns nicht zu interessieren. Es hat etwas zutiefst Pathologisches, diesen Leuten hinterher zu schnüffeln. (Insbesondere ist das bei Patienten virulent. Ödipus ick hör dir trapsen!)

Hingegen gibt es in Reichs Leben (und damit automatisch auch im Leben seines Umfeldes) keinerlei Bereiche, die ausgeklammert werden dürfen. Selbst vertraulichste Liebesbriefe mit intimsten Details sollte man veröffentlichen. Die übrigen Orgonomen kann man mit Malern im klassischen Sinne vergleichen: ihre Werke sind das einzig bedeutsame, sie selbst sind imgrunde uninteressant. Reich war demhingegen ein „Gesamtkunstwerk“, sozusagen ein „Aktionskünstler“. Er selbst und das Werk, das er geschaffen hat, sind nicht voneinander zu scheiden. Die Orgonomen danach hingegen sind als Personen nur für ihre Familien, Kollegen und Freunde von irgendeinem Interesse. Sie zu behandeln, als seien sie sozusagen „Wilhelm Reiche“ ist objektiv betrachtet ein Kategorienfehler und menschlich betrachtet geradezu ekelhaft. Man schnüffelt nicht im Leben anderer Menschen herum!