Posts Tagged ‘Bedenkenträger’

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 50)

18. Februar 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Es geht im Kern um die allgemeine Kontaktlosigkeit: die Menschen haben kein Verhältnis zu ihren wirklichen Bedürfnissen, was sich dann bruchlos auf die Gesellschaft überträgt, die jede Orientierung verloren hat – und diese Kontaktlosigkeit in ihren Kindern reproduziert.

Der größte Skandal bei all dem, der fieseste Ausdruck dieser Kontaktlosigkeit, ist, daß jeder nachplappert, es gäbe keine Lösung und alles wäre ohnehin viel zu komplex, um es überhaupt ansatzweise zu verstehen. Verdammt, jeder weiß, was falsch läuft.

Ich kann wirklich nicht sagen, ob der Konservative letztendlich doch „L-Stirner-R“ a la Carl Schmitt bannen will. Im Moment finde ich einfach gut, wie harmonisch er mit Reich harmoniert. Zum Beispiel forderte Konrad Adam eine vierte, eine „konzeptive“ Gewalt: eine Kammer, ein Senat, der aus Wissenschaftlern gebildet wird und wo einzig und allein Fachkenntnisse zählen. In Bayern hat man in den 1990er Jahren eine solche Kammer beseitigt. Sie mag ein schlechter Witz gewesen sein, aber man hätte was draus machen können. Stattdessen liefert man diesen Staat vollständig dem Politikantentum aus. Wohin das führt, haben die lobotomierten Grünen Spitzenpolitiker gezeigt, die zum Scheißen zu dumm sind!

Adam lamentierte ständig, „daß der fundamentale Mangel der deutschen Innenpolitik nicht im Unwissen über das besteht, was zu tun wäre, sondern in der Abneigung oder der Unfähigkeit, das Erkannte auch zu tun. Man weiß ganz gut, was verändert werden müßte, hält sich jedoch zurück und wartet ab, weil eine Mehrheit von Bedenkenträgern und Besitzstandswahrern aufbegehren könnte“ (Konrad Adam: Für die Kinder haften die Eltern, Weinheim: Beltz, 1996, S. 7f). Leider weiß er nicht, daß das allgemeine intuitive Wissen eine Funktion des Kernes ist, während entsprechend Reichs Dreischichten-Modell „die Abneigung oder der Unfähigkeit, das Erkannte auch zu tun“ eine Funktion der Mittleren Schicht, d.h. der Charakterpanzerung ist. Daß das ganze also kein moralisches, sondern ein biophysisches Problem ist.

Alles, was man tun kann, ist das Spiel des Charakterpanzers (die Aufspaltung und Verwirrung der einheitlichen Kernimpulse) nicht mitspielen, sondern klar und auf den Punkt das aussprechen, was Sache ist. Mit der Hoffnung, daß eines Tages doch noch „das Lebendige“ triumphiert. Zu blöd, daß Konservative wie Adam nicht die orgonomischen Hintergründe ihres Tuns kennen. – Das, den Kern unverzerrt an die Oberfläche zu bringen, ist Aufklärung aus orgonomischer Sicht.

Die Machtquelle der Emotionellen Pest

19. Januar 2016

Die Gesellschaft wird von einem Gegensatz bestimmt, der alles durchdringt, seit es die Panzerung des Menschentiers gibt:

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Man braucht sich nur umschauen, um zu sehen, daß die Emotionelle Pest die bestimmende Macht ist, etwa in der Kindererziehung oder in den Medien. Was macht den Einfluß der Emotionellen Pest so überaus stark? Sie wird, so Reich, „viel schneller absorbiert als das rationale Verhalten“ (Reich: Children of the Future, S. 51). Sie fällt auf fruchtbaren Boden, während das Lebendige sozusagen abperlt. Reich führt das auf die zwei Faktoren zurück, die das Leben in der Falle beherrschen: das Sitzen (Mechanismus) und der Traum von einem besseren Leben (Mystizismus).

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Natürliche Lebensprozesse provozieren in einem solchen Ausmaß die tiefsten Sehnsüchte, daß diese unerträglich werden, weil sie nicht erfüllt werden können. Die Art und Weise der Pest bietet einen Ausweg aus diesem Dilemma. Sie bietet ein Ideal, auf das man sich ausrichten kann, ohne tatsächlich seine Lebensweise ändern zu müssen. Somit ist es möglich in der Misere sitzen zu bleiben, während sich die Seele im grellen Licht der hohen Ideale wärmt (…). (ebd., S. 73f)

Um populär zu bleiben ersetzen „demokratische“ Politiker konkretes Handeln, das die Menschen immer aus ihrer Bequemlichkeit herausreißen wird, durch nichtssagende Worthülsen, die ein gutes Gefühl erzeugen. Währenddessen fährt das Staatswesen wie eine monströse Dampfmaschine immer weiter in den Morast. Die Zustände werden schließlich so unhaltbar, daß es zu einer Polarisierung der Gesellschaft kommt; statt wirklich etwas zu verändern, folgt man den mystischen Träumereien linker oder rechter Ideologen, die nichts mit der Lebenswirklichkeit zu tun haben und nur weiteren Schaden anrichten. – Das ist der Ablauf des Geschehens im gegenwärtigen Deutschland.

Die Emotionelle Pest lebt von der Angst der Menschen vor wirklichen, organisch erfolgenden Veränderungen, bei der ein Schritt folgerichtig dem vorangegangenen folgt, bei der die Orgonenergie ins Fließen kommt. Stattdessen bleibt man unbeweglich sitzen oder gibt sich mystischen Träumen hin, die begleitet werden von mechanischen, „elektrischen“ Zuckungen: die religiöse Ekstase, die von „Einpeitschern“ hervorgerufen wird. Die Pest sagt dir, daß man „sowieso nichts machen kann“ oder daß mit einem Gewaltstreich alle Probleme gelöst werden können. Arbeit und die ihr inhärente organische Entwicklung ist entweder zu anstrengend oder zu langweilig für die Pest.

Man denke ans Tanzen: es ist einfach auf seinem Sitzfleisch zu verharren oder wild und ungelenk herum zu hüpfen, aber zu anstrengend und zu erregend, Gesellschaftstanz zu lernen, dieses Fest der Genitalität.

Wenn der Arbeitsprozeß expansiv weit in die Umwelt ausgreifen will, dann ist die Pest der „Bedenkenträger“ und drückt auf die Bremse. Umgekehrt, wenn der Arbeitsprozeß Konzentration, die Arbeit am Detail und Konsolidierung verlangt, fordert die Pest eine ausgreifenden Expansion. Beispielsweise sollen Produkte vermarktet werden, bevor sie ausgereift sind. Das tut sie, weil sie Angst vor Akkumulation, Kontraktion, Spannungsaufbau hat und den entsprechenden energetischen Prozessen. Das ganze gemahnt an die Panik, „die energetische Flucht nach vorne“, des an Ejaculatio praecox erkrankten oder der Hysterikerin.

Was die Pest will, und was sie derartig attraktiv macht, ist, daß alles beim Alten bleibt, daß man sitzen bleiben kann und sich allenfalls mit mystischen Träumereien die Zeit vertreibt. Wirkliche Bewegung, die Bewegung der Orgonenergie, das Risiko, das Ungewisse, DAS LEBEN, bleibt einem erspart – deshalb triumphiert die Pest.